Tattoo oder Piercing: Darauf solltest du achten!

Du träumst von einer Tätowierung oder einem Piercing? Damit bist du nicht allein. Denn Körperschmuck liegt voll im Trend. Unter Umständen kann es beim Piercen und Tätowieren aber zu Komplikationen kommen. Wir klären auf, was du aus gesundheitlicher Sicht über die Risiken und Pflege von Tattoos und Piercings wissen musst!

Mit dem 18. Geburtstag darf man nicht nur alleine Auto fahren – für viele markiert der Eintritt in das Erwachsenenalter auch den Zeitpunkt, an dem sie sich endlich tätowieren oder piercen lassen können. Und das ohne Einverständniserklärung der Eltern.

Dir geht es genauso? Bevor du dich jetzt direkt auf den Weg zum nächsten Studio machst, solltest du dich mit den möglichen Folgen dieser Entscheidung genauer beschäftigen. Worauf sollte man also achten, welche Risiken gibt es und worauf kommt es bei der Pflege an? Wir haben für dich die wichtigsten Informationen zusammengestellt.

Das musst du über Körperschmuck wissen

Schauen wir uns zunächst das Thema Tattoos an. Das Wichtigste, was dir hier klar sein muss: Tätowierungen verblassen zwar meist mit der Zeit, grundsätzlich bleiben sie dir aber ein Leben lang erhalten. Das heißt, du kannst dich nicht nach einer Woche, einem Monat oder einem Jahr einfach für ein anderes Motiv entscheiden oder deine Entscheidung rückgängig machen. Was du dir also stechen lässt – ob in Farbe oder Schwarzweiß –, solltest du dir vorher gut überlegen.

Abgesehen von der zeitlichen Tragweite, die eine Tätowierung nun mal mit sich bringt, gibt es weitere Aspekte, die du – gerade aus gesundheitlicher Sicht – abwägen solltest:

Hygiene

Wie sauber ist das Studio? Sind Arbeitsplatz und Arbeitsinstrumente steril? Können die Oberflächen abgewischt und desinfiziert werden? Trägt der Tätowierer Einweg-Handschuhe und einen Mundschutz? Verwendet er Farbe aus Einmal-Farbtuben? Und stammt das Wasser zum Verdünnen aus Einwegpackungen?

Warum du das wissen solltest: Durch verunreinigte Tattoo-Nadeln können Infektionskrankheiten wie HIV oder Hepatitis C übertragen werden. Bei unsachgemäßen Nadelstichen ist außerdem die Entzündungs- und Verletzungsgefahr groß. Rötungen und Schwellungen können die Folge sein.

Wer noch mehr dazu wissen möchte, kann in den Normentwurf schauen. Er legt die Anforderungen an die Hygiene vor und während des Tätowierens sowie für die Nachsorge fest.

Tattoofarben

Weiß der Tätowierer deiner Wahl, woher seine Materialien stammen? Kennt er den Hersteller eventuell sogar persönlich beziehungsweise vertraut er ihm?

Warum du das wissen solltest: Immer wieder werden in den Farben Schwermetalle, zum Beispiel Quecksilber, krebserregende Stoffe wie Formaldehyd oder auch Konservierungsmittel nachgewiesen, die dort nicht hineingehören. Auch allergische Reaktionen sind nicht selten. Besonders häufig wurden diese auf roten Tattoos beobachtet. In manchen Farbstoffen kann außerdem Nickel enthalten sein.

Verlässliche gesundheitliche Bewertungen liegen nur für einen Bruchteil aller möglichen Farbpigmente vor. Daher bietet auch die Verbotsliste der deutschen Tätowiermittelverordnung nur wenig Sicherheit. Auf EU-Ebene arbeitet die Europäische Chemikalienagentur, kurz: ECHA, an einem Papier, das einheitliche Standards schaffen soll. Aktuell gibt es nur unverbindliche Empfehlungen.

Stichtiefe

Eine zu hohe Einstichtiefe führt nicht nur zu unschönen, verschwommenen Linien. Gelangen die Tattoofarben zu tief in die Haut, können einzelne Farbpigmente wandern und sich beispielsweise in den Lymphknoten oder der Leber anreichern.

