IKK classic gegen Stigmatisierung von Angststörungen

Frank Hippler, Vorstandsvorsitzender der IKK classic, setzt sich in einem Meinungsbeitrag für die Entstigmatisierung dieser Erkrankung ein. Erfahren Sie, warum es so wichtig ist, Vorurteile abzubauen und Verständnis zu fördern.

Haben Sie in Ihrem Freundes-, Bekannten- oder Kollegenkreis jemanden mit einer Angststörung? Die Wahrscheinlichkeit ist hoch. Denn in Deutschland leiden rund 21 Prozent der weiblichen Bevölkerung im Alter von 18 bis 79 Jahren innerhalb eines Jahres an einer Angststörung, bei den Männern sind es etwa 9 Prozent.

Frauen sind also mindestens doppelt so häufig von der psychischen Erkrankung betroffen. Die meisten erkranken dabei erst im Laufe ihres Lebens an einer Angststörung, die Ursachen sind vielfältig: genetische Veranlagung, Lebensstil, Schlafmangel, aber auch belastende Lebensereignisse wie der Tod einer nahestehenden Person oder Erfahrungen mit Vorurteilen und Diskriminierung. Jede und jeder von uns könnte also eines Tages von einer Angststörung betroffen sein.

Angst und Angststörungen werden in unserer Gesellschaft immer offener besprochen – und das ist gut so. Dennoch scheuen sich Betroffene mit einer Angststörung noch zu oft davor, über ihre Erkrankung zu sprechen oder sich behandeln zu lassen – aus Scham, aus Angst vor Ablehnung, Ausgrenzung, Stigmatisierung oder Diskriminierung. „Verrückt“, „labil“ oder „unberechenbar“ sind nur einige der typischen negativen Zuschreibungen und Vorurteile, mit denen sich psychisch Kranke ungerechtfertigt konfrontiert sehen.

Und solche Vorurteile machen krank. Das haben wir bereits mit unserer Studie „Vorurteile und Diskriminierung machen krank“ belegt: Knapp 60 Prozent der Befragten waren schon einmal selbst Vorurteilen ausgesetzt oder haben Diskriminierung erlebt. Und das kann sich auch auf die körperliche und seelische Gesundheit auswirken: Neben Langzeitfolgen wie Selbstzweifel oder Unzufriedenheit fühlen sich Diskriminierte auch allgemein weniger gesund und leiden häufiger an Krankheiten, 70 Prozent der stark Diskriminierten beispielsweise an Schlafstörungen.

Diskriminierung stellt ein Problem auf verschiedenen Ebenen in unserer Gesellschaft dar, wie auch unser Report „Gesundheit in Zahlen 2022“ zeigt: Laut Umfrage findet Diskriminierung vor allem in den Bereichen Arbeit, Schule, Bildungseinrichtungen und Behörden statt, teilweise aber auch im Gesundheitswesen. Diskriminierung, etwa durch Vorurteile, kann wiederum eine Angststörung auslösen. Werden Betroffene weiter diskriminiert, steigert sich meist auch die Angst. Betroffene mit Angststörung befinden sich in einem Teufelskreis.

Der Zusammenhang zwischen einem offenen Umgang mit Angststörungen und der geistigen und körperlichen Gesundheit von Betroffenen liegt also auf der Hand. Angststörungen und andere psychische Erkrankungen wie Depressionen sind keine Schwächen, sondern ernst zu nehmende Krankheiten wie Diabetes oder Asthma. Es bedarf mehr gesellschaftlicher Akzeptanz von Angststörungen, mehr Toleranz und Empathie gegenüber Betroffenen, damit diese ermutigt werden, ohne Scham über ihre Erkrankung zu sprechen und sich die benötigte Hilfe zu holen. Daher setzen wir uns als Krankenkasse nicht nur gegen Vorurteile, Diskriminierung und einen wertschätzenden Umgang miteinander ein, sondern auch für eine Entstigmatisierung von Angststörungen. Unter anderem, indem wir auf dieses noch recht stiefmütterlich behandelte Thema aufmerksam machen, darüber aufklären und die Öffentlichkeit dafür sensibilisieren.

Eine besondere Rolle spielen soziale Medien. Zum einen sind sie ein Ort, an dem tagtäglich Hass, Hetze und Diskriminierung stattfinden. Laut Forschungen können soziale Medien jedoch auch ein wichtiger Ort der Hilfe und Entstigmatisierung sein. Sie bieten Betroffenen die Möglichkeit, sich (auch anonym) mit anderen auszutauschen, hilfreiche Tipps zur Bewältigung zu teilen und dadurch mehr gesellschaftliche Akzeptanz zu erreichen. Mittlerweile werden soziale Medien auch von immer mehr Kliniken und Verbänden im Mental-Health-Bereich wie etwa von der Anti-Stigma-Initiative „Aktionsbündnis Seelische Gesundheit“ genutzt, um über ihre Arbeit zu sprechen, aufzuklären und zur Entstigmatisierung von psychischen Erkrankungen und Psychotherapie beizutragen.

Aus diesem Grund nutzen auch wir als Krankenkasse unsere Social-Media-Kanäle, um mit betroffenen Protagonistinnen und Protagonisten Tabu-Themen wie Diskriminierung, Angststörungen und Vorurteile zu enttabuisieren und so einen Beitrag zur Aufklärung zu leisten. Beispielsweise erläutert Psychologin Nesibe in unseren Instagram-Reels, wie man betroffenen Angehörigen oder Freunden mit einer Angststörung helfen und selbst mit der Situation am besten umgehen kann. In einem Video auf unserem YouTube-Kanal erklärt sie die Unterschiede zwischen Angst und Angststörung.

Wir als IKK classic werden weiterhin einen Beitrag zur Entstigmatisierung von Angststörungen leisten. Ich ermutige auch Sie, mit Betroffenen offen zu reden, andere für das Thema zu sensibilisieren und so Vorurteile aus dem Weg zu räumen. Denn in diesem Falle gilt: Reden ist Gold.

Betroffene Versicherte mit einer Angststörung unterstützt die IKK classic beispielsweise mit Hilfen bei der Therapeutensuche und wir übernehmen die Kosten für qualitätsgeprüfte digitale Gesundheitsanwendungen. Außerdem bieten wir mit einem besonderen Versorgungsangebot unseres Vertragspartners Veovita Gesundheit GmbH das multimediale Programm „valecura plus“. Es ist speziell auf die Bedürfnisse von Menschen mit psychischen Belastungen wie Depressionen oder Ängsten zugeschnitten.

Auch auf politischer Ebene sind wir aktiv und setzen uns aktuell insbesondere dafür ein, dass bereits im Rahmen der geplanten Krankenhausreform sehr viel stärker die ambulante Versorgung mitgedacht werden muss. Nur wenn ambulante und stationäre Behandlungen stärker vernetzt werden, kann unseres Erachtens die Versorgung psychisch Erkrankter deutlich verbessert werden.

Langfristig wollen wir aber das Problem auch an der Wurzel packen und nicht nur die Symptome, sondern insbesondere die Ursachen bekämpfen: Vorurteile und Diskriminierung – mit all ihren Auswirkungen auf die Gesundheit – in der Gesellschaft reduzieren und darüber aufklären.

Vielen Dank!

Ansprechpartner
Juliane Mentz
Juliane Mentz
Pressesprecherin
Viktoria Durnberger
Viktoria Durnberger
Stv. Pressesprecherin

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