Krebs bedeutet nicht nur Leben oder Tod
Der Hamburger Host und Moderator Ralf Leitner führte durch das gut einstündige Format, bei dem sich gegen Ende Zuhörerinnen und Zuhörer mit Fragen und eigenen Erfahrungen in die bewegte Diskussion einbrachten. "Das war natürlich ein riesiger Schock. Aber ich habe mir schon sehr bald nach der Diagnose gedacht: Ich bin nicht die Person, die in drei Jahren nicht mehr hier ist", berichtete Verena. "Ich werde jetzt alles tun, dass es weitergeht." Besonders geholfen habe ihr in den ersten Monaten der Sport, obwohl mancher Arzt ihr zunächst von körperlichem Training abgeraten habe. Sie vertraute dabei auf ihr Bauchgefühl – das könne sie jedem Betroffenen nur raten.
Sie habe sich nach der Schockdiagnose neu kennengelernt, findet Verena. "Der Krebs war ein Weckruf. Ich sehe ihn als Chance, das Leben und mich zu entdecken – und ja, auch Dankbarkeit zu entwickeln." Immer schon sei sie sehr diszipliniert gewesen, so die 38-Jährige. Heute aber ginge sie nachsichtiger um mit sich selbst: Die Vorzeigesportlerin erlaubt sich mehr Ruhephasen, nimmt den Fuß öfter vom Gas und hört stärker auf ihren eigenen Körper. Dass Menschen mit Krebs aber keinesfalls weniger leistungsfähig sind, bestätigte eine Zuhörerin, die 2013 selbst erkrankte: "Das Stigma Krebs muss weg. Man kann als Krebspatientin genauso viel leisten wie gesunde Menschen." Auch Achim reagierte beeindruckt, als Verena sich von ihrer Krankheit so gar nicht unterkriegen ließ: "Sie hat sogar angefangen, Gesangsunterricht zu nehmen. Alles an ihr ist nach vorne gerichtet. Diese Entwicklung ist für mich so unfassbar."
Nach der Diagnose stellte Verena auch ihre Ernährung um, ernährt sich heute zu 80 Prozent pflanzlich. Von Askese halte sie aber nichts. Auch mal ein Stück Fleisch oder ein Glas Wein gönnt sie sich, denn: "Genuss macht für mich ein Stück Lebensqualität aus." An vielen Stellen des Gesprächs vermittelten Achim und Verena den Zuhörerinnen und Zuhörern: Das Leben mit dem Krebs kann auch ein gutes Leben sein – womöglich eines mit weniger prognostizierter Quantität. Dafür eines, das in anderer Hinsicht wertvoller und reicher sein kann. So beschreibt das Paar ihre Erfahrungen auch in ihrem Buch, dem "Krebs-Kompass".