Wann ist Sauna gesund und wann ein Risiko?

Macht die finnische Sauna nicht nur gesund, sondern auch glücklich? Das liegt nahe, immerhin belegte Finnland 2019 zum zweiten Mal in Folge den ersten Platz beim "World Happiness Report" als glücklichstes Land der Welt – und regelmäßige Saunagänge gehören zum Alltag der Finnen dazu.

Bei hohen Temperaturen von bis zu 100 Grad Celsius schwitzen sich die Nordmänner und -frauen gesund und beachten dabei viel weniger Regeln, als wir es hierzulande in der finnischen Sauna tun.

Doch nicht immer wirkt sich das Schwitzen positiv auf die Gesundheit aus. Vor allem dann nicht, wenn eine gesundheitliche Vorbelastung – etwa in Form von Bluthochdruck oder einer Erkältung – vorliegt. Wir informieren Sie, wie Sie gesund ins Schwitzen kommen, und worauf Sie besonders achten sollten.

Finnische Sauna: Schwitzen wie Nordmann und -frau

Die finnische Sauna ist die wohl bekannteste Form des Saunierens. Traditionell sitzt man dabei zunächst in einem mit Holz ausgekleideten Raum, in dem eine Luftfeuchtigkeit von ungefähr zwei bis fünf Prozent herrscht. Der Saunaofen, in Finnland "Kiuas" genannt, sorgt für eine Temperatur zwischen 70 bis 100 Grad Celsius. Ein regelmäßiger Aufguss lässt die Luftfeuchtigkeit kurzzeitig in die Höhe schnellen und bringt die Saunagäste noch einmal mehr ins Schwitzen. Übrigens: In Finnland werden diese Aufgüsse lediglich mit Wasser gemacht, nicht wie in Deutschland mit ätherischen Ölen und Aromastoffen. 

Birkenrute in einem Wasserbottich steht bereit für einen Saunaaufguss

Im Schnitt sollte jeder Saunagang um die 15 Minuten dauern – mit nicht mehr als drei Saunagängen hintereinander. Und nach jeder Runde ist Abkühlung angesagt: Nach finnischer Tradition taucht man in ein Eisbad, eine eiskalte Dusche tut es aber auch.

Gerade der schnelle Wechsel zwischen warm und kalt fördert unser Wohlbefinden. Saunagänge stärken das Immunsystem, kurbeln den Stoffwechsel an, helfen der Haut beim Entschlacken und unterstützen die Regeneration der Muskeln. Natürlich entspannen sie auch Geist und Seele.

Kurzum: Ein Saunagang ist gesund, kann den Körper aber auch belasten.

Gesund Schwitzen: Das passiert mit Ihrem Körper in der Sauna

Die Hitze in finnischen Saunas kann eine Herausforderung für Kreislauf, Herz und Gefäße sein. Ihre Körpertemperatur steigt auf bis zu 40 Grad Celsius an, als hätten Sie Fieber. Als Reaktion darauf beginnt Ihr Körper zu schwitzen, um sich abzukühlen. Durchschnittlich verlieren Sie 17 Milliliter Schweiß pro Minute Sauna. Durch das Schwitzen weiten sich die Blutgefäße, der Kreislauf und der Stoffwechsel kommen in Schwung. Über die Haut werden Giftstoffe ausgeschieden.

Zusätzlich schüttet Ihr Körper während des Saunagangs vermehrt Stresshormone aus, wodurch sich – ähnlich wie beim Sport – die Herzfrequenz und der systolische Blutdruck kontinuierlich erhöhen. Der diastolische Blutdruck steigt in den ersten Minuten in der Sauna deutlich an und bleibt danach konstant erhöht.

Systolischer und diastolischer Blutdruck

Zur Bestimmung des Blutdrucks werden zwei Werte ermittelt, der systolische und der diastolische. Dabei wird der Blutdruck in der Einheit "Millimeter Quecksilbersäule", kurz mmHg angegeben. Der systolische Druck (oberer Messwert) entspricht dem maximal entwickelten Druck in der linken Herzkammer während der Anspannungs- und Auswurfphase, der sogenannten Systole. In der Regel liegt dieser Wert zwischen 110 bis 130 mmHg.

Der diastolische Blutdruck (unterer Messwert) spiegelt den niedrigsten Druck während der Entspannungs- und Erweiterungsphase des Herzmuskels wieder. Als Diastole wird die Phase zwischen größter Druckentwicklung (systolischer Druck) und größtem Druckabfall (diastolischer Druck) bezeichnet. In dieser Zeit füllen sich die Herzkammern mit frischem Blut. Der diastolische Druck liegt in der Regel zwischen 80 bis 89 mmHg.

