Frau mit Schwindel hält sich am Türrahmen

Schlaganfall: Symptome, Ursachen und Erste-Hilfe-Maßnahmen

Jedes Jahr erleiden in Deutschland etwa 270.000 Menschen einen Schlaganfall. Viele haben danach ihr weiteres Leben mit teils massiven Folgen zu kämpfen. Dabei könnten rund 70 Prozent aller Schlaganfälle verhindert werden. Wir haben mit einem Experten über Ursachen, Warnzeichen und Therapie gesprochen – und zeigen, wie Sie im Ernstfall schnell reagieren.

Es passiert ohne Ankündigung. Von einer Sekunde auf die andere ist das Leben nicht mehr, wie es war: Ein Schlaganfall ist eine sprichwörtlich „schlagartig“ einsetzende Durchblutungsstörung im Gehirn, die zu schweren körperlichen und geistigen Behinderungen führen kann. In manchen Fällen kann die Erkrankung auch tödlich enden.

Was viele nicht wissen: Einem Schlaganfall lässt sich vorbeugen. Hierzu ist es wichtig, die Ursachen und Risikofaktoren zu kennen, die einen Schlaganfall begünstigen können.

Was ist ein Schlaganfall?

Ein Schlaganfall, auch als Hirnschlag, Hirninfarkt oder Apoplex bezeichnet, ist eine akute medizinische Notfallsituation, bei der die Blutversorgung zu einem Teil des Gehirns unterbrochen wird oder es zu einer Blutung im Gehirn kommt. Dies kann schwerwiegende Schäden am Hirngewebe verursachen und manifestiert sich oft in plötzlichen Symptomen wie Lähmungen, Sprachstörungen, Gedächtnisverlust und starken Kopfschmerzen. Die akute Durchblutungsstörung des Gehirns erfordert eine sofortige medizinische Behandlung, um die Genesungschancen zu erhöhen und mögliche Langzeitfolgen zu minimieren.

Schlaganfälle und Herzinfarkte werden oft miteinander verwechselt. Der Hauptunterschied zwischen beiden Erkrankungen liegt im betroffenen Organ sowie den Symptomen: Ein Schlaganfall erfolgt im Gehirn, während ein Herzinfarkt im Herzmuskel auftritt. Beide Krankheiten sind jedoch medizinische Notfälle mit dringendem Handlungsbedarf und erfordern deshalb Wissen um ihre jeweiligen Symptome.

Welche Symptome treten bei einem Schlaganfall auf?

Die Symptome eines Schlaganfalls können sehr verschieden sein. „Zu den häufigsten zählen Sehstörungen, Sprach- und Sprachverständnisstörungen, Lähmungen und Taubheitsgefühle, Schwindel oder extrem starke Kopfschmerzen“, sagt Dr. Markus Wagner von der Stiftung Deutsche Schlaganfall-Hilfe. Meistens treten sie ganz plötzlich auf.

In diesem Zusammenhang wichtig zu wissen: „Studien zeigen, dass besonders Frauen neben den typischen Schlaganfall-Symptomen häufig noch weitere, seltenere Anzeichen haben. Dazu gehören beispielsweise Gliederschmerzen, Schluckbeschwerden, Kurzatmigkeit, Krämpfe, Schwächeanfälle oder eine Ohnmacht“, so Dr. Wagner.

  • Sehstörungen

    Weil ihr Gesichtsfeld eingeschränkt ist, übersehen Betroffene Gegenstände oder Menschen, was zu Stürzen oder Unfällen führen kann. Viele haben keine Orientierung, sehen Dinge doppelt oder ineinander geschoben, fassen daneben, wenn sie nach etwas greifen wollen. 

  • Sprachstörung und Verständnisprobleme

    Manche Personen sprechen verwaschen, stottern oder verdrehen Silben. Einige können nicht mehr verstehen, was man ihnen sagt.

  • Plötzliche Lähmungen

    Typisch für einen Schlaganfall sind auch plötzliche Lähmungen auf einer Körperseite wie etwa ein herunterhängender Mundwinkel

  • Pelziges Gefühl

    Einzelne Körperpartien oder Gliedmaßen können sich „pelzig“ anfühlen, wie bei einem eingeschlafenen Fuß.

Was sind die Ursachen für einen Schlaganfall?

Bei den Ursachen von Schlaganfällen wird zwischen zwei Formen unterschieden:

  • Hirninfarkt

    Bei einem Hirninfarkt, auch ischämischer Schlaganfall genannt, kommt es zu einem plötzlichen Verschluss einer Arterie im Gehirn. Ursache kann ein Blutpfropf sein, der sich dort festsetzt. Aber auch Ablagerungen, die sich im Laufe des Lebens ansammeln, können die Gefäße verengen. Man spricht hier oft von „Gefäßverkalkung“, auch Arteriosklerose genannt.

  • Hirnblutung

    Von einer Hirnblutung oder einem hämorrhagischen Schlaganfall spricht man hingegen, wenn ein Gefäß im Gehirn platzt. Das austretende Blut drückt so stark auf nebenliegende Gehirnregionen, dass diese nicht mehr ausreichend mit Blut versorgt werden.

