Herzinfarkt bei Frauen: Symptome und Frühwarnzeichen

Redaktion
IKK classic

Herzinfarkt – viele halten das für ein typisches Männerleiden. Doch das ist ein Fehler: Denn auch viele Frauen erleiden einen Herzinfarkt. Bei Frauen werden die Symptome allerdings häufig nicht oder zu spät erkannt, da sie sich von denen eines Herzinfarktes bei Männern unterscheiden. Mit teils dramatischen Folgen. Die Anzeichen zu kennen, kann Leben retten.

Als Andrea Freywald* an einem Wochenende im Januar starke Schmerzen im Oberkörper hatte, dachte die 64-Jährige, diese kämen von der Brustwirbelsäule. Einige Jahre zuvor erlitt sie einen Bandscheibenvorfall, der zu einer Wirbelversteifung führte. Der Bereitschaftsarzt, den sie in dieser Nacht gerufen hatte, gab ihr daher ein Schmerzmittel. "Sie war die ganze Zeit fest überzeugt, dass ihr die Wirbelsäule Probleme macht", erzählt Sabine Griskowski*, die Tochter von Frau Freywald. 

Sie fuhr ihre Mutter am Montag zum Orthopäden, der ihr ebenfalls nur eine ambulante Schmerztherapie verschrieb. Am Donnerstag verschlechterte sich der Zustand von Frau Freywald erneut. Die Ärzte im örtlichen Krankenhaus verabreichten ihr eine Infusion gegen die Schmerzen, entließen die Patientin jedoch nach einigen Stunden. Am folgenden Sonntag rief Andrea Freywald erneut ihre Tochter um Hilfe. "Ihr ging es sehr schlecht", erinnert sich Griskowski, die den Notarzt verständigte. 

Nach wenigen Minuten fällte der Notarzt die Diagnose: Herzinfarkt – eine volle Woche nach den ersten Schmerzen. Auch im Krankenhaus stellte man nun einen Hinterwandinfarkt fest. Frau Freywald wurde ins Herzzentrum verlegt und an eine Herz-Lungen-Maschine angeschlossen. Am Dienstag sollte eine Notoperation stattfinden, doch es war zu spät. Das Herz von Andrea Freywald hatte bereits ein irreparables Loch in der Außenwand. Sie verstarb noch am selben Tag. 

*Namen von der Redaktion geändert 

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Herzinfarkt: Bei Frauen oft nicht erkannt

Das tragische Beispiel von Andrea Freywald ist kein Einzelfall. Der Herzinfarkt ist auch bei Frauen eine der häufigsten Todesursachen. Laut Statistischem Bundesamt starben 2022 in Deutschland circa 52.000 Frauen an einer Koronaren Herzkrankheit, etwa 18.000 an einem Herzinfarkt. Das sind fast so viele Todesfälle wie bei Männern. Trotzdem gilt der Herzinfarkt noch immer als typisch männliche Erkrankung. Bei ihnen kommen Herzkrankheiten zwar öfter vor, doch Frauen sterben relativ gesehen häufiger an einem akuten Herzinfarkt. 

Die Rate der Todesfälle durch Herz-Kreislauf-Erkrankungen nimmt insgesamt zwar kontinuierlich ab, bei Männern sinkt sie aber deutlich stärker als bei Frauen. Bei ihnen steigt sie zwischen dem 40. und 55. Lebensjahr sogar an. Besonders nach den Wechseljahren nimmt das Risiko einer Koronaren Herzerkrankung deutlich zu. Ab einem Alter von 60 Jahren lässt die Hormonproduktion nach, und das Hormon Östrogen hat eine schützende Wirkung. Ein weiterer Grund ist, dass immer mehr Frauen rauchen.  

Die Bedrohung ist bekannt – und dennoch unterschätzen viele Frauen und auch Ärzte die Gefahr eines Infarkts und erkennen die Anzeichen oft nicht. Ein Problem: Einige Symptome des Herzinfarkts unterscheiden sich bei Frauen deutlich von denen bei Männern.

Symptome bei Frauen sind anders

Sowohl bei Männern als auch bei Frauen treten bei einem Herzinfarkt häufig Beschwerden im Brustkorb auf, die in andere Körperregionen ausstrahlen können, oft in den linken Arm. Allerdings kommt der sogenannte Vernichtungsschmerz – ein plötzlicher, starker Schmerz in der Brust nahe des Herzens – bei Frauen seltener vor. Stattdessen empfinden sie als Symptom eher ein Druck- oder Engegefühl in der Brust.

Symptome und Frühwarnanzeichen eines Herzinfarkts bei Frauen

Der Infarkt macht sich bei Frauen häufig durch unspezifische Symptome bemerkbar. Die Deutsche Herzstiftung nennt als Symptome unter anderem:

  • Schmerzen im Oberbauch 

    Bei Frauen kann es zu einem Engegefühl, Druck, Schweregefühl oder Schmerz kommen. Diese Symptome können länger als ein paar Minuten dauern oder kommen und gehen.

  • Starke Kurzatmigkeit bis hin zur Atemnot

    Frauen können vor oder während eines Herzinfarkts Atemnot verspüren, oft ohne begleitende Brustschmerzen.

