Knieverlet­zungen vermeiden: So bleibt das Knie gesund

Redaktion
IKK classic

Das Knie gehört zu den komplexesten Gelenken im Körper – und Knieverletzungen zu den häufigsten Unfällen beim Fußball. Aber auch andere Stop-and-Go-Sportarten wie Handball, Volleyball, Basketball, Tennis oder Badminton können zu Knieverletzungen führen.

Für Hobbyspieler bedeuten sie eine langwierige und nicht selten schmerzhafte Phase der Regeneration, für Profis können sie das Ende ihrer Karriere bedeuten – über die Schmerzen hinaus, versteht sich. Dabei gibt es ein paar einfache Regeln und Übungen, die die Wahrscheinlichkeit einer Knieverletzung signifikant senken.

So sollte die eigene Muskelkraft und die Länge der Muskulatur ausgewogen sein. Fachleute nennen dies auch muskuläre Balance. Diese Balance kann man gezielt trainieren, z. B. mit einem fachlich angeleiteten Muskeltraining. Das und regelmäßiges Aufwärmen vor dem Sport sind die beste Prävention.

Hände, die sich ans Knie greifen © Shutterstock

Hochkomplexes System

Kniegelenke und der Muskel- und Sehnenapparat um sie herum sind hochkomplexe und sensible Körperstellen. Die Belastungen, die auf diese Gelenke wirken, sind enorm. Das Dreieinhalbfache des eigenen Körpergewichts wirkt bereits beim Gehen auf ein Knie, stolpert man, so ist es das Achtfache. Bei einem Körpergewicht von 100 Kilo reißen also bereits 800 Kilogramm an dem Gelenk.

Nun stellt das Knie das zentrale Gelenk der unteren Extremitäten dar und wird dementsprechend dauerhaft belastet – gerade beim Fußball. Richtungswechsel, Beschleunigungen und abrupte Stopps, unebener Boden oder Körperkontakt mit dem Gegner: All das muss das Knie verkraften. Zu schweren Verletzungen führen nicht selten Drehbewegungen mit dem am Boden fixiertem Fuß. Mediziner sprechen von einem Drehtrauma.

Die gravierenden Folgen einer Knieverletzung erklären sich auch aus der komplizierten Struktur des Gelenks. Nur wenn alle Teile gesund sind, kann das Knie richtig arbeiten. Störungen in einem solch komplexen Zusammenspiel führen zu einer Überlastung der anderen Stellen und erhöhen wiederum das Verletzungsrisiko.

Meniskus und Kreuzband

Der Meniskus ist die zentrale Stelle im Knie und gehört zu den am häufigsten verletzten Teilen. Diese c-förmige Knorpelscheibe (jedes Knie verfügt über zwei unterschiedlich große Menisken, wir belassen es der Einfachheit halber aber bei der Formulierung: der Meniskus) arbeitet wie ein – stark vereinfacht gesprochen – Stoßdämpfer zwischen Oberschenkel und Schienbein und hilft, die Reibung im Knie zu verringern. Bei einem Meniskusriss kann sowohl der Innen- als auch der Außenmeniskus betroffen sein. Die häufigsten Ursachen sind ein Verdrehen des gebeugten Kniegelenks und der Verschleiß der Knorpelstrukturen als natürliche Begleiterscheinung im Alter. Vor wenigen Jahrzehnten bedeutete eine Meniskus-Verletzung noch das Ende einer Profikarriere, heute können Spieler oft schon nach wenigen Tagen wieder ins Training einsteigen.

Weitere, sehr häufig verletzte Stellen sind die Kreuzbänder. Im Kniegelenk sind Oberschenkel (Femur) und Unterschenkel (Tibia) über vier Bänder miteinander verbunden: vorderes und hinteres Kreuzband. Diese Bänder stabilisieren das Knie und halten es bei jeder Bewegung in er richtigen Position. Ein Kreuzbandriss betrifft meist das vordere Kreuzband. Eine Verletzung dieser Bänder bedeutet meist eine lange Rehazeit.

Als Symptom tritt im Moment des Unfalls häufig ein heftiger Schmerz im Kniegelenk auf, manchmal hört man auch ein lautes Knacken. Das ist jedoch nicht zwangsläufig der Fall, vor allem wenn keine Begleitverletzungen auftreten. Dadurch wird eine Kreuzbandruptur nicht immer sofort erkannt. Aufgrund des Traumas, das durch die Verdrehung des Gelenks entsteht, schwillt das Knie an und kann nicht mehr belastet werden.

