Mann schaut nachdenklich aus dem Fenster

Demenz – Symptome und wie Sie vorbeugen können

In Deutschland sind schätzungsweise 1,5 Mio. Menschen von einer Form der Demenz betroffen, meist in höherem Alter. Wir erklären, was erste Anzeichen einer Demenz sind, welche Risikofaktoren es gibt, wie Sie Demenz vorbeugen und welche Therapien möglich sind. Außerdem haben wir mit dem Experten Prof. Dr. Gräßel über seine aktuelle Demenz-Studie und deren Erfolge gesprochen.

Was genau versteht man unter Demenz?

Demenz ist eine der häufigsten psychischen Erkrankungen im Alter und bezeichnet Symptome unterschiedlicher Erkrankungen. Stärkstes Erkennungsmerkmal ist eine Verschlechterung der geistigen Fähigkeiten. Eine Demenz umfasst meist die Verschlechterung von kognitiven, aber auch von emotionalen und sozialen Fähigkeiten. Der Umfang ist je nach Fortschritt der Demenz unterschiedlich, betroffen ist bei der Erkrankung jedoch in der Regel vor allem das Kurzzeitgedächtnis. Oft lässt auch das allgemeine Denkvermögen nach, sowie Sprachvermögen und Motorik. 

Symptome einer Demenz

Ist man an Demenz erkrankt, verliert man nach und nach seine kognitiven Fähigkeiten, was gerade im Alltag auffällig wird. Typische Anzeichen von Demenz sind:

  • Vergesslichkeit

  • Schwierigkeiten bei alltäglichen Verrichtungen

  • Verwirrtheit

  • Orientierungsschwierigkeiten

  • Konzentrationsprobleme

  • Änderung des Verhaltens und der Persönlichkeit

“Wichtig ist, dass man hier aber nicht zu voreilig ist, in der selbst gestellten Diagnose”, erklärt Prof. Dr. med. Elmar Gräßel, Leiter des Zentrums für Medizinische Versorgungsforschung am Universitätsklinikum Erlangen. So sollte man unterscheiden, ob es sich um einfache Vergesslichkeit oder “Schusseligkeit” handelt, wie z. B. das Verlegen einer Brille – das passiert übrigens jedem – oder ob man vermehrt feststellt, dass einem gängige Wörter nicht mehr einfallen oder dass die Orientierung an eigentlich bekannten Orten nicht mehr so gut klappt.  

“Gerade Menschen im mittleren Alter stellen nicht selten eine eingeschränkte Leistungsfähigkeit fest und merken, dass die kognitiven Fähigkeiten nachlassen. Sie schließen hierbei auf eine Demenz, obwohl eigentlich enormer Stress im Arbeitsalltag oder sogar eine Depression hinter den Symptomen stecken.” Das Beschwerdebild sieht sehr ähnlich aus, ist aber anders zu behandeln. 

Behandlung

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Welche Demenzformen gibt es?

Bei der Demenz unterscheidet man zwischen primären und sekundären Formen:

 

Primäre Demenz: Beim Großteil der Demenzerkrankungen handelt es sich um primäre Demenzen, wie beispielsweise die Alzheimer-Demenz, die Lewy-Körper-Demenz, die vaskuläre Demenz oder die Frontotemporale Demenz. Deren Verlauf ist in der Regel nicht mehr umkehrbar bzw. heilbar. Alzheimer gilt als die häufigste primäre Demenzerkrankung.

 

Sekundäre Demenz: Hierbei handelt es sich um Folgeerscheinungen anderer Grunderkrankungen, wie zum Beispiel Bluthochdruck, Stoffwechselerkrankungen, Diabetes oder Vitaminmangelzuständen. Diese Grunderkrankungen können von Ärztin oder Arzt festgestellt, behandelt und zum Teil auch geheilt werden. Damit ist es auch möglich, dass sich die Symptome einer sekundären Demenz entsprechend zurückbilden. Sekundäre Demenzen machen nur etwa zehn Prozent aller Krankheitsfälle aus. 

