Statistik mit Tesabändern geklebt

Gesundheit in Zahlen: Diversität, Digitalisierung, Fachkräftemangel

Wie erleben Versicherte das Gesundheitswesen in Deutschland? Wie gut fühlen sich Menschen mit Migrationshintergrund von unserem Gesundheitswesen betreut? Und wie werden digitale Angebote wie Video-Sprechstunden oder medizinische Apps angenommen? Antworten bieten die Umfrageergebnisse und Daten in unserer aktuellen Ausgabe von „Gesundheit in Zahlen“ – diesmal unter dem Leitbegriff „Vielfalt“.

Bereits zum sechsten Mal veröffentlicht die IKK classic in Zusammenarbeit mit dem Wirtschaftsmagazin Brand Eins und dem Marktforschungsunternehmen Statista den Report “Gesundheit in Zahlen”. Die 6. Ausgabe der „Gesundheit in Zahlen“ steht unter dem Leitbegriff „Vielfalt“, ein Thema, das der IKK classic besonders wichtig ist.

Im ersten Teil unseres Gesundheitsreports finden Sie eine exklusive Umfrage: Wir haben mehr als 1500 Menschen zwischen 18 und 75 Jahren in Deutschland befragt, wie sie das deutsche Gesundheitssystem wahrnehmen, wie sie Diversität und Diskriminierung erleben und ob sie sich gut informiert, behandelt und versorgt fühlen.

Außerdem finden Sie in dem Report eine kuratierte Zusammenstellung von interessanten Fakten und Zahlen rund um das Gesundheitswesen, mit den thematischen Schwerpunkten Diversität, Digitalisierung und Fachkräftemangel.

Schwerpunkte: Diversität, Digitalisierung, Fachkräftemangel

Wir leben in einer Gesellschaft, die bunter ist als je zuvor – und die doch nur sehr schwer mit Verschiedenartigkeit zurechtkommt. Aussehen, Sprache, Geschlecht, Herkunft, Alter, Glaube, Religion, alles kann von anderen anders betrachtet, falsch verstanden, kritisiert und diskrimi­niert werden. Als gesetzliche Krankenkasse hat die IKK classic die Ambition, allen Menschen ein gesundes Leben zu ermöglichen. Wertschätzung und ein Umgang auf Augenhöhe liegen uns besonders am Herzen.

Gemeinsam mit dem rheingold Institut haben wir die Studie „Vorurteile machen krank“ veröffentlicht, die zum ersten Mal repräsentativ nachweist, welche gesundheitlichen Folgen selbst moderate Diskriminierungserfahrungen für die Betroffenen haben können. Seitdem machen wir uns stark für mehr Haltung und Vielfalt in der Gesellschaft und wollen das Thema Diversität auch in unserem Gesundheitsreport weiter vertiefen. Beispielsweise im Hinblick auf Gendermedizin, Diversität am Arbeitsplatz oder die Diskriminierung im Gesundheitswesen. 

Aber auch die Digitalisierung im Gesundheitswesen steht im Fokus der aktuellen Ausgabe. Ein Thema, das in der modernen Gesellschaft präsenter ist denn je. So zeigen die Zahlen in unserem Report, dass Ärztinnen und Ärzte digitale Angebote wie Video-Sprechstunden oder Online-Rezeptbestellungen aufgrund des Umstellungaufwands und wegen Sicherheitslücken noch als großes Hindernis sehen. Die Mehrheit der befragten Patientinnen und Patienten ist jedoch offen für digitale Angebote und würde diese gern vermehrt nutzen. 

Ein weiteres Schwerpunktthema der aktuellen Ausgabe ist der Fachkräftemangel im Gesundheitswesen: In den vergangenen Jahren ist hier ein deutlicher Schwund an jungen Ärztinnen und Ärzten und auch an Pflegepersonal zu verzeichnen. Gründe dafür sind zum einen die niedrige Entlohnung, aber auch ein erhöhter Bedarf aufgrund des demografischen Wandels und der höheren Lebenserwartung. Aufgrund dieses Fachkräftemangels ist die Zahl an medizinischen Fachkräften mit Migrationshintergrund immens gestiegen.

