Altersgerechte Arbeitsplätze: 5 Tipps für mehr Balance im Betrieb

Wir werden immer älter. Was für den Einzelnen wünschenswert ist, zieht tiefgreifende Veränderungen im Rentensystem nach sich: Das Renteneintrittsalter wurde in den vergangenen Jahren immer wieder angehoben. Für Führungskräfte aus dem Handwerk bedeutet das: Sie müssen sich etwas einfallen lassen, damit ältere Mitarbeiter auch in späten Berufsjahren motiviert und vor allem gesund bleiben.

Denn eines ist klar: Dank ihrer Erfahrung tragen ältere Mitarbeiter viel dazu bei, dass ein Unternehmen gut funktioniert. Gleichzeitig können sie aber manchmal einfach nicht mehr die gleichen Aufgaben übernehmen wie jüngere Kollegen. Vor allem an Arbeitsplätzen im Handwerk ist die körperliche Belastung oftmals hoch. Was die Arbeitsverteilung und Arbeitsplatzgestaltung angeht, müssen Führungskräfte Lösungen finden, um auch ältere Beschäftigte weiterhin einzubinden. Hier sind fünf Tipps, wie altersgerechte Arbeitsbedingungen mit einfachen Mitteln umgesetzt werden können:

1. Machen Sie eine Altersstrukturanalyse

Als erstes sollte ein Inhaber versuchen, sich einen Überblick über die Altersstruktur seines Betriebs zu verschaffen. So kann er die Entwicklung einschätzen und erkennen, auf welchen Positionen es in absehbarer Zukunft zu Engpässen kommen könnte.

Hierfür gibt es im Netz viele Analyse-Instrumente. Man kann als Leiter eines kleinen Betriebs aber auch einfach die Personaldaten selbst einordnen. Eine Altersstrukturanalyse zu erstellen und zu interpretieren, ist somit recht einfach.

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2. Fragen Sie Ihre Mitarbeiter

Obwohl das Umfeld in mittelständischen Handwerksbetrieben oft familiär ist, wird meist wenig über Themen wie Gesundheit, Arbeitsverteilung und Weiterbildungswünsche gesprochen. Dabei sind die Mitarbeiter eines Unternehmens Experten in Bezug auf die Verteilung von Aufgaben. Sie sind es, die jeden Tag auf der Baustelle oder im Betrieb stehen, und können deshalb am besten Auskunft darüber geben, wie man anfallende Arbeiten besser verteilen könnte.

Oft trauen sich aber gerade ältere Arbeitnehmer nicht anzusprechen, dass sie bestimmte Aufgaben nicht mehr ohne Schmerzen oder nur noch unter größter Anstrengung bewältigen können, weil sie Angst haben, ihren Job zu verlieren oder nicht mehr eingebunden zu werden.

In diesem Fall können regelmäßige Mitarbeiterbefragungen helfen. Gehen Sie konkret auf das Team zu und schaffen Sie ein vertrauensvolles Umfeld, in dem jeder die Themen zur Sprache bringen kann, die ihn oder sie umtreiben.

3. Investieren Sie in Ergonomie und Technik

Eine weitere konkrete Maßnahme, um ältere Mitarbeiter zu unterstützen, ist der Einsatz von moderner Technik, um sie bei anstrengenden Arbeiten zu entlasten. Bei repetitiven, sprich: sich ständig wiederholenden oder Tätigkeiten mit Handwerkzeugen, die große Kraft erfordern, kann es zu Überlastungserscheinungen kommen. Auch wenn die meisten Beschäftigten sich an die Anforderungen ihrer Arbeit anpassen können, kommen Berufskrankheiten oder andere Erkrankungen, die zu einer Erwerbsunfähigkeit führen können, vor.

Deswegen ist es wichtig, gerade älteren Mitarbeitern die richtige Technik zur Verfügung zu stellen, um körperliche Belastungen so gering wie möglich zu halten. Konkret geht es um ergonomische Werkzeuge, die unnatürliche Belastungen reduzieren und so nachhaltig vor Überlastungen und daraus resultierenden Beschwerden schützen. Die Formgebung und Oberflächenbeschaffenheit eines Griffs ist dabei ebenso relevant wie die richtige Winkelstellung und Werkzeug-Wirkungsachse.

Es stimmt, die Anschaffung von ergonomischen Werkzeugen kann teuer sein, sie ist aber auch eine Investition in die Zukunft. Auch die Gestaltung von ergonomischen Arbeitsplätzen, sprich: die Anschaffung von hochwertigen Stühlen oder höhenverstellbaren Stehpulten, kann sich lohnen.

