Weltblutspendetag: Jede Spende zählt

Redaktion
IKK classic

Im ganzen Land herrscht „Nachschubmangel“, Experten sprechen von einer „katastrophalen Situation“, von einem „drohenden Engpass“, der Bedarf sei schlichtweg immens. Doch die Rede ist nicht etwa von wichtigen Rohstoffen oder anderen systemkritischen Betriebsmitteln, ohne die die Wirtschaft stillsteht. Es geht um etwas noch viel Wichtigeres. Um Blut. Um Spenderblut, um genau zu sein.

Täglich werden laut dem Blutspendedienst des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) in Deutschland etwa 14.000 Blutspenden benötigt. Und jeden Tag fehlen etwa zehn Prozent der benötigten Spenden. Über das Jahr gerechnet sind es mindestens 50.000 Blutkonserven zu wenig.

Denn trotz aller wissenschaftlichen Entwicklungen kann Blut bislang nicht künstlich hergestellt werden und eine Blutstransfusion ist für viele Menschen die einzige Überlebenschance.

In manchen Regionen Deutschlands reichen die Reserven gerade einmal wenige Tage. Geht dort der Blutnachschub zur Neige, kann es passieren, dass Operationen abgesagt werden müssen. Und das passiert schneller als man denkt: Muss beispielsweise ein Schwerverletzter nach einem Unfall versorgt werden, können bei einer einzigen Operation bis zu 20 Blutkonserven verbraucht werden.

Infografik zum Blutspendemangel in Deutschland

Warum wird so häufig zur Blutspende aufgerufen?

Traditionell werden bei gutem Wetter im Frühling und im Sommer weniger Spendetermine wahrgenommen. Ein weiterer Grund ist die demografische Entwicklung: Treue Spenderinnen und Spender bleiben immer häufiger aus Altersgründen fern. Mit der Novellierung des Transfusionsgesetzes im September 2023 wurde deshalb auch die Altersgrenze nach oben abgeschafft. Ob eine Person fit genug zum Spenden ist, entscheidet der individuelle Gesundheitszustand, der durch einen Arzt oder Ärztin beurteilt werden kann.

Spenderinnen und Spender, die mit dem Coronavirus infiziert waren, werden vier Wochen nach ihrer Genesung für eine Spende zurückgestellt. Rückgestellt werden auch Menschen, die an Influenza oder einer Bronchitits erkrankt sind. Schließlich sollte man nur spenden, wenn man sich selbst zu 100 Prozent fit fühlt.

Dementsprechend dringlich sind die Appelle, die von den verantwortlichen Blutspendediensten in regelmäßigen Abständen an die Bevölkerung gerichtet werden. Um auf die Relevanz von Blutspenden und Blutspendern aufmerksam zu machen, wird jährlich am 14. Juni der Weltblutspendetag begangen. Mit großem Aufwand wird um Spenderinnen und Spender geworben.

Wer darf Blut spenden?

Sexuelle Orientierung: Kein Kriterium für eine Blutspende mehr

Neben den allgemeinen Voraussetzungen für eine Blutspende gab es bisher ein weiteres Kriterium, das besagte, wer Blut spenden darf: die sexuelle Orientierung des Spenders. Auch dieses Kriterium wurde mit dem neuen Transfusionsgesetz abgeschafft. Ein längst überfälliger Schritt gegen die Diskriminierung – denn selbstverständlich muss sich das Sexualverhalten einer transgeschlechtlichen Person nicht von dem einer cisgeschlechtlichen Person unterscheiden, egal ob homo- oder heterosexuell.

Die neue Blutspende-Richtlinie vom 4. September 2023 besagt, dass die sexuelle Orientierung und die Geschlechtsidentität kein Ausschluss- oder Rückstellungskriterium mehr sein dürfen. Das Risiko einer Infektion bei der Blutspende bemisst sich nur danach, ob das individuelle Sexualverhalten der spendewilligen Personen riskant war, etwa durch häufig wechselnde Partnerinnen oder Partner in den Monaten vor der Blutspende – nicht danach, ob eine Person homo-, bi- oder heterosexuell ist. Auch transgeschlechtliche Personen werden nun bei der Erfragung des Sexualverhaltens cisgeschlechtlichen Personen gleichgestellt.

