Fachkräftemangel im Handwerk: Mit diesen 10 Möglichkeiten erreichen Sie mehr Azubis

Redaktion
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Immer weniger Jugendliche wollen im Handwerk arbeiten, jährlich bleiben viele Ausbildungsplätze unbesetzt. Im Pandemiejahr 2021 waren es so viele wie nie zuvor. Woran das liegt und wie Arbeitgebende mit zehn einfachen, aber effektiven Maßnahmen ihre Ausbildung attraktiver machen und mehr Azubis erreichen können, verraten wir hier.

63.200 Ausbildungsplätze blieben im Pandemiejahr 2021 unbesetzt, ermittelte das Bundesinstitut für Berufsbildung – bisher ein Rekord. Immer weniger Jugendliche zieht es ins Handwerk, immer mehr Schulabgänger wollen eine akademische Laufbahn einschlagen. Das liegt vor allem an einem Imageproblem des Handwerks, aber auch an pandemiebedingten Faktoren wie dem Wegfall von Praktika oder Ausbildungsmessen in Präsenz.

Dadurch fiel es vielen Jugendlichen schwerer, sich für eine Ausbildung zu entscheiden. „Der direkte Kontakt mit jungen Leuten ist für unsere Betriebe sehr wichtig. Durch den Wegfall vieler Ausbildungsmessen und Praktika hatten vor allem kleinere Unternehmen Schwierigkeiten, ihre Ausbildungsplätze zu besetzen“, beobachtet Alexander Dietz, zuständig für den Bereich Nachwuchsbewerbung bei der Handwerkskammer für München und Oberbayern.

Pandemie lässt den Ausbildungsmarkt schrumpfen

Dass sich etwas bewegen muss, zeigen die Zahlen. Erstmals seit Jahrzehnten haben sich 2020 weniger als 500.000 Jugendliche für eine Ausbildung entschieden, nach vorläufigen Ergebnissen des Statistischen Bundesamtes waren das 9,4 % weniger neue Ausbildungsverträge als 2019. Auch 2021 lag die Zahl der angetretenen Auszubildenden mit 473.100 unter dieser Marke. Weniger Jugendliche interessieren sich für eine Berufsausbildung und gleichzeitig stellen Unternehmen weniger Azubis ein. Hier verstärkte die Pandemie den Trend nach unten und lässt den Ausbildungsmarkt insgesamt schrumpfen.  

Um dem Fachkräftemangel entgegenzusteuern, sind auch kleine Handwerksbetriebe auf Nachwuchs angewiesen und müssen mit gutem Ausbildungsmarketing aktiv werden. Neben dem direkten Kontakt ist vor allem das Internet eine wichtige Informationsquelle für junge Menschen, die ins Berufsleben starten wollen. Die sogenannte Generation Z sucht insbesondere auf Social Media, aber auch auf Karrierewebseiten und Jobbörsen nach Ausbildungsmöglichkeiten.

Besonders wichtig ist allerdings die Mundpropaganda, die Handwerksbetriebe nicht unterschätzen sollten. In der Studie Azubi-Recruiting Trends 2021 des Software-Anbieters U-Form gaben 56,5 Prozent der befragten Jugendlichen an, sich bei Freunden und Familienangehörigen über Ausbildungsmöglichkeiten informiert zu haben. Das sollten Handwerksunternehmen also berücksichtigen, wenn sie nach erfolgreichen Ideen suchen, um Auszubildende zu erreichen. Wir verraten Ihnen zehn effektive Tipps, wie Sie eine Ausbildung in Ihrem Betrieb für die junge Zielgruppe attraktiver machen.

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10 Tipps für erfolgreiches Ausbildungsmarketing

  • 1. Alle verfügbaren Kanäle aktivieren

    Ob online oder offline: Handwerksbetriebe können viele Kanäle nutzen. Die Info, dass ein Ausbildungsplatz zur Verfügung steht, gehört unbedingt auf die eigene Firmenwebseite, darüber hinaus gibt es Online-Jobbörsen der Handwerkskammern und die Jobbörse der Agentur für Arbeit. Laut Azubi-Recruiting Trends 2021 informieren sich 35,8 Prozent der Jugendlichen dort über Ausbildungsmöglichkeiten. Je nach Budget sind auch Anzeigen auf Suchmaschinen sinnvoll. Aber auch offline lässt sich einiges erreichen: Ein wetterfestes, abnehmbares Magnetschild oder ein Aufkleber mit der Aufschrift "Azubi gesucht" macht aus jedem Firmenwagen eine rollende Stellenanzeige und erreicht im Straßenverkehr auch die wichtige Zielgruppe der Eltern. Gleiches gilt für Aufdrucke auf Firmen-T-Shirts.

  • 2. Azubi-Messen nutzen – auch digital

    „Uns fehlen die Messen und Schulbesuche, um für das Handwerk zu werben“, sagt Ausbildungsexperte Alexander Dietz. „2019 waren es noch viele, aber dann ist auf einen Schlag alles weggebrochen.“ Inzwischen gibt es aber für viele Ausbildungsmessen auch digitale Formate wie etwa Bestjobever oder den digitalen Messestand zur Berufsorientierung der Handwerkskammer Frankfurt-Rhein-Main. Dietz bevorzugt allerdings die Formate in Präsenz: „Handwerk muss man erleben. Das geht am besten, wenn man selbst Hand anlegt und Berufe ausprobiert.“

  • 3. Eltern ansprechen

    Eltern sind wichtige Gesprächspartner für Jugendliche, wenn es um ihre Berufswahl geht. Vor allem bei den ersten Schritten ins Berufsleben. In Bayern gibt es beispielsweise die Kampagne Elternstolz von der Handwerkskammer und anderen Partnern. Die Idee dahinter: Eltern können stolz sein, wenn ihre Kinder eine duale Ausbildung in einem Betrieb beginnen und so von Anfang an Praxisorientierung, Selbstbestimmung und Sinn in ihrer Arbeit finden. 
    Auch über Elternabende in Schulen oder Zeitungsanzeigen lassen sich die Eltern ansprechen und von der Attraktivität einer Ausbildung überzeugen. 

