Mann und Frau mit medizinischen Masken deuten Kuss an

Endemie nach der Pandemie: Was wird aus Corona?

Pandemie, Epidemie, Endemie? Was bedeuten die verschiedenen Begriffe eigentlich und in welche Kategorie gehört Corona? Wir klären auf und zeigen, welche Folgen die verschiedenen Krankheitswellen in der Vergangenheit hatten.

Schon im Mai 2020 ging die Weltgesundheitsorganisation (WHO) davon aus, dass das Coronavirus zu einem endemischen Virus werden könnte. Die Omikron- und Delta-Varianten haben gezeigt, wie anpassungsfähig das Virus ist: ähnlich der Grippe. Das bedeutet, wir müssen in bestimmten Regionen der Welt lernen, für immer damit zu leben. Wann aber wird nun aus der Pandemie eine Endemie, und für was genau steht Epidemie in diesem Kontext noch mal?

Epidemie, Pandemie und Endemie: Was ist der Unterschied?

Von einer Epidemie wird gesprochen, wenn eine Krankheit in einer bestimmten Region und in einem begrenzten Zeitraum ungewöhnlich häufig vorkommt. Das passiert etwa, wenn eine Krankheit für Menschen neu ist, denn dann sind in der Regel nur sehr wenige Personen gegen das Virus immun. Das kann dazu führen, dass überdurchschnittlich viele Menschen erkranken.

So brachten beispielsweise die europäischen Eroberer die Pocken mit nach Amerika, wo sie ab 1518 unter den Indianern verheerende Epidemien auslösten. Einzelne Hochrechnungen gehen davon aus, dass bis zu 90 Prozent der indigenen Bevölkerung Amerikas den Pocken zum Opfer fiel, weil sie vorher noch nie mit den Erregern in Kontakt war und keinerlei Abwehrkräfte hatte. Heute ist das bekannteste Beispiel die Ebola-Epidemie in Westafrika zwischen 2014 und 2016. 

Eine Pandemie ist der nächste Schritt nach der Epidemie. Man spricht von einer Pandemie, wenn die Erkrankung sich über die Grenzen eines bestimmten Landes oder auch eines Kontinentes ausbreitet und so eine globale Verbreitung erreicht. Somit erfordert eine Pandemie auch eine internationale Reaktion. Die Globalisierung ist hier ein entscheidender Treiber.  Die bekannteste Pandemie ist COVID-19. 

Eine Endemie bezeichnet das dauerhafte Vorkommen einer bestimmten Krankheit oder eines Infektionserregers in einer geografisch begrenzten Region oder in einer spezifischen Population. Im Gegensatz zur Epidemie, bei der es zu einem plötzlichen und starken Anstieg von Krankheitsfällen kommt, bleibt eine Endemie auf einem relativ konstanten Niveau.

Endemische Krankheiten können dabei über einen längeren Zeitraum hinweg in einer bestimmten Region auftreten und können saisonale Schwankungen oder zyklische Muster aufweisen. Das bekannteste Beispiel einer Endemie ist Malaria. Die Infektionserkrankung ist aktuell in rund 100 Ländern endemisch. 

Typ Raum Zeit

Endemie

Nur bestimmte Regionen

Ohne zeitliche Begrenzung

Epidemie

Nur bestimmte Regionen

Nur für bestimmte Zeit

Pandemie

Keine regionale Begrenzung

Nur für bestimmte Zeit

Wie entwickelt sich eine Pandemie?

Eine Pandemie entwickelt sich in mehreren Etappen, wobei sie durch das Auftreten und die Verbreitung eines neuen Krankheitserregers verursacht wird. Der Ursprung kann in lokalen Ausbrüchen beginnen, meist durch Übertragung von Tieren auf Menschen oder seltener durch direkten Mensch-zu-Mensch-Kontakt. Die Verbreitung des Erregers führt zu lokalen Ausbrüchen in vorerst begrenzten Gebieten.

Während sich der Erreger weiter verbreitet, können internationale Reisen und die weltweite Vernetzung dazu beitragen, dass sich die Krankheit über Ländergrenzen hinweg ausbreitet. Wenn der Erreger in vielen Regionen der Welt aktiv ist und eine große Anzahl von Menschen betrifft, wird die Situation von Gesundheitsbehörden wie der WHO zur Pandemie erklärt.

