Krankenstand und Fehlzeiten-Analyse

Die Fehlzeiten-Analyse ist ein wichtiges Instrument des betrieblichen Gesundheitsmanagements. Denn wer die Ursachen für die Fehlzeiten in seinem Unternehmen kennt, kann durch entsprechende Maßnahmen systematisch für die Gesundheit seiner Mitarbeiter sorgen.

Die IKK classic veröffentlicht jährlich die Arbeitsunfähigkeitsdaten für die beschäftigten Versicherten und zusätzlich eine Analyse für das Handwerk. In den IKK-Berichten zur Gesundheit im Handwerk finden Sie weitere Details zu den Ergebnissen der Fehlzeitenanalyse. Ein Sonderkapitel widmet sich jeweils der Gesundheit in der Pflege.

Der Kurzbericht erscheint jährlich und zeigt kompakt die wichtigsten Kennzahlen für das Handwerk und die fünf größten Gewerbegruppen. Der Langbericht bietet umfangreiche Daten, Fakten und Analysen zum Handwerk und seinen sieben Gewerbegruppen. Der Langbericht wird alle zwei Jahre aktualisiert.

Fehlzeiten-Analyse der IKK classic 2022

Der Krankenstand der erwerbstätigen Versicherten liegt im Jahr 2022 bei 6,7 %. Dies ist ein neuer Höchststand, das Vorjahresniveau lag bei 5,2 %. Damit schlägt das zweite Jahr der Coronapandemie bei der Arbeitsunfähigkeit der Versicherten richtig zu. Das zeigen die Ergebnisse der aktuellen Fehlzeitenanalyse der IKK classic von rund 1,6 Mio pflichtversicherten Beschäftigten im Zeitraum Januar bis Dezember 2022.

Die Muskel-Skeletterkrankungen verursachen 26,1 % der Krankheitstage und führen damit weiterhin die Statistik an, liegen jedoch deutlich niedriger als im Vorjahr (32,5 %). Der Anteil der Atemwegserkrankungen hat sich dagegen fast verdoppelt von 12,4 % auf 24,9 %.

Ein Grund für diesen Anstieg kann die Lockerung der Corona-Regelungen und die Normalisierung der Arbeitswelt im Laufe des Jahres sein. Die Hygieneregeln haben wahrscheinlich nicht nur vor Covid-19 sondern auch vor Ansteckungen mit sonstigen Atemwegserkrankungen, wie Erkältungen und grippalen Infekten geschützt.

Covid-19-Erkrankungen sind nicht in den Atemwegserkrankungen enthalten, sie betreffen 11,2 % aller Krankheitstage. Die Verletzungen und Vergiftungen mit einem Anteil 12,3 % und die psychischen Erkrankungen mit 15,6 % sind dagegen rückläufig gegenüber dem Vorjahr. Auch wenn die Anteile der genannten Krankheitsarten rückläufig sind, so sind die absoluten Zahlen in allen Gruppen gestiegen.

72,6 % der Versicherten waren von einem Krankheitsfall mit Krankmeldung betroffen, das ist eine Steigerung um 40 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Jeder Versicherte wies im Durchschnitt 24,5 Fehltage aus, ein Anstieg um 5,5 Tage. Die Fehltage verteilen sich auf 1,9 Krankheitsfälle pro Versicherten.

Der Anteil der Langzeiterkrankungen mit einer Falldauer von über 42 Tagen ist auf einen Anteil von 42,1 % gefallen (2021: 52,5 %). Eine Folge des starken Anstiegs der Atemwegserkrankungen, die eine durchschnittliche Falldauer von „nur“ 8 Tagen aufweisen.

Fehlzeiten-Analyse im Handwerk 2022

Das Handwerk in der IKK classic zeigt für 2022 eine ähnliche Entwicklung, wie der Gesamtdurchschnitt aller Versicherten. Der Krankenstand im Handwerk liegt 2022 bei 6,9 %, Vorjahresniveau 5,5 %. Beim Rest der Versicherten (Nichthandwerk) beträgt der Krankenstand 6,6 %.

Die Muskel-Skeletterkrankungen haben mit 29,6 % (Nichthandwerk: 24,8 %) an allen Krankheitstagen weiterhin einen großen Anteil am Krankheitsgeschehen. Der Anteil der Atemwegserkrankungen hat sich im Vergleich zum Vorjahr auch hier verdoppelt auf 22,4 % (Nichthandwerk: 25,8%). Die Erkrankungen mit Covid-19 betreffen 10,2 % aller Krankheitstage (Nichthandwerk: 11,6 %). Der Anteil an Verletzungen und Vergiftungen beträgt 14,2 % aller Fehltage (Nichthandwerk: 11,6 %). Bei 12,9 % aller Krankheitstage im Handwerk sind psychische Erkrankungen ursächlich (Nichthandwerk: 16,6 %). In allen genannten Krankheitsgruppen sind die absoluten Zahlen im Vergleich zum Vorjahr gestiegen.

