Schneller schwanger: Die besten Tipps bei Kinderwunsch

Redaktion
IKK classic

Dass es manchmal etwas länger dauert, bis Frau schwanger wird, ist ganz normal. Was Paare in der Kinderwunschzeit für Körper und Geist tun können sowie Tipps rund um Ernährung, Bewegung und medizinische Untersuchungen, verrät eine Expertin.

Der biologisch richtige Zeitpunkt, um ein Baby zu bekommen, ist laut Ärztinnen und Ärzten klar: mit 25. Doch in der Realität sieht es häufig anders aus. Meist vergeht noch einige Zeit, bis Frau und Mann sich für ein Kind bereit fühlen und so steigt das Durchschnittsalter für Erstgebärende Jahr für Jahr. Mit der Situation, dass der gewünschte Nachwuchs sich nicht sofort einstellt, sind Betroffene daher in guter Gesellschaft, auch, wenn über das Tabu-Thema selten im Bekanntenkreis geplaudert wird.

Ein bis zwei Jahre Wartezeit gelten als völlig normal, bestätigt Gynäkologin Dr. Verena Breitenbach, niedergelassene Ärztin mit Schwerpunkt ganzheitliche Frauenheilkunde –besonders dann, wenn die Eltern die 30 schon überschritten haben. Doch Paare können einiges tun, um die Wartezeit zu verkürzen oder zumindest bestmöglich für sich und die Gesundheit zu nutzen.

Acht Tipps für Paare, um schneller schwanger zu werden

1. Stress abbauen

„Stress und psychische Faktoren wirken sich sehr stark auf den Kinderwunsch aus“, beobachtet Dr. Verena Breitenbach. Denn wenn durch hohe berufliche Belastung oder auch Extremsport der Cortisolspiegel ansteigt, gerät das sensible hormonelle Gleichgewicht von Mann und Frau aus dem Takt. Die typische Folge ist eine verminderte Produktion des Hormons Progesteron, das die Einnistung des Embryos ermöglicht. Aber auch die Spermienproduktion bei Männern leidet unter Stress.
 
Es kann darum sinnvoll sein, schon in der Kinderwunschzeit Raum für das Baby zu schaffen, in dieser Phase aber die eigenen Bedürfnis-Akkus voll aufzuladen. Denn gerade Zeit für sich selbst, für Freundschaften, Partnerschaft und Erholung ist nach der Geburt erstmal Mangelware.

Dennoch gibt es keinen wissenschaftlichen Beleg dafür, dass Stress alleine unfruchtbar macht – oder Stressreduktion eine Schwangerschaft herbeiführt. Die Bedingungen dafür sind einfach zu vielfältig und komplex. Diplom-Psychologin und Kinderwunsch-Coach Miriam Hartz formuliert das im Kinderwunsch-Podcast des Bundesfamilienministeriums "Folge #7: Alles Kopfsache?" folgendermaßen:
"Als Psychologinnen und Psychologen unterstützen wir natürlich, dass sich Betroffene durch eine gesunde Lebensführung Ausgleich zu Stressoren in dieser ohnehin aufwühlenden Zeit suchen. Aber das hat keinen direkten Einfluss auf die Fruchtbarkeit."

Infografik Frauen beim Sport

2. Gewicht in Balance bringen

Gemäßigter, regelmäßiger Sport hilft, Stresshormone abzubauen, aber auch das Gewicht in den Idealbereich zu bringen. Übergewicht und Krankheiten wie  Diabetes können die Fruchtbarkeit einschränken – und zwar bei Mann und Frau. Gehen Sie daher Schwimmen, Laufen, Fahrradfahren, zum Tanzen, oder machen Sie Yoga. All das hilft Ihnen, mental und körperlich fit und entspannt zu bleiben.

Genauso schwierig wird es aber auch bei Untergewicht, schwanger zu werden. Denn ein Körper, dem wichtige Nährstoffe fehlen, sorgt lieber erstmal für sich selbst, als ein Baby mit durchzufüttern.

