Wenn die Generationen wechseln: Familienunternehmen

Redaktion
IKK classic

Warum sich familiäres Zusammenarbeiten lohnt. So werden Sie fit für die Zukunft ...

Deutschland ist ein Land der Familienunternehmen: 80 bis 90 Prozent der deutschen Betriebe sind in Familienhand, oftmals im Bereich Handwerk. Damit sind diese Unternehmen die häufigste Wirtschaftsform und der größte Arbeitgeber hierzulande.

Kein Wunder, dass Familienunternehmen so erfolgreich sind, denn: Sie sind vertrauenswürdig, da Risiko, Haftung und Kontrolle direkt beim Eigner liegen. Zudem sind ein gutes Betriebsklima und eine hohe Identifikation der Angestellten mit dem Unternehmen charakteristisch. Was genau zeichnet einen Familienbetrieb noch aus, wie funktioniert er – und worauf kommt es irgendwann bei der Unternehmensnachfolge an? Auf Antwortsuche bei einem Familienunternehmen aus Frankfurt. 

Arbeiten im Familienunternehmen: Wenn Papa der Chef ist

Der Steinmetz-Betrieb Knorr Grabdenkmale im Frankfurter Ortsteil Heddernheim hat eine lange Familientradition. Spezialisiert ist das Unternehmen seit den 70er-Jahren auf Grabsteine, bei der Existenzgründung 1916 war es noch die Restaurierung und Renovierung von Fassaden, insbesondere die von Kirchen.

1989 übernahm Dieter Knorr in dritter Generation den Betrieb und wurde so zum Familienunternehmer. 2010 stieg mit Sohn Alexander ein weiteres Familienmitglied als Auszubildender in das Unternehmen ein. 

Mit dem eigenen Vater als Chef gibt es eine Schnittmenge zwischen Firma und Familie. Während seiner Ausbildung im familieneigenen Steinmetzbetrieb lebte Alexander Knorr bei seinen Eltern – und somit auch bei seinen Vorgesetzten. „Hatte ich auf der Arbeit Stress, hatte ich den auch zu Hause.

Dass Beruf und Privatleben ineinandergreifen, lässt sich nicht vermeiden. Wenn mal was nicht läuft, kann man sich das nicht so schnell aus dem Kopf schaffen“, sagt Alexander Knorr. Weniger arbeiten müsse er als Kind nicht. „Ich erfahre dieselbe Kontrolle wie alle anderen auch. Mit meinem eigenen Sohn würde ich das genauso machen. Eine gewisse Strenge sollte vorhanden sein.“

Wichtig: Ein gesundes Arbeitsverhältnis zwischen Vater und Sohn

Firmeninhaber und Vater Dieter Knorr ist als Chef gegenüber seinem Sohn Alexander offen, entspannt, und hat von ihm gelernt, wie die nächste Generation denkt. „Das ist wichtig für den Betriebsablauf und damit man einander versteht. Die Dinge ändern sich, man kann nicht stehen bleiben“, so der Senior.

Sein Sohn setzt heute immer mal wieder technische Neuerungen um – etwa eine moderne Webseite. Die Entscheidung, in die Fußstapfen seines Vaters treten zu wollen und das Handwerk des Steinmetz zu erlernen, hat Alexander Knorr ganz allein getroffen. Aus Leidenschaft, nicht aus Pflichtbewusstsein.

Das Interesse und der Einsatz des Juniors machen Dieter Knorr stolz. Ob der Sohn den Familienbetrieb auch übernehmen wird, steht aber noch nicht fest. Der Vater sagt: „Wenn es geht, soll Alexander weitermachen. Aber die Entscheidung überlasse ich ihm.“ Der Sohn hält es durchaus für möglich, den Handwerksbetrieb zu übernehmen.

Allerdings sei die Grab- und Friedhofskultur im Wandel, erklärt er. Die Folge: Aufträge an einzelne Steinmetze seien rückläufig. Aber der Junior sagt auch: „Meinen Beruf kann nicht jeder machen, das ist reizvoll. Es ist einer der ältesten Berufe überhaupt. Da noch Fuß zu fassen und davon zu leben, wäre schon cool.“

Diese Fördermöglichkeiten gibt es für Familienunternehmen

Für Familienbetriebe gibt es Fördermöglichkeiten. Einen generellen Überblick über die verschiedensten Programme und Hilfen bietet die Förderdatenbank des Bundeswirtschaftsministeriums. In Bayern wird der Generationswechsel dabei besonders gefördert.

Beratung und Infos gibt es unter anderem bei der INTES Akademie, der Stiftung Familienunternehmen, beim Bundesfamilienministerium, dem Wittener Institut für Familienunternehmen und bei den zuständigen Handwerkskammern.

Darauf kommt es an, wenn man die Firma an die nächste Generation übergibt

Damit alles in der Familie bleibt und es eine erfolgreiche Übergabe wird:

  • Senior und Junior sollten sich frühzeitig mit der Betriebsübergabe beschäftigen und diese planen. Eine Übergabe kann Jahre dauern. Es macht Sinn, dass beide zuvor noch eine Weile zusammenarbeiten – etwa beide Teil der Geschäftsführung sind, bevor der Senior sich Schritt für Schritt zurückzieht.

  • Es ist sinnvoll, Visionen und Werte des Unternehmens bei einer Übergabe neu zu definieren und den gesamten Betrieb auf den Prüfstand zu stellen. Ziel ist, dass der Nachfolger auch wirklich die Möglichkeit für einen Neustart und neue Ideen hat. 

  • Gegenseitige Wertschätzung ist wichtig. Der Nachwuchs sollte nicht das Gefühl bekommen, dass Innovationen unerwünscht sind; der Senior wiederum nicht vermittelt bekommen, dass seine Führungsweise und Werte veraltet und wertlos sind. Wissensaustausch ist sehr wertvoll und wesentlich für einen erfolgreichen Generationswechsel. 

  • Als Senior sollte man die Kreativität des Nachwuchses fördern und als Berater zur Seite stehen. 

  • Dass es auch mal Streit oder ein Problem gibt, ist vollkommen normal. Hier helfen persönliche Gespräche, konstruktive Lösungsansätze und Verträge. Bei größeren Streitereien können auch externe Experten helfen und bei der Betriebsübergabe unterstützen.  

  • Sobald der Betrieb übergeben ist, sollte sich der Senior aus allen Geschäften zurückziehen. Am besten überlegt er sich, wie er die erste Zeit nach dem Ausstieg gestaltet möchte, um in kein Loch zu fallen und sich nicht unnütz zu fühlen.

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IKK classic

Veröffentlicht am 04.03.2019

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