Gesundheit in Zahlen

Die Schwerpunktthemen der sechsten Ausgabe von “Gesundheit in Zahlen” sind Diversität, Digitalisierung und Fachkräftemangel im Gesundheitswesen. Im Report finden Sie dazu spannende Zahlen, Informationen und Grafiken.

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Diversität

Ein zentrales Merkmal moderner Gesellschaften ist die zunehmende Differenzierung. Es herrscht einerseits Konsens darüber, dass die dabei entstehende Vielfalt der Kulturen, Lebensstile und Weltanschauungen wünschenswert und bereichernd ist, andererseits werden aber immer mehr Menschen aus Teilbereichen der Gesellschaft ausgeschlossen. Auch Diskriminierung und Rassismus spielen dabei eine wichtige Rolle.

Wie die aktuellen Zahlen im Report zeigen, ist das Thema Diversität heutzutage sehr präsent – sowohl im Arbeitsumfeld, als auch im Bildungs- und Gesundheitswesen. So haben 47 Prozent der Befragten schon einmal etwas von dem Begriff "Diversität" gehört, aber nur 29 Prozent haben sich bereits damit auseinandergesetzt – der Großteil davon junge Menschen im Alter zwischen 18 und 39 Jahren. Vor allem ältere Menschen zwischen 50 und 75 Jahren geben an, dem Begriff noch nie begegnet zu sein (26 Prozent). Dabei empfindet etwa die Hälfte aller Befragten (54 Prozent) das Thema Diversität als sehr präsentes Thema in den Medien. Ein Großteil ist jedoch der Meinung, dass Vielfalt in vielen Bereichen wie etwa im Gesundheitswesen oder am Arbeitsplatz noch nicht ausreichend beachtet wird. (Quelle: Gesundheit in Zahlen 2022, Umfrage, S. 12) 

Handlungsbedarf im Hinblick auf Diversität scheint es den Umfrageergebnissen zufolge vor allem im Arbeitsumfeld zu geben: Nur 9 Prozent der Befragten gaben an, dass ihr Arbeitgeber Maßnahmen geplant hat, um Diversität zu fördern, lediglich 11 Prozent bestätigten, dass das Thema Diversität vom Arbeitgeber thematisiert wird. (Quelle: Gesundheit in Zahlen 2022, Umfrage, S. 12) 

Infografik "bewusst, aber nicht beachtet"
“Wir leben in einer Gesellschaft, die bunter ist als je zuvor – und die doch nur sehr schwer mit Verschiedenartigkeit zurechtkommt. Das bringt uns gesellschaftlich um eine Reihe von Chancen – und ist für jeden einzelnen Menschen schädlich.”
Frank Hippler, Vorstand IKK classic

Diskriminierung und Rassismus

Diskriminierung stellt ein Problem auf verschiedenen Ebenen dar, wie der Report zeigt. 54,8 Prozent der Befragten stimmen zu, dass es in Deutschland Rassismus gibt. Knapp 40 Prozent haben in der Öffentlichkeit aufgrund sexueller Orientierung oder der Geschlechtsidentität bereits Diskriminierung erfahren. Diskriminierung wird laut Umfrage vor allem in den Bereichen Arbeit, Schule, Bildungseinrichtungen und Behörden erlebt, teilweise aber auch im Gesundheitswesen. (Quelle: Gesundheit in Zahlen 2022, Gesundheitszustand, S. 94)

So geben etwa 24 Prozent der Befragten mit Migrationshintergrund an, dass sie am Arbeitsplatz Diskriminierung erfahren haben, 18 Prozent mit Migrationshintergrund wurden im Gesundheitswesen diskriminiert. 61 Prozent aller Befragten sind der Meinung, dass der Staat mehr gegen Diskriminierung im Gesundheitssystem tun sollte. (Quelle: Gesundheit in Zahlen 2022, Umfrage, S. 13)