3. Ernährung umstellen

Eine gesunde Ernährung, die den kompletten Nährstoffbedarf abdeckt, ist jetzt besonders wichtig. Folsäure ist dafür nur ein Beispiel. „Nährstoffe können in ihrer natürlichen Form, wie sie in Obst und Gemüse vorkommen, am besten aufgenommen werden“, betont Dr. Breitenbach.

Daher empfiehlt sie eine gemüsebasierte, mediterrane Ernährung, die laut Studien die Fruchtbarkeit besonders fördert: Einmal die ganze Farbpallette an Obst und Gemüse, wenig Zucker und Kohlenhydrate, und ausreichend hochwertiges Eiweiß kommen dabei auf den Speiseplan. Die eigenen Ernährungsgewohnheiten unter die Lupe zu nehmen, zahlt sich später auch im Zusammenleben mit dem Kleinkind aus.

Infografik von einem Salat

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Infografik Alkohol und Zigarette in durchgestrichenem roten Kreis

4. Giftstoffe vermeiden

Alkohol und Nikotin wirken wie Giftstoffe auf den Körper und schränken daher massiv die Fruchtbarkeit ein – das ist den meisten Paaren schon bekannt. Tabak- oder Cannabiskonsum kann die Spermien beim Mann schädigen, so dass eine Zeugung nicht möglich ist. Alkohol kann schon in kleinen Mengen eine noch unbemerkte Schwangerschaft beenden und sollte daher bei Kinderwunschzeit und in der Schwangerschaft nicht konsumiert werden.

Doch dasselbe gilt auch für andere Umweltgifte, die auf den ersten Blick nicht immer erkennbar sind. Weichmacher aus Plastik, vor allem BPA, wirken hormonschädigend und werden in Weißblechdosen einiger Lebensmittelhersteller noch immer eingesetzt. Auch gespritztes Obst und Gemüse sollte vermieden werden.

5. Ängste und Zweifel besprechen

Ein Kind in die Welt zu setzen, ist immer ein lebensverändernder Schritt. Da sind Sorgen ganz normal. Wenn alle organischen Faktoren im grünen Bereich liegen und beide Partner gesund sind, kann es helfen, sich über seine Ängste und Zweifel mit vertrauten Freunden auszusprechen.

Wenn Sie stärkere innere Widerstände an sich wahrnehmen, kann es Sinn machen, noch weiter nachzuspüren – vielleicht mit Hilfe einer Therapeutin oder eines Therapeuten. „Aus psychosomatischer Sicht können Ambivalenzen und widersprüchliche Gefühle zur Familiengründung dem Kinderwunsch auch im Weg stehen“, erklärt Dr. Breitenbach. Sorgen oder schlechte Erfahrungen zu relativieren und aufzulösen ist möglich. Suchen Sie sich ggf. Hilfe und sprechen Sie das Thema an.

Doch für den Erfolg gibt es keine eindeutigen wissenschaftlichen Beweise. "Es ist eher ein indirekter Zusammenhang", wägt Psychologin Miriam Hartz im Podcast "Kinderwunschzeit – Alles Kopfsache?" ab. "Wenn ich mich gut fühle, dann bin ich vielleicht auch motivierter, habe vielleicht mehr Sex oder probiere nochmal eine neue medizinische Methode aus. Dafür lohnt es sich, hinzuschauen."

6. Für Frauen: Zyklus regulieren

Haben Sie länger hormonell mit der Pille verhütet, kann es sein, dass Ihr Körper nach dem Absetzen wieder etwas Zeit braucht, um sich hormonell einzupendeln. Aber auch durch Stress und das zunehmende Alter (ab 35 Jahren) kann es zu hormonellen Dysbalancen kommen. Viele Frauen setzen dann auf Naturheilkunde. „Ich rate meinen Patientinnen als sanftes Mittel gegen Zyklusschwankungen zur Einnahme von Mönchspfeffer und Frauenmanteltee“, bestätigt Dr. Verena Breitenbach. Lassen Sie sich hierzu von Ihrer Ärztin oder Ihrem Arzt zur Dosierung beraten.

