Eine Hand sprüht Reinigungsmittel aus einer Sprühflasche.

Was sind ökologische Reinigungsmittel und worauf sollte man achten?

Putzen ist nicht nur mühsam, so manches Reinigungsmittel kann auch gefährlich für die Gesundheit sein. Denn aggressive Putzmittel können die Atemwege schädigen, zu Hautausschlägen führen und Allergien verursachen. Eine Expertin klärt über die Vorteile von ökologischen Reinigungsmitteln auf und woran man sie erkennt.

Putzen? Wie ätzend! Und zwar im wahrsten Sinne des Wortes: Denn in Wasch-, Putz- und Reinigungsmitteln sind meist viele Inhaltsstoffe enthalten, die der Gesundheit schaden können. Das Ergebnis: allergische Reaktionen – von Hautrötungen bis hin zur Reizung der Atemwege.

Das Umweltbundesamt hat eine Liste mit chemischen Mitteln zusammengestellt, welche in Reinigungsmitteln vorkommen und teilweise gesundheitsschädigend sind. Wenn Sie Ihrer Gesundheit etwas Gutes tun wollen, setzen Sie am besten auf ökologische Reinigungsmittel. Reinigungs-Expertin Natalie Koch erklärt im Interview, worauf hier zu achten ist. 

Krank durch Putzmittel?

Zunächst die gute Nachricht: Laut einer neuen, von der University of British Columbia in Kanada durchgeführten Studie können Putzen und Hausarbeit insbesondere bei älteren Menschen positive Auswirkungen auf das Gehirn haben und es wachsen lassen. Die mit 66 älteren Menschen (Durchschnittsalter: 71 Jahre) durchgeführte Studie ergab, dass Teilnehmer, die sich regelmäßig mit Reinigungs- und Hausarbeitstätigkeiten beschäftigten, ein größeres Volumen an grauer Substanz im präfrontalen Kortex und im anterioren cingulären Kortex aufwiesen. Diese Bereiche des Gehirns sind für Aufmerksamkeit, Entscheidungsfindung und Selbstkontrolle zuständig.

Nun zur schlechten Nachricht: Putzen kann auch krank machen. Eine 2018 veröffentlichte Studie der Universität Bergen zeigt: Die regelmäßige Verwendung von Putzsprays kann die Lungenfunktion ähnlich beeinträchtigen wie Rauchen. "Menschen, die 20 Jahre lang als Reinigungskräfte gearbeitet haben, zeigten eine reduzierte Lungenfunktion, die dem Rauchen von 20 Zigaretten pro Tag im gleichen Zeitraum entspricht", wird Hauptautor der Studie Ostein Svanes auf der Internetseite der norwegischen Universität zitiert.

Den Ergebnissen zufolge haben Reinigungskräfte ein 40 Prozent höheres Risiko, an Asthma zu erkranken als andere Menschen. Professorin Cecilie Svanes, die die Studie betreut hat, betont: Das Hauptproblem seien die Putzsprays. "Die kleinen Partikel aus den Sprays können tief in die Lunge eindringen und Infektionen und eine Alterung der Lunge verursachen", erklärt die Professorin. Sie empfehle mit Wasser und Seife zu putzen – das reiche in den meisten Fällen aus.

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Interview mit Reinigungs-Expertin Natalie Koch

Wer nicht komplett auf Putzmittel verzichten möchte, kann auf ökologische statt chemische Reiniger zurückgreifen. Aber wie effektiv sind die Öko-Alternativen? Und wie geht man beim Frühjahrsputz richtig vor? Wir holen uns Tipps vom Profi: Die Gebäudereinigungsfirma "KOCH green & clean" setzt auf nachhaltige und gesundheitsschonende Mittel. Wir haben uns mit Geschäftsführerin Natalie Koch unterhalten.

Natalie Koch, Geschäftsführerin von KOCH green & clean © PR
Natalie Koch, Geschäftsführerin von KOCH green & clean
  • Frau Koch, Sie reinigen gemäß des Vier-Farb-Systems. Welche Vorteile bietet dieses System?

    Die Kennzeichnung von hygienesensiblen Reinigungsbereichen ermöglicht eine verbesserte Übersicht und Hygiene. Heutzutage sollte es Standard sein, Reinigungsutensilien entsprechend ihrem Einsatzbereich farblich getrennt einzusetzen. Dadurch lässt sich verhindern, dass beispielsweise dasselbe Tuch, das bereits im Sanitärbereich genutzt wurde, ebenfalls für die Schreibtischreinigung im Büro angewandt wird. Um eine hygienisch einwandfreie Reinigung zu erzielen, sollten Reinigungsutensilien nicht mehrfach in die Reinigungslösung eingetaucht werden. Damit wird verhindert, dass Keime auf Oberflächen kommen, die damit gereinigt werden.

  • Wie funktioniert das Vier-Farb-System genau?