In der Kälte der Erholungsphase ziehen sich die Blutgefäße wieder zusammen, was unter anderem für eine schöne straffe Haut sorgt. Außerdem schlägt das Herz weniger schnell und es kommt zu einer Absenkung des Blutdrucks, die lange anhält und sich auf Dauer positiv auf die Gesundheit auswirkt. So ergab beispielsweise eine finnische Studie 2017, dass regelmäßige Saunagänge (zwei- bis siebenmal pro Woche) das Risiko, Bluthochdruck zu entwickeln, um 45 Prozent senken.

Sauna bei Bluthochdruck

Wer unter einem vom Arzt diagnostizierten Bluthochdruck leidet, sollte sich nicht vorschnell verunsichern lassen. Schlagworte wie Stresshormone, hoher Blutdruck und steigende Körpertemperatur klingen schließlich nicht gesund, wenn man bereits eine Hypertonie entwickelt hat. 

Regelmäßige Saunagänge senken zwar langfristig den Blutdruck, doch sollte man mit Bluthochdruck nicht einfach so in die Sauna gehen. Es gibt gute Möglichkeiten, wie man dennoch vom positiven Sauna-Effekt profitieren kann. Ein gut eingestellter Bluthochdruck ist besonders wichtig – und zwar nicht nur in Ruhe, sondern auch und vor allem unter Belastung.

Tipps für Ihren Saunagang

So können Sie den positiven Effekt eines Saunagangs maximal nutzen, ohne Ihren Körper zu sehr unter Stress zu setzen.

  • 1. Ziehen Sie vor dem ersten Saunagang Ihren Arzt zu Rate: Er soll mittels eines Belastungs-EKGs feststellen, ob Sie trotz Bluthochdruck fit genug sind für die Sauna.

  • 2. Verzichten Sie auf ein Eisbad/eine kalte Dusche nach dem Saunagang: Für Patienten mit Bluthochdruck ist eine lauwarme Dusche der gesündere Weg zur Abkühlung. Oftmals reicht es schon, sich einige Minuten in einem kühleren Raum aufzuhalten oder kurz an die frische Luft zu gehen.

  • 3. Es müssen nicht gleich die heiße Luft und die geringe Luftfeuchtigkeit einer finnischen Sauna sein: Biosaunen erreichen Temperaturen von 40 bis 70 Grad Celsius bei knapp 50 Prozent Luftfeuchte. Dampfbäder werden bei einer Luftfeuchtigkeit zwischen 80 bis 100 Prozent lediglich um die 50 Grad Celsius warm.

  • 4. Halten Sie die Verweildauer in der Sauna gerade am Anfang kurz: Bei den ersten Saunagängen reicht es vollkommen, zwei bis drei Minuten im Warmen zu sitzen. Erhöhen Sie die Verweildauer nach und nach.

  • 5. Achten Sie auf längere Ruhepausen: Grundsätzlich gilt die Regel, so lange zu pausieren wie man in der Sauna saß. Patienten mit Bluthochdruck sollten jedoch nach jedem Saunagang 30 Minuten Pause machen.

  • 6. Gleichen Sie den Wasserverlust durch Trinken aus: In der finnischen Sauna verliert der Körper pro Stunde circa einen Liter Wasser. Achten Sie darauf, vor und nach dem Saunabesuch ausreichend zu trinken, um nicht zu dehydrieren.

Stichwort Erkältung: Nicht immer ist Schwitzen gesund

In der finnischen Kultur gehört das gemeinschaftliche Schwitzen zum Alltag: Auf die rund 5,5 Millionen Einwohner Finnlands kommen über zwei Millionen Saunen. Dabei müssen die Finnen nicht immer in öffentlichen Einrichtungen schwitzen: Die meisten von ihnen haben ihre eigene Sauna zu Hause.

In dem nordeuropäischen Land gilt: Wer zur Sauna gehen kann, dem bekommt auch der Saunagang. Ganz so einfach ist es natürlich nicht. Nicht nur Menschen mit Bluthochdruck müssen achtsam sein, wenn sie für das Wohlbefinden schwitzen wollen.

Darf oder soll man etwa mit einer Erkältung in die Sauna gehen, um dem aufkeimenden Infekt entgegen zu treten? 
Hier lassen sich klare Abstufungen treffen. Bei ersten Anzeichen, wie einem Kratzen im Hals, können Sie noch saunieren. Wer allerdings schon unter Schnupfen, Halsschmerzen, Husten und schlussendlich Fieber leidet, muss zu Hause bleiben. Das Immunsystem ist mit dem Infekt sowieso voll ausgelastet und sollte nicht zusätzlich durch den extremen Heiß-Kalt-Wechsel gefordert werden. 

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