7. Die fruchtbaren Tage nutzen

Ist alles in ideale Balance gebracht, geht es nur noch darum, den richtigen Zeitpunkt für die Empfängnis zu treffen. Denn nur wenige Tage im Zyklus sind Frauen fruchtbar, nämlich ab ca. vier Tagen vor dem Eisprung, aber nur maximal 24 Stunden danach.

„Paare sollten vor dem Eisprung alle 24-36 Stunden Sex haben, denn danach kann es schon wieder zu spät sein. Gut ist es auch, wenn Frauen dann noch etwas liegen bleiben. So haben die Spermien die besten Chancen“, so Dr. Breitenbach.
Hier erfahren Sie, wie Sie Ihre fruchtbaren Tage erkennen.

Um den Zyklus noch besser kennenzulernen, können Sie auch Ihre Basaltemperatur ermitteln. Denn auch in dieser spiegelt sich der Eisprung und der Zyklusverlauf.

Infografik von Kalender

8. Für Männer: Wärme meiden

Auf Saunagänge und warme Bäder sollte Mann in der Kinderwunschphase verzichten. Denn hohe Temperaturen senken die Qualität der Spermien, zumindest kurzfristig. Heizen Sie sich daher untenrum etwas weniger ein – verzichten Sie etwa auch auf die Sitzheizung im Auto. Laut Ärztezeitung setzt sogar Sommerhitze von über 30 Grad der Fortpflanzungsfähigkeit von Spermien zu – und das, obwohl die Hoden mit ihrer Lage außerhalb der Bauchhöhle perfekt auf die Ableitung von Körperwärme optimiert sind.

Halten Sie auch Wärme absondernde Geräte, etwa den Laptop, von Ihrem Unterkörper fern und tragen Sie Ihr Handy nicht in der Hosentasche. 

Vorsorge in der Schwangerschaft

Werdende Eltern wünschen sich, dass ihr Nachwuchs gesund auf die Welt kommt. Die IKK classic unterstützt sie dabei bestmöglich, mit Leistungen, die weit über das herkömmliche Angebot hinaus gehen. Mehr zur Vorsorge in der Schwangerschaft

Welche Nährstoffe sind in der Kinderwunsch­zeit wichtig?

  • Folsäure

    Zusätzlich zu einer ausgewogenen Ernährung wird 400 μg Folsäure pro Tag als Nahrungsergänzungsmittel empfohlen.

  • Jod

    Nehmen Sie 100 bis 150 μg Jod pro Tag als Nahrungsergänzungsmittel, bei Schilddrüsenerkrankung bitte Rücksprache mit Ärztin oder Arzt halten.

  • DHA

    Die empfohlene Menge von 200 mg DHA/Tag wird durch 1-2 Portionen Fisch pro Woche und hochwertige Öle wie Leinöl und Nüsse abgedeckt. Vegetarierinnen und Veganerinnen wird Nahrungsergänzung empfohlen.

  • Eisen

    Eisen einzunehmen ist nur dann sinnvoll, wenn ein Eisenmangel im Blutbild festgestellt wurde. Eisenreich zu essen ist aber eine gute Vorsorge, etwa Hirse, Haferflocken und Vollkorngetreide in Kombination mit Vitamin-C-reichem Gemüse bzw. Obst. Rote Fleischsorten wie Rindfleisch werden in kleinen Mengen empfohlen.

  • B-Vitamine

    Besonders Veganerinnen sollten ihre B-Vitamine im Blut überprüfen lassen, denn diese werde vor allem durch tierische Produkte wie Eier abgedeckt.

    Mehr Infos zur veganen Ernährung
  • Vitamin D

    Ein Mangel an Vitamin D ist weit verbreitet, besonders im Winter. Lassen Sie Ihren Vitamin-D-Spiegel prüfen, denn er kann sich auf die Fruchtbarkeit auswirken. Unabhängig vom Kinderwunsch wird die tägliche Einnahme von 20 μg Vitamin D empfohlen, bei einem Mangel deutlich mehr.

    Mehr Info zu Vitamin-D-Mangel
  • Antioxidantien

    Mineralstoffe wie Folsäure, Zink und die Vitamine A, C und E schützen den Körper vor oxidativem Stress und wirken dadurch positiv auf die Spermienqualität und die Eizellen. Sie kommen in Beeren wie Johannisbeeren, Holunder- und Himbeeren, frischen Kräutern wie Salbei und Thymian sowie Nüssen vor. Auch hier gibt es Nahrungsergänzungsmittel – lassen Sie sich dazu individuell beraten.

