Corona-Selbsttests für Zuhau­se: Ein Mittel gegen die Pandemie?

Seit Ende Februar sind in Deutschland erste Corona-Selbsttests zugelassen. Zu kaufen gibt es sie bei Discountern oder in Drogeriemärkten. Wir zeigen, welche Art von Tests es gibt, was es bei der Anwendung zu beachten gilt und wie sicher die Testergebnisse sind.

Am 24. Februar hat das Bundesgesundheitsministerium (BGM) die ersten Corona-Selbsttests für Zuhause zugelassen. Mittlerweile gibt es eine ganze Reihe von Sonderzulassungen für "Antigen-Tests zur Eigenanwendung durch Laien", wie die offizielle Bezeichnung lautet. Ein Überblick über die nach §11 Absatz 1 Medizinproduktegesetz (MPG) derzeit zugelassenen Anwendungen findet sich auf der Internetseite des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte.

Diese Corona-Testmethoden gibt es

Zunächst gilt es, die Selbsttests von den anderen verfügbaren Testmethoden zu unterscheiden: Die sogenannten PCR-Tests gelten als der "Goldstandard" unter den Corona-Tests. Die Probenentnahme erfolgt durch medizinisches Personal, die Auswertung durch Labore. Bis das Ergebnis da ist, kann es je nach Auslastung auch mal mehrere Tage dauern.

Darüber hinaus gib es die Antigen-Schnelltests: Wie der Name schon impliziert, hat man hier recht schnell ein Ergebnis. Dies liegt in der Regel schon etwa 15 Minuten nach Probeentnahme vor und wird vor Ort mitgeteilt. Die Tests, für die ein Nasen- oder Rachenabstrich gemacht wird, können nur durch geschultes Personal, beispielsweise in einem Testcenter oder einer Apotheke erfolgen.

Neu im Verbund sind nun seit Kurzem die Selbsttests: Diese sind zur Anwendung durch Privatpersonen bestimmt. Dafür muss die Probenentnahme und -auswertung entsprechend einfach sein. Der Test kann zum Beispiel mit einem Nasenabstrich oder mit Speichel erfolgen. Die für die eigenen vier Wände zugelassenen Schnelltests kosten im Schnitt zwischen 5 und 7 Euro. Sie gibt es flächendeckend in Apotheken, im Einzelhandel, bei Discountern oder Drogeriemärkten. Generell gilt: Schnell- und Selbsttests sind nicht so zuverlässig wie PCR-Tests, sie weisen eine höhere Fehlerrate auf.

Mann sitzt zuhause am Laptop.

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Corona-Selbsttests: Das sind die Unterschiede

Wie auch bei den Schnelltests geht es bei den Corona-Selbsttests darum, Virusmaterial – genau genommen virale Proteine (Antigene) – nachzuweisen. Im Prinzip funktionieren sie ähnlich wie ein Schwangerschaftstest: Die jeweilige Probe wird mit Lösungsmitteln gemischt und auf ein kleines Kästchen aufgetragen. Nach wenigen Minuten lässt sich das Ergebnis ablesen.

Die momentan zugelassenen Schnelltests lassen sich in drei Kategorien unterteilen. Prinzipiell könnten diese Methoden auch für die Selbsttests zur Anwendung kommen. Die meisten im Handel erhältlichen Selbsttests sind Stäbchen- oder Abstrichtests, die im Nasen- oder Rachenraum angewendet werden müssen.

  • Stäbchen- oder Abstrichtest

    Die Probenentnahme erfolgt hier mit einem verlängerten Wattestäbchen, das über die Schleimhaut von Rachen, Mund oder Nase gestrichen wird und so Virusteile aufnimmt. Das kann je nach Test und Entnahmeort auch etwas unangenehm sein. Diese Testmethode erfordert ein Minimum an koordinativem Geschick.

  • Gurgeltest

    Wie man es auch bei Halsschmerzen kennt, wird hier mit einer speziellen Flüssigkeit, oft eine Kochsalzlösung, einige Minuten lang gegurgelt. Im Anschluss wird die Gurgelflüssigkeit dann auf Virusbestandteile untersucht.

  • Spuck- oder Lutschtest

    Diese Testmethode ist die komfortabelste Variante. Es existieren beispielsweise bereits Tests, bei denen nur in ein Röhrchen gespuckt werden muss oder das Stäbchen alternativ im vorderen Mundbereich über die Schleimhäute gestrichen wird. Auch ein Lutsch- oder Lolly-Test, bei welchem an einem Stäbchen gelutscht wird, wurde bereits entwickelt.