Studie: Kognitive Trainings zur Vorbeugung von Demenz

Unter der Projektleitung von Prof. Dr. Elmar Gräßel fand 2020 bis 2022 die Pilotstudie „Stoppt die Demenz“ statt, an der 89 Menschen im Alter von 60+ mit „leichter kognitiver Beeinträchtigung“ teilnahmen. 

Innerhalb von 5 Jahren gehen 74% der Fälle mit kognitiver Beeinträchtigung in eine Demenz über. Die Studie hatte zum Ziel, positiv auf die Beeinträchtigungen einzuwirken und den Übergang in eine Demenz-Erkrankung zu verhindern.

Teilnehmerinnen und Teilnehmer sollten demnach drei Mal wöchentlich ein bestimmtes Training (u.a. Gedächtnis- oder Logik-Spiele) an PC, Laptop oder Tablet absolvieren. 

Nach bereits sechs Monaten verbesserte sich die kognitive Leistungsfähigkeit im Durchschnitt deutlich, was mit einem wissenschaftlich gültigen und international anerkannten Kurz-Test nachgewiesen werden konnte. Nach 12 Monaten verbesserten sich die Leistungen noch einmal ausgeprägter. Während zu Beginn der Studie alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer kognitive Beeinträchtigungen hatten, gab es bei 40% der Personen bereits nach 6 Monaten keine kognitiven Auffälligkeiten mehr.  

In seinem neuen Projekt „BrainFit-Nutrition“ sollen die erfreulichen Ergebnisse aus der Pilotstudie noch einmal gesteigert werden, denn: „Natürlich spielt auch eine ausgewogene Ernährung eine große Rolle. Nicht nur als Präventionsmaßnahme für viele andere Krankheiten, sondern eben auch für Demenz“, so Prof. Dr. Gräßel. Hier erhalten Sie mehr Informationen zu dem Projekt „BrainFit-Nutrition“.

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Demenz: Inwieweit haben wir das Risiko selbst in der Hand?

  • Im Gespräch mit Prof. Dr. med. Elmar Gräßel

      

  • Welche Rolle spielt die Genetik in der Demenz?

    Eine Demenz, z. B. bedingt durch die Alzheimer-Krankheit, ist zwar keine unmittelbar vererbte Krankheit – aber die genetischen Risiken sind beachtlich. Aus Zwillingsstudien ging hervor, dass die Genetik etwa die Hälfte des gesamten Risikos ausmacht. Das scheint auf den ersten Blick viel, aber es gibt noch viele weitere Ursachen, die die Entstehung einer Demenzerkrankung begünstigen. Oder umgekehrt gesprochen: Es sind ebenso viele Faktoren wie Ernährung, körperliche und geistige Fitness oder soziale Aktivitäten, die wir aktiv beeinflussen können, um das Risiko einer Demenz zu minimieren. 

  • Wie vielversprechend sind die präventiven Maßnahmen, die ich treffen kann?

    Ich erkläre dies gerne anhand des Beispiels Auto: Wir wissen, dass wir ohne Sicherheitsgurt einem großen Risiko ausgesetzt sind, tödlich zu verunglücken oder zumindest schwere Verletzungen bei einem schweren Unfall davon zu tragen. Tragen wir nun einen Sicherheitsgurt bei der Fahrt, minimieren wir dieses Risiko erheblich. Trotzdem gibt es natürlich Fälle, in denen man ein Leben lang ohne Gurt fahren und trotzdem unversehrt bleiben kann. Oder aber eben trotz Sicherheitsgurt schwere Verletzungen davonträgt.

    Eine Garantie gibt es nie. Und doch ist es beruhigend zu wissen, dass wir durch das Anschnallen so positiv auf das Risiko einwirken können. Ähnlich ist es mit den präventiven Maßnahmen gegen eine Demenz: Hier haben wir viel in der Hand, um es der Entstehung einer Demenz so schwer wie möglich zu machen. 

  • Wie können Ärztin oder Arzt bei der Prävention weiterhelfen?

