Antibiotikaresistenz: Entstehung, Folgen und Tipps für den Alltag

Kira Born
IKK classic

Ein einfacher bakterieller Infekt geht nicht weg und keines der verschriebenen Antibiotika scheint zu wirken? Das kann auf eine Antibiotikaresistenz hinweisen. Doch was steckt dahinter? Warum können Medikamente plötzlich nicht mehr helfen? Wir erklären die Ursachen, zeigen Anzeichen einer Resistenz und erklären, warum ein bewusster Umgang mit Antibiotika wichtig ist.

Was ist Antibiotikaresistenz und wie entsteht sie?

Bei einem bakteriellen Infekt wird in der Regel ein Antibiotikum verschrieben. Es soll die krankmachenden Bakterien bei ihrer Ausbreitung hemmen oder abtöten, indem es die Zellwand oder das Zellinnere der Erreger angreift.

Allerdings kann das Antibiotikum auch wirkungslos werden. Das passiert, wenn sich die Bakterienstämme durch zufällige genetische Mutationen oder die Weitergabe von Resistenzen durch andere Bakterien weiterentwickeln. Dann ist die Rede von einer Antibiotikaresistenz: Die Bakterien reagieren nicht mehr auf die Therapie, Krankheitserreger können sich ungehindert vermehren. Das kann nicht nur den Krankheitsverlauf verschlimmern, sondern auch gefährlich werden.

Die Prognosen sind besorgniserregend: Laut einer Studie, die auf der Auswertung von 520 Millionen Datensätzen basiert, könnten bis 2050 weltweit mehr als 39 Millionen Menschen an antibiotikaresistenten Keimen sterben. Weitere 169 Millionen Todesfälle könnten durch diese Erreger mitverursacht werden.

Auch in Deutschland zeigt sich das Ausmaß des Problems: Laut einer Erhebung des Robert Koch Instituts (RKI) starben 2019 hierzulande 9.600 Menschen direkt und 45.700 indirekt durch Antibiotikaresistenzen. Das Institut warnt sogar vor einer „schleichenden Pandemie“, da bakterielle Infekte bei einer Resistenz nur eingeschränkt behandelt werden können.

So entstehen antibiotikaresistente Bakterien:

  • Auswahl: Beim Einsatz eines Antibiotikums sterben die meisten krankmachenden Bakterien ab.

  • Überleben: Einzelne Bakterien besitzen zufällig eine Widerstandsfähigkeit gegen das Medikament und überstehen die Behandlung.

  • Vermehrung: Diese überlebenden krankheitserregenden Keime teilen sich weiter und bilden nach und nach den Großteil der Bakteriengemeinschaft.

  • Verbreitung: Die widerstandsfähigen Erreger können schließlich auf andere Menschen übertragen werden.

Kostenübernahme von Medikamenten

Damit Sie wieder gesund werden, übernimmt die IKK classic die Kosten für alle apothekenpflichtigen Arzneimittel, wenn diese notwendig sind.

Antibiotikum wirkt nicht mehr? Anzeichen einer Antibiotikaresistenz

Wird ein Antibiotikum verschrieben und es liegt keine Resistenz vor, stellt sich „relativ schnell eine klinische Verbesserung nach einem Beginn einer antibiotischen Therapie ein”, erklärt Dr. med. Arne Kroidl, Facharzt für Innere Medizin und Infektionskrankheiten am Institut für Infektionskrankheiten und Tropenmedizin am Universitätsklinikum München.

Ein „Warnsignal“ ist, wenn sich nach Beginn der Antibiotikaeinnahme in den ersten ein bis zwei Tagen keine Besserung einstellt – oder sich die Beschwerden sogar verschlimmern. Kroidl verweist hierbei auf die allgemeinen Richtlinien. Diese empfehlen: Nach zwei bis drei Tagen von der zuständigen Ärztin oder dem Arzt kontrollieren zu lassen, ob die begonnene Therapie anspringt.

Wie schnell werden Keime immun gegen Antibiotika?

Wie lange es dauert, bis Bakterienstämme immun sind, lässt sich nicht pauschal beantworten. Die Entstehung von Immunitäten hängt davon ab, welche Bakterienart es ist, wie schnell sich die Erreger vermehren und wie häufig, lang oder korrekt das Antibiotikum eingenommen wurde. „Prinzipiell können sich schon nach einer Gabe Resistenzen entwickeln”, erklärt der Experte.

