Wie gefährlich sind Energydrinks wirklich?

Aufstehen, waschen und ab zur Arbeit. Auf dem Weg noch schnell einen Energydrink und ein Brötchen kaufen. Bei einem großen Schluck des vitalisierenden Kaltgetränkes genießen Sie noch einmal die Ruhe, bevor Sie in den Arbeitstag starten.

Haben Sie ähnliche tägliche Rituale? Menschen lieben ihre Gewohnheiten, immerhin helfen sie dabei, im Stress des Alltags kleine, aber klare Ziele zu setzen – und das kann eine starke Motivation sein. Doch Energydrinks sind nicht nur harmlose Genussmittel. Wo aber hört die harmlose Gewohnheit auf und wann fängt es an, gesundheitlich bedenklich zu werden?

Machen Energydrinks süchtig?

Und wie steht es um die erfrischenden Muntermacher? Die enthalten zwar keinen Alkohol, dafür viel Koffein, Zucker und Taurin.

Unser Körper synthetisiert Taurin, zusätzlich nehmen wir es mit der Nahrung auf. Im Schnitt nehmen wir 200 Milligramm davon am Tag zu uns. Ein "Energy Shot" – also ein konzentrierter Energydrink – enthält 1.000 Milligramm Taurin, also die fünffache Menge. Der aktuell in der nationalen Fruchtsaft- und Erfrischungsgetränkeverordnung (FrSaftErfrischGetrV) zugelassene Höchstwert liegt bei 4.000 mg/l. Die Folgen für den menschlichen Körper sind noch nicht näher untersucht, ein Energieschub durch Taurin ist bislang wissenschaftlich nicht bewiesen.

Koffein kann süchtig machen und die Kombination mit dem enthaltenen Zucker kann gefährlich werden, besonders für Kinder und Jugendliche: Denn die reagieren empfindlich auf Koffein. Und doch sind gerade sie es, die Energydrinks konsumieren. Durch die Süße des Getränks sind diese nämlich gerade bei Jüngeren sehr beliebt. Laut Europäischer Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) trinkt etwa jedes fünfte Kind in Europa zwischen sechs und zehn Jahren Energydrinks.

In Energydrinks dürfen der deutschen Fruchtsaft- und Erfrischungsgetränkeverordnung zufolge maximal 320 Milligramm Koffein pro Liter enthalten sein. Zum Vergleich: Ein Liter Kaffee beinhaltet im Schnitt 800 Milligramm Koffein. Diesen Maximalwert erreichen die bekanntesten Marken. Ab 150 Milligramm pro Liter muss der erhöhte Koffeingehalt auf der Verpackung gekennzeichnet werden. 

Wie Energydrinks im Körper wirken

Rund zehn Minuten nach Genuss des Energydrinks ist das Koffein im Blutkreislauf angekommen. Der Puls steigt, ebenso wie der Blutdruck. Nach noch einmal zehn Minuten ist die erste Wirkung des Koffeins zu spüren: Die Konzentrationsfähigkeit steigt, Sie fühlen sich wach. In der gleichen Zeit ist der Blutzuckerspiegel auf den Höhepunkt gestiegen, der Zucker setzt im Hirn das Glückshormon Dopamin frei. Sie befinden sich auf der Spitze der Leistungsfähigkeit, die durch den Energydrink stimuliert wird.

Etwa eine Stunde dauert es, bis der Zucker verarbeitet ist und die Wirkung des Koffeins wieder nachlässt. Manche fühlen sich bereits jetzt erneut müde und schwach, obwohl erst nach rund sechs Stunden die Hälfte der Substanz abgebaut ist. Etwa zwölf Stunden dauert es, bis die im Energydrink enthaltene Menge Koffein vom Körper komplett abgebaut wurde. Dabei variiert die Dauer nach Alter und Geschlecht sowie der körperlichen Anstrengung in der Zeit der Koffeinzufuhr.

Neben Koffein und Zucker gibt es keine Zutaten, die einen wissenschaftlich nachgewiesenen Effekt auf Leistungsfähigkeit oder Konzentration hätten – ein Mokka mit viel Zucker kann also eine ähnliche Wirkung erzielen.

Gutes Essen – Schlechtes Essen

Energydrinks gelten bei vielen als Allheilmittel, um die Leistungs- und Konzentrationsfähigkeit zu steigern und Müdigkeit vorzubeugen. Stimmt das? Ernährungswissenschaftler Achim Sam erklärt in unserem YouTube-Format, was die Kombination aus Koffein und Zucker mit unserem Körper macht.

