Jugendlicher sitzt mit dem Rücken zu seinen Eltern

Familienkonflikte: Wie du Stress in deiner Familie lösen kannst

Deine Eltern streiten sich? Deine kleine Schwester bringt dich auf die Palme? Du weißt nicht, was du tun sollst? Streit kommt in jeder Familie vor. Wir haben Tipps für dich, wie du damit umgehen kannst – und wo du Hilfe erhältst, wenn Konflikte in deiner Familie den Rahmen des Normalen überschreiten.

Ob zwischen Eltern und Kindern oder zwischen Geschwistern – Streit kommt immer wieder mal vor. Dass du dich gestresst fühlst, wenn der Haussegen schief hängt, ist vollkommen normal. Es ist aber wichtig zu lernen, wie du damit umgehst. Denn auch du selbst kannst dazu beitragen, das Zusammenleben in deiner Familie zu verbessern. Entscheidend sind dabei eine offene Kommunikation und der Austausch von Gefühlen.

Wenn du noch nicht weißt, wie du das Thema ansprechen sollst, kannst du dich im ersten Schritt an eine Vertrauensperson wenden, beispielsweise an eine Freundin oder einen Freund. Offen zu benennen, was dich belastet, kann dir helfen, dich besser zu fühlen, deine Gedanken zu ordnen und konkret zu formulieren, was dich stört. Im nächsten Schritt ist es ratsam, dass du den Austausch mit deiner Familie suchst.

Wichtig: Wir sprechen hier zunächst über alltägliche Konflikte, die jede Famlie erlebt. Solltest du den Eindruck haben, dass Streit bei euch das übliche Maß überschreitet, findest du weiter unten Tipps und Hilfe.

Podcast

Erwachsen werden? Lass machen. Der Coming of Age Podcast der IKK classic mit spannenden Themen und nützlichen Tipps zum Erwachsenwerden. Hier findest du alle Folgen in der Übersicht, Infos und eine kurze Vorstellung von unserer Moderatorin Vivi. Zum Podcast

10 Regeln, um ein Konfliktgespräch richtig zu führen

Du hast dir in Ruhe überlegt, was du in Hinblick auf den Streit mit deinen Eltern oder Geschwistern besprechen möchtest. Damit du nun ein konstruktives Gespräch führen kannst, haben wir für dich 10 Regeln zusammengestellt, denn Streiten will gelernt sein. Diese Tipps kannst du vorab auch deiner Familie geben, damit ihr sie gemeinsam befolgen könnt:

  • 1. Bitte die betroffenen Personen um ein Gespräch in Ruhe.

  • 2. Lass dein Gegenüber aussprechen.

  • 3. Höre der anderen Person gut zu und versuche, dich in ihre Sichtweise hineinzuversetzen.

  • 4. Rede offen über die aktuelle Situation und vermeide dabei Wörter wie „immer“ oder „nie“.

  • 5. Sprich mit „Ich-Botschaften“: Statt „Immer kommst du einfach in mein Zimmer“ lieber „Ich würde mir wünschen, dass du anklopfst, bevor du in mein Zimmer kommst.“

  • 6. Formuliere deine Wünsche klar und nenne Lösungsvorschläge.

  • 7. Höre dir die Wünsche von der anderen Person an und sei kompromissbereit.

  • 8. Vermeide in dem Konfliktgespräch Beleidigungen.

  • 9. Wenn du merkst, dass du deine Wut nicht zurückhalten kannst, dann mache eine Pause und atme tief durch.

  • 10. Wenn du dein Gegenüber verletzt hast, dann entschuldige dich bei der Person.

Eine ausführliche Erklärung zu den zehn Streitregeln mit hilfreichen Beispielen findet du auf der Website von STARK "Streit und Trennung meistern: Alltagshilfen, Rat und Konfliktlösung". 

Psychische Gesundheit

Ob Depressionen, Angstzustände oder Neurosen: Psychische Krankheiten sollten ernst genommen werden. Bevor sich die Situation für die Betroffenen verschlimmert, gibt es Hilfe. Stärke deine psychische Gesundheit – mit unseren Behandlungen und Services rund um dein emotionale Wohlbefinden. Zu den Behandlungen und Services

Was tun, wenn sich deine Eltern streiten?

Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeutin Jun.-Prof. Dr. Miriam Rassenhofer hat folgenden Vorschlag, wenn der Streit deiner Eltern dich belastet: „Merke dir: Es ist nicht dein Konflikt! Ver­las­se am besten den Raum und ge­he auf dein Zim­mer oder an einen an­de­ren Ort, wo der Streit deiner Eltern außerhalb der Hörweite ist.“ Außerdem kann es hilfreich sein, wenn du deinen eigenen Stress abbaust. Das geht zum Beispiel mit Aktivitäten, die dir Spaß machen, wie Musik hören, mit Freunden telefonieren, rausgehen oder Sport treiben.

