Ernährungs-Experte Achim Sam rät von einer langfristigen Einnahme ab: "In bestimmten Situationen – wie zum Beispiel, um den Einstieg in eine Gewichtsreduktion zu erleichtern – können Trinkmahlzeiten durchaus hilfreich und auch sinnvoll sein. Von einer langfristigen und ausschließlichen Anwendung ist jedoch abzuraten, da durch die Einnahme keine grundsätzliche Veränderung des Ernährungsverhaltens stattfindet.“ Außerdem kommen bei Trinkmahlzeiten Kaugefühl und Genuss zu kurz, was oft zu Heißhunger-Attacken auf feste Nahrung führt.
Ernährt man sich überwiegend von Trinkmahlzeiten, kann der Kauapparat mit der Zeit degenerieren. Dabei ist gutes Kauen aus gesundheitlicher Sicht äußerst wichtig, da die Nahrung durch Kauen und die Enzyme im Speichel zerlegt wird und dadurch besser vom Körper aufgenommen und verdaut werden kann. Wissenschaftliche Studien haben außerdem gezeigt, dass Kauen die Durchblutung im Kopf fördert, sich positiv auf das Nervensystem auswirkt, Stress abbaut und sogar beim Abnehmen helfen kann.
"In Trinkmahlzeiten sind zwar alle essenziellen Nährstoffe enthalten, die wir zum Überleben brauchen, darüber hinaus gibt es aber noch eine Vielzahl an Vitalstoffen – beispielsweise sekundäre Pflanzenstoffe in Obst und Gemüse – die für unsere Gesunderhaltung wichtig sind", so der Experte. Lebensmittel im Komplex, etwa ein Apfel mit Schale, sind vor allem aufgrund der enthaltenen sekundären Pflanzenstoffe nachweisbar am gesündesten. In Trinkmahlzeiten sind sie allerdings nicht enthalten, da sie nicht zu den essenziellen Nährstoffen gehören.
Auch könne der Körper natürliche Vitamine und Mineralstoffe viel besser verwerten als die synthetisch hergestellten in Mahlzeitenersatz-Produkten. Die Zusammensetzung natürlicher Lebensmittel ist hochkomplex und lässt sich nicht so einfach kopieren. Ein weiterer Nachteil der flotten Flüssigkost ist der geringe Anteil an Ballaststoffen, der zu Verdauungsproblemen führen kann.
Die Verbraucherzentrale Bremen warnt ebenfalls vor einer langfristigen Einnahme von Mahlzeiten-Ersatzgetränken: Zum Teil enthielten die Produkte so große Mengen an Vitaminen und Mineralstoffen, dass bei dauerhaftem Konsum eine Überdosierung und somit gesundheitliche Probleme nicht ausgeschlossen seien.
Im Preisvergleich sind Trinkmahlzeiten nicht gerade günstig: Die Preise liegen zwischen 1,57 Euro und 6,80 Euro pro Portion, der durchschnittliche Preis beträgt 2,80 Euro. Anstatt zum synthetischen Chemiecocktail zu greifen, kann man sich für das Geld auch einfach ausgewogene, komplexe Mahlzeiten wie Haferbrei mit Obst, ein belegtes Vollkornbrot oder etwa Reis mit Gemüse zubereiten. So hält man nicht nur seinen Kauapparat auf Trab, sondern nimmt auch alle wichtigen Nähr- und Vitalstoffe zu sich.