    Die bestmögliche Hygiene wird erreicht, wenn eine Kreuzkontamination verhindert wird. Deswegen sollten möglichst alle Utensilien ihren Nutzungsbereichen zugeordnet werden. Gängigerweise wird das 4-Farb-System heutzutage folgendermaßen aufgeteilt:

    Rot für Sanitärbereich mit WC, Urinal und Wandfliesen im "Spritzbereich".
    Gelb für Waschbecken, Spiegel, Ablagen, Badewannen, Duschkabinen oder Fliesen.
    Blau für Tische, Regale, Türen, Schreibtische, Heizkörper, Schränke und andere Möbel.
    Grün für hygienisch sensible Bereiche wie zum Beispiel einen Operationssaal oder Küchen.

    Auch für den Privathaushalt lässt sich dieses System prima nutzen.

  • Woran erkennt man ökologische und umweltfreundliche Reinigungsmittel?

    Ökologische und unbedenkliche Mittel erkennt man unter anderem daran, dass sie kennzeichnungsfrei sind. Auf chemischen Putzmitteln findet man dagegen unterschiedliche Warnsymbole, die auf Gefahren hinweisen. Sie zeigen zum Beispiel, dass Reiniger zu Hautreizungen führen können, eine krebserzeugende Wirkung haben oder entflammbar, ätzend oder für die Umwelt gefährlich sind.

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Umweltzeichen auf Reinigungsmitteln

Eine weitere Orientierung in Sachen Bio- und Öko-Reinigungsmittel bieten verschiedene Siegel, die den Mitteln Umweltfreundlichkeit bescheinigen. Zu den bekanntesten und obendrein vertrauenswürdigen Auszeichnungen in Deutschland gehören der Blaue Engel, das Europäische Umweltzeichen und Ecocert.

Der Blaue Engel

Der Blaue Engel als Umweltzeichen der deutschen Bundesregierung legt strenge Maßstäbe für umwelt- und gesundheitsverträgliche Produkte fest. Dadurch sollen weniger Chemikalien und gefährliche Stoffe in die Umwelt gelangen. Außerdem steht der Blaue Engel für den Einsatz nachhaltiger Rohstoffe und das Minimieren von Verpackungsmüll. Die fachlichen Kriterien dafür erarbeitet das Umweltbundesamt.

Logo Umweltzeichen Blauer Engel © PR

EU Ecolabel

Das Europäische Umweltzeichen, auch Euroblume oder EU Ecolabel genannt, kennzeichnet umweltverträgliche Verbaucherprodukte auf europäischer Ebene. Es wurde von der Europäischen Kommission im Jahr 1992 eingeführt, die Umsetzung liegt bei nationalen Instituten. Neben den EU-Staaten wird es auch von Norwegen, Liechtenstein und Island anerkannt. Das Gütesiegel wird in Deutschland vom Deutschen Institut für Gütersicherung und Kennzeichnung (RAL) und dem Umweltbundesamt vergeben. Es zeichnet nicht nur Produkte aus, die nachhaltig hergestellt, verwendet und entsorgt werden, sondern auch innovative Ideen für mehr Nachhaltigkeit.

Logo EU Ecolabel © PR

Ecocert

Das Ecocert-Siegel erhalten Wasch- und Reinigungsmittel, in denen Inhaltstoffe natürlichen Ursprungs eingesetzt werden. Die Produkte sind frei von synthetischen Duft- und Farbstoffen, Nanopartikeln und genetisch veränderten Organismen. Tierische Inhaltsstoffe sind nur erlaubt, wenn pflanzliche Alternativen fehlen, und sie ohne Schaden an Leib und Leben der Tiere gewonnen wurden (etwa Milch oder Honig).

Es gibt zwei unterschiedliche Ecocert-Siegel: „ECOCERT für ökologische Wasch- & Reinigungsmittel“ und „ECOCERT für ökologische Wasch- & Reinigungsmittel hergestellt mit Biorohstoffen“. In Produkten, die mit letzterem Siegel ausgezeichnet werden, sind mindestens 95 Prozent der Inhaltsstoffe natürlichen Ursprungs und mindestens 10 Prozent der Inhaltsstoffe stammen aus ökologischem Anbau.

Logo Ecocert
  • Frau Koch, haben ökologische Reinigungsmittel eine ebenso gute Wirkung wie chemische Mittel?

    Chemische Reinigungsmittel enthalten zum Beispiel Tenside zur Verbesserung der Netzfähigkeit, Säuren, wie etwa saure Salze zum Entfernen von Rost, Kalk und Urinstein, Alkalien zum Entfernen von eiweißhaltigen Verschmutzungen, Lösemittel, Komplexbilder als Enthärter für das Wasser und Abrasivstoffe – das sind feine Schleifkörper, die den Reinigungsvorgang mechanisch unterstützen. Diese Inhaltsstoffe machen chemische Reinigungsmittel augenscheinlich wirksamer durch ihre Aggressivität gegenüber Verschmutzungen.