  • Übelkeit oder Erbrechen

    Einige Frauen berichten von mit einem Herzinfarkt einhergehender Übelkeit oder Erbrechen.

  • Rückenschmerzen

    Der Schmerz kann im oberen Rücken, aber auch im Nacken oder im Kiefer auftreten. 

  • Unwohlsein oder extreme Müdigkeit

    Neben allgemeinem Unwohlsein kann es zu Erschöpfung oder einem Gefühl der Schwäche kommen.

  • Schweißausbrüche

    Übermäßiges Schwitzen, insbesondere ohne körperliche Anstrengung, kann ein Anzeichen für einen Herzinfarkt sein.

Ihre Rückenschmerzen hat auch Andrea Freywald tragischerweise auf ihre versteiften Wirbel zurückgeführt. Andere Frauen deuten zum Beispiel Schmerzen im Oberbauch allzu häufig als Anzeichen einer Magenverstimmung. Der dringend notwendige Anruf beim Arzt oder beim Rettungsdienst erfolgt in solchen Fällen oft viel zu spät oder bleibt ganz aus – mit tödlichen Folgen. 

Generell gilt: Bei akuten Brustschmerzen oder den genannten unspezifischen Symptomen wie Schmerzen im Bauch oder Atemnot sollten Männer wie Frauen umgehend den Notruf 112 wählen, rät auch die Deutsche Herzstiftung. Jede Verzögerung steigert die Gefahr, dass die Betroffenen irreparable Schäden am Herzen oder sogar einen plötzlichen Herztod erleiden. Natürlich müssen auch die Ärzte die besonderen Symptome eines Herzinfarkts bei Frauen erkennen. 


Herzinfarkt-Risikofaktoren bei Frauen


Die allgemeinen Risikofaktoren, die zu Herzerkrankungen bis hin zum Infarkt führen können, gelten auch für Frauen. Die Deutsche Herzstiftung zählt dazu:

  • Rauchen

  • Bluthochdruck

  • Übergewicht

  • Diabetes

  • erhöhte Cholesterinwerte

  • Bewegungsmangel

  • Stress

Für jüngere Frauen ist das Rauchen ein besonderer Risikofaktor, wenn sie zugleich die "Pille" nehmen. Sie haben ein viermal so hohes Herzinfarktrisiko wie Nichtraucherinnen. Bei älteren Frauen steigt das Risiko von Erkrankungen des Herzens nach der Menopause. Davor hat das Östrogen einen positiven Einfluss auf den Fettstoffwechsel und damit auf den Cholesterinwert. Doch von einer Hormonbehandlung zum Schutz vor Herzinfarkten rät die Deutsche Herzstiftung ab. Die Einnahme von Hormon-Tabletten habe demnach in der Vergangenheit zu keiner Verringerung der Herzinfarktrate geführt. Stattdessen steige durch die Hormoneinnahme das Brustkrebsrisiko. 

Vorsorge

Kostenübernahme des Gesundheits-Check-ups

Der Gesundheits-Check-up ist eine Vorsorgeuntersuchung zur Früherkennung von Krankheiten. 18- bis 34-Jährige können diese Untersuchung einmalig in Anspruch nehmen. Männer und Frauen ab 35 Jahren haben jedes dritte Jahr Anspruch auf eine ärztliche Gesundheitsuntersuchung. Jetzt informieren

Herzinfarktrisiko in der Menopause

In den Wechseljahren kommt es bei Frauen zu hormonellen Veränderungen, insbesondere zu einem Rückgang der Östrogenproduktion. Östrogene haben eine schützende Wirkung auf das Herz-Kreislauf-System. Der Rückgang dieses Hormons kann zu ungünstigen Veränderungen des Blutfettprofils führen, was die Entstehung von Arteriosklerose begünstigen kann. Ein erhöhtes Risiko für Herzerkrankungen und Herzinfarkte kann die Folge sein.

Neben dem hormonellen Einfluss können auch andere Faktoren wie Bluthochdruck, Gewichtszunahme und eine veränderte Körperfettverteilung in den Wechseljahren das Herzinfarktrisiko beeinflussen. Allerdings haben nicht alle Frauen in den Wechseljahren zwangsläufig ein erhöhtes Herzinfarktrisiko. Individuelle Faktoren wie genetische Veranlagung, Lebensstil, Ernährung und körperliche Aktivität spielen eine entscheidende Rolle.

Der beste Schutz fürs Herz

Ein Herzinfarkt ist fast immer die Folge einer Koronaren Herzkrankheit. Dabei verengen sich durch Ablagerungen aus Fett und Kalk die Herzkranzgefäße, die das Herz mit Blut versorgen. Ist ein Gefäß komplett verstopft, kommt es zum Herzinfarkt. 

Deshalb sollten auch Frauen regelmäßig ihr Herz vom Arzt durchchecken lassen und die entsprechenden Vorsorgeuntersuchungen nutzen. Die beste Vorsorge gegen eine Herzerkrankung und einen Infarkt ist und bleibt aber eine gesunde Lebensweise. 

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Veröffentlicht am 26.05.2020

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