Jeder Einsatz fördert den Selektionsdruck der Bakterien, zu mutieren und resistent gegen Antibiotika zu werden. Je öfter ein Antibiotikum eingenommen wird, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit einer Resistenz. Denn wenn das Antibiotikum die „guten” Bakterien verdrängt, werden die resistenten Keime zur dominierenden Bakterienpopulation.

Der richtige Umgang mit Medikamenten: So beugen Sie Antibiotikaresistenzen vor

Das Bundesgesundheitsministerium (BMG) empfiehlt einen verantwortungsvollen Umgang mit Antibiotika, um der Ausbreitung resistenter Bakterien entgegenzuwirken.

Ein Antibiotikum sollte nur bei Notwendigkeit eingenommen werden. Dafür ist eine zuverlässige Diagnose nötig, die einen bakteriellen Infekt feststellt. Hier sollte das effektivste Antibiotikum mit der sachgerechten Therapiedauer, Dosierung und Darreichungsform für das jeweilige Bakterium ausgewählt werden. „Beispielsweise mit oder ohne Mahlzeit oder wie häufig es eingenommen wird”, erklärt der Experte.

Je besser das Antibiotikum auf die krankheitserregenden Bakterien zugeschnitten ist, desto besser können die Krankheitserreger bekämpft werden. Wichtig ist, Antibiotika nur nach Rücksprache mit einer Ärztin oder einem Arzt einzunehmen und den Einnahmevorgaben genau zu folgen. Antibiotika sollten deshalb auch nicht weitergegeben werden.

Um langfristig einer Immunität gegen verschiedene Antibiotika vorzubeugen, ist die Prävention am wichtigsten. Also: „Am Besten durch sinnvolle Hygieneangewohnheiten und empfohlenen Schutzimpfungen überhaupt keine bakterielle Infektion zu bekommen“, sagt Dr. Kroidl.

Wichtige Maßnahmen sind:

  • Hygienemaßnahmen, wie regelmäßiges Händewaschen, einhalten.

  • Direkten Körperkontakt mit kranken Menschen vermeiden.

  • Impfungen gegen bakterielle Erreger: Hier auf die Empfehlungen der Ständigen Impfkommission (STIKO) für Alter und Vorerkrankungen achten.

  • Antibiotika nicht ohne ärztliche Anordnung oder ohne Rezept im Internet bestellen.

Kosten­übernahme bei Impfungen

Die IKK classic übernimmt die Kosten aller wichtigen Impfungen für Kinder und Erwachsene sowie für einige zusätzliche Immunisierungen.

Welche Alternativen zur Antibiotika-Therapie gibt es?

In einigen Fällen kann bei einer bakteriellen Infektion nach Rücksprache mit der behandelnden Ärztin oder dem behandelnden Arzt auf eine Antibiotika-Therapie verzichtet werden.

Bei leichten Blasenentzündungen, die meistens durch das Bakterium Escherichia coli (E. coli) ausgelöst werden, können die Erreger beispielsweise durch ausreichendes Trinken „ausgeschwemmt” werden. Auch bakterielle Abszesse können mit einem chirurgischen Eingriff behandelt und nach Absprache mit einer Medizinerin oder einem Mediziner ohne ein Antibiotikum therapiert werden.

Doch das ist nicht immer möglich: „Vor Beginn einer Antibiotikatherapie sollte versucht werden, die ursächlichen Erreger und mögliche Resistenzen nachzuweisen. Eine kalkulierte Antibiotikatherapie hat den wichtigen Einsatzbereich bei schweren bakteriellen Infektionen wie einer Sepsis oder Lungenentzündung, da hier ein schneller Therapiebeginn oft lebensrettend ist.”

Die medizinische Forschung entwickelt auch neue Behandlungsmöglichkeiten, die Antibiotika-Therapien ersetzen können. Dazu gehört die Phagentherapie, bei der spezielle Viren, sogenannte Bakteriophagen, gezielt krankmachende Bakterien angreifen und zerstören. Die Phagentherapie ist deshalb eine vielversprechende Methode, um zukünftig Antibiotikaresistenzen zu bekämpfen, wie das Fraunhofer-Institut mitteilt.

