Frauen im Handwerk: Zwei Dachdeckerinnen räumen mit den Klischees auf

Redaktion
IKK classic

Immer mehr Frauen entscheiden sich für eine Karriere im Handwerk. Für Sina Klein und Lisa Kundetov war das eine ganz bewusste Entscheidung. Beide sind Dachdeckerinnen und haben ihren Traumberuf gefunden. Im Instagram-Livetalk haben sich die beiden Handwerkerinnen über ihren Werdegang und ihre Zukunftspläne unterhalten.

Sowohl für Sina Klein (22) als auch Lisa Kundetov (25) war schon immer klar, dass sie einen Handwerksberuf erlernen wollen. „Den ganzen Tag im Büro hocken, das wäre nichts für mich“, sagt Sina Klein. „So ein Mensch bin ich einfach nicht.“ Sie kennt es nicht anders. Ihr Vater Hartmut ist Handwerker, hat in Eldingen bei Celle einen Dachdecker-Betrieb. „Ich bin damit großgeworden“, sagt sie, „ich habe das als Kind mitbekommen, bin dann auch mit auf die Baustellen gefahren.“ Als Arbeit hatte sie das als kleines Mädchen nie empfunden. Deshalb hat sie auch erst spät für sich entschieden, dass sie eine Ausbildung zur Dachdeckerin machen möchte. „Erst während dem Abitur habe ich mich endgültig dazu entschlossen.“ Inzwischen besucht sie die Meisterschule. Der Plan ist, dass sie den elterlichen Betrieb in ein paar Jahren übernimmt.

Das Handwerk bietet viele Möglichkeiten

Bei Lisa Kundetov war der Weg anders. Er verlief nicht geradeaus, sondern nahm einige Wendungen. Sie wusste zwar, dass sie Handwerkerin werden möchte, jedoch nicht genau, welcher Beruf es sein soll. Also hat sie einiges ausprobiert: Maurerin oder Zimmerin zum Beispiel. Schließlich fiel ihre Wahl auf Bauzeichnerin. Sie machte ein Vorbereitungsjahr, fand jedoch keinen Ausbildungsplatz. Also brauchte sie eine Alternative. „Der Beruf des Dachdeckers war das lange Zeit gar nicht“, sagt sie. „Ich dachte immer, das machen alles die Zimmerleute.“ Doch es war genau das, wonach sie gesucht hatte. Nach einem Praktikum war die Entscheidung gefallen.

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Viele Wege führen zum Traumberuf

Zwei junge Frauen und zwei perfekte Beispiele, die zeigen, wie unterschiedlich die Wege zum Traumberuf sein können. „Ich möchte nichts davon missen“, betont Lisa Kundetov. Ihre Ausbildung hat sie vor fünf Jahren beendet, arbeitet seither als Gesellin. „Ich kann mir im Moment keinen anderen Beruf mehr vorstellen.“ Genau wie Sina Klein. „Ich bin nicht gezwungen, den Betrieb von meinem Papa zu übernehmen, ich möchte es einfach.“

Sina Klein und Lisa Kundetov

Handwerk macht stark und selbstbewusst

Im Instagram-Livetalk auf dem Kanal der IKK classic haben sich die beiden Handwerkerinnen über ihren Werdegang und ihre Zukunftspläne unterhalten. Zudem haben sie die Fragen der User beantwortet. Sie erzählen von ihrem Berufsalltag, wie sie das Handwerk stärker und selbstbewusster gemacht hat und wie sie mit Klischees umgehen.

Im Instagram-Livetalk auf dem Kanal der IKK classic haben sich die beiden Handwerkerinnen über ihren Werdegang und ihre Zukunftspläne unterhalten. Zudem haben sie die Fragen der User beantwortet. Sie erzählen von ihrem Berufsalltag, wie sie das Handwerk stärker und selbstbewusster gemacht hat und wie sie mit Klischees umgehen.

  • Welches Erlebnis hat euch am meisten geprägt?

    Lisa: Eigentlich alles. Ich kann mich tatsächlich an fast jede Baustelle erinnern, auf der ich jemals gewesen bin. Ich finde, dass jedes Dach einzigartig ist. Wenn ich durch die Gegend fahre, kann ich ganz stolz behaupten: „Schaut mal, das habe ich gemeinsam mit meinen Arbeitskollegen erschaffen. 
     