Anwendung von Selbsttests:
Das sollten Sie beachten

Bei der Anwendung von Selbsttests gilt es, gewisse Grundregeln zu beachten. Zunächst sollten Anwenderinnen und Anwender die Gebrauchsanweisung des jeweiligen Tests genau durchlesen. Vor und nach dem Test sollte man sich gründlich die Hände waschen oder desinfizieren. Bei der Anwendung des Tests ist es entscheidend, dass dieser gewissenhaft durchgeführt wird, wie Professor Uwe Groß – Mikrobiologe an der Universität Göttingen und Mitglied des Vorstands des Berufsverbands der Ärzte für Mikrobiologie, Virologie und Infektionsepidemiologie – betont: "Die Qualität der Abstrichentnahme ist das A und O. Bei den Selbsttests muss deshalb klar sein, wie ein adäquater Abstrich zu erfolgen hat."

Bei Nasenabstrichen sei die Durchführung einfacher als bei Tests, die einen Rachenabstrich vorsehen, so Groß. Denn: "Bei diesen löst man einen Würgereiz aus. Das heißt, ich will gar nicht unbedingt an den Rachen ran. Wenn dies von einer fremden, geschulten Person durchgeführt wird, ist es eher sichergestellt, dass der Abstrichtupfer längere Zeit im Rachen hin- und her manövriert wird, sodass ausreichend Material vorhanden ist." Die bereits erwähnten Spuck- oder Gurgeltests seien hier einfacher in der Anwendung, bestätigt Mikrobiologe Groß.

Mutter mit Baby auf dem Arm telefoniert

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Zuverlässigkeit der Testergebnisse

Erste Untersuchungen zur Frage, wie zuverlässig von Laien durchgeführte Selbsttests sind, deuten darauf hin, dass sie vergleichbare Ergebnisse liefern wie professionell durchgeführte Schnelltests. Dies zeigt etwa eine Studie der Berliner Charité in Zusammenarbeit mit dem Universitätsklinikum Heidelberg, an der rund 300 Personen teilnahmen.

Auch wenn man davon ausgehen kann, dass die Selbsttests bei gewissenhafter Durchführung ähnliche Ergebnisse wie die durch geschultes Personal durchgeführten Schnelltests liefern, sollte man eine gewisse Vorsicht walten lassen. "Die Zuverlässigkeit des Tests ist in der Regel nicht immer so hoch, wie es die Herstellerfirmen angeben", sagt Groß. "Selbst wenn ich morgens negativ getestet bin, kann es sein, dass ich schon abends eine etwas höhere Viruslast in der Mundhöhle habe – und wenn ich mich dann ohne Mundschutz in einem Raum mit anderen Personen befinde, kann ich diese natürlich infizieren."

Für den umgekehrten Fall, dass der Selbsttest ein positives Ergebnis liefert, ist es wichtig, dass ein PCR-Test diesen Befund absichert. Auch wenn bei einem positiven Selbsttest keine Meldepflicht beseht, sollte dennoch das Gesundheitsamt darüber informiert werden. Andernfalls droht der Überblick über das Infektionsgeschehen verloren zu gehen. Um dies zu vermeiden, empfiehlt Groß technische Abhilfe: "Eine Lösung könnte sein, dass man den Test selber durchführt und das Ergebnis mithilfe einer Fotosoftware dokumentiert und mit einer App koppelt. Damit könnte man das Ergebnis automatisch an das Gesundheitsamt weiterleiten. Bei einem negativen Ergebnis wäre das die Eintrittskarte, um an öffentlichen Veranstaltungen teilzunehmen."

Selbsttests können ein Baustein sein

Selbsttests sind sicher kein Allheilmittel, um das Corona-Virus SARS-CoV-2 zurückzudrängen. Sie können allerdings neben einer Impfung und Verhaltensregeln einen wichtigen Baustein bei der Pandemiebekämpfung darstellen und dazu beitragen, die Ansteckungsrisiken und die Infektionszahlen zu verringern. Wichtig ist dabei, dass die Anwenderinnen und Anwender die Tests gewissenhaft durchführen, mit den Testergebnissen verantwortungsvoll umgehen und weiterhin die nötige Vorsicht walten lassen.

  • Fläschchen mit Impfstoff gegen das Coronavirus SARS-CoV-2 und Spritzen.

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