Hasskommentare im Internet: So verhalten Sie sich richtig

Redaktion
IKK classic

Allzu oft ist der Umgangston in sozialen Netzwerken feindselig und verletzend – mit weitreichenden gesundheitlichen Folgen. Deshalb unterstützt die IKK classic den Kampf gegen Hetze im Netz. Tatsächlich kann jeder von uns etwas tun gegen Hassrede im Internet – damit wir alle gesund bleiben.

2018 war die damals 15-jährige Greta Thunberg noch eine ganz normale Schülerin in Stockholm. Wenige Monate später stand die Welt für sie und Millionen andere junge Menschen Kopf: Binnen kurzer Zeit hatte die Schwedin mit „Fridays for Future“ eine globale Umweltschutz-Bewegung ausgelöst. Mit ihrer Bekanntheit wuchs der Hass auf sie.

Jemand solle die „liebe Greta“ doch bitte zum Psychiater schicken, war in sozialen Netzwerken zu lesen. Einen besonderen makabren Vorschlag, um CO2 einzusparen, lieferte ein anderer Facebook-Nutzer: Greta möge doch einfach zu atmen aufhören. 

Hassrede wie diese trifft keineswegs nur Prominente. Wer sich für ein Tempolimit auf Autobahnen ausspricht, kann Ziel davon werden. Ebenso, wer anders aussieht oder homosexuell ist. Allzu oft ist der Umgangston in Foren und Chats feindselig und verletzend – mit weitreichenden Folgen. Wer digital bedroht und abgewertet wird, leidet häufiger unter emotionalem Stress und Angst, zeigen Untersuchungen. Eine von der Berliner Nicht-Regierungsorganisation Campact in Auftrag gegebene repräsentative Forsa-Studie aus dem vergangenen Jahr zeigt: Unter den Folgen von Hate Speech leiden besonders junge Menschen. Demnach klagen 31 Prozent der 18- bis 24-Jährigen über Depressionen als Folge von Hass und Belästigungen im Netz. Damit nicht genug: Mehr als die Hälfte der 7.349 befragen Internetnutzer gab an, sich aus Angst vor Hasskommentaren seltener mit ihrer politischen Meinung in Diskussionen im Netz einzubringen.

#stophateforprofit: die IKK classic für ein hassfreies Netz

Besonders soziale Netzwerke geraten derzeit unter Druck, stärker gegen Hassreden vorzugehen. Nach dem gewaltsamen Tod des Afroamerikaners George Floyd durch einen brutalen Polizisten in Minneapolis hat die Debatte um Rassismus deutlich Fahrt aufgenommen – nicht nur in den USA, sondern auch hier in Deutschland. Bereits die #metoo-Bewegung offenbarte große gesellschaftliche Missstände: Erst mit dem Aufstieg dieses Hashtags war es vielen Frauen (und auch Männern) möglich, ihre Erfahrungen mit sexueller Gewalt und Diskriminierung öffentlich zu machen. 

Dass Hass, Diskriminierung und Ausgrenzung krank machen können, ist der IKK classic als Krankenkasse wohl bewusst. Deshalb unterstützt die größte Innungskrankenkasse den Kampf gegen Hetze im Internet und beteiligt sich aus Protest gegen den Umgang von Facebook mit abwertenden Inhalten an der Aktion #stophateforprofit. Im Juli wurde jegliche Werbung auf der sozialen Plattform gestoppt. Stattdessen wird das frei werdende Media-Budget in eine Digital-out-of-Home-Kampagne zugunsten der Initiative hassmelden.de investiert: Digitale Cityscreens in neun deutschen Großstädten werden geschaltet.

„Wir werden Facebook durch die Aktion sicher nicht wirtschaftlich beeindrucken“, sagt Frank Hippler, Vorstandschef der IKK classic. „Aber als Krankenkasse kennen wir die schwerwiegenden Folgen von psychischem Stress und wir können Internet-User dafür sensibilisieren, dass man kriminelle Hetze im Netz nicht einfach hinnehmen muss, sondern sich wehren kann.“

Tipps gegen Hassrede im Internet

Tatsächlich kann jeder von uns etwas gegen Hassrede im Netz tun, damit wir alle gesund bleiben. Es kann nicht nur darum gehen, dass die Polizei härter durchgreift und Strafen verschärft werden. Stattdessen kann jeder einzelne dazu beitragen, dass der Umgang im Netz menschlicher und solidarischer wird. Diese sechs Tipps tragen dazu bei:  

1. Vorurteilsfrei kommunizieren

Wer sich gegen Hass im Internet einsetzen will, sollte sich zunächst selbst hinterfragen. Denn nur wer selbst vorurteilsfrei spricht und schreibt, kann den Zeigefinger auf andere richten. Aber genau da liegt oft das Problem: Wir alle haben mehr oder weniger Vorurteile – ob wir es wollen oder nicht. Die gute Nachricht: Jeder kann daran arbeiten, andere Menschen nicht zu kategorisieren. Wie das gehen soll? Gut zuhören und Empathie entwickeln. Je mehr wir über eine andere Person wissen, desto besser können wir uns in sie hineinversetzen. Durch Zuhören sammeln wir Informationen über eine Person und bekommen einen Einblick in ihr Denken oder sogar ihre Gefühle. Oft erscheint eine Situation im Nachhinein ganz anders, wenn man die Sichtweise seines Gegenübers kennt. Dann heißt es, die eigene Denkweise zu reflektieren. Fragen Sie sich, ob Sie auf eine Meinungsäußerung eines Menschen, den Sie gerne mögen, genauso reagieren, wie auf das Gesagte einer Person, die Sie weniger gut leiden können. So bleibt für Vorurteile kein Platz.  