Voraussetzungen für eine Blutspende

Nicht alle, die Blut spenden wollen, sind auch dafür geeignet, beispielsweise aufgrund übertragbarer Krankheiten oder bestimmter Medikamente. Diese Voraussetzungen müssen Blutspenderinnen und Blutspender erfüllen:

Zur gesamten Richtlinie der Bundesärztekammer
  • ein Alter von mindestens 18 Jahren

    Bisher galt eine Altershöchstgrenze bis maximal 75 Jahre. Mit dem neuen Gesetz gibt es diese Höchstgrenze nicht mehr. Dann trifft ein Arzt die Entscheidung, ob jemand fit genug ist, um Blut zu spenden.

  • ein Körpergewicht von mindestens 50 Kilogramm

  • einen ausreichenden Hämoglobin-Wert (Hb-Wert)

    Der Hämoglobin-Wert ist nicht nur für die rote Farbe des Blutes verantwortlich, sondern auch entscheidend dafür, ob der Körper einen Blutverlust gut ausgleichen kann. Denn der Hb-Wert verrät, ob genügend Eisen im Blut ist. Der Grenzwert liegt bei Männern bei 13,5 g/dl und bei Frauen bei 12,5 g/dl.

  • gesund, fit und kein erhöhtes Infektionsrisiko

    Nach einer Grippe oder der Einnahme von Antibiotika dürfen Sie vier Wochen nicht spenden, nach einer Erkältung sollen Sie mindestens eine Woche symptomfrei sein. Zum Ausschluss führen chronische Erkrankungen wie Diabetes, die sich auf das Blut auswirken, und ein erhöhtes Risiko für Infektionskrankheiten wie HIV, Hepatitis B oder C durch Drogenkonsum oder einen Gefängnisaufenthalt.

  • keine offenen Wunden oder Eingriffe

    Auch nach einer zahnärztlichen Behandlung, Operation, Verletzung oder Impfung sowie nach dem Stechen von Ohrlöchern oder einer Tätowierung gelten bestimmte Rückstellungsfristen für Spenderinnen und Spender. Diese unterscheiden sich von Fall zu Fall.

  • keine Einnahme von Medikamenten

    Einige Medikamente haben eine Auswirkung auf das Blutbild. Deswegen kann eine regelmäßige oder gelegentliche Medikamenteneinnahme zu einem Ausschluss einer Blutspende führen. Deswegen müssen eingenommene Medikamente auf dem Spenderfragebogen angegeben werden.

  • keine Reisen ins außereuropäische Ausland

    Reisen in außereuropäische Länder können zu einem temporären Ausschluss von der Blutspende führen. Das liegt unter anderem an den dort herrschenden Infektionskrankheiten wie dem Malaria-, Dengue- oder Zika-Virus.

  • Mutterschutz

    Wenn Sie schwanger sind, stillen oder eine Geburt maximal sechs Monate zurückliegt, sind Sie von einer Blutspende ausgeschlossen.

  • sexuelles Risikoverhalten

    Unabhängig von Ihrer sexuellen Orientierung oder geschlechtlichen Identität dürfen Sie in den letzten 4 Monaten vor der Blutspende keinen Sexualverkehr mit mehr als zwei Sexualpartnern oder -partnerinnen haben, also kein sexuelles Risikoverhalten pflegen. Wurde Analverkehr praktiziert, reicht bereits ein Sexualkontakt aus, um für 4 Monate zurückgestellt zu werden.

Weiterhin Kritik an der Umsetzung der neuen Blutspende-Richtlinien

Trotz der Erleichterung der Blutspende-Richtlinien für homosexuelle Männer und dem guten Vorsatz des Gesetzes, die Diskriminierung aufzuheben, wurden nach der Ausarbeitung weiterhin Stimmen der Kritik laut. Die Deutsche Aidshilfe hob eindeutig hervor, dass dies kein Ende der Diskriminierung sei: "Die Bundesärztekammer hat es geschafft, die meisten schwulen Männer weiterhin auszuschließen, ohne dies klar zu benennen", sagt Sven Warminsky aus dem Vorstand der Deutschen Aidshilfe.

