Fixieren Sie den Punkt mit einem Auge
Halten Sie sich ein Auge zu und fixieren Sie den Punkt in der Mitte. Wiederholen Sie das mit dem anderen Auge.
Die altersbedingte Makuladegeneration, kurz AMD, gehört zu den häufigsten Augenerkrankungen bei älteren Menschen. Betroffene haben im Alltag mit erheblichen Einschränkungen zu kämpfen, denn das Sehvermögen schwindet. Heilung gibt es derzeit nicht. Frühzeitig erkannt, können moderne Therapieverfahren jedoch helfen, die AMD aufzuhalten oder zu verlangsamen.
In der Zeitung schmökern, ein bekanntes Gesicht auf der Straße erkennen, Verkehrsschilder lesen – das alles stellt für die meisten Menschen kein Problem dar. Für all jene, die an einer altersbedingten Makuladegeneration, kurz AMD, leiden, werden diese Dinge jedoch zu einer Herausforderung. Bei ihnen sind die Zellen, die an der Stelle des schärfsten Sehens kontrastreiche Bilder, Farben und kleinste Details vermitteln, in ihrer Funktion gestört. Dieses Areal der Netzhaut wird in der Medizin Makula lutea („gelber Fleck“) genannt, da es durch die hohe Dichte an Lichtsinneszellen gelblich erscheint.
Durch die Beschädigung der Makula sehen Menschen mit einer AMD im Zentrum des Gesichtsfeldes verschwommen oder verzerrt, im fortgeschrittenen Stadium nur noch einen dunklen Fleck. Das periphere Sehen in den Randbereichen ist dagegen meist intakt, sodass Betroffene sich noch im Raum orientieren und bewegen können.
Bei einer Makuladegeneration können Betroffene keine Gegenstände mehr fixieren – das Zentrum des Sichtfeldes verschwimmt, nur der Rand ist noch scharf erkennbar.
In Deutschland leiden Schätzungen zufolge rund sieben Millionen Menschen an einer altersbedingten Makuladegeneration. Etwa jede fünfte Person zwischen 65 und 74 Jahren und jede dritte ab 75 Jahren ist betroffen, Frauen tendenziell häufiger als Männer. Da die altersbedingte Makuladegeneration ohne Symptome beginnt, bemerken viele Patientinnen und Patienten zunächst gar nichts von ihrer Erkrankung. Ein Grund mehr, regelmäßig zur augenärztlichen Vorsorge zu gehen.
Die Medizin unterscheidet zwischen der trockenen und der feuchten Form der Makuladegeneration, wobei letztere deutlich aggressiver verläuft. Die chronische trockene Makuladegeneration entwickelt sich schleichend über Jahre hinweg: Mit zunehmendem Alter verlangsamt sich der Stoffwechsel im retinalen Pigmentepithel, der Pigmentschicht der Netzhaut. In der Folge lagern sich im Bereich der Makula sogenannte Drusen ab – weiße oder gelbliche Ablagerungen, die aus den fotochemischen Prozessen mit Licht anfallen. Die Schädigung des Pigmentepithels nennt man auch geographische Atrophie. Sie behindert die Blut- und Nährstoffversorgung der Netzhaut, sodass diese sich an einigen Stellen zurückbildet und dünner wird, was das Sehvermögen beeinträchtigt. Im Spätstadium können Netzhautzellen absterben, die Sehkraft geht verloren.
Bleibt die trockene AMD unbehandelt, kann daraus eine feuchte Form entstehen. Um die Nährstoffversorgung der Netzhaut weiter zu gewährleisten, reagiert das Auge auf Drusen mit der Bildung neuer Blutgefäße. Mit fatalen Folgen: Die neuen Gefäße sind weniger stabil und wachsen leicht in die Netzhaut ein. Reißen sie, führt das austretende Blut zu Schwellungen der Makula. Betroffene sehen deshalb verzerrt. Hebt sich die Netzhaut ab, können Narben entstehen, der Verlust des zentralen Sehens schreitet rapide voran. Je mehr Sehzellen zerstört sind, desto größer ist der Schaden. Im schlimmsten Fall kommt es zu einem vollständigen Sehverlust in diesem Bereich.
Eine gesunde Lebensweise ist also das A und O, um einer altersabhängigen Makuladegeneration vorzubeugen. Denn: Heilung gibt es bislang nicht. Früh erkannt, lässt sich das Fortschreiten des Sehverlusts jedoch aufhalten. So konnte eine Studie beweisen, dass AMD-Betroffene durch die tägliche Einnahme einer hochdosierten Kombination aus Vitamin C, Vitamin E, Beta-Carotin, Zink und Kupfer das Risiko, die feuchte Form zu entwickeln, senken können Außerdem kann der natürliche Farbstoff Lutein die Netzhaut vor Schäden bewahren.
Bei der Behandlung der feuchten AMD kommen sogenannte VEGF-Antagonisten zum Einsatz. Sie hemmen den Botenstoff VEGF, welcher die der Bildung der krankhaften Blutgefäße unter der Makula bewirkt. Das Präparat wird jeweils direkt in den Glaskörperraum gespritzt. Mithilfe der Anti-VEGF-Therapie lässt sich das Fortschreiten der Erkrankung verlangsamen oder sogar stoppen. Außerdem können Laserbehandlungen die krankhaften Blutgefäße zerstören. Selten, und nur im Fall extremer Blutungen, wird ein chirurgischer Eingriff durchgeführt. Hierbei wird das Blut, das sich unter der Netzhaut angesammelt hat, abgesaugt und der Glaskörper künstlich rekonstruiert.
Die positive Nachricht: Um den Alltag besser bewältigen zu können, stehen Patientinnen und Patienten mit AMD eine Reihe nützlicher Lesehilfen zur Verfügung. Ob Lupenbrillen, Vergrößerungslupen oder auch elektronische Sprachcomputer oder Bildschirm-Lesegeräte – mit speziellen und professionell angepassten Lesehilfen können viele Betroffene im Nahbereich wieder lesen, schreiben oder am Bildschirm arbeiten.
In dieser Serie dreht sich alles um unsere Augen. Visualtrainer Friedrich Hasse erklärt, wie sie funktionieren, welchen täglichen Belastungen sie ausgesetzt sind und mit welchen Übungen Sie Ihre Augen fit und gesund halten können. Schauen Sie rein!