Schwangerschafts­übelkeit: Woher sie kommt und was helfen kann

Redaktion
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Die meisten werdenden Mütter haben während der Schwangerschaft mit Übelkeit zu kämpfen. Ein Forscherteam hat möglicherweise herausgefunden, weshalb das so ist. Wir haben mit einem Experten gesprochen, was die neuen Erkenntnisse bedeuten und was gegen die Übelkeit helfen kann.

Übelkeit gehört oft zu den unangenehmen Begleiterscheinungen einer Schwangerschaft. „Das ist häufig ganz normal und in erster Linie nichts außergewöhnliches“, sagt PD Dr. Michael Schneider, Koordinator des Perinatalzentrum des Universitätklinikums Erlangen. Schätzungen gehen davon aus, dass bis zu 80 Prozent aller schwangeren Frauen unter Übelkeit leiden. Am häufigsten ist die Morgenübelkeit direkt zu Beginn der Schwangerschaft.

Ein Forscherteam hat nun möglicherweise den Grund gefunden, woher diese Übelkeit kommt. Sie sagen, das Hormon GDF15 könnte dafür verantwortlich sein. Das legen zumindest die Ergebnisse nahe, die ein Team um Dr. Marlena Fejzo von der University of Southern California in Los Angeles im Fachjournal „Nature“ veröffentlicht hat.

Wurde der Auslöser für Schwangerschaftsübelkeit gefunden?

Bisher gab es viele Vermutungen, weshalb so viele schwangere Frauen unter Übelkeit leiden und manche dagegen gar nicht. Nun gibt es neue Erkenntnisse. Ein Forscherteam glaubt, die Ursache nachweisen zu können. Das Team um Dr. Marlena Fejzo von der University of Southern California in Los Angeles hat Erkenntnisse veröffentlicht, die darauf schließen lassen, dass der Auslöser für die Übelkeit das Hormon GDF15 sein könnte.

„Bis dahin wusste man nicht genau, wo die Ursache liegt“, erklärt PD Dr. Michael Schneider. Im Verdacht stand für lange Zeit ein anderes Hormon, das HCG heißt. „Es gibt Studienergebnisse, die auf einen Zusammenhang mit HCG hinweisen. Jedoch auch solche, bei denen der Wert nicht auffällig war.“

Auch ein Team der Frauenklinik des Uniklinikums Erlangen hat bereits ab 2017 mit Dr. Marlena Fejzo zu diesem Thema zusammengearbeitet. „Dabei wurden schwangere Frauen aus Erlangen untersucht, unter anderem auch auf die Symptome Übelkeit und Erbrechen sowie den Zusammenhang von GDF15.“ Diese Daten sind in die Forschung mit eingeflossen.

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Wie hängt GDF15 mit der Schwangerschaftsübelkeit zusammen?

Das Hormon GDF15 wird während der Schwangerschaft von der Plazenta produziert. Die Konzentration im Blutkreislauf wird erhöht. Das kann zu Übelkeit und Erbrechen führen.

Entscheidend dafür sind den Forschungsergebnissen zufolge zwei Dinge: Zum einen, wie hoch die GDF15-Konzentration im Blut ist. Zum anderen, wie empfindlich eine Frau auf das Hormon reagiert. „Das heißt, es ist von Frau zu Frau unterschiedlich. Wenn eine Frau schon an GDF15 gewöhnt ist, ist die Übelkeit während der Schwangerschaft weniger ausgeprägt“, erklärt Prof. Dr. Michael Schneider.

Was bedeutet die Entdeckung?

„Zunächst einmal handelt es sich dabei nur um eine Theorie“, sagt PD Dr. Michael Schneider. Auch, wenn diese durch verschiedene Untersuchungen und Methoden sehr plausibel dargestellt ist. An dieser Theorie wird nun weitergeforscht. Auf lange Sicht könnten daraus irgendwann Therapieansätze und Medikamente hervorgehen, die gegen Schwangerschaftsübelkeit helfen. „Bis dahin ist es jedoch noch ein sehr langer Weg. Das wird noch einige Jahre dauern.“

Das liegt auch daran, dass man bei Forschungen mit schwangeren Frauen besonders vorsichtig sein muss. Diese geht deshalb oft nur langsam voran. „Es muss einfach gewährleistet sein, dass Frau und Kind nichts passiert“, betont der Mediziner. Sowohl bei der Forschung als auch bei den Therapiemaßnahmen, die daraus hervorgehen.

Die Forschungsergebnisse spielen jedoch auch in der Krebs-Forschung eine große Rolle. Denn auch bei fortgeschrittenen Tumorerkrankungen sowie der Chemotherapie gibt es Forschungsergebnisse, die einen erhöhten GDF15-Wert zeigen. Dort sind die Forschenden bereits ein paar Schritte weiter.

Wann tritt Schwangerschaftsübelkeit auf und wie lange dauert sie an?

