Wie Sie Kundentypen erkennen und richtig mit ihnen umgehen

Redaktion
IKK classic

Dienstleistende können sich ihre Kundinnen und Kunden nur selten aussuchen. Wie aber geht man mit besonders schwieriger Klientel um? Wir stellen die sechs häufigsten Kundentypen vor und geben Tipps, wie man als Unternehmen mit ihnen möglichst stressfrei zusammenarbeitet.

Der Kunde ist König? So sollte es sein. Schließlich sind guter Service, Zuverlässigkeit und Qualität wichtige Kriterien, um im Wettbewerb mit der Konkurrenz zu bestehen und sich als Handwerksbetrieb und Dienstleister lukrative Aufträge zu sichern.

Doch wie weit darf Kundenzentrierung gehen? Auf welche Kundenwünsche und Bedürfnisse sollte man eingehen und wo sind klare Grenzen zu ziehen? Schließlich gibt es auch Kundinnen und Kunden, die einem die Arbeit richtig schwer machen können. Sicher haben Sie auch schon Erfahrungen im Umgang mit schwierigen Kundinnen und Kunden gemacht: Manche sind dauernd unzufrieden, anderen geht alles zu langsam, wieder andere meinen, es selbst viel besser zu können.

So erkennen Sie schwierige Kundinnen und Kunden

Immer wieder haben Handwerkerinnen und Handwerker mit Vorurteilen zu kämpfen. Sie seien unpünktlich, hinterließen viel Dreck oder zerstörten sogar Einrichtungsgegenstände. Auf solche Unterstellungen sollten Sie gelassen reagieren und respektvoll und freundlich bleiben. Damit tun Sie nicht nur Ihrer Gesundheit etwas Gutes, sondern tragen auch zu einem stressfreieren Austausch mit der Kundschaft bei.

Vom „ewig Unzufriedenen“, der die Arbeit stets infrage stellt, bis zum „Geselligen“, der einen in Gespräche über Gott und die Welt verwickelt – wir stellen sechs verschiedene Kundentypen vor und zeigen Lösungsvorschläge auf, wie Sie ihnen je nach Typ professionell entgegentreten können. Denn wer seine Pappenheimer kennt, kommt selbst mit der schwierigsten Kundschaft zurecht.

Betriebliches Gesundheits­management

Ziel des betrieblichen Gesundheitsmanagements (BGM) ist es, die Belastungen der Beschäftigten zu reduzieren und deren persönliche Ressourcen zu stärken. Mehr Infos zum BGM

Die Besserwisserin

Die Besserwisserin weiß schon alles. Beratung? Braucht sie im Grunde nicht. Schließlich hat sie sich in Fachzeitschriften und im Internet bereits ein umfassendes Wissen angeeignet – auch wenn sich dieses im Gespräch oft als (gefährliches) Halbwissen herausstellt. Die Besserwisserin sieht sich fachlich auf Augenhöhe mit Ihnen und ist in der Regel entsprechend kritisch, ob Sie auch ja alles richtig machen. Deshalb stellt sie Fragen oft nur, um sie sich selbst zu beantworten. 

© IKK classic

So kommen Sie mit der Besserwisserin klar:

Diesem dominanten Kundentypen geht es oft weniger um eine sachliche Lösung, sondern darum, das eigene Ego aufzupolieren und Recht zu haben. Weil sie wahrscheinlich bereits weitere Angebote von Kollegen eingeholt hat, ist die Besserwisserin der wahrscheinlich schwierigste Kundentyp. Hier ist also Fingerspitzengefühl gefragt, ansonsten könnte Ihnen der Auftrag durch die Lappen gehen! 

Versuchen Sie, ihre Provokationen zu ignorieren und stattdessen ihr Spiel mitzuspielen: Loben Sie sie, geben Sie ihr recht – natürlich nur, sofern der Sachverhalt stimmt. Sätze wie „Sie kennen sich ja sehr gut aus!“ oder „Dann brauche ich Ihnen ja nicht zu erklären, dass …“ kommen gut an und nehmen der Besserwisserin den Wind aus den Segeln. Was ebenfalls hilft: Nachfragen. Denn wer nachfragt, woher das vermeintliche Fachwissen stammt, eröffnet einen Dialog – und kann richtige Argumente so leichter an Mann oder Frau bringen. 

 

Der Überwacher

Kennen Sie das? Sie reparieren gerade die Waschmaschine oder das Fenster eines Kunden, und dieser schaut Ihnen permanent über die Schulter oder folgt Ihnen auf Schritt und Tritt. Der Überwacher will alles kontrollieren und hätte am liebsten, dass Sie jeden Ihrer Handgriffe kommentieren. Dadurch können Sie sich meistens nicht richtig auf die Arbeit konzentrieren. Oft hat er auch Bedenken, in der Wohnung könnte etwas beschädigt oder verschmutzt zurückgelassen werden.

