Was tun bei einem Wespenstich? Und wann zum Arzt?

Redaktion
IKK classic

Besonders von Insektenallergikerinnen und -allergikern werden sie im Spätsommer gefürchtet wie kaum etwas anderes: Wespenstiche. Hier finden Sie die zehn wichtigsten Fragen und Antworten rund um Wespen.

Gibt es etwas Schöneres, als sich an einem lauwarmen Sommernachmittag oder -abend ins Freie zu setzen und ein kleines Picknick mit Freunden, der Familie oder einem guten Buch zu genießen? Einziges Problem: Im Spätsommer, genauer gesagt, ab Mitte August, tummeln sich viele Insekten in der Natur, die dem Menschen gefährlich werden können. Neben Zecken, die im Grünen lauern, zieht es auch mehr und mehr Wespen überall dort hin, wo es Essen gibt.

Damit Sie im Sommer gut gerüstet sind, haben wir für Sie die zehn wichtigsten Fragen und Antworten zum Thema Wespen gesammelt.

Infografik: Wespengiftallergie ist die häufigste Insektengiftallergie © C3/Andrea Jambor

Insektengiftallergien

Für Erwachsene und Kinder sind Wespenstiche in den seltensten Fällen gefährlich – meist sind sie bloß schmerzhaft. Doch für Insektengiftallergikerinnen und -allergiker birgt ein Stich ernste Gefahren, unter anderem auch die eines allergischen Schocks. Mit rund 2/3 aller Fälle ist die Wespengiftallergie die häufigste Form der Insektengiftallergien.

 

1. Warum stechen Wespen – und sind sie grundsätzlich aggressiv?

Entgegen der weit verbreiteten Meinung sind Wespen nicht grundlos aggressiv. Sie stechen nur, wenn sie sich bedroht fühlen. Hektisches Wedeln mit den Händen kann so eine Bedrohung sein. Besser ist es, das Tier ruhig und vorsichtig, ob mit der Hand oder einem Hilfsmittel, wegzuschieben.

Doch warum zieht es Wespen überhaupt an unsere Sommertafel? Bis August sind die Tiere damit beschäftigt, ihren Nachwuchs durchzufüttern und suchen eher nach proteinhaltiger Nahrung. Sie bleiben uns also fern und machen unter anderem Jagd auf andere Insekten. Im Spätsommer hat die neue Wespengeneration ihre volle Größe erreicht und startet selbst mit der Nahrungssuche. Um sich selbst durchzubringen, gehen die Wespen dann verstärkt auf Zucker – und damit auf all die süßen Leckereien wie frisches Obst, Kuchen oder Eis. Dadurch wirken sie plötzlich präsenter und kommen uns nahe, was als Aggression interpretiert wird.

Versuchen Sie dann, das „aggressive Tier“ von Ihrem Essen zu vertreiben, fühlt sich die Wespe bedroht und sticht zu. Zum wirklichen Problem wird der schmerzhafte Stich allerdings erst, wenn Sie eine allergische Reaktion zeigen.

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2. Was ist eine normale Reaktion auf einen Wespenstich?

Wird der Mensch von einer Wespe oder auch Biene gestochen, ist es ganz normal, dass es innerhalb kürzester Zeit zur schmerzhaften Rötung und Schwellung rund um die Einstichstelle kommt. Diese haben jedoch keinen größeren Durchmesser als zehn Zentimeter und klingen innerhalb von 24 Stunden wieder ab. Dass es juckt und schmerzt, ist also vollkommen normal bei einem Wespenstich – wenn es im besagten Rahmen bleibt. 

Einen Wespenstich erkennen Sie in der Regel daran, dass – anders als beim Bienenstich – kein Stachel in der Haut steckt. Während Wespen mehrmals zustechen können, bedeutet ein Stich für eine Biene ihr Todesurteil. Aus diesem Grund kann es bei Wespenstichen eher zu Entzündungen kommen: Hat die Wespe zuvor nämlich bereits einmal zugestochen, können Bakterien am Stachel haften, die beim nächsten Stich übertragen werden können. Beobachten Sie den Stich also über mehrere Tage.

Artenvielfalt

Laut WWF gibt es allein in Deutschland 360 verschiedene Wespenarten – dazu zählt im Übrigen auch die Hornisse –, von denen wiederum nur zwei Arten wirklich lästig werden. Das wären einmal die Deutsche Wespe und die Gemeine Wespe. Diese kommen allerdings auch am häufigsten vor. Wespen sind wichtig für die Bestäubung von Pflanzen, kümmern sich aber auch um lästige Schädlinge im Garten.

3. Was hilft bei einem Wespenstich?

Natürlich sind Wespenstiche auch ohne erschwerende Allergie schon schmerzhaft genug. Auch wenn es juckt, gilt dasselbe wie bei Mückenstichen: Nicht kratzen! Es kann sonst zu Infektionen und im schlimmsten Fall sogar zu einer Blutvergiftung kommen.

