Pflegerin schiebt Rollstuhl über den Gang

Pflegeversicherung: Warum sie so wichtig ist

Im Juli 2023 steigt für viele Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer der Beitragssatz zur Pflegeversicherung. Doch warum ist das so, welche Leistungen bietet die Pflegeversicherung und wer hat Anspruch auf diese Leistungen? Wir klären auf.

Was viele Menschen nur als Zahl auf ihrer Gehaltsabrechnung kennen, bedeutet vor allem für ältere Versicherte in Deutschland kompetente Hilfe, wenn der Alltag zunehmend schwierig wird. In solchen Fällen helfen die IKK Pflegeberaterinnen und Pflegeberater, wie Claudia Kerber.

„Ich mache so um die 20 Hausbesuche im Monat“, erzählt sie. „Wir organisieren bei Bedarf die Pflegesituation, falls die oder der Versicherte dazu nicht in der Lage ist und auch keine Angehörigen da sind. Wir bereiten auf die Begutachtung durch den Medizinischen Dienst vor, nehmen Anträge auf und leiten sie weiter. Bei Bedarf leiten wir auch Betreuungsverfahren beim Amtsgericht ein und vieles mehr.“

Dass aktuell in Deutschland mehr als 4,96 Millionen Menschen von Pflegeleistungen und individuellen Unterstützungen wie dieser Pflegeberatung profitieren können, ist auch den solidarischen Beiträgen aller Versicherten zu verdanken.

Warum wurde die Pflegeversicherung eingeführt?

Laut Statistischem Bundesamt beziehen heute 70 Prozent mehr Menschen Pflegeleistungen als noch zu Beginn des Jahrtausends. Dass die Zahl so stark gestiegen ist und sich dieser Trend in Zukunft immer weiter fortsetzen wird, liegt an der Altersstruktur unserer Gesellschaft: Wir werden immer älter. Was für den Einzelnen ein großes Glück sein kann, ist für die Politik eine Herausforderung. Denn es fehlen immer mehr jüngere, gesunde Arbeitnehmende, die in die soziale Pflegeversicherung einzahlen und das System in Balance halten.

Das Bundesministerium für Gesundheit hat daher im April 2023 das Pflegeunterstützungs- und Entlastungsgesetz (PUEG) beschlossen. Denn bis 2055 sollen schon 6,8 Millionen Menschen in Deutschland auf Pflegeleistungen angewiesen sein. So sollen die Kosten, die durch diesen demografischen Wandel entstehen, abgefedert werden.

Sozialversicherungen, zu denen auch die soziale Pflegeversicherung gehört, setzen diese gesetzlichen Vorgaben um. Der Beitrag, den jeder zu seiner gesetzlichen Pflegeversicherung zahlt, wird darum angepasst. Sie sind bei der IKK classic krankenversichert? Dann sind Sie gleichzeitig auch dort pflegeversichert. 

Fragen zur Pflege? Lena hilft

Der Pflegefall berührt uns früher oder später alle. Dabei bieten wir echte Hilfe: Wir stellen Ihnen Lena zur Seite – unsere digitale Pflegeexpertin ist 24 Stunden am Tag für Sie da. Mehr über Lena erfahren

Wie hoch ist der Beitragssatz für die Pflegeversicherung 2023?

Ab dem 01.07.2023 steigt der Beitragssatz zur Pflegeversicherung auf 3,4 Prozent statt bisher 3,05 Prozent. Doch die Beitragserhöhung gilt nicht für alle gleichermaßen. Denn ab sofort wird der Beitrag davon abhängen, ob und wie viele Kinder Beitragszahlende haben und wie alt der Nachwuchs ist.

Die Idee dahinter: Wer Verantwortung für die Betreuung eines oder mehrerer Kinder trägt, vor allem, solange sie noch klein sind, braucht Entlastung. Für alle Kinderlosen über 23 Jahre beträgt der Beitragssatz in Zukunft 4,00 Prozent. Beim ersten Kind beträgt er lebenslang 3,4 Prozent, für jedes weitere Kind sinkt der Beitrag weiter, so lange das Kind jünger als 25 Jahre alt ist.

Auch Arbeitgeber steuern einen Anteil zur Pflegeversicherung ihrer Mitarbeitenden bei. Die Anpassung der Beiträge gilt auch für Rentnerinnen und Rentner und wird automatisch mit der Rente verrechnet.

Hier finden Sie detaillierte Infos zu den Beitragshöhen.

Leistungen für Pflegende

Im eigenen Haus bleiben zu können, ist für die meisten Menschen auch dann Ziel, wenn es allein nicht mehr geht. Angehörige, Freunde oder Nachbarn unterstützen dies als vertraute Person durch ihre Pflege und Betreuung. Das wollen wir mit sozialer Sicherung belohnen. Mehr zur Pflege erfahren

Welche Pflegeleistungen gibt es?