    Das wichtigste Merkmal von ökologischen Reinigungsmitteln ist der Verzicht auf eben diese aggressiven Chemikalien. Sie arbeiten weitgehend mit unbedenklichen Inhaltsstoffen, sind biologisch abbaubar und arbeiten mit natürlichen Mikroorganismen und/oder Enzymen, die in vielen Bereichen gegenüber den herkömmlichen, chemischen Reinigungsprodukten in Wirkung und Effektivität weit überlegen sind. So können diese Mikroorganismen beispielsweise auf Verschmutzungen durch Urin, Fette und Öle reagieren. Die Mikroorganismen produzieren bedarfsgerecht genau jene Enzyme, die für die "Verdauung" und letztlich Beseitigung der jeweiligen Verunreinigung notwendig sind.

  • Wie ist das richtige Mischverhältnis von Putzmittel und Wasser?

    Das Mischverhältnis von Reinigungsmitteln ist davon abhängig, welche Konzentration gefordert ist. Für den häuslichen Gebrauch sollte ein Mischverhältnis von 1:5 angemessen sein. So berechnen Sie die Mengen an Reinigungsmittel und Wasser, wenn Sie das Reinigungsmittel im Verhältnis 1:5 mischen wollen: Für drei Liter gebrauchsfertige Lösung mischen Sie beispielsweise 500 ml Konzentrat und 2.500 ml Wasser.

    Besonders wichtig ist, dass sowohl beim Einsatz von chemischen als auch ökologischen Mitteln kaltes oder maximal lauwarmes Wasser verwendet wird. Das verhindert drei Problematiken: Erstens die Entstehung giftiger Dämpfe, zweitens wird Energie gespart – und damit die Umwelt geschont – und drittens werden bessere Ergebnisse erzielt. Denn: Wärme wirkt sich häufig negativ auf das Putzergebnis aus. Dabei kann es zu hässlichen Schmutzstreifen kommen. Ausnahmen bilden das Abwaschen und Reinigen mit Öl- und Fettlösern.

Wiederverwendbare Materialien nutzen

Um die Umwelt zu schonen, sollten Sie beim Putzen außerdem auf wiederverwendbare Materialien setzen. Statt Küchenrolle oder anderen Einweg-Materialien verwenden Sie lieber Putzlappen, Wischmopps oder Stofftücher, die Sie bei 60 Grad in der Waschmaschine waschen können. Zum Spülen oder Polieren können Sie ganz einfach alte Handtücher oder Kleidungsstücke nutzen – so schonen Sie nicht nur die Umwelt, sondern auch Ihren Geldbeutel. 

Auch Putz- und Spülschwämme sind in der Regel nicht sehr nachhaltig, da sie meist Plastik enthalten und bei Benutzung Mikroplastikpartikel absondern. Zudem werden Sie ständig weggeworfen. Nutzen Sie daher lieber umweltfreundliche Alternativen aus recyceltem Kunststoff oder biologisch abbaubaren Materialien.

Vermeiden Sie außerdem Verpackungsmüll, indem Sie Nachfüllpackungen kaufen, wenn ein Reinigungsmittel aufgebraucht ist.

Tipps zum Schutz beim Putzen

Reinigungsmittel können gesundheitsschädlich und bei falscher Verwendung sogar gefährlich sein. Achten Sie beim Putzen also auf diese Schutzmaßnahmen:

  • Hinweise auf der Verpackung lesen

    Bevor Sie ein Reinigungsmittel verwenden, lesen Sie immer die Informationen und Warnhinweise auf der Verpackung und überschreiten Sie die empfohlene Menge an Reiniger nicht.  

  • Tragen Sie Gummihandschuhe

    So verhindern Sie, dass Putzmittel allergische Reaktionen auf der Haut auslösen. Viele Putzmittel sind bei direktem Hautkontakt auch schon in geringen Mengen schädlich, weil sie den natürlichen Säureschutzmantel der Haut angreifen. Außerdem trocknen Ihre Hände mit Handschuhen nicht so schnell aus.

  • Verwenden Sie eine Atemschutzmaske

    Insbesondere beim Verwenden von Sprühflaschen ist eine Schutzmaske ratsam, da dann keine schädlichen Substanzen in die Lunge geraten können. Lüften Sie außerdem alle Räume beim und nach dem Putzen gut durch.

  • Keine Reinigungsmittel mischen

    Wenn verschiedene chemische Reiniger miteinander gemischt werden, können chemische Reaktionen entstehen, die Haut oder Atemwege angreifen. Wenn etwa Chlorreiniger mit einem Entkalker zusammengemischt wird, kann Chlorgas entstehen, das die Lungenbläschen verklebt und zu lebenslangen Lungenschäden führen kann. Mixen Sie deshalb nie Reinigungsmittel!

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