Diese Hausmittel können Ihnen Erleichterung bei unangenehmen Stichen verschaffen:

Hausmittel bei Wespenstichen

  • Grafik von einem blauen Kühlpad 1

    Kälte

    Kühlen Sie die Einstichstelle mit Eiswürfeln oder einem Kühlpad. Das lindert den Schmerz und Juckreiz.

  • Grafik von einer aufgeschnittenen Zwiebel 2

    Zwiebel

    Halbieren Sie eine Zwiebel und legen Sie eine Hälfte auf die Stelle. Das kühlt und wirkt der Entzündung entgegen.

  • Grafik von einer gelben Essigflasche 3

    Essig

    Auch ein Umschlag mit kaltem Essig hilft die Stichwunde kühlen und gegen das Gift.

  • Grafik von blauen Speicheltropfen 4

    Speichel

    Haben Sie nichts anderes zur Hand, kann auch Speichel gegen den Schmerz und die Schwellung helfen.

    4. Welche Mittel gibt es in der Apotheke?

    Vorsicht: Versuchen Sie nicht, das Gift aus der Wunde zu saugen. Dadurch kann das Wespengift nur noch zusätzlich über die Schleimhäute in Ihren Kreislauf gelangen. Aus der Apotheke können Sie sich stattdessen einen Saugstempel besorgen, der das Gift aus der Stichstelle entfernt. Alternativ gibt es auch spezielle Stichheiler, die das Insektengift mit Hitze bekämpfen.

    Ansonsten können Sie sich in der Apotheke zu einer Vielzahl von Gels gegen Insektenstiche beraten lassen, die kühlend und abschwellend wirken.

    5. Wann sollte ich zum Arzt gehen?

    Wird die Schwellung über zehn Zentimeter groß oder geht auch nach mehreren Tagen nicht zurück, sollten Sie einen Arzt aufsuchen. Dieser kann übrigens auch noch eine Woche nach dem Stich feststellen, ob Sie an einer Insektengiftallergie leiden.

    Wichtig: Es gibt auch Situationen, in denen Sie sofort einen Notarzt rufen sollten! Wenn der Stich der Wespe im Mund- oder Rachenraum sitzt, besteht auch bei Nicht-Allergikerinnen und -Allergikern die Gefahr von Atemproblemen und im schlimmsten Fall droht Tod durch Ersticken.

    Bei Insektengiftallergikerinnen und -allergikern sollten Sie nach einem Wespenstich schnellstmöglich einen Arzt rufen, da die Gefahr eines allergischen Schocks besteht.

    6. Was sollten Insektengiftallergiker beachten?

    Sind Sie Insektengiftallergikerin oder -allergiker, sollten Sie den Kontakt mit Wespen grundsätzlich vermeiden. Wie Sie die schwarz-gelben Tiere sicher abwehren können, lesen Sie weiter unten. Ansonsten sollten Sie in den gefährlichen Sommermonaten immer Ihr Allergie-Notfallset bei sich tragen, das Ihnen von einem Facharzt verschrieben wird. Darin befinden sich mehrere Medikamente, die allergische Reaktionen nach dem Stich einer Wespe lindern und Ihren Blutdruck und Kreislauf stabilisieren.

    Bestandteil eines solchen Allergie-Notfallsets ist in der Regel eine Adrenalin-Fertigspritze, die bei Blutdruckabfall die Gefäße schnell verengt und den Blutdruck sowie den Kreislauf dadurch stabilisiert. Außerdem ein Antihistaminikum, das die allergische Reaktion verringert und Kortison. Letzteres wirkt ebenfalls abschwellend und lindert die Symptome.

    7. Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es bei Insektengiftallergie?

    Haben Sie bereits einmal eine schwere allergische Reaktion auf Insektengift gehabt, können Sie sich über die Möglichkeiten der Hyposensibilisierung informieren, auch Spezifische Immuntherapie genannt. Dabei handelt es sich um eine Art "Allergie-Impfung", bei der Ihr Körper langsam und behutsam an das allergieauslösende Insektengift gewöhnt wird.

    Die Behandlung erfolgt dabei in zwei Stufen. In der Aufdosierungsphase wird Ihnen das Insektengift erst einmal stark verdünnt unter die Haut injiziert. Mit jeder Spritze wird die Menge des Gifts gesteigert, bis die Dosis der eines normalen Wespenstichs entspricht. Danach folgt die sogenannte Erhaltungsphase, bei der über ungefähr drei bis fünf Jahre hinweg etwa einmal pro Monat eine Erhaltungsdosis injiziert wird. So kann der Schutz langfristig gesichert werden.

    Laut dem Allergieinformationsdienst des Helmholtz Zentrum München liegt die Erfolgsrate einer solchen Therapie bei Wespengiftallergie bei über 90 Prozent (siehe Grafik). Ob eine Spezifische Immuntherapie für Sie geeignet ist, müssen Sie jedoch zunächst mit einem Arzt klären.

