Nach der Ausbildung studieren – oder doch den Meister machen?

"Dem Ingenieur ist nichts zu schwer", heißt es im Volksmund. Doch muss es unbedingt ein Studium sein, um beruflich voran zu kommen? Hier erfährst du, welche Optionen es gibt.

Willst du nach abgeschlossener Ausbildung Karriere machen, hast du die Qual der Wahl: Du hast die Möglichkeit, Meister zu werden – du kannst aber auch studieren, um den Titel Bachelor oder Master zu ergattern. Welche Unterschiede es auf beiden Wegen gibt, erfährst du hier.

Meister und Bachelor sind gleichgestellt

Berufliche und akademische Bildung sind gleichwertig, heißt es laut Deutschem Qualifikationsrahmen, kurz DQR. Dieser legt acht Niveaus fest, in welche die verschiedenen Bildungsbereiche eingeordnet werden. Sowohl Bachelor als auch Meister werden demnach Niveau 6 zugeordnet – sind also gleichgestellt.

Trotzdem gibt es Unterschiede: nicht nur zwischen den Abschlüssen, sondern auch zwischen den einzelnen Berufen. Auch auf den Betrieb kommt es an. In manchen Berufen haben Akademikerinnen und Akademiker bessere Chancen, in anderen Fällen wiederum ist der Meister den Firmen mehr wert. In manchen Fällen verdienen Meister sogar mehr als Akademiker.

Folge #7: Meister oder Master – Was tun nach der Ausbildung?

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Fortbildungsabschlüsse: Meister, Techniker, Betriebs- und Fachwirt

Wer seine Berufsausbildung abgeschlossen hat und sich gegen die akademische Laufbahn entscheidet, kann sich weiterbilden. Hier gibt es eine Bandbreite an Möglichkeiten. Wer eine handwerkliche Ausbildung abgeschlossen hat, kann zwischen Gesellen- und Meister-Status verschiedene Fortbildungen absolvieren. Damit kannst du dann zum Beispiel als Produktions-, Fachbereichsleiter oder Servicetechniker arbeiten.

Mit dem Meisterbrief als "Diplom des Handwerks" sind deine Chancen gut, in führende Positionen zu gelangen. Außerdem kannst du dich damit selbstständig machen und deinen eigenen Betrieb gründen. Und nach dem Meister kannst du noch einen draufsetzen und Betriebswirt werden – dieser ist dann laut DQR auf der gleichen Ebene wie ein Master. Darüber gibt es also nur noch die Promotion.

Ein Fachwirt oder staatlich geprüfter Techniker wiederum befindet sich auf der gleichen Ebene wie ein Handwerksmeister – als Basis gilt hier allerdings eine kaufmännische Ausbildung oder kaufmännische Fortbildung nach einer Handwerksausbildung. Hast du den in der Tasche, kannst du dich ebenfalls zum Betriebswirt prüfen lassen.

Voraussetzungen und Bestandteile der Meisterprüfung

Doch wie wird man Meister? Welche Voraussetzungen musst du erfüllen und was ist alles auf dem Weg zum begehrten Brief zu tun? Zunächst musst du die Gesellenprüfung bestanden haben – und theoretisch kannst du direkt im Anschluss die Meister-Fortbildung beginnen. Du musst sie nur im gleichen Fachbereich durchführen. Für einen fachfremden Meister brauchst du drei bis vier Jahre Berufserfahrung.

Es gibt vier Teile zu absolvieren, den Abschluss bildet jeweils eine Prüfung: ein praktischer, ein fachtheoretischer, ein betriebswirtschaftlich-rechtlicher und ein berufspädagogischer Teil. Am Ende hast du das nötige Handwerkszeug gelernt, um eine Führungsposition zu übernehmen: von Mitarbeiterführung über Ausbildung bis hin zur Firmenführung.

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Dauer, Kosten und Meister-BAföG

Und wie lange dauert das? Das kommt darauf an. Absolvierst du die Weiterbildung in Teilzeit, also meist Freitagnachmittag und Samstag, brauchst du im Schnitt etwa zwei, aber maximal dreieinhalb Jahre Zeit. In Vollzeit bist du durchschnittlich in einem, maximal in zwei Jahren fertig. Je nach Schule und Ausbildung kannst du aber auch schneller fertig sein: Das erzählt dir zum Beispiel die angehende Schreinermeisterin Johanna in Podcast-Folge Nummer 7. Friseurmeisterinnen und Meister können in Vollzeit auch nach drei bis sechs Monaten den Meisterbrief in den Händen halten. Genauere Informationen für deinen Fachbereich findest du bei deiner Handwerkskammer.