In der mittleren Hautschicht, in die die Tattoofarbe injiziert wird, befinden sich auch die Schweißdrüsen. Da tätowierte Haut um 50 Prozent weniger Schweiß als untätowierte beziehungsweise unverletzte Haut bildet, sollten Sportler, für die eine gute Temperaturregulation des Körpers sehr wichtig ist, oder Menschen, die einem schweißtreibenden Beruf nachgehen, auf eine ausreichende Zufuhr von Elektrolyten achten.

Komplikationen

Vor dem ersten Stich solltest du über mögliche Risiken, Komplikationen, allergische Reaktionen und die Wundpflege aufgeklärt werden. Diese Aufgabe kann entweder der Tätowierer selbst oder – bei bestehenden oder chronischen Erkrankungen wie Diabetes, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Neurodermitis oder Blutgerinnungsstörungen – auch ein Arzt übernehmen. Vorsicht ist ebenfalls bei einer Nickel-Allergie geboten, da Tattoofarben verunreinigt sein können.

Auch Schwangere und Patienten, die Antibiotika oder andere immunschwächende Medikamente einnehmen, sollten ärztlichen Rat einholen.

Entfernung

Mit dem Laser kann man ein Tattoo zwar entfernen, aber dabei bleibt mindestens eine Narbe sichtbar. Die Kosten für diese Behandlung übernimmt deine Krankenkasse übrigens nicht. Und das Bundesinstitut für Risikobewertung warnt: „Auch der Abschied von einem Tattoo ist nicht ohne Risiko.“

Forscher des Bundesinstituts für Risikobewertung stellten fest, dass bei einer Laserbehandlung insbesondere Phthalocyanin-Blau (das blaue Tattoo-Pigment) Probleme bereiten kann. Es zerfällt nämlich in verschiedene Substanzen, darunter mindestens drei mit hochgiftigem Potenzial: Benzol, Benzonitril und Blausäure. Besonders die Blausäure ist hochgradig zelltoxisch.

Gesundheitliche Folgen von Tätowierungen

 

Bis heute liegen keine abgeschlossenen Langzeitbeobachtungen zu möglichen Gesundheitsschäden durch Tattoos vor. In den ersten Wochen nach dem Eingriff ist es aber nicht untypisch, dass Hautrötungen, Ausschläge mit oder ohne Juckreiz und Bläschenbildung auftreten. Die überwiegende Anzahl von Hautirritationen heilt nach etwa einem Monat vollständig ab.

Bei Verdacht einer Wundinfektion mit Entzündung oder bei Muskel- und Gelenkschmerzen sollte aber unbedingt ein Arzt zurate gezogen werden. Denn diese können erste Anzeichen für chronische Infektionen sein. Zu den langfristigen Folgen zählen neben chronischen Infektionen (siehe oben) auch bleibende Schwellungen, Allergien oder Knötchen unter der Haut, in denen Farbpigmente eingeschlossen sind.

Die richtige Pflege

  • Eine Tätowierung kannst du dir vorstellen wie eine Hautverletzung. Es ist eine kleine Wunde, die die richtige Pflege verlangt.

  • Regelmäßiges Duschen und Waschen der tätowierten Stelle ist Pflicht.

  • Auf Besuche im Schwimmbad oder in der Sauna solltest du in den ersten Wochen verzichten.

  • Auch direkte Sonneneinstrahlung solltest du in den ersten sechs Wochen meiden.

  • Und weil die tätowierte Haut weniger Schweiß produziert, solltest du beim Sport zunächst kürzertreten.

Die Zeiten, in denen Piercings nichts mehr als Sicherheitsnadeln waren und aus Protests von Punks getragen wurden, sind lange vorbei. Inzwischen sind sie – oftmals verziert mit glitzernden Steinen – zum angesagten Körperschmuck geworden. Ob am Ohr, in der Nase oder den Lippen: Besonders Frauen verschönern ihren Körper damit gerne. Doch ähnlich den Tätowierungen gibt es auch hier einiges zu beachten.