Hingewiesen wird auf den scheinbar willkürlich gewählten Zeitraum von 4 Monaten, in dem kein neuer Sexualkontakt, insbesondere kein Analverkehr (auch wenn dieser geschützt war), stattgefunden haben darf. Eine HIV-Infektion könne bereits nach 6 Wochen durch einen Bluttest ausgeschlossen werden. Ein weiterer Kritikpunkt ist die "Scheinsicherheit", die durch vermeintliche Monogamie vermittelt würde. Auch die neuen Kriterien seien laut der Deutschen Aidshilfe weiterhin nicht zielführend genug. Etwa sensiblere Testverfahren könnten Fristen weiter verkürzen sowie ein interdisziplinärer Diskurs in der Entscheidungsfindung die weiterhin ausgeschlossenen Gruppen weniger stigmatisieren.

Was passiert mit meinem Blut nach der Spende?

Die fünf wichtigsten Schritte, schnell erklärt:

  • Identifizierung

    Eine Blutspende muss immer sicher der Spenderin oder dem Spender zugeordnet werden können. Daher erhalten sowohl die Blutprobe für die Laboruntersuchung als auch die eigentliche Blutkonserve sowie der zuvor von Spenderin oder Spender ausgefüllte Fragebogen einen identischen Strichcode.

  • Laboruntersuchung

    Eine kleine Probe der Blutspende wird nun in einem Fachlabor auf Infektionskrankheiten untersucht. Dazu gehören etwa HIV, Syphilis oder Hepatitis. Dies ist nötig, um maximale Sicherheit sowohl für die Spender- als auch die Empfänger-Person zu schaffen.

  • Verarbeitung

    Die Blutkonserve wird in ihre Bestandteile aufgetrennt:
    • Blutplasma zur Herstellung von Medikamenten, z. B. zur Krebstherapie.
    • Rote Blutkörperchen für die Versorgung bei hohen Blutverlusten, etwa für Operationen.
    • Blutplättchen mit wichtigen Aufgaben bei der Blutgerinnung.
    • Weiße Blutkörperchen werden aus den Blutpräparaten entfernt. Sie können nicht zur Spende eingesetzt werden.

  • Lagerung

    Gespendetes Blut hat nur eine sehr begrenzte Lagerfähigkeit. Blutplättchen beispielsweise müssen innerhalb von vier Tagen nach der Spende übertragen werden. Daher ist es auch so wichtig, dass kontinuierlich neue Spenden geleistet werden.

  • Zuordnung

    Wichtig ist auch, dass die Blutgruppen von Spenderin oder Spender und Empfängerin oder Empfänger kompatibel sind. Denn erhält die Empfängerin oder der Empfänger eine Bluttransfusion mit der falschen Blutgruppe, kann es zu gefährlichen Reaktionen des Immunsystems kommen.

4 Gründe, warum Blutspenden gut ist

Mit einer Blutspende helfen Sie anderen und können sogar Leben retten: Mit einer einzigen Vollblutspende können Sie bis zu drei Patientinnen und Patienten helfen. Aber wussten Sie, dass Blutspenden auch Vorteile für Ihre eigene Gesundheit hat?

  • Blutgruppe im Labor ermitteln 1

    Blutgruppe wissen

    Sie kennen nach der Spende Ihre Blutgruppe und erhalten einen Blutspendeausweis. Dieser kann Ihnen zum Beispiel bei einem Unfall das Leben retten, wenn Sie auf eine Blutspende angewiesen sind.

  • Frau misst Blutdruck 2

    Blutdrucksenkende Wirkung

    Bei Bluthochdruck kann regelmäßiges Blutspenden den Blutdruck senken und dadurch das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen mindern. Zusätzlich produziert der Körper wieder frisches Blut.