 

Infografik "spezifische Wahrnehmung"

Inklusion

Menschen mit Behinderungen machen einen wichtigen Teil unserer Gesellschaft aus. Dennoch sehen sie sich heute immer noch mit Beeinträchtigungen im Alltag oder mit Vorurteilen und Diskriminierung konfrontiert. Es ist an der Zeit für mehr Menschlichkeit – denn Menschen mit Behinderungen gehören nicht an den Rand der Gesellschaft.

Laut Statistischem Bundesamt leben in Deutschland 7,8 Millionen Menschen mit Schwerbehinderungen, sieben Millionen davon aufgrund einer allgemeinen Erkrankung – eine Behinderung kann also jeden treffen. Umso mehr muss für Inklusion getan werden. (Quelle: Gesundheit in Zahlen 2022, Gesundheitszustand, S. 92)

Viele Menschen mit Behinderung werden im Alltag von Barrieren beeinträchtigt: 30 Prozent sehen Stufen und Treppen im öffentlichen Raum als Hindernis an, andere werden durch schlechte Straßenbeläge oder schwierige Formulare im Alltag eingeschränkt. (Quelle: Gesundheit in Zahlen 2022, Gesundheitszustand, S. 93)

Im Hinblick auf die Beschäftigung von Menschen mit Behinderungen auf dem Arbeitsmarkt ist in Deutschland seit 2013 jedoch ein deutlicher Anstieg zu verzeichnen. Die Zahlen sprechen auch dafür, dass immer mehr Unternehmen die Digitalisierung als Chance sehen, um Menschen mit Behinderung bei der Arbeit zu integrieren und zu unterstützen. 33,5 Prozent der befragten Unternehmen gaben außerdem an, dass sie bei der Einführung neuer Software die Barrierefreiheit beachten. (Quelle: Gesundheit in Zahlen 2022, Digital Health, S. 34)

Infografik "beeinträchtigt"
Marie und ihr Schwager Furkan
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Alltagshelden: Leben mit einem Chromosom mehr

Wie Integration im Alltag funktionieren kann, zeigen beispielsweise die 20-jährige Marie und ihr Schwager Furkan. Leben mit einem Chromosom mehr – na und? Das sympathische Duo verbringt jedes zweite Wochenende miteinander. Sie machen Ausflüge, treiben Sport, Singen zusammen und drehen Tiktok-Videos auf ihrem Social-Media-Kanal „MariesWeekends“.

Gendermedizin und Gleichstellung der Geschlechter

Der Report beleuchtet außerdem das Thema der geschlechterspezifischen Medizin. Denn Diversität ist überall ein Thema – außer in der Alltagsmedizin. Dort behandelt man vornehmlich den geschlechtslosen Normpatienten. Dabei ist längst belegt: Frauen und Männer sind anders krank und werden anders gesund. So werden beispielsweise die Symptome eines Herzinfarkts bei Frauen häufig nicht oder zu spät erkannt, da sie sich von denen bei Männern unterscheiden. Männer wiederum leben durchschnittlich fünf Jahre weniger als Frauen – die geringere Lebenserwartung liegt vor allem an ihrem Lebensstil.

Das weibliche Geschlecht wird in der Medizin erst seit wenigen Jahren systematisch berücksichtigt. Dabei zeigen diverse Untersuchungen, dass genderspezifisches Wissen über Leben und Tod entscheiden kann. 