Der Verlauf einer Pandemie kann in verschiedenen Phasen verlaufen, in denen die Fallzahlen steigen, einen Höhepunkt erreichen und schließlich allmählich abnehmen. Faktoren wie die Verfügbarkeit von Impfstoffen, die Wirksamkeit der angewendeten Maßnahmen und die Entwicklung von Immunität in der Bevölkerung beeinflussen den Verlauf und das Abklingen der Pandemie.

Von der Pandemie zur Endemie: So ändert sich der Status

Eine Pandemie kann im Laufe der Zeit zu einer Endemie werden, wenn die Krankheit weiterhin in einer bestimmten Region oder Population vorhanden ist, aber nicht mehr in einem so großen Ausmaß wie während der Pandemie. Dabei wird nicht jede Pandemie immer zu einer Endemie, manchmal werden Krankheiten auch ganz ausgerottet.

Es gibt mehrere Faktoren, die dazu beitragen können, dass eine Pandemie zu einer Endemie übergeht:

  • Immunität

    Während einer Pandemie können viele Menschen infiziert werden und eine Immunität gegen die Krankheit entwickeln. Dies kann entweder aufgrund einer natürlichen Infektion oder durch Impfung geschehen. Wenn ein großer Teil der Bevölkerung immun ist, verringert sich die Wahrscheinlichkeit einer großen Ausbreitung der Krankheit, und sie kann auf ein endemisches Niveau zurückgehen.

  • Kontrollmaßnahmen

    Während einer Pandemie werden oft strenge Maßnahmen ergriffen, um die Ausbreitung der Krankheit einzudämmen, wie z. B. Lockdowns, soziale Distanzierung und Hygienemaßnahmen. Wenn diese Maßnahmen erfolgreich sind und die Infektionszahlen sinken, kann die Krankheit auf einem endemischen Niveau kontrolliert werden.

  • Anpassung des Erregers

    Ein Erreger kann sich im Laufe der Zeit anpassen und weniger virulent werden. Das bedeutet, dass er weniger schwere Krankheitsverläufe verursacht oder sich langsamer verbreitet. Dadurch kann die Krankheit zu einer endemischen Form übergehen, bei der die Infektionsrate niedriger ist und die Krankheit weniger schwerwiegende Auswirkungen hat.

Welche Pandemien und Epidemien gab es in der Vergangenheit?

Laut WHO und CDC (Centers for Disease Control and Prevention) werden Pandemien meistens von neu auftretenden Erregern oder Virustypen verursacht. Das können zum Beispiel Zoonosen sein, also Krankheiten, die von Tieren auf den Menschen übertragen werden. Wir haben die bekanntesten Pandemien für Sie herausgesucht.

  • Die spanische Grippe

    Eine Krankheit, die immer wieder pandemische Ausmaße annimmt, ist die Grippe. An der Spanischen Grippe von 1918 starben mit 25 bis 50 Millionen Toten mehr Menschen als im Ersten Weltkrieg.

  • Die asiatische Grippe

    Die zweitschlimmste Pandemie des 20. Jahrhunderts war die Asiatische Grippe. In den Jahren 1957 und 1958 starben weltweit mehr als eine Million Menschen an dem Influenzavirus. Die Asiatische Grippe hatte ihren Ursprung in China und erreichte im Frühsommer 1957 Deutschland. Insgesamt sind in Deutschland rund 30.000 Menschen der Asiatischen Grippe zum Opfer gefallen. 

  • Die Schweinegrippe

    Die Schweinegrippe, auch bekannt als H1N1-Influenza, ist eine Form der Grippe, die erstmals im Jahr 2009 auftrat. Sie wurde ursprünglich bei Schweinen entdeckt, kann aber auch auf den Menschen übertragen werden. Die Schweinegrippe begann in Mexiko und breitete sich schnell in vielen Ländern aus. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) schätzt, dass es weltweit mehr als 1 Milliarde Fälle gab, wobei die meisten Fälle milde bis moderate Symptome aufwiesen.

  • HIV/AIDS

    Die HIV/AIDS-Pandemie begann in den 1980er Jahren und hat weltweit Millionen von Menschen infiziert. Das HI-Virus schwächt das Immunsystem und führt zu AIDS, einer schweren Erkrankung. Obwohl es in den letzten Jahren große Fortschritte bei der Behandlung und Prävention von HIV/AIDS gegeben hat, bleibt die Pandemie eine globale Herausforderung.