Kostenübernahme von künstlicher Befruchtung

Die Sehnsucht nach einem eigenen Kind kann schmerzvoll sein, wenn es mit der Schwangerschaft nicht klappt. Zum Glück kennt die moderne Reproduktionsmedizin viele Wege, um Betroffenen zu helfen – wir unterstützen sie dabei. Mehr Infos zur Kostenübernahme

Medizinische Untersuchungen bei unerfülltem Kinderwunsch

Gynäkologische Untersuchungen

Bei einer gynäkologischen Untersuchung wird gecheckt, ob die biologischen Bedingungen für die Befruchtung optimal sind. Stimmt etwa der pH-Wert in der Vagina nicht, befinden sich dort Bakterien oder Pilze oder sind die Eileiter durch Myome oder Zysten verwachsen und dadurch unpassierbar, haben es Spermien schwer. Klarheit bringt ein Abstrich des Vaginalsekrets, eine Ultraschalluntersuchung oder bei dringendem Verdacht auf Eileiterverklebung auch ein operativer Eingriff.

Urologische Untersuchungen

Leider bleibt bei vielen Kinderwunschpaaren der Mann lange Zeit unbeachtet. Dabei liegt der Grund für den unterfüllten Kinderwunsch in vielen Fällen auf seiner Seite. Denn laut WHO hat in den letzten Jahrzehnten die Qualität der Spermiogramme gesamtgesellschaftlich deutlich abgenommen. Lassen Sie sich daher frühzeitig untersuchen. So wird klar, ob Spermien in ausreichender Anzahl, Beweglichkeit und Funktionalität vorhanden sind. Lebensstilveränderungen haben auch hier einen deutlich positiven Einfluss – siehe oben. Urologen können außerdem feststellen, ob Krampfadern am Hoden zu Problemen führen.

Schilddrüsen-Check

Die Schilddrüse ist unser Hormonorgan Nummer eins. Stimmt hier etwas nicht, wirkt sich das auch auf die Geschlechtshormone und somit die Fruchtbarkeit aus. Bleibt eine Schwangerschaft aus, sollte bei Mann und Frau (!) überprüft werden, ob etwa eine Schilddrüsenüber- oder -unterfunktion vorliegt. Hierbei werden im Blut der TSH-Wert und die Schilddrüsenantikörper sowie das Organ per Ultraschall untersucht. Bestätigt sich der Verdacht, kann die Einnahme von Schilddrüsenhormonen helfen.

Hormon-Check

Neben den Schilddrüsenhormonen werden auch die Geschlechtshormone unter die Lupe genommen. Werden bei der Frau die Östrogene, vor allem das Hormon Estradiol, und das Einnistungshormon Progesteron ausreichend gebildet? Wie sieht es beim Mann mit den Hormonen Prolaktin und den Testosteronwerten aus? Blutanalysen geben hier Aufschluss. Hormone können ggf. unterstützend eingenommen werden.

Impf-Check

Mutter und Ungeborenes sollen während der Schwangerschaft optimal vor Infektionen geschützt sein. Daher ist es sinnvoll die Immunität beispielsweise gegen Röteln, Masern und Windpocken schon vor der Schwangerschaft zu prüfen, denn Impfungen gegen diese Krankheiten sind während der Schwangerschaft nicht mehr möglich. Wichtig: Sicherheitshalber wird nach diesen Impfungen eine Wartezeit von einem Monat bis zur Schwangerschaft empfohlen. Fehlende oder unvollständige Impfungen gegen Covid-19 nachzuholen, ist ebenfalls vor einer Schwangerschaft sinnvoll.

Wir danken der Gynäkologin Dr. Verena Breitenbach für das Gespräch. Ihr Buch „Ganz intim“ zum Thema weibliche Sexualität, Hormone und Zyklus ist im Trias-Verlag erschienen.

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Veröffentlicht am 24.01.2023

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