    Sina: Das Schönste ist, jeden Abend zu sehen, was man tagsüber geschafft hat. Vielleicht steht da sogar ein sichtbares Dach, was davor noch nicht da war. Früher, wenn ich mit meinem Papa durch die Orte gefahren bin, hat er das genauso erzählt, was du gerade gesagt hast. Heute geht es mir genauso. Das ist ein sehr schönes Gefühl.

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Ein Einblick in den Live-Talk auf Instagram

"Schon mal einen Fingernagel abgebrochen?" Diese und ähnliche Fragen werden Sina und Lisa häufig gestellt. Beide haben gelernt, mit Vorurteilen auf der Baustelle umzugehen. Wie genau? Davon erzählen sie im Instagram Live-Talk.

  • Werdet ihr häufig mit Vorurteilen konfrontiert?

    Sina: Ja, definitiv. Als Frau muss man sich den Respekt erst einmal erarbeiten und zeigen, dass wir es genauso draufhaben wie die Männer. Das finde ich super schade.

    Lisa: Ich hatte unheimlich stark mit Vorurteilen zu kämpfen. Vor allem, weil ich nur stolze 1,56 Meter groß bin. Da können es die Leute oft gar nicht glauben, dass ich Dachdeckerin bin, wenn ich es ihnen erzähle. Dann kommen meistens die Standardantworten, dass ich doch zu klein oder zu schwach für diesen Beruf sei. Aber ich habe gelernt, damit umzugehen.

    Sina: Darüber habe ich mir am Anfang sogar selbst viele Gedanken gemacht. Schaffe ich das überhaupt? Habe ich genug Kraft? Ist es wirklich so, wie alle immer sagen, dass Männer die besseren Handwerker sind als Frauen? Doch unterm Strich haben wir genau die gleichen Voraussetzungen wie jeder andere auch, der eine Ausbildung anfängt. Egal, ob Mann oder Frau, jeder fängt bei null an. 

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  • Seid ihr auf dem Bau schon mal belästigt worden?

    Sina: Wenn Blicke oder dummen Sprüche schon als Belästigung zählen, dann auf jeden Fall. Damit haben wir fast täglich zu tun.

    Lisa: Ich habe da ein Beispiel. Einmal bin ich nach Wolfsburg auf Montage gefahren. Am ersten Tag auf der Baustelle saß der Kranfahrer oben in seinem Führerhaus und ich musste ihn per Walkie-Talkie anfunken. Ich habe gesagt: „Hey, hier ist Lisa, die Dachdeckerin.“ Dann haben sich sofort alle Köpfe der männlichen Handwerker nach mir umgedreht. Das ist leider Alltag für uns.

  • Gab es irgendwann einen Punkt, an dem ihr den Beruf deshalb aufgeben wolltet?

    Lisa: Ich hatte während der Ausbildung ein paar Schwierigkeiten, wurde immer wieder runtergemacht, musste mir anhören, dass eine Frau nicht auf den Bau gehört. Da kamen echte Selbstzweifel auf, ob ich das überhaupt packe. Ich habe es dann durchgezogen, um den Männern zu zeigen, dass ich es als Frau genauso gut kann. Das hat mein Selbstbewusstsein richtig gepusht.

    Sina: Es gab Tage, da lief zu Hause die ein oder andere Träne. Vor allem, wenn ich von mir selbst enttäuscht war. Im Großen und Ganzen bin ich jedoch unfassbar froh, dass ich diesen Beruf ausübe und bin froh, dass ich alle Zweifel überwunden habe.

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  • Wie schaffen wir es, mehr Frauen für einen Beruf im Handwerk zu begeistern?

    Sina: Meiner Meinung nach gehen Frauen nicht ins Handwerk, weil es diese Klischees, dummen Sprüche und Blicke gibt. Das kann nicht jeder Mensch ab. Deshalb müssen wir ein Verständnis dafür schaffen, dass eine Frau das genauso gut kann wie ein Mann.

    Lisa: Mein Vater ist dafür das beste Beispiel. Als ich ihm gesagt habe, dass ich ins Handwerk gehen und eine Ausbildung zur Dachdeckerin machen möchte, haben wir uns viel gestritten. Ich wollte es aber unbedingt, weil ich wusste, dass es mich im Leben weiterbringt und ich es schaffe. Inzwischen ist er richtig stolz auf mich und meinen Beruf, auch darauf, dass ich uns Handwerkerinnen auf Social Media repräsentiere.

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Veröffentlicht am 16.03.2023

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