  • Die Pest

    Die Pest etwa ist ein berühmtes Beispiel für eine Zoonose mit pandemischem Ausmaß. Hier kann ein Floh das Bakterium vom Nagetier auf den Menschen übertragen. Schätzungsweise ein Drittel der europäischen Bevölkerung starb zwischen 1347 und 1353 an der Pest. Städte wie Venedig führten schon damals Quarantänemaßnahmen ein. Laut Überlieferung mit einer Dauer von 40 Tagen ("quaranta" ist das italienische Wort für 40). Sogar heute gibt es vereinzelt noch Pestfälle – so waren im Jahr 2015 im Yosemite-Nationalpark in Kalifornien zwei Besucher erkrankt. Übertragen wurden die Bakterien wahrscheinlich von Eichhörnchen. 

  • Ebola

    Auch das lebensgefährliche Ebolavirus wurde laut Forschung erstmals über Fledermäuse oder Flughunde auf den Menschen übertragen. 1976 im damaligen Zaire (heute Demokratische Republik Kongo) entdeckt, gibt es seitdem immer wieder Ebola-Fälle. So sind insgesamt mehr als 2.200 Menschen seit 2018 im Kongo am Ebola-Fieber gestorben, darunter ein hoher Anteil Kinder. Bisher wird Ebola als epidemisch eingestuft, mit großer Sorge vor pandemischen Ausbrüchen.

Corona: Wie entwickelt sich die Endemie?

Im Gegensatz zur Pandemie oder Epidemie ist eine Endemie keine kurzfristige, sondern permanente, aber kontrollierbare Erscheinung. Dabei hatten die meisten Menschen schon einmal Kontakt mit dem Erreger oder sind durch Impfung vor schweren Krankheitsverläufen geschützt – und genau diese Entwicklung ist aktuell mit Blick auf Corona interessant. Ein Erreger, der in einer bestimmten Region oder Population gleichmäßig, aber verstärkt auftaucht, wird als endemisch bezeichnet. Beispielsweise sind Malaria oder Cholera, die in einigen afrikanischen Ländern immer wieder aufflammen, endemisch. Auch das saisonal auftretende Grippevirus ist ein endemisches Virus.

Biologin Christine Falk, Präsidentin der Deutschen Gesellschaft für Immunologie, erklärt im Spiegel-Interview in Hinblick auf Corona: "Der Vorteil einer Endemie gegenüber einer Pandemie wäre, dass das Virus zwar immer noch in der menschlichen Bevölkerung zirkuliert, aber dass es kaum noch Menschen gibt, die wirklich schwer erkranken. Damit haben wir eine Situation, wie wir sie von der Grippe kennen. Man kann dann davon ausgehen, dass ein Virus weiterhin zirkuliert, aber weder persönlich noch für die Gesellschaft großen Schaden anrichtet."

Impfungen

Impfungen helfen, gefährliche Infektionskrankheiten zu verhindern. Wir übernehmen die Kosten auch für einige zusätzliche Immunisierungen. Mehr zu den Impfungen

Weltweite Impfungen sind nötig

Impfungen spielen eine wichtige Rolle bei der Bekämpfung von Pandemien. Sie können helfen, die Verbreitung von Infektionskrankheiten zu verlangsamen oder zu stoppen, indem sie einen Schutz gegen Krankheitserreger bieten. Wenn eine ausreichende Anzahl von Menschen geimpft wird und somit eine Herdenimmunität erreicht wird, kann sich ein Krankheitserreger weniger leicht ausbreiten, da die Wahrscheinlichkeit, dass er auf geimpfte Personen trifft, verringert ist. Dies kann dazu beitragen, die Anzahl der Neuinfektionen zu reduzieren und die Auswirkungen einer Pandemie zu mildern.

Impfungen haben in der Vergangenheit geholfen, die Ausbreitung verschiedener Krankheiten einzudämmen oder auszurotten, wie beispielsweise bei der Ausrottung der Pocken und der Eindämmung von Krankheiten wie Masern, Röteln und Polio.

 

Was können wir aus vorangegangenen Pandemien lernen?

Der medizinische Fortschritt, die (in unseren Breitengraden) gute medizinische Versorgung sowie die schnelle Entwicklung von Impfstoffen sind drei große Vorteile, die wir gegenüber den Menschen haben, die in der Vergangenheit mit Pandemien wie der Pest zu kämpfen hatten. Mit der Bereitschaft zum Impfen und Boostern können wir alle helfen, den Übergang zur Endemie zu beschleunigen. Auf politischer Ebene ist die gleichmäßige Verteilung von Impfstoffen weltweit ein entscheidender Faktor, wenn es darum geht, die Entwicklung von weiteren Varianten einzudämmen.

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