Pflegebedürftigkeit kann jeden treffen, und das nicht erst im hohen Alter. Eine plötzliche Erkrankung, ein ungünstiger Sturz oder Unfall – all diese Situationen können zu einer Beeinträchtigung führen, die eine langfristige Unterstützung notwendig machen.

Pflegeberaterin Claudia Kerber hat schon vielen Betroffenen geholfen: „Auch junge Leute, deren Leben durch einen Unfall oder eine Krankheit auf den Kopf gestellt wurde, sind dabei“, berichtet sie. „Ich persönlich habe seltener Fälle, in denen Kinder betroffen sind, aber auch das kommt vor.“ Denn auch Kinder, die mit einer Behinderung geboren werden, können, wenn ein Pflegegrad festgestellt wird, Pflegeleistungen erhalten.

Pflegebedürftige können über die Pflegekasse der IKK classic umfassende Leistungen der häuslichen Pflege wie beispielsweise Pflegegeld, Kombinationsleistung oder Verhinderungspflege bis hin zu stationären Leistungen beantragen. Auch Pflegekurse für Angehörige werden kostenfrei ermöglicht. Manchmal ist es schon ein Duschhocker, der das selbstständige Leben zu Hause erleichtert. Dabei beraten Claudia Kerber und ihre Kolleginnen und Kollegen ganz individuell.

Wem stehen Pflegeleistungen zu?

Entscheidend für den Anspruch und die Höhe der Pflegeleistungen ist der festgestellte Pflegegrad. Bei der Ermittlung des Pflegegrades wird darauf abgestellt, wie selbständig ein Mensch seinen Alltag bestreiten kann. Hierbei werden sowohl körperliche wie auch geistige und psychische Beeinträchtigungen, etwa durch Demenz berücksichtigt.

Über sechs verschiedene Lebensbereiche wird der Grad der Selbständigkeit und damit der Unterstützungsbedarf durch andere Personen abgebildet, beispielsweise ob eigenständiges Treppensteigen oder eine stabile Sitzposition ohne Unterstützung möglich sind.

Pflegegrad und Pflegebedürftigkeit

Die Pflegekasse der IKK classic versorgt ihre Versicherten bei Bedarf mit allen gesetzlich vorgesehenen Leistungen der Pflegeversicherung. Dafür muss eine Pflegebedürftigkeit vorliegen und der Pflegegrad bestimmt werden. Mehr zum Pflegegrad erfahren

Wer hilft bei den ersten Schritten und Fragen rund um die Pflege?

Unsere digitale Pflegeexpertin LENA steht Ihnen 24 Stunden am Tag online zur Verfügung. An sie können Sie sich zur ersten Orientierung wenden. Sie werden sehen, bürokratische Hürden sind viel einfacher zu meistern, als viele meinen. Doch das ist natürlich nicht die einzige Möglichkeit, Beratung zu finden. Pflegeberaterinnen und Pflegeberater wie Claudia Kerber stehen Ihnen deutschlandweit an vielen Standorten zur Verfügung. Hier finden Sie eine Übersicht über die Beratungsangebote in Ihrer Nähe.

Nehmen Sie diese individuelle Beratung gerne in Anspruch. Denn in vielen Fällen geht es auch noch um etwas mehr als nur Faktenwissen: „Viele Pflegesituationen sind emotional sehr belastend und es braucht dann auch ein gewisses Maß an seelischem Beistand. Das ist für uns auch eine Herausforderung“, sagt Claudia Kerber.

Doch die nehmen sie selbst und ihre Mitstreiterinnen und Mitstreiter gerne in Kauf. „Das Schönste an unserem Beruf ist die Dankbarkeit der Leute. Das tut unendlich gut. Es ist wirklich ein schöner Job, den wir machen und wenn ich davon erzähle, bekomme ich direkt ein bisschen Gänsehaut.“

Diese Artikel könnten Sie ebenfalls interessieren

  • Frau mit Handy und Kaffeetasse steht am Fenster

    Digitales

    Digitale Gesundheits­versorgung

    E-Rezept, elektronische Patientenakte, Video-Sprechstunde: Via Smartphone und passender App wird die digitale Gesundheitsversorgung für Patienten zum Kinderspiel. Artikel lesen

  • Frau fasst sich an den Kopf, weil ihr schwindelig ist.

    Leben

    Schlaganfall: Symptome erkennen und richtig handeln

    Wir haben mit einem Experten über Ursachen, Warnzeichen und Therapie gesprochen – und zeigen, wie Sie im Ernstfall schnell reagieren. Artikel lesen

  • Hände formen ein Herz, es entsteht ein herzförmiger Schatten im Sand

    Leben

    Herzinfarkt bei Frauen: Das unter­schätzte Risiko

    Viele Frauen erleiden einen Herzinfarkt. Die Symptome werden allerdings häufig nicht oder zu spät erkannt. Mit teils dramatischen Folgen. Die Anzeichen zu kennen, kann Leben retten. Artikel lesen