So reagieren Sie auf den Überwacher:

Beschreiben Sie bereits im Vorgespräch Ihre Vorgehensweise bei der Reparatur oder Installation und beantworten Sie die meist zahlreichen Fragen dieses Kundentypen möglichst genau. Mitunter macht sich dieser Kundentyp auch detaillierte Notizen. Weisen Sie den Überwacher vor Ort freundlich darauf hin, dass Sie ablenkungsfrei arbeiten müssen, wenn das Ergebnis auch gut werden soll. Was ebenfalls helfen kann: Versprechen Sie, am Ende die getane Arbeit ausführlich zu erläutern, das beruhigt ihn in vielen Fällen.

Ein weiterer Kniff: Platzieren Sie schon im Vorfeld Reinigungsmittel, um dem Kunden zu zeigen, dass Sie hinterher saubermachen werden. Bei Regen und Schnee bietet es sich an, Matten auszulegen und zumindest die Schuhe abzutreten, um keinen Schmutz in die Wohnung zu tragen. Solche kleinen Gesten zeigen oft große Wirkung und tragen zur Kundenzufriedenheit bei.

Illustration Mann schaut durch ein  Fernglas © Ikk classic

Die ewig Unzufriedene

Kritisch zu sein, ist das Recht jedes Kunden. Dann aber gibt es solche, die mit nichts zufrieden zu stellen sind. Sie sind extrem fordernd und sehen überall ein Problem. Die ewig Unzufriedene hat oft Sonderwünsche – für sie ist das Beste gerade gut genug. Sie kann schnell ungehalten werden, wenn eine Ware oder Leistung nicht zu 100 Prozent ihren Vorstellungen entspricht.

© IKK classic

So kommen Sie mit der ewig Unzufriedenen klar:

Treffen Sie möglichst genaue Vereinbarungen und halten Sie diese unbedingt schriftlich und detailliert fest. Daran halten Sie sich dann genau. Ist die Kundin unzufrieden mit der erbrachten Leistung, versuchen Sie die Kritik nicht persönlich zu nehmen und holen Sie nicht zum Gegenangriff aus. Wichtig: Kommunizieren Sie offen, dass Sonderanfertigungen und nachträgliche Anpassungen auf Kundenwunsch extra kosten!

Schwieriger kann es sein, hat man es mit einer unzufriedenen, wortkargen Kundin zu tun. Spüren Sie, dass etwas nicht stimmt, sprechen Sie das am besten offen an. Denn nur durch gezieltes Nachfragen kann dieser Kundentyp entlarvt und zufriedengestellt werden. Fragen wie „Sie scheinen mit dem Arbeitsergebnis nicht zufrieden – was stört Sie?“ können helfen. Das kostet Überwindung und strengt an, kann auf lange Sicht aber die beste und gesündeste Option sein – weil das Risiko größerer Eskalation so minimiert werden kann. Nicht zuletzt das Internet bietet viele Möglichkeiten, seinem Frust anonym freien Lauf zu lassen. 

Der Unentschlossene

Lösung A oder B? Oder doch vielleicht C? Ach nein, ich überlege es mir noch mal: Diesem Kundentypen fällt es extrem schwer, Entscheidungen zu treffen. Vor allem, wenn es um größere Reparaturen oder Anschaffungen geht. Zu groß ist die Angst, die Entscheidung könnte sich später als falsch herausstellen. Der Unentschlossene lässt sich alle Möglichkeiten bis ins Kleinste erklären, oft sogar mehrmals, um die verschiedenen Varianten miteinander vergleichen zu können. Meist holt er auch weitere Angebote und Meinungen ein. Bis ein Auftrag ins Rollen kommt, können so Wochen und Monate vergehen.

So sollten Sie mit dem unentschlossenen Kunden umgehen:

Gehen Sie auf sein Bedürfnis nach Information ein und klären Sie den Unentschlossenen umfassend über Ihre Produkte und Dienstleistungen auf. Positionieren Sie sich als beratender, starker Partner, der gemeinsam mit ihm die bestmögliche individuelle Lösung finden wird. Mit Sätzen wie „Für Ihre Zwecke empfehle ich XY“ oder „Damit haben wir sehr gute Erfahrungen gemacht“ gewinnen Sie seine Sympathie. Hilfreich für die Entscheidungsfindung des Unentschlossenen können zudem Vergleiche mit Zahlen sein. Gut fahren Sie, wenn Sie zudem Sätze wie „Sie können es sich noch einmal überlegen“ vermeiden.