Dr. Miriam Rassenhofer empfiehlt zudem, dass du nach dem Streit, in ei­nem ru­hi­gen Mo­ment, mit deinen El­tern über die vergangene Auseinandersetzung sprichst. Sa­ge ih­nen, wie es dir geht, wenn du ih­ren Konflikt mit­be­kommst. Tei­le ih­nen mit, was du fühlst und was du dir von ih­nen wünschst, z. B. dass sie sich nicht in deiner unmittelbaren Nähe streiten.

„Wenn du Angst vor dem Gespräch hast, kannst du ihnen auch in einem Brief schreiben, was du ihnen gerne persönlich gesagt hättest“, so Dr. Miriam Rassenhofer. Hier kannst du dir dafür auch eine Briefvorlage herunterladen.

Onlinekurs Stressbewältigung & Entspannung

Du bist gestresst und fühlst dich unausgeglichen? Dann wird dir sicherlich der Kurs Stressbewältigung und Entspannung helfen, in deinem Alltag abzuschalten und den Stress nicht an dich heranzulassen. Zum Online-Kurs

Mediation als Lösungsansatz

Wenn du merkst, dass ihr als Familie eure Konflikte nicht allein bewältigen könnt, kann eine Mediation eine Lösung sein. Hierbei hilft eine neutrale Person, die Kommunikation zwischen dir und deinen Familienmitgliedern zu verbessern. Sprich das Thema Mediation doch einmal bei deinen Eltern an. Wir haben für euch eine Anlaufstelle herausgesucht, die ihr euch gemeinsam anschauen könnt: Fachgruppe Familie und Partnerschaft im Bundesverband Mediation e.V., unter fg-familie-partnerschaft@bmev.de könnt ihr diese gemeinsam kontaktieren. 

Wenn Konflikte eskalieren

Unsere oben genannten Tipps können für dich hilfreich sein, wenn Streit in deiner Familie ab und an und in einem verhältnismäßig normalen Rahmen stattfindet. Sollten Auseinandersetzungen in deiner Familie jedoch an der Tagesordnung und vielleicht sogar mit verbaler und körperlicher Gewalt verbunden sein –  dann ist es NICHT deine Aufgabe, das zu lösen!

"Konflikte in der eigenen Familie sind immer belastend. Kinder und Jugendliche reagieren ganz individuell darauf. Langfristige Folgen treten vor allem dann auf, wenn die Konflikte mit körperlicher oder verbaler Gewalt einhergehen. Das kann auch traumatisierend sein", bestätigt Dr. Miriam Rassenhofer.

In diesem Fall ist es wichtig, dass du dir Hilfe von außen suchst. Eine Möglichkeit ist die Nummer gegen Kummer: das Kinder- und Jugendtelefon. Die Beraterinnen und Berater helfen Kindern und Jugendlichen bei allen Problemen, wie zum Beispiel: Stress mit Eltern, Freunden oder Mitschülern, Mobbing, Angst, Missbrauch, Essstörungen, Depression oder Sucht. Die Nummer gegen Kummer ist anonym und kostenlos vom Handy und Festnetz erreichbar unter 116 111, montags bis samstags von 14 bis 20 Uhr sowie über Mail und Chat. Weitere Anlaufstellen haben wir für dich hier am Ende dieses Beitrag gesammelt.

Zum Schluss noch ein wichtiger Tipp von Dr. Miriam Rassenhofer: „Wenn der Streit eskaliert und in Gewalt ausartet, dann sollte man keine Scheu haben, die Polizei zu rufen.“ In Notsituationen kannst du die Nummer 110 wählen.

Wo du Hilfe findest

Es gibt verschiedene Stellen, an die du dich wenden kannst, wenn du Hilfe bei der Bewältigung von Konflikten benötigst. Familienberatungsstellen und Psychologinnen bzw. Psychologen bieten Unterstützung an. Auch im Internet gibt es viele Online-Beratungsangebote:

  • Goldkind-Stiftung: Hier findest du umfassende Aufklärung und Hilfe. Ob narzisstische Eltern, sprich Eltern mit übertriebener Ich-Bezogenheit und einem starken Hang zur Selbstdarstellung, oder Depression in der Familie – zu den verschiedensten Themen kannst du individuelle Videosprechstunden vereinbaren.

  • STARK: Bei dieser Initiative findest du Alltagshilfen, Rat und Konfliktlösungen, wie du Streit und Trennungen deiner Eltern meistern kannst.

  • Familien- und Jugendberatungsstellen: Hier erhältst du Beratung, wie du mit Konfliktsituationen umgehen kannst.

  • Du kannst dich auch direkt telefonisch bei verschiedenen Anlaufstellen melden: „Nummer gegen Kummer“: 116 111 (Erreichbarkeit: Mo-Sa 14-20 Uhr) oder beim „Kinder- und Jugendtelefon“: 0800 111 033 3 (Erreichbarkeit: Mo-Fr 14-20 Uhr).

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