71,6 % der Versicherten in Handwerksbetrieben waren von einem Krankheitsfall mit Krankmeldung betroffen, ein Anstieg um 38 %. Jeder Versicherte wies im Durchschnitt 25,3 Fehltage auf, ein Anstieg um 5,2 Tage. Die Fehltage verteilen sich auf 1,9 Krankheitsfälle pro Versicherten. Der Anteil der Langzeiterkrankungen mit einer Falldauer von über 42 Tagen ist auf einen Anteil von 46,2 % gefallen (2021: 56,3 %).

Glossar zum Fehlzeiten-Report

AU-Fall

Ein Arbeitsunfähigkeitsfall ist eine durch krankheitsbedingte Abwesenheit vom Arbeitsplatz, für die der IKK classic eine ärztliche Bescheinigung (Krankmeldung) vorliegt.

Diagnosezuordnung

Es werden alle auf einer Arbeitsunfähigkeitsmeldung aufgeführten Diagnosen ausgewertet. Im Falle länger andauernder Arbeitsunfähigkeit, wird jede Diagnose nur für den Zeitraum gewertet, in welchem sie tatsächlich vermerkt wurde. Bei diesem Verfahren kann es sein, dass ein Arbeitsunfähigkeitstag mit mehreren Diagnose belegt ist.“

Falldauer (AU-Dauer)

Es wird die durchschnittliche Anzahl an Arbeitsunfähigkeitstagen pro gemeldetem Arbeitsunfähigkeitsfall berechnet. Bei langwierigen Erkrankungen können für einen AU-Fall weitere Krankmeldungen, in diesem Fall AU-Folgebescheinigungen notwendig sein. Die durchschnittliche Falldauer steigt mit dem Anteil an Folgebescheinigungen.

Fehltage (AU-Tage)

Für die Berechnung der Arbeitsunfähigkeitstage zählen alle Abwesenheitstage von der Arbeit, für die der IKK classic eine ärztliche Krankmeldung vorliegt. Wenn für Erkrankungen von ein bis drei Tagen Dauer eine ärztliche Bescheinigung vorliegt, werden auch diese in der Auswertung berücksichtigt. Alle Angaben zu den AU-Tagen beziehen sich auf Kalendertage. Es werden also auch Wochenenden und Feiertage mitgezählt. Die Begriffe „Fehltage“, „Krankheitstage“ und „AU-Tage“ sind gleichbedeutend.

Ganzjährig Versicherter (Versichertenjahre, VJ)

Nicht jeder Beschäftigte ist im Bezugsjahr alle 365 Tage bei der IKK classic versichert beziehungsweise im ausgewerteten Unternehmen beschäftigt. Aus diesem Grund wird die Bezugsgröße „ganzjährig Versicherter“ beziehungsweise „Versichertenjahr (VJ)“ verwendet. Zum Beispiel wird ein IKK-Versicherter, der nur drei Monate versichert war, mit 0,25 VJ gezählt. Die Begriffe „Ganzjährig Versicherter“, „Versichertenjahr“ und „Beschäftigter“ werden gleichbedeutend verwendet.

Gesundheitsquote

Die Gesundheitsquote gibt an, wie viel Prozent der Versicherten im untersuchten Zeitraum kein einziges Mal krankgeschrieben war.

Krankenstand

Der Krankenstand bezeichnet den Anteil, den die Arbeitsunfähigkeitstage der ganzjährig IKK-Versicherten an allen Tagen des ausgewerteten Jahres (inklusive Sonn- und Feiertage) haben.

Langzeiterkrankungen

Die AU-Fälle werden, je nach Dauer der Erkrankung, in vier Gruppen eingeteilt: Bis 3 Tage; 4 – 10 Tage; 11 – 42 Tage; über 42 Tage. AU-Fälle mit einer Dauer von über 42 Tagen sind Langzeiterkrankungen.

Krankheiten des Muskel- und Skelettsystems und des Skelettsystems und des Bindegewebes

Diese Krankheitsgruppe umfasst eine Reihe sehr weit verbreiteter Krankheiten und Beschwerden: Den größten Anteil daran haben Wirbelsäulen- und Rückenerkrankungen, aber auch Muskel- und Gelenkerkrankungen, wie Muskelentzündungen und Arthrosen.

Verletzungen und Vergiftungen

In diese Gruppe fallen Körperverletzungen wie Prellungen, Verstauchungen, Zerrungen oder Knochenbrüche, oft am Kopf, an den Armen oder Beinen. Dazu kommen Verbrennungen, Verätzungen und Vergiftungen. Meist werden Verletzungen und Vergiftungen durch Unfälle verursacht.

Erkrankungen des Atmungssystem

Die häufigsten Krankheiten in dieser Gruppe sind erkältungsbedingte Infektionen der Atemwege sowie Grippe, Bronchitis und Lungenentzündung.

Psychische und Verhaltensstörungen

Zu dieser Kategorie zählen Krankheitsbilder wie Stimmungsschwankungen, Schlafstörungen, Reaktionen auf schwere Belastungen und Depressionen.

Erkrankungen des Verdauungssystems

Dazu zählen Durchfall oder Gastritis aber auch alle Zahn- und Kiefererkrankungen.

Erkrankungen des Kreislaufsystems

Zu den typischen Fällen in dieser Gruppe gehören Bluthochdruck, Angina pectoris (Schmerzen in der Brust) und Herzinfarkt sowie Erkrankungen des Lungenkreislaufs, der Arterien und des Lymphsystems.

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