    Schutzimpfungen für Erwachsene

    Auch im Erwachsenenalter sind Impfungen wichtig, um das Immunsystem gegen gefährliche Infektionskrankheiten zu wappnen. Die IKK classic übernimmt deshalb auch für Erwachsene alle empfohlenen Impfungen und viele zusätzliche Immunisierungen Mehr zu den Impfungen

    8. Was sind die Symptome eines allergischen Schocks?

    Eine schwere allergische Reaktion, die in der Medizin auch anaphylaktischer Schock genannt wird, kann im schlimmsten Fall sogar lebensbedrohlich verlaufen. Da es bei einem allergischen Schock zum Atem- oder Kreislaufstillstand kommen kann, sollten Sie bei diesen Anzeichen nach einem Wespenstich unbedingt sofort einen Notarzt rufen.

    Jedes Jahr sterben in Deutschland jährlich etwa 20-25 Insektengiftallergikerinnen und -allergiker an den Folgen eines Stiches. Die Dunkelziffer ist wahrscheinlich deutlich höher, da eine Allergie oft nicht bekannt ist. 

    Infografik Todesfälle durch allergischen Schock 2020
    Todesfälle durch allergischen Schock 2020

    Die Symptome

    An diesen Symptomen erkennen Sie einen allergischen Schock – aufgeteilt nach betroffenen Organen:

    • Haut

      Es bilden sich Rötungen, Quaddeln, Schwellungen, Nesselausschlag oder es kommt zu einem starken Juckreiz.

    • Augen, Nase, Mund und Rachenraum

      Es brennt, juckt, kribbelt und kommt zu einer verstopften Nase und Niesen, die Schleimhäute schwellen an, Betroffene haben das Gefühl, ihr Hals würde zuschwellen und sie keine Luft mehr bekommen.

    • Atemwege

      Hier können Husten, Heiserkeit, eine pfeifende Atmung oder auch Atemnot auf einen allergischen Schock hinweisen.

    • Magen und Darm

      Betroffene leiden plötzlich an Übelkeit, Krämpfen, Blähungen, müssen sich erbrechen oder bekommen Durchfall.

    • Kreislauf

      Sich nach einem Wespenstich benommen oder schwindelig zu fühlen, manchmal auch Bewusstlosigkeit, zählen ebenfalls zu den Symptomen eines anaphylaktischen Schocks.

    9. Was sollte man bei einem allergischen Schock tun?

    Erkennen Sie die oben genannten Symptome nach einem Wespenstich bei einem Betroffenen, heißt es schnell handeln:

    • Entfernen Sie wenn nötig den Auslöser (beispielsweise eine tote Wespe, deren Stachel noch in der Haut steckt).

    • Insektenallergiker sollten im Sommer immer ein Notfallset bei sich tragen – wenden Sie die darin enthaltenen Notfall-Medikamente an.

    • Befreien Sie den Gestochenen von engen Kleidungsstücken.

    • Rufen Sie einen Notarzt.

    • Bringen Sie den Betroffenen bei Atemnot in eine sitzende Haltung.

    • Bei Schocksymptomen hilft es, die Beine hoch zu lagern.

    • Wird die Person bewusstlos, bringen Sie diese in die stabile Seitenlage.

    • Kontrollieren Sie Puls und Atem.

    • Fehlen Lebenszeichen, beginnen Sie mit Wiederbelebungsmaßnahmen.

    10. Wie kann man Wespen sicher abwehren?

    Natürlich ist es am besten, wenn es gar nicht erst zu einem Wespenstich kommt. Doch wie soll man eine Wespe abwehren, wenn sie sich durch Wedeln oder Wegpusten bedroht fühlt und dann erst recht sticht?

    Folgende Tipps können Ihnen die Sommermonate in Sachen Wespen erleichtern:

    • Decken Sie Lebensmittel im Freien ab oder bringen Sie diese direkt nach dem Essen nach drinnen.

    • Trinken Sie Getränke nicht direkt aus dem Glas oder der Flasche, benutzen Sie stattdessen einen Strohhalm. Neben Einwegstrohhalmen aus Plastik gibt es umweltfreundliche Alternativen, die aus Bambus, Glas oder Metall und damit teilweise wiederverwendbar sind.

    • Bieten Sie Wespen eine sogenannte Ablenkfütterung an, also einen Teller mit Essensresten, den Sie etwas abseits hinstellen.

    • Vermeiden Sie bunte Kleidung und stark duftende Kosmetika, da diese Wespen anziehen.

    • Befüllen Sie einen Zerstäuber mit Wasser und halten ihn für den Fall der Fälle bereit. Eine mit Wasser besprühte Wespe glaubt, es regnet und kehrt in ihr Nest zurück. Praktischer Nebeneffekt bei heißen Temperaturen: Ihnen selbst bringt ein Sprühstoß zwischendurch eine angenehme Abkühlung, vor allem, wenn Sie die Sprühflasche vorab im Kühlschrank lagern.

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    Veröffentlicht am 04.07.2019

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