Ein Weiterbildungsstudiengang für geschlechterspezifische Medizin, der in Europa einzigartig ist, vermittelt dieses Wissen jetzt an Praktiker: Um Ärztinnen und Ärzte für das Thema Geschlechtermedizin zu sensibilisieren, starteten die Universitäten Bern und Zürich im Jahr 2021 einen Weiterbildungsstudiengang zur Gendermedizin. Das berufsbegleitende Programm „CAS Sex- and Gender-Specific Medicine“ richtet sich an Personen mit einem Masterabschluss in Medizin oder einem verwandten Bereich. In den Modulen werden geschlechtsspezifische Fragestellungen für diverse Fachbereiche wie Kardiologie, Endokrinologie oder Studiendesign behandelt.

„Das CAS-Programm zeigte mir vor allem, wie wenig im Fachgebiet Hämatologie über Geschlechterunterschiede bekannt ist. Vieles in unserer täglichen Praxis basiert auf Standards, bei denen selten zwischen Patientin und Patient unterschieden wird. Eine Chemotherapie gegen Leukämie beispielsweise wird für eine Frau wie für einen Mann dosiert, obwohl Frauen häufiger und stärkere Nebenwirkungen haben“, so Xenia Darphin, Oberärztin für Hämatologie am Spital Limmattal. Mehr dazu erfahren Sie in unserem Report auf S. 22 ff.

Ich war einer der wenigen Männer unter den Teilnehmenden. Für mich gehört die Gendermedizin in die Aus- und Weiterbildung aller medizinischen Fachkräfte, auch die der Zahnärzte.
Dr. Farid von Franken, Zahnmediziner

Diskriminierung von Frauen weiterhin ein Problem

Doch nicht nur im medizinischen Kontext, auch im gesellschaftlichen gibt es nach wie vor diskriminierende Vorfälle, mit denen sich Frauen konfrontiert sahen: 32 Prozent klagen über ungleiches Gehalt, 17 Prozent über sexuelle Belästigung und 15 Prozent sogar über sexuelle Gewalt. (Quelle: Gesundheit in Zahlen 2022, Gesundheitszustand, S. 95)

Gerade bei der Wahrnehmung der Gleichstellung klafft die Lücke weit auseinander: Während 66 Prozent der befragten Männer finden, dass sich in den letzten zehn Jahren einiges eher verbessert hat hinsichtlich der Gleichstellung, sehen das nur 51 Prozent der Frauen so, dennoch denken nur sieben Prozent der befragten Frauen, dass sich ihre Lage eher verschlechtert hat. (Quelle: Gesundheit in Zahlen 2022, Gesundheitszustand, S. 95)

Digitalisierung

Inklusion und Diversität spiegeln sich auch im Zugang zu medizinischer Versorgung wider und verdeutlichen den Stellenwert der Digitalisierung in Deutschland.

Doch trotz digitalem Fortschritt gibt es – wie unsere Zahlen zeigen – bei der Digitalisierung des Gesundheitssystems noch Verbesserungsbedarf: Während Ärztinnen und Ärzte eher skeptisch auf digitale Angebote blicken, sind Patientinnen und Patienten überwiegend offen: 45 Prozent der Befragten würden gerne online Arzttermine vereinbaren, doch nur 35 Prozent haben dies bereits getan. Auch digitale Angebote wie die elektronische Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung (66 Prozent), elektronische Verordnungen (66 Prozent) und Video-Sprechstunden (44 Prozent) stoßen auf Zustimmung unter den Befragten. Insgesamt sind 54 Prozent der Befragten der Meinung, dass die Digitalisierung vorangetrieben werden sollte, um das deutsche Gesundheitssystem zu verbessern. (Quelle: Gesundheit in Zahlen 2022, Umfrage, S. 16 u. 18) 

Als Hindernisse für die Nutzung digitaler Angebote geben die Befragten insbesondere die Sorge um den Datenschutz (31 Prozent), die fehlende Bekanntheit der Angebote (29 Prozent) sowie die Gewohnheit der Nutzung analoger Angebote (24 Prozent) an. (Quelle: Gesundheit in Zahlen 2022, Umfrage, S. 19) 

 

Infografik "überwiegend offen"

