Mobbing im Netz

Wer im Netz bloßgestellt und schikaniert wird, fühlt sich oft machtlos. Schließlich lässt sich, was einmal im Internet veröffentlicht wurde, nicht einfach löschen. Gerade unter Kindern und Jugendlichen kann das sogenannte "Cybermobbing" schnell zum Problem werden.

Beleidigungen und Gerüchte, Hasskommentare und Shitstorms – wer im Internet gemobbt wird, muss ein dickes Fell haben. Denn oftmals sind die Gründe, weshalb man zum Opfer von Mobbing wird, vor allem eins: ganz banal. Klar ist: Cybermobbing ist zum Problem unserer digitalisierten Gesellschaft gewachsen. Aber warum mobben Menschen andere Menschen überhaupt online?

Wie der Verein "Bündnis gegen Cybermobbing" im Jahr 2017 untersuchte, mobben 45 Prozent der Täter, weil sie glauben, dass es die betreffende Person verdient hätte; weitere 43 Prozent, weil sie mit ihrem Opfer zuvor Ärger hatten. Allerdings gaben auch 28 Prozent der Befragten an, dass sie Cybermobbing betreiben, weil sie zuvor selbst gemobbt wurden. Und knapp jeder Vierte (23 Prozent) macht es aus purem Vergnügen.

Der Cybermobbing-Kanal Nummer Eins: WhatsApp

Die Mobber, auch neudeutsch als Bullies bezeichnet, nutzen beim Cybermobbing die Vorteile der Kommunikation im Internet: Sie posten anonym oder unter falschem Namen, unabhängig von Ort oder Zeit und ohne dem Opfer dabei in die Augen sehen zu müssen. Welche Folgen ihr Handeln hat, ist ihnen oft nicht einmal bewusst oder ganz egal. Denn wer mobbt, will sich in erster Linie profilieren. Und nirgends geht dies einfacher und vor größerem Publikum als in den digitalen Medien: in Chats, in sozialen Netzwerken oder über den Cybermobbing-Kanal Nummer Eins: WhatsApp.
 

Cybermobbing kann sich in verschiedenen Formen äußern: von verletzenden Nachrichten oder Kommentaren, in denen intime oder diskreditierende – wahre wie unwahre – Informationen öffentlich geteilt werden, bis hin zum Diebstahl virtueller Identitäten in den sozialen Netzwerken oder dem Stalking über das Smartphone. Aber auch die digitale Ausgrenzung zählt zum Cybermobbing: wenn jemand zum Beispiel aus fadenscheinigen Gründen aus einer WhatsApp-Gruppe ausgeschlossen wird – und so de facto auch aus der jeweiligen Community.

Cybermobbing ist aber kein kleines Problem. Schließlich lässt sich, was einmal im Internet oder per App veröffentlicht wurde, nicht einfach löschen. Gerade unter Kindern und Jugendlichen kann Cybermobbing daher schnell zum alles bestimmenden Thema werden: In Bremen zum Beispiel wird, laut Bündnis gegen Cybermobbing, bereits jedes vierte Kind gemobbt, in Sachsen und Hessen leiden immerhin fünf Prozent der Kinder unter den Attacken im Netz.

Mädchen häufiger mit Cybermobbing konfrontiert

Dabei rückt das Thema bereits in der Grundschule auf den Plan: 5,2 Prozent der Schüler haben in dieser Zeit die erste Berührung mit Cybermobbing. Später ist es vor allem an Haupt- und Werkrealschulen ein Problem. Dort werden 17,4 Prozent der Schüler gemobbt (Quelle: Bündnis gegen Cybermobbing 2017). Laut Medienpädagogischem Forschungsverband Südwest werden Mädchen insgesamt häufiger mit Cybermobbing konfrontiert als Jungen. 39 Prozent der befragten Mädchen gaben an, Cybermobbing in ihrem Umfeld erlebt zu haben. Bei den befragten Jungen waren es 30 Prozent. Allerdings würden Jungen, laut Befragungsergebnissen, häufiger Opfer von Beleidigungen und beleidigenden Inhalten im Netz (Quelle: mpfs 2018).

Das können Eltern tun

Jeder reagiert anders auf Cybermobbing. Manche Kinder sind verletzt, andere schlagen zurück. Fest steht, dass jede Attacke Spuren hinterlässt. Die Folgen von Cybermobbing können sehr unterschiedlich sein: von mentalem oder emotionalem Stress bis hin zu Selbstmordgedanken. Eine stationäre Behandlung wird immer dann nötig, wenn sich das Kind oder der Jugendliche weigern, zur Schule zu gehen und insbesondere dann, wenn die Gefahr besteht, dass sich das Mobbingopfer etwas antun könnte.

Wer aber schnell reagiert, kann Mobbern in vielen Fällen direkt das Handwerk legen. So empfiehlt beispielsweise das Bundesfamilienministerium Eltern, vorbeugend nachzufragen, auf welchen Seiten und mit welchen Personen ihr Kind regelmäßig im Netz zu tun hat. Hilfe finden Kinder und Jugendliche auch bei Beratungsstellen wie der Nummer gegen Kummer oder Juuuport, wo gleichaltrige, speziell ausgebildete Scouts Betroffene informieren und sie beraten.

So helfen Sie Ihrem Kind

Je nach Schwere des Vorfalls stehen Ihnen als Eltern verschiedene Optionen zur Verfügung.

  • Regelmäßig nachfragen

    Zeigen Sie Interesse daran, wie Ihr Kind sich im Internet bewegt und fragen Sie nach, was es im Internet macht.

  • Die Schule informieren

    Dokumentieren Sie den Vorfall, indem Sie Nachrichten speichern oder Screenshots machen und informieren Sie die Schule darüber. Erkundigen Sie sich, ob es dort einen Mobbing-Beauftragten gibt. Oftmals hören Cybermobbing-Attacken auf, sobald die Täter mit ihren Aktionen konfrontiert werden. Die Schule kann auch ein klärendes Gespräch mit den Eltern beider Kinder organisieren: dem Bully und dem Opfer

  • Anzeige erstatten

    In besonders harten Fällen wenden Sie sich an die Polizei und erstatten Anzeige. Diese kann bei der Identifizierung des Täters behilflich sein und gegebenenfalls eine Strafverfolgung einleiten.

  • Löschung beantragen

    Melden Sie beleidigende, unseriöse, unethische Seiten, Profile oder Darstellungen dem Betreiber und beantragen Sie deren Löschung mit den sogenannten Notfall-Buttons.

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