Anders als bei Ohrlöchern, deren Stichkanal in der Regel nach sechs bis acht Wochen abgeheilt ist, kann dieser Prozess bei Piercings länger dauern.

So lange brauchen Piercings zum Heilen

  • Augenbrauen: 6 bis 8 Wochen

  • Lippen: 2 bis 3 Monate

  • Zunge: 4 Wochen

  • Nasenflügel: 2 bis 4 Monate

  • Bauchnabel: 1 bis 12 Monate

  • Brustwarzen: 6 bis 32 Wochen

  • Schamlippen: 4 bis 10 Wochen

  • Penis: 4 bis 6 Wochen

Beschwerden nach dem Stechen sind keine Seltenheit: Jeder Dritte hat leichte Beschwerden, einer von hundert frisch Gepiercten muss sogar im Krankenhaus behandelt werden.

Am häufigsten treten dabei Entzündungen auf. Ist die Einstichstelle entzündet, können Viren, Bakterien und Pilze in den Körper eindringen und sich dort verbreiten. Rote, juckende Haut, die Bläschen bildet, ist ein Zeichen für eine allergische Reaktion. Der Auslöser dafür ist meist eine Allergie gegen Nickel. Wichtig ist für dich zu wissen: Auch wenn ein Piercing als nickelfrei angepriesen wird, lohnt es sich im Studio nachzuhaken. Denn ein Piercing gilt bereits dann als nickelfrei, wenn die oberste Schicht keinen Nickel enthält.

Du interessierst dich für ein Piercing in der Brustwarze oder im Intimbereich? Dann solltest du wissen, dass es auch durch Scheuern der Kleidung zu Schwellungen und Hautirritationen kommen kann. Außerdem ist Vorsicht beim Umziehen geboten. Gerade kurz nach dem Stechen schmerzt jede unachtsame Berührung, wenn du zum Beispiel mit der Kleidung am Piercing hängen bleibst, besonders stark.

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Wer einen Sport betreibt, bei dem Körpereinsatz gefragt ist, der sollte sich überlegen, ob er nicht mindestens zu Anfang das Piercing überkleben möchte. Dauert keine zwei Minuten und kann erhebliche Schmerzen ersparen.

Diabetiker und Menschen mit einem geschwächten Immunsystem müssen davon ausgehen, dass der Heilungsprozess bei ihnen länger dauert.

So erkennst du einen guten Piercer

Woran erkennt man aber nun einen guten Piercer? Ähnlich wie bei Tattoos spielen auch hier die hygienischen Verhältnisse des Studios eine wichtige Rolle: Wie sauber sind die Instrumente und der Arbeitsplatz? Trägt der Piercer Handschuhe und Mundschutz? Wird die zu durchbohrende Stelle vorher desinfiziert? Nicht zuletzt spielt auch das Material, aus dem das Piercing ist, eine entscheidende Rolle beim Heilungsprozess. Schmuck aus Titan gilt als besonders verträglich. Der Piercer sollte dich dahingehend beraten – und auch nach Vorerkrankungen und Allergien fragen.

Die richtige Pflege von Piercings

Damit sich die Einstichstelle nicht entzündet, solltest du die Wunde zweimal täglich desinfizieren, zum Beispiel nach dem Aufstehen und vor dem Zubettgehen. Wichtig: Du solltest auch immer deine Finger desinfizieren! Außerdem solltest du den Drang unterdrücken, das Piercing selbst zu wechseln, zumindest das erste Mal. Denn auch dabei kann es zu Entzündungen und kleineren Verletzungen kommen, die den Abheilungsprozess verlangsamen.

Ein Fazit

Alles in allem sollte die Entscheidung für ein Tattoo oder ein Piercing wohlüberlegt sein. Ist man nicht bereit, die Risiken in Kauf zu nehmen, kann man immer noch auf nicht-permanente Henna-Tattoos und sogenannte Ear Cuffs oder andere Piercings zum Anstecken zurückgreifen. Denn alle Komplikationen lassen sich nun mal nicht ausschließen.