Den Umfrageergebnissen zufolge ist das Internet ein beliebtes Medium zur Recherche von Gesundheitsinformationen: 52 Prozent der Befragten gaben an, dass sie nach Hausmitteln recherchieren, um Symptome selbst in den Griff zu bekommen. 34 Prozent konsultieren Google, um zu entscheiden, ob sie zum Arzt gehen. (Quelle: Gesundheit in Zahlen 2022, Umfrage, S. 20) 

Doch der Zugang zum Internet und zur entsprechenden Ausstattung ist nicht für alle selbstverständlich. Rund 63 Prozent der Befragten stimmen zu, dass ein fehlender Internetzugang und fehlende technische Geräte dazu führen, dass viele Menschen die digitalen Angebote nicht nutzen können, insbesondere ältere Menschen. (Quelle: Gesundheit in Zahlen 2022, Umfrage, S. 16) 

Außerdem zeigt der Report, dass die Bewertung von medizinischen Apps auf Rezept durch Ärztinnen und Ärzte rückläufig ist: Von 2020 bis 2021 ging die Annahme zurück, dass medizinische Apps, gezielt eingesetzt, hilfreich sein können (72,3 auf 66 Prozent). Auch glauben weniger Ärztinnen und Ärzte daran, dass solche Apps mittelfristig ihre Arbeit verändern werden (67,4 auf 62,3 Prozent). (Quelle: Gesundheit in Zahlen 2022, Digital Health, S. 40) 

 

Infografik "recherchieren"
Die digitale Entwicklung im Gesundheitswesen führt zur Beschleunigung in der gesundheitlichen Versorgung. Durch die zielgerichtete Analyse von Daten kann die Forschung und damit die Qualität im Gesundheitswesen gestärkt werden.
Stefan Schellberg, CDO IKK classic

Zuspruch und Skepsis

Arztpraxen zeigen sich skeptisch, da sie vor allem den Umstellungsaufwand sowie Sicherheitslücken in der EDV als großes Hindernis für die Digitalisierung sehen. Außerdem befürchten Ärztinnen und Ärzte, dass die Beziehung zu Patientinnen und Patienten darunter leiden könnte. Dabei spielen auch der Datenschutz und der Digitalisierungsgrad eine wichtige Rolle. Je größer die Praxis, desto eher wird ein Datenschutzbeauftragter benötigt, um die Sicherheit von Patientendaten zu gewährleisten. Allerdings zeigt der Report, dass die Datenschutzmaßnahmen in der Regel eher zurückgehen: Während 2020 noch 92 Prozent der Praxen noch regelmäßige Updates ihrer Betriebssysteme durchgeführt haben, waren es 2021 nur noch 90 Prozent. (Quelle: Gesundheit in Zahlen 2022, Digital Health, S. 32 u. 33) 

Große Praxen gelten somit als Treiber der Digitalisierung: Während 45,8 Prozent der Einzelpraxen nahezu beziehungsweise mehrheitlich digitalisiert sind, sind es bei Praxen mit fünf und mehr Mitarbeitenden bereits 80,4 Prozent. Die Digitalisierung bietet viele B2B-Angebote und ein hohes Umsatzpotenzial. (Quelle: Gesundheit in Zahlen 2022, Digital Health, S. 31) 

 

Infografik "eher skeptisch"
Tim Hollmann und Dr. Nina Buschek
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Digital gesund mit Tim Hollmann

Zum Arzt gehen, ohne zum Arzt zu gehen – das ist dank Videosprechstunden oder Telemedizin möglich. Der Weg zur Praxis entfällt und trotzdem besteht ein persönlicher Kontakt zum Arzt oder der Ärztin. Doch wie funktioniert die virtuelle Anamnese? Wie können künftig Limitationen überwunden werden? Und was kann Telemedizin nicht ersetzen?

