Mann mit Einkaufswagen steht vor Regal im Supermarkt

Functional Food: Wie gesund sind angereicherte Lebensmittel wirklich?

Ob Protein-Brot, probiotischer Joghurt oder der bekannte ACE-Saft: Sogenanntes "Functional Food" begegnet uns überall. Doch was ist dran an den künstlich angereicherten Lebensmitteln? Ernährungs-Experte Achim Sam erklärt, wie gesund Functional Food wirklich ist und was Sie beachten sollten.

Wer sich ausgewogen ernähren und seinen Lebensmittel-Plan optimieren möchte, kommt an Angeboten rund um Functional Food fast nicht mehr vorbei. Ob Omega-3-Fettsäuren, Beta-Carotin oder andere Nährstoffe, die wir vermeintlich zusätzlich benötigen: Neuartige Lebensmittel sollen uns all diese Inhaltsstoffe liefern und dabei mehr können als eine reine Energieversorgung. Durch die zugesetzten Nährstoffe sollen Verbraucherinnen und Verbraucher optimal durch den Tag kommen und – fast nebenbei – den Nährstoffbedarf decken. 

Was ist eigentlich „Functional Food“?

Funktionelle Lebensmittel sind Produkte, die gesundheitsfördernde Effekte versprechen. Sie haben eine Funktion, die über die reine Energiezufuhr hinausgeht: Durch die Anreicherung mit Vitaminen, Mineralien oder Pflanzenstoffen sollen sie einen Mehrwert für die Gesundheit bieten. Beispiele für Functional Food sind etwa probiotische Joghurts und Drinks, die mit Bakterienkulturen angereichert wurden. Oder Fruchtsäfte wie der ACE-Saft, denen Vitamine zugesetzt wurden und dadurch das Immunsystem unterstützen sollen. Sogar Süßigkeiten werden mit künstlich zugesetzten Vitaminen als "gesund" beworben. 

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Warum sind funktionelle Lebensmittel so beliebt?

Grundsätzlich freuen wir uns doch alle, wenn wir zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen können: Zeit und Energie sparen und dabei ein optimales Ergebnis erzielen. Genau so verhält es sich auch bei unserer Ernährung. Eine ausgewogene Ernährung erfordert, dass wir uns mit den einzelnen Lebensmitteln, die auf dem Teller landen, auseinandersetzen. Nur so kann die ganze Bandbreite an Nährstoffen aufgenommen werden, die unser Körper braucht, um optimal zu funktionieren.

Funktionelle Produkte versprechen deshalb, uns mit allen wichtigen Nährstoffen zu versorgen und uns den Ernährungsalltag deutlich zu erleichtern. So greifen mittlerweile viele Konsumentinnen und Konsumenten lieber zur Margarine als zur Butter, da diese dank zugesetzten Phytosterinen den Cholesterinspiegel senken soll. Aber sind solche angereicherten Lebensmittel wirklich ein Plus für die Gesundheit?

Experten-Interview: Was bringen Functional-Food-Produkte wirklich?

  • Das sagt Diplom-Ernährungswissenschaftler Achim Sam:

  • Stecken in Functional Food immer die Zusätze, die versprochen werden?

    Ganz klar: Ja. Hier sind die Regeln klar formuliert und die Vorgaben, gerade in Deutschland, sehr streng. Wenn ein Produkt also damit wirbt, mit Vitamin A, Zink oder anderen wichtigen Nährstoffen angereichert worden zu sein, dann können sich Verbraucherinnen und Verbraucher sicher sein, dass dies auch stimmt.

  • Haben Produkte mit angereicherten Mikronährstoffen nur Vorteile?

    Einfach so zu Nahrungsmitteln zu greifen, die mit zusätzlichen Nährstoffen angereichert wurden, hat auch seine Tücken. So ist beispielsweise Vitamin nicht gleich Vitamin. Es gibt die wasserlöslichen Vitamine, wie beispielsweisel die B-Vitamine und Vitamin C. Gibt es hiervon eine Überdosierung, scheidet unser Körper diese einfach aus.

    Da wären allerdings noch die fettlöslichen Vitamine, wie Vitamin A, Vitamin D, Vitamin E und Vitamin K. Bei diesen Mikronährstoffen ist es im Falle einer Überdosierung nicht so einfach: Haben wir davon zu viel im Körper, werden diese nicht einfach ausgeschieden, sondern lagern sich beispielsweise in der Leber oder im Fettgewebe an und können dauerhaft zu Vergiftungserscheinungen führen. 

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  • Wie hoch ist die Gefahr einer Überdosierung?