Ein mindestens ebenso wichtiger Hebel, den es anzusetzen gilt, ist es, die Beschäftigten zu einem gesunden Lebens- und Arbeitsstil zu motivieren. Nutzen Sie hierzu die IKK BGM-Angebote für Betriebe.

4. Verteilen Sie Arbeiten altersgerecht

Bei einer altersgerechten Arbeitsverteilung geht es nicht um eine komplette Neuorganisation der Arbeitsabläufe. Die körperliche Leistungsfähigkeit eines Mitarbeiters sollte bei der Vergabe einer Aufgabe dennoch berücksichtigt werden. Schweres Arbeitsmaterial zur Baustelle zu tragen, fällt einem jüngeren Mitarbeiter sicher leichter als einem älteren. Dieser ist dafür besser in einer beratenden Funktion. Schließlich können gerade ältere Kollegen einem Betrieb mit ihrer Erfahrung in vielen Belangen weiterhelfen.

Der Renteneintritt der älteren Beschäftigten kommt selten überraschend. Trotzdem ist es einfacher, eine Systematik im Betrieb verankert zu haben, die das Wissen und die speziellen Fähigkeiten des einzelnen Mitarbeiters im Betrieb hält.

Bei der altersgerechten Organisation von Arbeit ist es effektiv, die gesamte Belegschaft mit einzubeziehen. Einerseits kommt dann nicht das Gefühl auf, einzelne Mitarbeiter würden bevorzugt und andere unfair behandelt. Andererseits nutzen Sie hier das „Expertenwissen“ der Mitarbeiter an den einzelnen Arbeitsplätzen. Auch die Zuteilung von „Hilfsaufgaben“ an Ältere sollte vermieden werden, da dies als herablassend empfunden werden oder zu Missgunst führen kann.

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5. Fördern Sie Ihre Mitarbeiter mit Weiterbildungsmaßnahmen

Gerade Menschen in handwerklichen Berufen können aufgrund der körperlichen Belastung oft nicht ihr gesamtes Erwerbsleben in einem Tätigkeitsfeld verbringen. Deswegen ist es wichtig, ihre berufliche Weiterbildung zu fördern – auch finanziell.

Häufige Probleme bei der Umsetzung

Dabei ist allerdings klar, dass diese Maßnahmen nicht in jedem Betrieb gleichermaßen umsetzbar sind. Der finanzielle Aufwand kann vor allem bei der Anschaffung von ergonomischen Werkzeugen oder der Weiterbildung älterer Mitarbeiter schwer zu stemmen sein.

Und es gibt ein weiteres Problem: Vor allem in kleinen Betrieben müssen alle Mitarbeiter alle Arbeitsschritte ausführen können. Die Idee, einen älteren Kollegen auszusparen, als Berater einzustellen und dazu beispielsweise einen Auszubildenden einzustellen, ist aus finanzieller Perspektive für viele Meister nicht mehr als ein Anlass zum Schmunzeln. In solchen Situationen kann es helfen, sich bei einer Kammer oder der IKK classic über Handlungsoptionen zu informieren. Bei einigen Leistungen wie Weiterbildungen oder Schulungen können Partner Betriebe auch finanziell unterstützen.


Ein weiteres Problem, das eine altersgerechte Arbeitsverteilung gerade in kleineren Betrieben verhindern kann, ist eine fehlende Sensibilisierung für das Thema. Viele Meister empfinden Auflagen als bürokratische Belastung. So auch Regeln, die ältere Mitarbeiter schützen wollen. Es muss erst ein Bewusstsein für die Problematik geschaffen werden, bevor konkrete Maßnahmen folgen können.

Ein Fazit

Altersgerechte Arbeitsverteilung in handwerkliche Betriebe zu integrieren ist dank der kurzen Entscheidungswege viel einfacher umzusetzen als in großen Betrieben. Es gibt allerdings kein Patentrezept, das in allen Unternehmen gleichermaßen anwendbar ist. Die Ausgangsbedingungen, Problemlagen und Handlungsvoraussetzungen sind überall verschieden, seien sie finanziell, personell oder strukturell. Wichtig ist nur, sich zu informieren und Angebote von etwaigen Partnern zu prüfen. Damit aus der schweren Aufgabe, die die altersgerechte Arbeitsverteilung an viele Meister stellt, eine lösbare wird.

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