  • Person nimmt Blutkonserve aus dem Laborkühlschrank 3

    Unterstützung des Gesundheitssystems

    Durch regelmäßiges Blutspenden gewährleisten Sie die Versorgung mit Blutkonserven, durch die Sie auch Ihr eigenes Risiko im Fall der Fälle abdecken.

  • Hand hält zwei Blutkanülen 4

    Test auf Infektionskrankheiten

    Ihr Blut wird auf HIV, Hepatitis B und C, Parvovirus B19 (Erreger der Ringelröteln) und Syphilis-Antikörper gecheckt.

    Anreize zur Blutspende schaffen

    Wie eingangs erwähnt, warnen die Blutspendedienste und Kliniken vor Engpässen. Ob die Änderung der Rückstellungskriterien seit September 2023 schon zu Ergebnissen geführt hat, ist wohl noch nicht abzuschätzen – dennoch wird schon über neue Methoden diskutiert, Anreize zur Spendebereitschaft zu schaffen.

    So forderte die Unionsfraktion Anfang 2024, dass es den Blutspendediensten ermöglicht werden sollte, Aufwandsentschädigungen für die Blutspende zu zahlen. Hier spricht jedoch noch dagegen, dass die Blutspende keine abhängige Einkommensquelle für Personen werden soll.

    Eine Studie an der Universität Hamburg verfolgte einen etwas anderen Ansatz: Eine Feedback-Benachrichtigung darüber, dass oder sogar wofür die eigene Spende eingesetzt wurde, beeinflusste das Verhalten der Spendenden und erhöhte die Spendemotivation. Dies zeigt, wie eine positive Nachricht, die Bestätigung etwas Gutes getan zu haben, eine ausreichende Belohnung sein kann, um die Bereitschaft zur Blutspende zu erhöhen.

    Warum Sie Blut spenden sollten

    Sie sehen, viele Gründe sprechen für eine Blutspende. In erster Linie retten Sie damit Leben – im besten Falle sogar dreimal – und helfen, die kritische Gesundheitsversorgung weiterhin aufrecht zu erhalten. Zusätzlich in Zeiten der Pandemie sind Betroffene dringend auf Ihre freiwillige Spende angewiesen.

    Blutspenden hat darüber hinaus einen positiven Effekt auf Ihren Körper. Durch das regelmäßige Spenden erfahren Sie eine Menge über Ihren eigenen Gesundheitszustand und können präventiv etwas dafür tun. Nicht nur das: Blutspenden wirkt sich auch positiv auf die Psyche aus, da Sie etwas Gutes tun und einem Menschen in Not helfen – ein gutes Gefühl!
     

    Wo Sie Blut spenden können

    Sie wollen helfen? Wunderbar!
    Finden Sie heraus, wo Sie in Ihrer Nähe Blut spenden können. Das Deutsche Rote Kreuz, die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung oder die Klinik vor Ort helfen Ihnen bei der Suche und bieten Blutspendetermine an.

    • DRK-Blutspendedienste

      Der Blutspendedienst des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) ist der größte Blutspendedienst in Deutschland. Aufgeteilt auf sechs Blutspendedienste in 16 Bundesländern wird die sichere Versorgung von Blutpräparaten rund um die Uhr an 365 Tagen im Jahr gewährleistet.

      Zu den DRK-Blutspendediensten in Ihrer Nähe
    • Blut spenden von BZgA

      Die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BzGA) informiert umfassend über das Thema Blutspende. Zudem bietet die Webseite eine integrierte Suche aller Blutspendedienste in Ihrer unmittelbaren Umgebung an.

      Zu Blut spenden von der BZgA
    • In Krankenhäusern

      Auch in lokalen Krankenhäusern und Kliniken haben Sie die Möglichkeit, Blut zu spenden. Meist werden die gewonnenen Blutkonserven nach dem erfolgreichen Testen an die Patienten vor Ort gegeben. Informieren Sie sich telefonisch oder über das Internet, wann das von Ihnen nächstgelegene Krankenhaus Blutspendetermine anbietet.

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    IKK classic

    Veröffentlicht am 03.06.2024

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