Startscreen des Videos zu Energydrinks
Video abspielen

Gefahren und Nebenwirkungen von Energydrinks

Experten sind sich einig, dass ein einzelner Energydrink kein Problem darstellt. Wie so oft macht auch hier die Dosis das Gift: Ab mehr als zwei Dosen täglich kann es vor allem für Menschen mit Herz-Kreislauf-Beschwerden gefährlich werden. Denn wer bereits vorbelastet ist, hat bei übermäßigem Konsum noch stärker damit zu kämpfen, dass der Drink die Herzfrequenz in die Höhe schnellen lässt. Und das ist schließlich der erwünschte Effekt des Konsums.

Mögliche Symptome eines gesundheitsschädlichen Konsums sind Nervosität, Schlafstörungen, Übelkeit sowie Kopfschmerzen und Schweißausbrüche. Es kann zu Herzrasen und Bluthochdruck kommen, auch Wahrnehmungsstörungen zählen dazu. Im schlimmsten Fall kommt es zu Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder einem Kreislaufkollaps.

Problematisch ist auch die abends so beliebte Kombination aus Energydrinks und Alkohol (meist Wodka). Viele glauben, mit einer solchen Mischung lasse sich die Partynacht verlängern, denn das Koffein überdeckt die Wirkung des Alkohols und suggeriert, man sei noch fit und nüchtern. Ist man aber nicht – eine Fehleinschätzung, die so manchen noch ans Autosteuer wanken lässt, der besser das Taxi genommen hätte.

Grenzwerte für Koffein nach Alter

Für Koffein hat die EFSA Grenzwerte definiert, ab denen ein gesundheitliches Risiko besteht:

Mehr erfahren
  • Kinder und Jugendliche

    maximal 3 Milligramm Koffein pro Kilogramm Körpergewicht

  • Erwachsene

    Einzeldosen bis zu 200 Milligramm, maximal 400 Milligramm am Tag

Eine Dose eines Energydrinks mit 0,25 Liter Inhalt enthält meist 80 Milligramm Koffein. Das heißt: Kinder und Jugendliche sollten ab einem Körpergewicht von 54 Kilogramm maximal zwei Energydrink-Dosen am Tag trinken. Doch auch bei Einhalten dieser Menge kann der regelmäßige Konsum gefährlich werden und im schlimmsten Fall eine Verdickung des Herzmuskels verursachen, die unbehandelt zum Tod führen kann. Bei Erwachsenen wird es problematisch, wenn sie in einem sehr kurzen Zeitraum drei Dosen hintereinander zu sich nehmen oder über den Tag verteilt mehr als fünf trinken.

Was ist die Definition von Alltagsdrogen?

Sogenannte Alltagsdrogen sind legal erhältliche psychoaktive Substanzen. Dazu zählen unter anderem Alkohol, Koffein und Nikotin, aber auch Medikamente. In klarer Abgrenzung dazu umfasst der Begriff illegale Drogen sämtliche vom Gesetzgeber verbotenen Stoffe.

Der Begriff Volksdroge wiederum ist Umgangssprache. Damit werden legale Konsumgüter mit psychoaktiver Wirkung in einem bestimmten Kulturkreis bezeichnet.

Der richtige Umgang im Alltag

Eine klare Leitlinie, an welchen Tagen Sie wie viel von welchem Getränk konsumieren sollten, gibt es nicht. Bedenken Sie einfach die Menge Zucker, die in einem Energydrink steckt und die Gefahren einer Überdosierung von Koffein – simples Wasser mag unser Körper immer noch am liebsten. Genießen Sie also maßvoll! 

Gesund im Betrieb

Was tun, wenn Sie bei Kollegen oder Mitarbeitern ein Suchtproblem vermuten?

Im Rahmen der IKK BGM-Angebote für Betriebe unterstützen wir auch bei Suchtfragen. Mehr erfahren

  • übermüdetes Paar sitzt auf seinem Bett

    Leben

    Wenn Schlafen zum Problem wird

    Während manche Menschen scheinbar überall und jederzeit schlafen können, haben Sie Schwierigkeiten, ein- oder durchzuschlafen? Damit sind Sie nicht allein. Artikel lesen

  • Paar stößt mit Rotwein an

    Ernährung

    Alltagsdroge Alkohol

    Sie haben geschuftet, jetzt dürfen Sie sich etwas gönnen – und genehmigen sich in der Mittagspause ein kühles Blondes, am Abend dann ein Glas Wein. Wann wird der Genuss riskant? Artikel lesen

  • Mann sitzt mit seiner Bulldogge im Park

    Arbeiten

    Richtig abschalten nach der Arbeit

    Entspannung im Arbeitsalltag ist wichtig, um Stress besser zu bewältigen. So klappt es mit der Work-Life-Balance. Artikel lesen