Inklusionspreis 2021: Wie eine Bäckerei Menschen mit Behinderungen stärkt

Redaktion
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Inklusion von Menschen mit Behinderungen am Arbeitsplatz wird immer erfolgreicher umgesetzt. Eines der besten Beispiele, wie das im Handwerk gelingen kann, ist die Goldbrötchen Bäckerei aus dem Vogtland: Ihr Engagement für Menschen mit Behinderung wurde mit dem Inklusionspreis 2021 ausgezeichnet.

Die Goldbrötchen Bäckerei aus dem Vogtland ist in vielerlei Hinsicht anders als andere Betriebe: In der ersten Vogtländischen Holzofen-Schaubäckerei können Gäste unter dem Motto "Backen wie vor 200 Jahren" das alte Handwerk im rustikalen Ambiente erleben. Hinzu kommt, dass hier seit vielen Jahren Menschen mit Behinderungen einen Arbeitsplatz finden. Sie machen rund ein Drittel des gesamten Teams aus. Dafür wurde dem Betrieb der Inklusionspreis 2021 für die Wirtschaft verliehen.

Gerd Jahnsmüller hat 2015 die Bäckerei von seinem Vater übernommen und lebt dessen Firmenphilosophie weiter: Inklusion wird hier groß geschrieben. "Der Mensch steht an erster Stelle", sagt Jahnsmüller. "Wer darin keinen Sinn sieht, braucht mit Inklusion nicht anzufangen." In seiner Bäckerei sind 37 Prozent aller Mitarbeitenden Menschen mit Behinderung verschiedenster Art. "Damit sind wir deutschlandweit führend und deshalb haben wir auch den Preis erhalten."

Die Auszeichnung

Die Goldbrötchen Bäckerei wurde mit dem Inklusionspreis 2021 für die Wirtschaft in der Kategorie "Kleines Unternehmen" ausgezeichnet. Den Preis gibt es seit 2012, ausgelobt wird er von der Bundesagentur für Arbeit, der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände, dem UnternehmensForum und der Charta der Vielfalt. Der Inklusionspreis soll vor allem den Mehrwert von Inklusion aufzeigen, gelungene Beispiele würdigen und andere Arbeitgeber ermutigen, sich dem Thema Inklusion zu öffnen.

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So gelingt Inklusion in der Bäckerei

Häufig bekommt der Bäckermeister eine Anfrage von der Agentur für Arbeit, dem Integrationsfachdienst oder dem Kommunalen Sozialverband Sachsen, wenn diese für einen Menschen mit Behinderung einen geeigneten Arbeitsplatz suchen. Nach einem Termin zum Probearbeiten sucht Jahnsmüller zusammen mit seinem geschulten Fachpersonal nach passenden Aufgaben, entsprechend der jeweiligen Stärken und Schwächen des Menschen. "Wenn jemand taub ist, kann er nicht am Ofen arbeiten, weil er dann das Piepsen nicht hört. Aber er kann Quark auf dem Teig verteilen. Ich schreibe dann beispielsweise eine To-do-Liste. Jemand mit starker Seh-Beeinträchtigung kann diese Arbeit nicht übernehmen, für den finden wir einen anderen Arbeitsschritt."

An einer Aufgabe, die eine gesunde Fachkraft alleine erledigen könnte, arbeiten in der Goldbrötchen Bäckerei teilweise drei Menschen mit Behinderung. Das stellt den Betrieb natürlich vor "Herausforderungen, die ihresgleichen suchen", so Jahnsmüller. Er muss schließlich bei allem sozialen Engagement auch wirtschaftlich arbeiten.

Die Goldbrötchen Bäckerei Ralf Jahnsmüller

Gegründet wurde die Bäckerei 1992 in Kottengrün im sächsischen Vogtland. Ralf Jahnsmüller stellte vor 15 Jahren den ersten Mitarbeiter mit Behinderung ein, inzwischen sind es 11 von insgesamt 46 Mitarbeitenden. Inklusion findet in allen Bereichen des Betriebs statt: in der Backstube, im Verkauf, in der Logistik und in der Verwaltung. Goldbrötchen betreibt acht Filialen und zwölf mobile Verkaufsfahrzeuge und erreicht so Kunden in Thüringen, Sachsen und Bayern. Alle Arbeitsplätze und Filialen sind barrierefrei. Seit 2015 führt Gerd Jahnsmüller die Bäckerei in zweiter Generation.

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Vorteile für beide Seiten

Zwar gibt es verschiedene Unterstützungen und Fördergelder, die je nach Behinderung individuell angepasst werden. Der entscheidende Vorteil für den Bäcker ist aber, dass er so dem Fachkräftemangel entgegenwirken kann. Die Ware für die acht Filialen und zwölf mobilen Verkaufsfahrzeuge muss erst einmal produziert werden – und dafür braucht es Personal. Die Kolleginnen und Kollegen mit Behinderung können den Bäckermeistern beispielsweise wichtige Vorarbeiten abnehmen. In der Backstube und in den Verkaufsräumen arbeiten Menschen mit und ohne Behinderung also Hand in Hand.

Die gesellschaftliche Teilhabe ist wichtig für alle Menschen. "Viele sind sehr dankbar, dass sie hier arbeiten können", beobachtet Jahnsmüller und ist stolz darauf, einen Mitarbeiter mit Behinderung bereits seit 15 Jahren im Betrieb zu haben. Keinen einzigen der Mitarbeitenden musste er bislang kündigen. Der Bäckermeister hofft darauf, möglichst viele ein ganzes Arbeitsleben begleiten und irgendwann in die Rente verabschieden zu können.

Inklusion mit Tradition

Gerd Jahnsmüller tritt mit seinem sozialen Engagement in die Fußstapfen seines Vaters Ralf Jahnsmüller, der die Bäckerei gegründet und den Weg in Richtung Inklusion geebnet hat. Er begann damit, ältere Menschen und Langzeitarbeitslose einzustellen. Jung und Alt kann voneinander lernen, war er überzeugt.

Wer es schwer hat auf dem ersten Arbeitsmarkt, hat oft mit Vorurteilen zu kämpfen. Bei Goldbrötchen dagegen haben diese Vorurteile keinen Raum. "Wir freuen uns, wenn wir auch bei anderen durch unsere Arbeit Vorurteile beiseiteschieben können", sagt Gerd Jahnsmüller.

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Veröffentlicht am 24.01.2022

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