    Bei auftretenden Symptomen sollten Sie in jedem Fall eine Ärztin oder einen Arzt aufsuchen, um hier eine verlässliche Diagnose zu erhalten. Viele Krankheitsbilder und gesundheitliche Einschränkungen können das Risiko einer Demenzentstehung darstellen. „Deshalb lohnt es sich nicht nur bei auftretenden Problemen zum Arzt zu gehen, sondern zusätzlich einmal im Jahr einen gesundheitlichen Check bei der Hausärztin oder dem Hausarzt in Anspruch zu nehmen“, so der Experte. Hier würde man einmal ganzheitlich untersucht und der aktuelle Gesundheitszustand überprüft. Frühe Anzeichen seien hierdurch zu erkennen und eine Behandlung möglich.

Kostenübernahme des Gesundheits-Check-ups

Der Gesundheits-Check-up ist eine Vorsorgeuntersuchung zur Früherkennung von Krankheiten. Männer und Frauen ab 35 Jahren haben jedes dritte Jahr Anspruch auf eine ärztliche Gesundheitsuntersuchung.

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8 Tipps, um einer Demenz vorbeugen

1. Stress reduzieren

Negativen Stress und starke Belastungen sollten Sie möglichst vermeiden. Was genau als Belastung empfunden wird, ist sehr individuell. Aufgaben, die Sie allerdings stark stressen und um den Schlaf bringen, können sich negativ auf Ihre Gesundheit auswirken. Überwiegend positiv erlebte Anforderungen sind dagegen unbedenklich.

2. Ausreichend schlafen

Nicht nur für unseren Körper, sondern auch für unser Gehirn ist erholsamer Schlaf wichtig, um gesund und fit zu bleiben. Hier kommt es weniger darauf an, wie viel Schlaf dies am Ende ist (auch wenn natürlich eine Mindestmenge an Stunden in der Nacht nicht unterschritten werden sollte), sondern vor allem darauf, wie erholsam der Schlaf ist. Sie sollten sich tagsüber leistungsfähig und fit fühlen. 

3. Rauchen einstellen

Dass man sich mit Zigaretten und Co. nichts Gutes tut, ist bekannt. Ebenso ist Rauchen ein Risikofaktor für Demenz. 

4. Nur wenig Alkohol trinken

Gegen etwas Alkohol ab und zu ist nichts einzuwenden. Aber da Alkohol natürlich auch ein Nervengift ist, sollte dieser nur sehr vorsichtig konsumiert werden. Gerade Alkoholmissbrauch schädigt immer das Gehirn.

 

5. Körperlich aktiv sein

Fitness und sportliche Betätigung im Alltag sind wichtig. Grundsätzlich ist bekannt, dass ausreichend Bewegung zur Prävention vieler Krankheiten beiträgt:

1. Das Körpergewicht reguliert sich in der Regel auf ein günstiges Niveau. Bei einem Body-Mass-Index (BMI) über 25 im mittleren Alter besteht bereits ein erhöhtes Risiko für eine Demenz im höheren Alter.
 

2. Regelmäßige Bewegung hat einen positiven Einfluss auf die Durchblutung und damit auf unser Herz-Kreislauf-System.
 

3. Erholsamer Schlaf stellt sich schneller ein. Denn wer am Tag nicht nur geistig, sondern auch körperlich aktiv ist, wird feststellen, dass das Einschlafen am Abend deutlich leichter fällt. 

6. Erschütterungen des Kopfes vermeiden

Sportarten wie Boxen oder häufige Kopfbälle im Fußball verdeutlichen es: Übt man etwas aus, was immer wieder zu Erschütterungen des Kopfes führt, kann dies negative Langzeitfolgen für unser Gehirn bewirken – und damit das Risiko für Demenz deutlich erhöhen. Empfehlenswerter sind daher Sportarten, bei denen der Kopf nicht in dieser Art beteiligt ist. 