Die Folgen sind schwerwiegend: Da bestimmte Hirnareale nicht ausreichend oder gar nicht mehr durchblutet werden, sterben Nervenzellen ab. Je nachdem, welche Hirnregionen betroffen sind und wie lange die Sauerstoffzufuhr unterbrochen ist, kann es zu Störungen oder Ausfällen verschiedener Körperfunktionen kommen. Häufig sind diese Schäden irreversibel. Sprich, die Betroffenen müssen Zeit ihres Lebens mit Behinderungen und Beeinträchtigungen im Alltag klarkommen.

Kostenübernahme des Gesundheits-Check-ups

Der Gesundheits-Check-up ist eine Vorsorgeuntersuchung zur Früherkennung von Krankheiten. Ab 35 Jahren haben Männer und Frauen jedes dritte Jahr Anspruch auf diese ärztliche Gesundheitsuntersuchung.

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Anzeichen für einen Schlaganfall mit dem FAST-Test erkennen

Meist sind es die Angehörigen, die die Veränderungen an der betroffenen Person zuerst wahrnehmen. Damit Außenstehende die Symptome eines Schlaganfalls erkennen und schnell Hilfe holen können, wurde der sogenannte FAST-Test entwickelt. FAST kommt aus dem Englischen und steht für Face, Arms, Speech und Time.

Mit dem FAST-Schnelltest prüfen Sie die wichtigsten Anzeichen für einen Schlaganfall

  • Face (Gesicht):

    Bitten Sie die Person zu lächeln. Hängt ein Mundwinkel herab, kann eine halbseitige Lähmung vorliegen.

  • Arms (Arme):

    Fordern Sie die Person auf, beide Arme nach vorne zu strecken und dabei die Handflächen nach oben zu drehen. Bei einer Lähmung können nicht beide Arme gleichzeitig angehoben werden, ein Arm sinkt oder dreht sich.

  • Speech (Sprechvermögen):

    Bitten Sie den Betreffenden, einen einfachen Satz nachsprechen. Ist sie oder er dazu nicht in der Lage oder ist die Sprache verwaschen, liegt vermutlich eine Sprachstörung vor.

  • Time (Zeit):

    Wählen Sie unverzüglich die Telefonnummer 112 und schildern Sie die Symptome.

„Manchmal klingen die Symptome nach wenigen Minuten oder innerhalb der ersten Stunde vollständig ab. Dann handelt es sich um einen „kleinen“ Schlaganfall, die sogenannte Transitorisch ischämische Attacke, kurz TIA. Auch eine TIA muss unbedingt ernst genommen werden, denn sie kann ein Vorbote für einen weiteren, schwereren Schlaganfall sein“, sagt Dr. Wagner.

Dasselbe gilt für einen sogenannten „stummen“ Schlaganfall: Hierbei nehmen die Betroffenen keine der typischen Symptome wahr. „Ereignet sich der Schlaganfall in einem Hirnbereich, in dem keine kritischen Funktionen verortet sind, fällt deren Ausfall eventuell gar nicht auf“, so Dr. Wagner.

Sektorübergreifende Versorgung nach Schlaganfall

Durch eine strukturierte Nachsorge soll die Wahrscheinlichkeit eines Re-Infarktes verringert und die Lebensqualität verbessert werden. Erfahren Sie hier mehr über die sektorübergreifend organisierte Versorgung von Schlaganfallpatienten.

Zur Versorgung nach einem Schlaganfall

Sieben Erste-Hilfe-Maßnahmen bei Schlaganfall

Bei einem Schlaganfall zählt jede Sekunde. „Je länger ein Gefäßverschluss im Gehirn besteht, desto mehr Nervenzellen gehen durch den Sauerstoff- und Nährstoffmangel verloren und das Risiko für bleibende körperliche Einschränkungen steigt“, so Dr. Wagner. Ein Schlaganfall-Patient muss deshalb so schnell wie möglich in ein Krankenhaus gebracht werden, im Idealfall auf eine Spezialstation, eine sogenannte Stroke Unit. Bis der Notarztwagen eintrifft, können Angehörige die betroffene Person mit folgenden Erste-Hilfe-Maßnahmen unterstützen:

  • Sofort den Rettungsdienst 112 wählen

      

  • Enge Kleidung lockern

      

  • Ist die Patientin oder der Patient bei Bewusstsein, Oberkörper erhöht lagern. So wird verhindert, dass noch mehr Blut ins Gehirn fließt.

       

  • Auf keinen Fall Getränke oder Medikamente reichen – es könnte eine Schluckstörung vorliegen.

       

  • Puls und Atmung überprüfen. Ist die Person bewusstlos, sie in die stabile Seitenlage bringen. Gegebenenfalls Zahnprothesen entfernen.

      

  • Bei Herz- oder Atemstillstand: Sofort mit Wiederbelebungsmaßnahmen beginnen (Herzdruckmassage)

        

  • Zeitpunkt notieren, zu dem die Symptome begannen – wichtig für den Notarzt!