Fachkräftemangel

Ein Problem, das sich im Laufe der letzten Jahre und besonders aktuell herauskristallisiert hat, ist der Fachkräftemangel – auch im Gesundheitswesen. Vor allem bei jungen Ärztinnen und Ärzten ist ein bemerkbarer Schwund zu verzeichnen: Während der Anteil an Ärztinnen und Ärzten unter 35 Jahren im Jahr 1995 noch 24,8 Prozent betrug, waren es 2021 nur noch 18,9 Prozent. (Quelle: Gesundheit in Zahlen 2022, Gesundheitswesen, S. 51) 

Auch in der Pflege zeichnet sich ein deutlicher Fachkräftemangel ab: 78 Prozent der Befragten stimmten zu, dass der Bedarf an Pflege höher sei als die verfügbaren Pflegeangebote wie Pflegeheime oder -dienste. (Quelle: Gesundheitsreport 2022, Umfrage, S. 7) Ein Grund dafür könnte der Nachwuchsmangel sein: 42,7 Prozent aller Ausbildungsplätze blieben in deutschen Krankenhäusern im Jahr 2020 unbesetzt. (Quelle: Gesundheit in Zahlen 2022, Gesundheitswesen, S. 54) 

Ein weiterer Grund für den Fachkräftemangel könnte die niedrige Entlohnung sein: 81 Prozent der Befragten stimmten in unserer Umfrage zu, dass Beschäftigte in der Pflege für ihre Arbeit besser entlohnt werden sollten. (Quelle: Gesundheit in Zahlen 2022, Umfrage, S. 7) Vor allem Frauen sind in der Pflege tätig, oft auch in Teilzeit, und erhalten im deutschlandweiten Vergleich weniger Lohn als Männer.

Von 2010 bis 2020 sind die Gesundheitsausgaben der sozialen Pflegeversicherung um 183,6 Prozent gestiegen. Auch die Zahl der sozialen Pflegedienstleistungen ist gestiegen, vor allem im ambulanten Bereich, während der stationäre Anteil zurückging. (Quelle: Gesundheit in Zahlen 2022, Gesundheitswesen, S. 72) 

Infografik "weniger Junge"
Wir als Krankenkasse engagieren uns in der Pflege mit Maßnahmen der betrieblichen Gesundheitsförderung. So können die Belastungen der Beschäftigten reduziert und deren persönliche Ressourcen gestärkt werden.
Katja Keller-Landvogt, IKK classic

Zuwachs an medizinischen Fachkräften aus dem Ausland

Um die Problematik des Fachkräftemangels im Gesundheitswesen in den Griff zu bekommen, kommen in Deutschland immer mehr medizinische Fachkräfte aus dem Ausland zum Einsatz: 2021 gab es in Deutschland 63.924 aus dem Ausland stammende praktizierende Ärztinnen und Ärzten – ein Anstieg von 125,4 Prozent seit 2010. (Quelle: Gesundheit in Zahlen 2022, Gesundheitswesen, S. 52) 

Infografik "zugezogen"

Auch die Zahl der Krankenpflegekräfte aus dem Ausland ist gestiegen, während die Zahl der Altenpflegerinnen und -pfleger allmählich zurückging. Von den 44.800 bundesweit anerkannten Berufsabschlüssen im Jahr 2020 lag der Anteil der anerkannten ausländischen Abschlüsse, die vorrangig aus der EU stammen, bei 16.300 – insgesamt also 36,4 Prozent. (Quelle: Gesundheit in Zahlen 2022, Gesundheitswesen, S. 73) 

Doch auch aus anderen Herkunftsländern kommen die Pflegekräfte, vor allem aus den Asylherkunftsländern war im Vergleich zu 2013 ein Anstieg von insgesamt 920 Prozent im Jahr 2021 zu verzeichnen. (Quelle: Gesundheit in Zahlen 2022, Gesundheitswesen, S. 73) 

Infografik "anerkannt"
Ansprechpartner
Juliane Mentz
Juliane Mentz
Pressesprecherin
Viktoria Durnberger
Viktoria Durnberger
Stv. Pressesprecherin

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