Das Ganze kostet auch Geld – und die Preise schwanken je nach Beruf und Meisterschule. Zwischen 3.000 und 9.000 Euro für die Weiterbildung ist alles möglich. Dazu kommen Prüfungsgebühren für jeden Teil – hier musst du insgesamt zusätzlich rund 900 bis 1.000 Euro für die Handwerkskammer einkalkulieren.

Mit dem Aufstiegs-BAföG – auch Meister-BAföG genannt – können diese Kosten aber unabhängig von Einkommen und Vermögen finanziert werden. Seit dem 1. August 2020 gibt es die Hälfte der Förderung als Zuschuss, den du nicht zurückzahlen musst. Auch bei den Unterhaltskosten kannst du über das Aufstiegs-BAföG finanzielle Hilfe beantragen.

Wie hoch die Förderung ausfallen kann, erfährst du über den Förderrechner auf der Website des Bundesministeriums für Bildung und Forschung. Den Antrag stellst du beim Amt für Ausbildungsförderung – im Prinzip gilt hier in Sachen Vermögen und Freibeträge das Gleiche wie beim BAföG. Der Teil, den du zurückzahlen musst, wird von der Bank KfW (Kreditanstalt für Wiederaufbau) verliehen. Möchtest du dich zu finanziellen Hilfen während der Ausbildung informieren, findest du hier nützliche Tipps.

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Studieren nach der Ausbildung: Ein anderer Karriereweg

Hast du deine Ausbildung abgeschlossen und möchtest studieren, stehen dir ebenfalls viele Türen offen. Beim Gehalt verdienen Akademiker einer Studie zufolge im Schnitt mehr als Personen mit Fortbildungsabschluss, allerdings gibt es je nach Beruf und Branche große Unterschiede. Gegenüber Bachelor-Absolventen hast du auf dem Fortbildungsweg kaum Nachteile beim Gehalt. Erst im Vergleich zum Masterabschluss werden die Unterschiede größer.

Das liegt auch daran, dass Masterabsolventen öfter höchste Führungspositionen bekleiden. Während Akademiker eher in der Unternehmensführung, Forschung und Entwicklung sowie im Marketing arbeiten, kommen Fortbildungsabsolventen eher im Vertrieb, in der Kundenbetreuung oder der Produktionssteuerung zum Einsatz. Sie leiten meist kleinere Teams in kleinen und mittleren Unternehmen, während Akademiker eher Spitzenpositionen in großen Firmen anstreben.

Voraussetzungen für ein Studium nach der Ausbildung

Wer Abitur gemacht hat, kann natürlich nach abgeschlossener Ausbildung an einer Universität oder Fachhochschule studieren. Absolventen ohne die allgemeine Fachholschulreife können trotzdem studieren – hier kommt es auf die Regelungen der Bundesländer und Hochschulen an.

Mit einem Meistertitel oder gleichwertigem Abschluss kannst du dich für Studiengänge bewerben, in manchen Bundesländern steht allerdings vorher noch ein Beratungsgespräch an. Hast du den Meisterbrief noch nicht in der Tasche, aber nach deiner Ausbildung zwei bis drei Jahre Berufserfahrung gesammelt, kannst du dich auf einen fachverwandten Studiengang bewerben. Manche Hochschulen verlangen allerdings zusätzlich eine Eignungsprüfung.

Bei der Finanzierung des Studiums kannst du dir beim Amt für Ausbildungsförderung helfen lassen. Hier gibt es BAföG, das du sogar elternunabhängig bekommen kannst – sofern du entweder mindestens drei Jahre lang die Ausbildung absolviert und drei Jahre Berufserfahrung gesammelt hast; oder fünf Jahre gearbeitet hast und deinen Lebensunterhalt mit dem Gehalt stemmen konntest. Ansonsten wird das Einkommen deiner Eltern auf deine Förderung angerechnet.

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Meister oder Master? Eine individuelle Entscheidung

Laut Deutschem Qualifikationsrahmen solltest du sowohl auf dem Weg über Fachhochschule oder Universität als auch über Fortbildungsabschlüsse ähnliche Chancen haben. Allerdings gibt es erhebliche Unterschiede, je nachdem, in welcher Branche du arbeitest.

Es kommt auch darauf an, wofür du dich eher interessierst: Willst du dich in deinem Fach über die aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnisse informieren und daran mitarbeiten, ist ein Studium das richtige für dich. Möchtest du eher praktisch arbeiten, Karriere im Unternehmen oder dich selbstständig machen, ist der Weg über Fortbildungsabschlüsse eher geeignet.

Dem Ingenieur kann man auf seinem Fachgebiet kaum was vormachen, allerdings ist auch ein Meister oder Betriebswirt eine Koryphäe in seinem Beruf – und wie ein Sprichwort sagt: Dem Meister vom Handwerk soll man glauben.

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