Jeder Mensch ist anders. Das gilt auch für werdende Mütter. Und daran ändert auch die Forschung nichts. Im Gegenteil – diese bestätigt: Es lässt sich nicht festlegen, ab welcher Schwangerschaftswoche die Übelkeitssymptome einsetzen und wann sie wieder verschwinden. Es kann auch sein, dass manche Frauen damit überhaupt keine Probleme bekommen.

Generell lässt sich jedoch sagen: Bei den meisten Frauen macht sich die Übelkeit bereits recht früh in der Schwangerschaft bemerkbar. Häufig beginnt sie etwa ab der fünften Woche. Zu den Symptomen gehören ein flaues Gefühl im Magen, Würgen bis hin zu Erbrechen. In den meisten Fällen verschwindet das nach einigen Wochen wieder von allein. Nur selten bleiben die Beschwerden auch in der zweiten Schwangerschaftshälfte bestehen.

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Ist Schwangerschaftsübelkeit gefährlich?

Bei den meisten Frauen ist die Schwangerschaftsübelkeit zwar unangenehm, aber für Mutter und Kind nicht gefährlich. Auch dann nicht, wenn sie sich vereinzelt übergeben müssen. „In den allermeisten Fällen ist das nicht schlimm und auch nur vorübergehend“, erklärt PD Dr. Michael Schneider. Es hinterlässt keinen Schaden bei Mutter oder Kind.

Was ist Hyperemesis gravidarum?

Bei etwa 0,3 bis zwei Prozent der werdenden Mütter ist das anders. Bei ihnen kann die Schwangerschaftsübelkeit problematisch werden. Nämlich dann, wenn sie sich so oft übergeben müssen, dass die Nahrungs- und Flüssigkeitsaufnahme eingeschränkt ist. Diese Frauen leiden unter Hyperemesis gravidarum, auch unstillbares Schwangerschaftserbrechen genannt.

Meistens werden Frauen mit Hyperemesis gravidarum stationär im Krankenhaus aufgenommen. „Dabei werden sie intravenös mit Flüssigkeit und Nährstoffen versorgt, dass Frau und Kind keinen Schaden nehmen“, sagt PD Dr. Michael Schneider.

Welche Kriterien vorliegen müssen, um die Diagnose einer Hyperemesis gravidarum zu stellen, wird international unterschiedlich bewertet, erklärt der Mediziner. „Man ist sich jedoch einig, dass diese spätestens dann vorliegt, wenn die Flüssigkeits- und Nahrungsaufnahme eingeschränkt ist oder alltägliche Aktivitäten darunter leiden.“

Wann sollte Schwangerschaftsübelkeit ärztlich behandelt werden?

Spätestens wenn das der Fall ist, sollte sich eine Schwangere in ärztliche Behandlung begeben. „Wenn Frauen einen starken Leidensdruck aufgrund der Schwangerschaftsübelkeit verspüren, oder sie sogar bemerken, dass sie in ihrer Nahrungs- oder Flüssigkeitsaufnahme eingeschränkt sind, sollten sie auf jeden Fall mit ihrem behandelnden Frauenarzt Kontakt aufnehmen.“

Während der Schwangerschaft stehen ohnehin regelmäßige Vorsorgetermine in der Frauenarztpraxis auf dem Programm. Es besteht ein enger Austausch. Dieser sollte genutzt werden, um das Thema Übelkeit anzusprechen. Dann könne man besprechen, ob eine Behandlung notwendig ist.

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Was hilft bei Schwangerschaftsübelkeit?

Bis auf weiteres helfen bei einer normalen Schwangerschaftsübelkeit vor allem die klassischen, konservativen Herangehensweisen. „Jede Frau spürt prinzipiell, was ihr während der Schwangerschaft guttut und was nicht“, sagt PD Dr. Michael Schneider. Das heißt im Umkehrschluss: Was hilft, kann von Frau zu Frau unterschiedlich sein. Deshalb muss es jede für sich selbst herausfinden.

Tipps bei Schwangerschaftsübelkeit

Es gibt allerdings ein paar Tipps, die hilfreich sein können:

  • Ernährung anpassen:
    Gut sind Lebensmittel, die reich an Kohlenhydraten und Proteinen sind. Auf stark fetthaltige Nahrung sollte man dagegen verzichten.

  • Die Menge macht's:
    Lieber viele kleine statte wenige große Mahlzeiten einnehmen.

  • Auslöser vermeiden:
    Dazu zählen unangenehme Gerüche oder Speisen.

  • Starke Knolle:
    Ingwer kann gegen die Übelkeit helfen, zum Beispiel als Tee. Allerdings sollte er nur in Maßen genossen werden.

„Bei wem die konservativen Maßnahmen nicht ausreichen, für den gibt es auch geeignete Medikamente“, sagt PD Dr. Michael Schneider. Dabei sei es allerdings sehr wichtig, die Einnahme unbedingt mit den behandelnden Frauenärzten abzusprechen. „Bevor man Medikamente oder auch Nahrungsergänzungsmittel einnimmt, sollte man auf jeden Fall mit dem Frauenarzt darüber sprechen, ob es unbedenklich ist.“

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Veröffentlicht am 02.05.2024

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