  • 4. Mit Schulen kooperieren

    Kooperationen mit Schulen sind nicht nur wichtig, um Eltern anzusprechen. Betriebe können Kontakt zu Schulen suchen und sich nach größeren oder kleineren Möglichkeiten der Zusammenarbeit informieren. Über Aktionen wie Projektwochen oder Bewerbungstrainings kann ein Ausbildungsbetrieb einen Draht zu den Jugendlichen aufbauen und sich ins Gespräch bringen. Auch Praktikanten kann ein Unternehmen auf diese Weise gewinnen und so einen ersten Kontakt aufbauen. 

  • 5. Eigene Mitarbeitende einspannen

    Zufriedene Mitarbeiter sind die beste Werbung und im Sinne von Mundpropaganda nicht zu unterschätzen. Außerdem sind sie ein wichtiger Kontakt zu Eltern, entweder im Bekanntenkreis, oder wenn sie als Handwerker bei Kunden sind. Mitarbeiterempfehlungs-Programme können dabei unterstützen: Ein Bonus für Mitarbeitende, die neue Azubis für den Betrieb gewonnen haben, ist sinnvoll investiertes Geld im Personalmarketing. Denn es erhöht gleichzeitig die Bindung der bestehenden Angestellten mit dem Betrieb. Voraussetzung ist natürlich, dass sich die Mitarbeitenden in einem Unternehmen auch wohlfühlen und den Arbeitsplatz guten Gewissens weiterempfehlen können.

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  • 6. Social-Media-Accounts einrichten

    Um potenzielle neue Auszubildende zu erreichen, ist digitales Marketing unabdingbar: Mit Social-Media-Accounts auf Instagram, TikTok oder Youtube können Sie mit unterhaltsamen Inhalten die junge Zielgruppe für den Handwerksberuf begeistern. Dafür müssen Sie kein Social-Media-Experte sein – je persönlicher und authentischer, desto besser. Nach Möglichkeit binden Sie für die Betreuung der Kanäle bestehende Azubis ein: Sie können beispielsweise Inhalte zur Firmengeschichte, Vorher-Nachher-Fotos Ihrer Arbeit oder zu den Abläufen in Ihrem Handwerksbetrieb erstellen. Alternativ können Sie sich auch professionelle Hilfe von spezialisierten Agenturen holen.

  • 7. Online-Bewerbung ermöglichen

    Die Zielgruppe ist mit digitalen Medien aufgewachsen, daher suchen sie vor allem online nach Ausbildungsmöglichkeiten. Eine eigene Homepage sollte inzwischen jeder Handwerksbetrieb haben – nicht nur für die Kundenakquise, sondern auch für ein erfolgreiches Personalmarketing. Dazu gehört ein eigener Bewerber-Bereich, auf dem sich der Ausbildungsbetrieb vorstellt. Ein Online-Quiz zum Ausbildungsberuf oder zu den persönlichen Stärken und Schwächen beispielsweise ermöglicht einen spielerischen Einstieg. Zur digitalen Welt der Jugendlichen gehört auch, dass sie ihre Bewerbung online abschicken können. Eine Bewerbung per E-Mail sollte auch bei kleineren Unternehmen möglich sein, bei größeren lohnt sich eher ein Online-Bewerbungssystem, das aber möglichst einfach und übersichtlich gestaltet sein sollte.

  • 8. (Online-)Praktika anbieten

    Für viele Azubis ist das Praktikum ein wichtiger Einstieg ins Handwerk. Hier können sie sich ein genaues Bild vom Beruf und von den Mitarbeitenden in einem Betrieb machen, bevor sie sich zu dem Schritt entscheiden und einen Ausbildungsvertrag unterschreiben. Auch andersherum profitieren Handwerksbetriebe davon, einen Azubi vorab schon ein wenig einschätzen zu können.
    In der Pandemie haben einige Unternehmen bereits mit Online-Praktika experimentiert. Das ist im Handwerk schwierig, aber nicht undenkbar: In einem Tagespraktikum können junge Menschen morgens eine virtuelle Firmenführung bekommen und danach selbstständig Aufgaben zuhause lösen. Entweder am Computer oder mithilfe eines Material-Sets, das sie sich vom Betrieb ausleihen können.   

  • 9. Vorteile und Unternehmensziele vermitteln

    Die Ausbildung in einem Handwerksbetrieb bietet viele Vorteile, die Unternehmen auf Azubi-Suche hervorheben können. Gerade der Generation Z sind Werte wie Klima- und Umweltschutz, aber auch Familienfreundlichkeit sehr wichtig. Für die Klimawende sind gerade Handwerker absolut unabdingbar. Wer dazu beitragen will, kann also direkt mit anpacken. Aber auch die Aufstiegschancen, das Ausbildungsgehalt und mögliche Auslandsaufenthalte sind wichtige Pluspunkte, die Sie in jeglicher Kommunikation betonen können. 

  • 10. Werbung schalten

    Online-Werbung hilft, junge Menschen zu erreichen, die gerade auf der Suche nach einem Ausbildungsplatz sind. Mit Print-Anzeigen in Zeitungen oder Anzeigenblättern erreichen Sie dagegen eher die Eltern, die aber auch eine wichtige Zielgruppe sind.

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Veröffentlicht am 01.03.2022

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