Weitere Knieverletzungen

Unter besonders unglücklichen Umständen kann man sich nicht nur den Innenmeniskus oder das vordere Kreuzband verletzen, sondern beide zugleich und das auch noch in Kombination mit dem Innenband. Das heißt dann in Fachkreisen "Unhappy Triad". 

Aber auch die Kniescheibe kann betroffenen sein: Springt sie seitlich aus ihrer Führung, spricht man von einer Kniescheibenverrenkung oder auch Patella-Luxation. Das verursacht erhebliche Schmerzen, meist nach einem Sturz auf das Knie. Verschiebt sich die Patella nach außen, kann man die Verformung meist mit bloßem Auge erkennen. Weitere Symptome können Bewegungseinschränkungen und ein Gelenkerguss sein. Meist reicht es aus, wenn ein Arzt die Kniescheibe wieder einrenkt und das Knie anschließend für einige Wochen stabilisiert.

Allerdings kann die Kniescheibe nicht nur auskugeln, sondern auch zerbrechen. Zu solch einer Kniescheibenfraktur kommt es in der Regel durch einen Sturz auf das gebeugte Kniegelenk auf einer harten Oberfläche.

Wird das Kniegelenk regelmäßig überansprucht, können Entzündungen entstehen. Dazu zählt beispielsweise das sogenannte Läuferknie (auch Tractussyndrom oder Ilio-tibiales Bandsyndrom) oder eine Entzündung der Schleimbeutel, die verhindern, dass Muskeln, Sehnen und Knochen aneinander reiben. Das muss nicht zwangsläufig an einer Dysbalance der Muskulatur oder falschem Training liegen. Häufig kann auch das falsche Schuhwerk der Auslöser sein.

Wann die Verletzungen auftreten

Spieler sollten also alles dafür tun, Knieverletzungen zu vermeiden. Doch wie sollte das gehen? Und wann treten die Verletzungen am häufigsten auf?

Es ist wenig verwunderlich, dass die Verletzungswahrscheinlichkeit während eines Spiels etwa sechsmal größer ist als beim Training. Fußballspielen in der Halle geht mit einem noch einmal sechsfach erhöhten Risiko einher, eine Verletzung zu erleiden. Ursachen sind mit Sicherheit der Bodenbelag und häufigere Körperkontakte durch die kleinere Spielfläche und die Banden am Spielrand

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Wie sich das Risiko minimieren lässt

Wie aber lassen sich solche Einflüsse in den Griff bekommen, die zu den klassischen Stop-and-Go-Sportarten gehören? In erster Linie durch eine Minimierung der Risikofaktoren. Jedes abgenommene Kilo Körpergewicht reduziert die Kraft, die am Knie wirken kann, um den Faktor acht. Ein weiterer Punkt ist geeignetes Training. Die richtigen Übungen sind ein unverzichtbarer Bestandteil der Prophylaxe.

Im Training gilt es also, Koordination und Propriozeption (also die Wahrnehmung der eigenen Körperbewegung), Kondition, Muskelstatus sowie die Technik zu verbessern. Hier ist der Trainer gefragt. Zu den wichtigsten Übungen gehören solche, die den Oberschenkelmuskel stärken. Nicht vergessen: Nach dem Training ordentlich dehnen, auch das trägt zu einer gesunden Muskulatur bei. Gerade bei Fußballern ist häufig die das Knie streckende Quadricepsgruppe (Muskulatur auf der Oberschenkelvorderseite) verkürzt. Das beeinflusst die Statik des Körpers sowie die Belastung auf die Gelenke negativ.

Neben der Prophylaxe heißt es im Falle einer Verletzung: gut auskurieren, nicht zu früh wieder einsteigen – und zumindest dann richtig trainieren. Denn, so verzeichnet es die Bundesärztekammer, jede vierte Verletzung beim Fußball basiert auf einem vorangegangenen Trauma des gleichen Typs und der gleichen Lokalisation. Mit anderen Worten: Wer eine Knieverletzung nicht richtig auskuriert, verletzt sich mit hoher Wahrscheinlichkeit wieder am Knie.

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Veröffentlicht am 08.11.2019

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