So funktioniert die Phagentherapie

Die sogenannten Phagen heften sich an ein bestimmtes Bakterium, schleusen ihr Erbgut hinein und bringen die Zelle dazu, viele neue Phagen zu produzieren. Schließlich platzt das Bakterium auf, die neuen Phagen werden freigesetzt und befallen weitere Bakterien. So können spezifische Bakterienkulturen gezielt abgetötet werden.

Alternative Arzneimittel

Alternative Arzneimittel können eine klassische schulmedizinische Behandlung ergänzen. Die IKK classic übernimmt einen Teil dieser Kosten.

FAQ

  • Kann ich mich auf eine Antibiotikaresistenz testen lassen?

    Ja, das ist möglich. Mithilfe eines Resistogramms, auch Antibiogramm genannt, kann man durch eine mikrobiologische Untersuchung herausfinden, wie empfindlich Bakterien auf verschiedene Antibiotika reagieren. So kann ermittelt werden, gegen welche Antibiotika-Arten eine Immunität vorliegt.

  • Welche Folgen hat eine Antibiotikaresistenz?

    Wird durch eine mikrobiologische Analyse eine Resistenz gegen ein bestimmtes oder mehrere Antibiotika festgestellt, kann nach einer ärztlichen Beratung eine gezieltere Therapie eingeleitet werden. Durch ein Resistogramm können Medizinerinnen und Mediziner alternative Antibiotika-Medikamente für den jeweiligen bakteriellen Infekt ermitteln. Stellt sich nach zwei bis drei Tagen nach der Therapie keine Besserung der Symptome ein, sollte Rücksprache mit der behandelnden Ärztin oder dem behandelnden Arzt gehalten werden. In einem nächsten Schritt kommen häufig Reserve-Antibiotika zum Einsatz, die speziell gegen multiresistente Erreger wirken.

  • Was sind multiresistente Keime wie MRSA und MSGN?

    Multiresistent bedeutet, dass diese Bakterien gegenüber mehreren Klassen von Antibiotika unempfindlich sind. Dadurch sind die Behandlungsmöglichkeiten mit gängigen Antibiotika stark eingeschränkt. In der Regel muss auf Reserve- oder Spezialantibiotika zurückgegriffen werden.

    Zu den bekanntesten multiresistenten Keimen gehört der MRSA (Methicillin-resistant Staphylococcus aureus), der bei vielen Menschen auf der Haut oder in der Nase sitzt. Eine weitere Gruppe multiresistenter Bakterien sind die MRGN (Multiresistente Gramnegative Bakterien). Sowohl MRSA als auch MRGN kommen häufig im Klinikumfeld vor. Je nach Ausprägung sind dabei auch verstärkte Hygienemaßnahmen zwischen Patientinnen und Patienten sowie dem Pflegepersonal notwendig.

  • Können Immunitäten gegen Antibiotika aus dem Urlaub eingeschleppt werden?

    Theoretisch ist das möglich. Doch in Reisezielen mit einer medizinischen Infrastruktur, Zugang zu Antibiotika und ausreichend Hygienemaßnahmen ist dies eher unwahrscheinlich. Anders sieht es in „Hotspots“, also Regionen mit komplizierten Hygiene-Verhältnissen, aus. Große Probleme mit Antibiotikaresistenzen gibt es besonders auf dem indischen Subkontinent oder in einigen Regionen Afrikas.

    Hier rät der Experte dazu, sich über Reisevorkehrungen zu informieren und sich gegebenenfalls „hygienische und nahrungsbedingte Maßnahmen zu überlegen und durchzuführen".

  • Sollte ein Antibiotikum sicherheitshalber in die eigene Reiseapotheke?

    Dr. Kroidl rät in der Regel von einem Antibiotikum auf Vorrat für eine Auslandsreise ab. „Das führt eher dazu, dass Antibiotika unsachgemäß eingenommen werden und die Notwendigkeit gar nicht da ist. Oder es werden die falschen Antibiotika eingenommen. Wenn man krank wird, sollte man sich vor Ort untersuchen und beraten lassen.“

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IKK classic

Veröffentlicht am 03.11.2025

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