7. Lebenslang lernen

Ob in der Arbeit oder in der Freizeit – es ist wichtig, dass wir uns auch geistig immer wieder Anforderungen stellen. Ob Diskussionen und Debatten über aktuelle Themen mit Freunden und Bekannten oder eine regelmäßige Kartenspiel-Runde, die Fähigkeiten beanspruchen – z.B. Strategien nutzen und Trümpfe merken! Man sollte immer wieder etwas dazu lernen wollen und Anregungen schaffen.  

Gerade beim Eintritt in die Rente ist es wichtig, als Seniorin und Senior genau solche Anreize zu schaffen und auch soziale Kontakte aufrecht zu erhalten. Hier sollten schon vor der Rentenzeit entsprechende Vorbereitungen getroffen werden, z.B. durch den Aufbau eines anregenden Freundeskreises für Gesellschaftsspiele, das Aktivieren von Hobbys wie Museumsbesuche oder einfache Übungen für Gehirn und Körper. Die Möglichkeiten sind vielfältig. Ganz wichtig dabei ist: Es sollte Spaß machen und fest im Alltag eingebaut sein!

8. Ausgewogen ernähren

Wie bei vielen Krankheiten wird auch die Demenz durch falsche bzw. unausgewogene Ernährung begünstigt. Übergewicht, aber auch ein Mangel an essenziellen Nährstoffen können zur Folge haben, dass unser Körper nicht mehr das leisten kann, wozu er eigentlich fähig wäre – was zunächst körperliche, später auch geistige Beschwerden zur Folge haben kann. 

Ein ausgewogener Speiseplan mit viel unverarbeiteten Lebensmitteln, reichlich Gemüse, etwas Obst und natürlich einer ausreichenden Flüssigkeitszufuhr von ca. 2 Litern über den Tag verteilt (am meisten bieten sich Wasser und ungesüßte Tees an) sorgt dafür, dass das Immunsystem gerüstet ist und gibt uns die beste Chance, sowohl körperlich als auch geistig gesund und fit zu bleiben.

Kursangebote

Kostenübernahme von Gesundheitskursen

Die IKK classic unterstützt Ihre Teilnahme an Gesundheitskursen vor Ort und Onlinekursen zu Bewegung, Entspannung und zum Umgang mit Suchtmitteln finanziell. Sie als Versicherter haben Zugriff auf eine große Auswahl an öffentlich zertifizierten Angeboten. Zu den Kursangeboten

IKK classic unterstützt therapeutische Maßnahmen bei Demenz

Professor Dr. Gräßel hat die MAKS®-Therapie (MAKS: motorisch, alltagspraktisch, kognitiv, sozial) entwickelt. Bei dieser nichtmedikamentösen Präventionsmaßnahme sollen durch Übungen im Alltag die kognitiven Fähigkeiten von Demenz-Patientinnen und -Patienten geschult und damit verbessert werden. Der Schwierigkeitsgrad ist ausgerichtet auf Betroffene mit MCI (leichte kognitive Beeinträchtigung im Alter), leichter oder mittelschwerer Demenz. Mit der Unterstützung der IKK classic können stationäre und teilstationäre Pflegeeinrichtungen das Personal zu MAKS®-Therapeutinnen und -Therapeuten ausbilden lassen und die Therapie entsprechend anbieten. 

Auch Gartentherapie ist eine Möglichkeit, um Betroffene zu behandeln, ihre geistigen, aber auch motorischen Fähigkeiten zu fördern und zu stärken. Bei dieser Therapieform wird der Garten bzw. die Arbeit mit Pflanzen als Mittel genutzt, um Selbstvertrauen zu gewinnen und notwendige Schritte zur Pflege einer Pflanze – also für viele etwas Neues – zu erlernen und durch die Atmosphäre im Garten eine entspannte Umgebung zu erhalten. 

Auch hier unterstützt die IKK classic bei der Aus- bzw. Weiterbildung von Pflegepersonal, damit die Therapieform verbreitete Anwendung findet und von vielen Demenz-Patientinnen und -Patienten genutzt werden kann. 

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