2. Hasskommentare melden

Egal, ob Sie selbst das Opfer sind oder auf andere Weise beleidigende Äußerungen entdeckt haben – trauen Sie sich, Hassrede zu melden. Das ist in allen sozialen Netzwerken und Internet-Foren über die Meldefunktion möglich. Bei Facebook, Twitter und YouTube kann vom Netzwerkdurchsetzungsgesetz (NetzDG) Gebrauch gemacht werden, auch Facebook-Gesetz genannt. Zu den rechtswidrigen Inhalten im Rahmen des Gesetzes gehören unter anderem Beleidigung, üble Nachrede, Verleumdung und Bedrohung.  

Sollte die jeweilige Plattform nach mehreren Tagen nicht auf das Melden der Hasskommentare reagiert oder nichts unternommen haben, können Sie sich an eine Beschwerdestelle, wie zum Beispiel Hassmelden wenden. Diese Stellen überprüfen Inhalte unter strafrechtlichen Gesichtspunkten und leiten diese gegebenenfalls an die Ermittlungsbehörden und Seitenbetreiber weiter. Handelt es sich um rechtswidrige Botschaften, können Sie Anzeige bei der Polizei oder Staatsanwaltschaft erstatten. 

Hier können Sie Hass-Posts melden

3. Hassredner blockieren

Das Blockieren der Täter schafft das Problem nicht aus der Welt. Aber gerade, wenn es sich um Kommentare in größeren Diskussionen handelt, kann das Blockieren verbal aggressiver User für emotionale Erleichterung sorgen. So umgehen Sie Situationen, über die Sie sich sonst ärgern würden. Denn bloß, weil in Deutschland jeder seine Meinung frei äußern kann, heißt das nicht, dass man sich Beleidigungen und Hassrede aussetzen muss. Oft vergeht den Hassrednern die Lust, wenn Sie keine Reaktion auf ihre Äußerungen bekommen. Unterstützung im richtigen Umgang mit Cybermobbing und Stress in sozialen Medien leisten auch Plattformen wie Juuuport – etwa wenn es um Bilder- und Datenklau oder Missbrauch geht. Was nie schadet: Mit Screenshots können Belege gesammelt werden für mutmaßlich strafbare Handlungen von Dritten.

4. Kinder und Jugendliche schützen

Besonders wichtig für Familien ist, dass Eltern sorgfältige Aufklärung leisten und mit ihren Kindern schon früh über angemessenes Verhalten im Netz sprechen. Wie im echten Leben, sind auch dort Toleranz und wertschätzende Kommunikation wichtig – gerade, wenn Kinder alleine im Internet surfen. Kinder müssen wissen, was sie schreiben dürfen und was unangebracht ist, welche Fotos und Videos sie teilen und dass Daten nicht einfach weitergegeben werden dürfen. Auch sollten sich Eltern schon früh Gedanken machen, wann ihr Kind ein eigenes Smartphone bekommt. Wenn das schon in jungen Jahren der Fall ist, sollten die Erziehungsberechtigten entsprechende Sicherheitseinstellungen am Gerät vornehmen. Werden Kinder Opfer von Hassrednern, sollten sie sofort mit ihren Eltern darüber sprechen – zahlreiche Beratungsstellen im Netz leisten hier Unterstützung. Machen Sie Ihrem Kind klar, dass Sie jederzeit ein offenes Ohr haben.  

Digitales

Mobbing im Netz

Wer im Netz bloßgestellt und schikaniert wird, fühlt sich oft machtlos. Gerade unter Kindern und Jugendlichen kann das sogenannte "Cybermobbing" schnell zum Problem werden. Artikel lesen

5. Gegenrede wirkt

Counter Speech ist der englische Begriff für Gegenrede und bedeutet, dass sich Menschen im Netz gegen Hass wehren. Mit sinnvollen und belegbaren Argumenten – und manchmal auch mit einer angemessenen Portion Humor. Anstatt mit Hass zu kontern, kann man deutlich, aber respektvoll auf Diskriminierungen und Generalisierungen reagieren. Eine gute Möglichkeit ist es auch, die Täter aufzufordern, Beweise für ihre Behauptungen zu liefern. Wer sich auf keine mühsamen Diskussionen inklusive Beleidigungen einlassen möchte, findet unter no hate speech Memes, Sprüche und Videos zum Herunterladen, die als Reaktion eingesetzt werden können. Wichtig: Haben Sie keine Angst vor verstärkter Hetze. Melden sich Täter mit weiteren Hassbotschaften auf Ihre Kommentare, kommunizieren Sie weiterhin sachlich und freundlich.  

 

6. Gemeinsam sind wir stark

Dass konzentrierte Gegenrede gegen Hass im Netz wirkt, zeigt übrigens eine kürzlich veröffentlichte Untersuchung der kalifornischen Universität von Santa Fe. Die aktive Gegenrede hat nicht nur den Vorteil, Hassrednern Wind aus den Segeln zu nehmen, sondern zeigt Opfern auch, dass sie mit ihrem Problem nicht alleine dastehen. Denn oft trauen sich Betroffene aus Angst vor Konfrontation nicht, sich zu wehren. Umso wichtiger ist es, dass sie auch Unterstützung von Menschen erfahren, die nicht selbst von Hate Speech betroffen sind. Wer sich also in Foren und Chats mit Opfern von digitaler Hassrede solidarisiert, leistet oft wertvolle Hilfe und macht Betroffenen Mut.  

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IKK classic

Veröffentlicht am 07.07.2020

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