    In Deutschland haben wir grundsätzlich keine Unterversorgungen und einen Vitaminmangel schon gar nicht. Ausnahmen sehen wir beispielsweise bei Sportlerinnen und Sportlern, die einen höheren Bedarf an Calcium oder Magnesium haben, oder auch bei Frauen in der Schwangerschaft, denen zusätzlich Folsäure empfohlen wird.

    Hier ist aber immer der Arzt zuständig, der bestimmte Nährstoffe entsprechend substituiert. Ansonsten leben wir in einer Gesellschaft, wo beispielsweise der Überschuss an Vitamin B bereits vorhanden ist. Auch Vitamin C erhalten wir reichlich, weil beispielsweise Ascorbinsäure Lebensmitteln zugesetzt wird, um diese länger haltbar zu machen. 

    Natürlich kann es einmal passieren, dass man zeitweise in eine leichte Unterversorgung kommt. Allerdings lässt sich diese mit einer gesunden, ausgewogenen Ernährung schnell und ausreichend abdecken. Und ganz grundsätzlich würde ich sagen, dass komplexe Lebensmittel immer gesünder sind als ein Substitut, also Nahrungsergänzungsmittel oder ein angereichertes Produkt. Dazu gibt es auch eine aktuelle Untersuchung.

  • Welche Vorteile bieten komplexe Lebensmittel?

    Nehmen wir mal den Apfel. Wenn ich diesen im Ganzen verzehre, dann habe ich eine große Vielfalt an sekundären Pflanzenstoffen. Zusätzlich habe die guten Ballaststoffe in der Schale. All die Inhaltsstoffe des Apfels funktionieren gemeinsam am besten im Körper und belasten ihn möglichst wenig. Wenn ich nun nur einen Teil des Apfels zu mir nehme, zum Beispiel den Saft herauspresse, dann fehlt mir die Schale und damit die wichtigen Ballaststoffe, die mich länger sättigen. Also ich habe ca. ein Drittel weniger der gesunden Inhaltsstoffe. Nimmt man die Orange, finden sich beispielsweise die meisten sekundären Pflanzenstoffe in der weißen Haut drumherum, die man oft entfernt. Also: Ein Nahrungsmittel am besten im Ganzen essen, so wie es die Natur uns quasi vorgibt. Außer es ist eine Kokosnuss. 

  • Welche Zielgruppen können von angereicherten Lebensmitteln profitieren?

    Während unsere Nährstoffversorgung allgemein auf einem sehr guten Level ist, haben schwangere Frauen meist einen bestimmten und besonderen Bedarf, zum Beispiel an Folsäure. Hier sollte man jedoch nicht wahllos zu Functional Food greifen, sondern an dieser Stelle ist die Ärztin oder der Arzt zuständig. Hier bekommt man die richtige Menge entsprechend substituiert.  

    Auch bei Sportlerinnen und Sportlern macht sich häufig ein bestimmter Bedarf bemerkbar und es muss für eine schnelle Flüssigkeitsaufnahme gesorgt werden. Hier ist es durchaus sinnvoll, angereicherte oder perfekt abgestimmte Produkte zu nutzen. Zum Beispiel Powerriegel, die den Körper während des Ausdauersports schnell und effizient mit Energie versorgen. Oder isotonische Getränke, die so zusammengesetzt sind, dass die Flüssigkeit vom Körper besonders schnell aufgenommen wird. Allerdings befinden wir uns hier nicht mehr im Bereich von Functional Food, sondern von Produkten für Sportlerinnen und Sportler, da hier nicht der Gesundheits-Anspruch, sondern die Performance im Fokus liegt. 

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Functional Food mit Vorsicht genießen

Viel hilft nicht immer viel. Denn eine Überversorgung mit bestimmten Mikronährstoffen durch angereicherte Lebensmittel kann uns schnell krank statt gesünder machen. Setzen Sie deshalb auf eine ausgewogene, gesunde Ernährung, die den Nährstoffbedarf komplett deckt, statt auf künstlich zugesetzte Stoffe.

Auch die Verbraucherzentrale sieht Functional-Food-Produkte kritisch und warnt mitunter vor Gesundheitsrisiken durch Überdosierung. So setzten Hersteller eine höhere Menge an Vitaminen zu, damit die angegebene Dosis auch nach Ablauf des Mindesthaltbarkeitsdatums noch enthalten war. Schon dadurch bestehe die Gefahr, dass Verbraucherinnen und Verbraucher die empfohlene Tagesdosis schnell überschreiten, insbesondere bei Multivitaminsäften.

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