Die Praxisklinik Herz und Gefäße Dresden und die IKK classic haben ihren Versorgungsvertrag um eine innovative telemedizinische Leistung erweitert. Die pulmonalarterielle Druckmessung bei Patienten mit schwerer Herzinsuffizienz kann im Rahmen einer Studie jetzt für Versicherte der IKK classic mittels Telemedizin erfolgen. Das neue Verfahren wird aktuell in einer vom Gemeinsamen Bundesausschuss (G-BA) initiierten Studie erprobt und ist noch nicht Teil der gesetzlichen Regelversorgung. Die Studie läuft voraussichtlich bis 2024. Die Dresdner Praxisklinik Herz und Gefäße ist neben stationären Einrichtungen bundesweit die einzige Praxisklinik, die an der Studie teilnimmt.
Herzinsuffizienz, auch als Herzschwäche bekannt, gilt in Deutschland als dritthäufigste Todesursache. Betroffene Patienten müssen dauerhaft überwacht werden. Vor allem der in der Lungenschlagader herrschende Blutdruck (Pulmonalarteriendruck) ist ein erstes Indiz für gefährliche Veränderungen. Bisher können diese Druckwerte jedoch nur mit einem operativen Eingriff mittels Herzkatheter gemessen werden. Das nur millimetergroße CardioMEMS-Implantat von Abbott Vascular ermöglicht eine dauerhafte, für den Patienten schonende Kontrolle. Der Sensor wird in der Lungenarterie in einer minimalinvasiven Operation dauerhaft platziert und misst den Blutdruck in der Lungenschlagader. Ein Auslesegerät in einem Kissen, auf das sich der Patient täglich für ungefähr 20 Sekunden legt, liest die Werte aus und leitet sie über das Internet direkt und sicher an die Praxisklinik Herz und Gefäße weiter. Die übertragenen Messwerte werden regelmäßig von einer geschulten Herzinsuffizienz-Pflegefachkraft und im Bedarfsfall zusätzlich vom Arzt überprüft, so dass die Therapie schnell angepasst werden kann.
„Ich bin überzeugt, dass sich das System in der Studie bewähren wird“, sagt Prof. Dr. med. Stefan G. Spitzer, Ärztlicher Leiter Invasive Rhythmologie der Praxisklinik Herz und Gefäße. Sollten sich die erwarteten positiven Ergebnisse bestätigen, werden die getesteten Prozesse in die Regelversorgung aufgenommen. „Der Nutzen für Patienten wäre enorm. Wir hätten bisher nicht zugängliche Informationen.“ Durch die kontinuierliche Überwachung ließe sich ein Druckanstieg in der Pulmonalarterie meist schon Wochen vor eine drohende Komplikation erkennen, erläutert der Herzspezialist. Mit der neuen Technik könne man schneller als bisher und für die Patienten schonender medikamentös eingreifen - lange bevor es zu schwerwiegenden, lebensbedrohlichen Ereignissen kommt.
„Die Studie untersucht auf höchster Qualitätsstufe ein innovatives, sektorenübergreifendes Versorgungskonzept“, so Sven Hutt, Landesgeschäftsführer der IKK classic in Sachsen. „Das CardioMEMS HF-System zeigt, welche Chancen Telemedizin für verbesserte Therapie- und Behandlungsmöglichkeiten auch bei schweren Krankheiten eröffnen kann.“
Mehr Informationen zur Deutschland-Studie hier .
Hintergrund
Erste Studien in den USA, Deutschland, Irland und den Niederlanden haben gezeigt, dass das gerätebasierte Telemonitoring mit dem CardioMEMS™ HF System die Prognose von Herzinsuffizienzpatienten erheblich verbessert. Die von der Würzburger Kardiologin Christiane Angermann geleitete MEMS-HF-Studie ergab zum Beispiel eine Reduzierung der Hospitalisierungsrate nach der Implantation des Sensors im Vergleich zum Jahr vorher um mehr als 60 Prozent.
Die Praxisklinik Herz und Gefäße ist eine 1992 gegründete fachübergreifende Gemeinschaftspraxis, in der 26 Ärzte und 150 nichtärztliche Mitarbeiter in den Fachgebieten Kardio-logie, Angiologie, radiologische Diagnostik und Nuklearmedizin an verschiedenen Standorten in Dresden tätig sind. Die Praxisklinik versorgt pro Jahr insgesamt rund 45.000 Patienten.
Die IKK classic ist mit mehr als drei Millionen Versicherten das führende Unternehmen der handwerklichen Krankenversicherung und eine der großen Krankenkassen in Deutschland. In Sachsen betreut die IKK classic über 418.000 Versicherte.