Was Sie im Vorfeld tun können: Verweisen Sie schon auf Ihrer Website auf Gütesiegel und Testergebnisse oder Ihre durchweg positiven Kundenrezensionen. Was ebenfalls gut ankommt: Lassen Sie unentschlossenen Kunden ein Hintertürchen offen, indem diese testen oder kostenlos umtauschen können.

Illustration unentschlossene Frau mit Finger vor dem Mund © IKK classic

Seminartermine für Arbeitgeber

Sie möchten up-to-date bleiben und umfassend informiert werden zu den Themen Sozialversicherungsrecht, Pflege, Gesundheit im Betrieb, Management im Handwerk? Dann sind unsere Seminare für Arbeitgeber die richtige Wahl! 

Zu den Seminaren

Der Ungeduldige

Er will am liebsten alles sofort, lange Liefer- und Wartezeiten hasst er. Der Ungeduldige stellt permanent Fragen, wartet Ihre Antwort aber nicht ab, sondern geht gleich zur nächsten Frage über. Außerdem klingelt bei Ihnen dauernd das Telefon, weil er nachfragt, ob alles im Zeitplan ist.

Illustration Mann zeigt ungeduldig auf die Uhr © IKK classic

So kriegen Sie den Ungeduldigen in den Griff:

Es gibt nur eine Strategie, mit der Sie beim Ungeduldigen erfolgreich sein können: Versuchen Sie, sich seinem Tempo anzupassen! Betont ausgedehnte Antworten können diesen Kundentypen nur reizen. Halten Sie zum Beispiel das Beratungsgespräch kurz und antworten Sie prägnant. Auch ihre Dienstleistungen und Produkte fassen Sie am besten in kurzen Sätzen zusammen. Behalten Sie im Kopf: Da er ohnehin unter Zeitdruck steht, ist er wohl auch bereit, kurzfristige Entscheidungen zu treffen. Empfehlen Sie, wenn es passt, Produkte oder Leistungen, die Sie auf Lager haben oder die innerhalb kurzer Zeit lieferbar sind.

Die Gesellige

Es gibt Kunden, die sich regelrecht auf Ihren Besuch freuen. Vielleicht, weil sie einsam sind. Oder weil sie gerne Menschen um sich haben. Der gesellige Kundentyp redet ohne Punkt und Komma, ist herzlich, bietet Getränke an, stellt persönliche Fragen rund um Familie und Hobbys oder gibt ungefragt Ausflugstipps. Die zu erledigende Arbeit ist erst einmal zweitrangig. Und genau hier liegt der Punkt: Das Ganze hält Sie von der Arbeit ab und sprengt Ihre Zeitplanung.

So treten Sie gegenüber der Geselligen auf:

Lächeln und nicken Sie, bedanken Sie sich für die Gastfreundschaft. Versuchen Sie aber, immer wieder zum Thema zurückzukehren, etwa: „So, Frau XY, damit Ihre Nichte das nächste Mal nicht friert, muss ich mich jetzt aber dringend mal um Ihre Heizung kümmern“ oder „Danke für den Kuchen, aber ich möchte erst einmal die Arbeit hier zu Ende bringen, sonst komme ich zu spät zum nachfolgenden Kunden, und der ist dann zu recht verärgert“. Seien Sie freundlich, aber setzen sie entschlossen und mit Nachdruck Grenzen und verweisen Sie auf Ihre nächsten Termine.

Illustration Frau mit erhobenen Händen © IKK classic

Tipps zum professionellen Umgang mit anstrengender Kundschaft

  • Lassen Sie sich nicht aus der Ruhe bringen oder provozieren. Versuchen Sie, professionell, freundlich und sachlich zu bleiben.

  • Nehmen Sie das Verhalten oder die Äußerungen anstrengender Kunden nicht persönlich.

  • Wird ein Kunde jedoch aggressiv, persönlich beleidigend oder laut, gehen Sie aus der Situation heraus. Beenden Sie das Gespräch und schlagen Sie vor, dieses später fortzuführen, wenn sich die Emotionen gelegt haben.

  • Überzeugen Sie mit Ihrer Kompetenz.

  • Begegnen Sie Ihren Kundinnen und Kunden auf Augenhöhe, dann werden auch anstrengende Personen zugänglich, und die Kommunikation funktioniert meist auch wieder.

  • Bieten Sie keine Angriffsfläche: Seien Sie pünktlich, rufen Sie rechtzeitig an, wenn es Terminänderungen gibt. Das hilft, Vorurteile beim Kunden abzubauen.

War dieser Artikel hilfreich?

Vielen Dank. Möchten Sie uns noch etwas mitteilen?

Bitte fügen Sie Ihrer Nachricht keine persönlichen Daten hinzu.

Vielen Dank für Ihre Rückmeldung.

IKK classic

Veröffentlicht am 18.03.2022

Mehr zu diesem Thema