       

Behandlung bei einem Schlaganfall

Im Krankenhaus wird der Kopf mithilfe von bildgebenden Verfahren wie Computertomographie (CT) oder Magnetresonanztomographie (MRT) untersucht. Je nachdem, ob es sich um einen Hirninfarkt oder eine Hirnblutung handelt, erfolgt die Behandlung.

Ein Hirninfarkt kann entweder durch eine Thrombolyse oder eine Thrombektomie behandelt werden. „Bei einer Thrombolyse wird ein Medikament verabreicht, das das Gerinnsel auflösen soll. Eine Thrombektomie wird dagegen bei größeren Gerinnseln eingesetzt“, erklärt Dr. Wagner. Hierfür wird  von der Leiste aus ein Katheter eingeführt, mit dem das Gerinnsel entfernt wird. Bei einer Hirnblutung, besonders bei größeren, ist es oft nötig, das ausgetretene Blut operativ zu beseitigen.

Zuständig für die Behandlung bei einem Schlaganfall ist in der Regel ein Team von Ärzten und medizinischem Personal, welche die Versorgung übernehmen. Dazu gehören Neurologen, die auf Erkrankungen des Nervensystems spezialisiert sind, und Notfallmediziner.

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Wie kann man einem Schlaganfall vorbeugen?

Doch wen trifft es – und wen nicht? Die Diagnose Schlaganfall ist bei Weitem keine Sache des Schicksals. Denn es gibt Faktoren, die ein solches Ereignis begünstigen. So haben beispielsweise Raucher ein deutlich erhöhtes Schlaganfallrisiko.

Auch eine ungesunde Ernährung sowie Bewegungsmangel und damit verbundenes Übergewicht steigern die Gefahr für einen Schlaganfall. Genauso wie Diabetes, hohe Cholesterinwerte und Bluthochdruck. All diese Faktoren führen dazu, dass die Blutgefäße verkalken. Arteriosklerose kann darüber hinaus nicht nur einen Schlaganfall begünstigen, sondern auch zu Herz-Kreislauf-Erkrankungen führen, wie etwa der Koronaren Herzkrankheit (KHK).

Auch bei der KHK sind die großen Adern, die den Herzmuskel mit Sauerstoff versorgen, durch Ablagerungen verengt. Eine KHK kann chronisch werden. Bei der akuten Form jedoch kommt es zu einem Herzinfarkt.

Wer sein Schlaganfall- und Herzinfarkt-Risiko also reduzieren möchte, sollte auf eine fett- und zuckerreduzierte, pflanzenbasierte Kost, tägliche Bewegung sowie regelmäßige Checks von Blutdruck, Blutzucker und Cholesterin achten und aufs Rauchen verzichten.

Was sind die langfristigen Folgen eines Schlaganfalls?

Viele Schlaganfallüberlebende erleben anhaltende körperliche Einschränkungen wie Lähmungen oder Bewegungseinschränkungen, die den Alltag und die Selbstständigkeit beeinträchtigen. Darüber hinaus sind kognitive Beeinträchtigungen wie Gedächtnisprobleme und Sprachschwierigkeiten häufig. Auch emotionale Veränderungen wie Depression und Angststörungen können vorkommen. 

Es ist wichtig zu betonen, dass die Genesung nach einem Schlaganfall ein individueller Prozess ist, der Zeit und Geduld erfordert. Mit einer frühzeitigen Diagnose, einer qualifizierten medizinischen Versorgung und einer unterstützenden Umgebung können viele Schlaganfallüberlebende Fortschritte in ihrer Rehabilitation und Anpassung an die neuen Herausforderungen erzielen. 

Den Alltag meistern nach einem Schlaganfall

Die meisten Schlaganfallpatientinnen und -patienten haben noch viele Monate mit den Folgen zu kämpfen – oder sogar ihr gesamtes weiteres Leben. Durch Physiotherapie, Ergotherapie oder Logopädie schaffen es aber viele, verlorengegangene Fähigkeiten wiederzuerlangen und in den Alltag zurückzukehren.

Auch wenn die Sehnsucht nach ein paar Tagen Urlaub nach so einem einschneidenden Ereignis groß ist, sollten Betroffene mindestens zwei Wochen warten, bis sie verreisen. Denn in manchen Fällen können neue schlaganfallbedingte Erkrankungen auftreten. Auch sollten sie sich ihre Flugtauglichkeit durch eine Ärztin oder einen Arzt bestätigen lassen.

Vorsicht ist auch beim Autofahren geboten! Wer einen Schlaganfall erlitten hat, darf sich nicht einfach wieder hinters Steuer setzen. Zwar ist es nicht verpflichtend, amtlich zu melden, was einem widerfahren ist. Passiert jedoch ein Unfall, kann dies versicherungstechnische und sogar strafrechtliche Konsequenzen haben. Deshalb ist es wichtig, eigenverantwortlich Nachweise zu erbringen, dass man verkehrstauglich ist. Dies können augenärztliche Untersuchungen, Reaktionstests oder nachgewiesene Praxisstunden bei einer Fahrschule sein. Informationen über die verschiedenen Nachweismöglichkeiten erteilen die jeweiligen Führerscheinstellen.

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