E-Zigaretten: Ist Dampfen weniger schädlich als Rauchen?

Sie schmecken nach Erdbeere, Pfefferminz oder Tiramisu und gelten als weniger schädliche Alternative zu Zigaretten aus Tabak: E-Zigaretten sind mittlerweile in aller Munde. Aber leben Dampfer wirklich gesünder als Raucher?

So funktioniert elektrisches Dampfen

Der Grundaufbau sieht bei den meisten Modellen so aus: unten ein Akku oder eine Batterie, darüber ein Tank für das Liquid mit angeschlossenem Verdampfer und zum Schluss ein Mundstück. Zieht man daran, erhitzt sich der Verdampfer und vernebelt die Flüssigkeit zu aromatisiertem Dampf – und der wird dann inhaliert. Der entscheidende Unterschied zur klassischen Zigarette: Es wird kein Tabak verbrannt.

Den Suchtstoff Nikotin enthalten die meisten Liquids trotzdem, je nach Zusammensetzung in unterschiedlich hohen Mengen. Es gibt aber auch nikotinfreie Varianten. Den Lyfestyle-Faktor elektronischer Zigaretten machen die Geschmacksrichtungen der Liquids aus – von Minze über Früchte bis hin zu Fantasiekreationen.

E-Zigaretten versprechen gesundheitliche Benefits

Rauchen schädigt quasi jedes Organ des Körpers und verursacht nicht nur Krebs, sondern zahlreiche weitere schwere Erkrankungen. Die Hersteller von E-Zigaretten bewerben diese als weniger gefährliche Alternative für Raucher, die nicht aufhören wollen – oder können. Ihre Nutzer sollen das gleiche Erlebnis wie mit konventionellen Zigaretten genießen, aber dabei deutlich weniger schädliche Inhaltsstoffe inhalieren. Denn durch die Verbrennung des Tabaks flirren im Zigarettenrauch mehrere tausend chemische Stoffe umher: neben Nikotin mehr als siebzig potenziell krebserregende Substanzen wie Teer, Arsen oder Blei und diverse Gifte – darunter das hochtoxische Kohlenstoffmonoxid.

Weil elektronische Zigaretten das Liquid nur auf circa dreihundert Grad erhitzen, enthält ihr Dampf – auch Aerosol genannt – diese schädlichen Verbrennungsprodukte nicht oder nur in geringerer Konzentration. Deshalb glauben viele Nutzer, dass sie durch den Umstieg aufs Dampfen ihre Lunge schonen.

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Positiver Effekt: Nur Schall und Dampf?

Fest steht: Als Nichtraucher – beziehungsweise Nichtdampfer – schlägt man den gesündesten Weg ein. Aber hilft der Umstieg auf die E-Zigarette zumindest, die gesundheitlichen Risiken einzudämmen? Dr. Katrin Schaller vom Deutschen Krebsforschungszentrum rät zur Vorsicht. "Ein vollständiger Umstieg reduziert die Schadstoffbelastung des Konsumenten. Das Aerosol von E-Zigaretten ist jedoch bei Weitem nicht schadstofffrei und die langfristigen gesundheitlichen Folgen sind derzeit wegen fehlender Studien unbekannt", erklärt die Diplom-Biologin.

Bedenkliche Stoffe im Dampf von E-Zigaretten

Obwohl die meisten Stoffe in den Liquids – abgesehen von Nikotin – sogar in Lebensmitteln vorkommen, sind sie inhaliert nicht unbedingt ungefährlich.

  • Nikotin

    Nikotin macht nicht nur stark abhängig: Der Suchtstoff greift auch das Immunsystem an und begünstigt die Entstehung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes und Krebs.

  • Propylen­glycol und Glycerin

    Die Alkohole stecken unter anderem in Kunstnebel. Sie können die Atemwege reizen und beim Erhitzen potenziell krebserregende Aldehyde freisetzen.

  • Aromen

    Einige Aromastoffe wie Zimtaldehyd oder Kumarin lösen möglicherweise Allergien aus und reizen den Atemtrakt.

  • Partikel

    Wenn sie sich ablagern, schaden feine Teilchen der Lunge.

  • Metalle

    Teilweise lösen sich potenziell krebserregende Metalle wie Cadmium, Nickel oder Blei aus den Heizeinheiten der Verdampfer.

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Tier- und Zellversuche deuten laut Dr. Schaller darauf hin, dass Dampfen dem Körper schadet – es fördere in diesen Versuchen unter anderem oxidativen Stress und Entzündungen und beeinträchtige das Immunsystem. Besonders Menschen mit bestehenden Herz-Kreislauf- und Atemwegserkrankungen sollten deshalb lieber nur Luft inhalieren. Professor Wulf Pankow, Experte der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin (DGP) warnt: "Neuere Studien liefern Hinweise, dass sich chronische Bronchitis und Asthma durch E-Zigaretten verschlechtern."

Auch für das "Passivdampfen" gilt: Wahrscheinlich gefährdet man seine Umwelt damit weniger als mit Zigarettenrauch. Wegen der unbekannten Langzeitfolgen sollte man dies in Gesellschaft dennoch vermeiden. Dass Kinder und Schwangere weder aktiv noch passiv E-Zigaretten nutzen sollten, liegt auf der Hand ­­– auch nicht mit nikotinfreien Liquids. Denn auch ohne Nikotin riskieren sie damit eine vermeidbare Schadstoffbelastung.

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Einstiegsdroge oder Ausstiegshilfe

Eine zusätzliche Gefahr sieht Lungenarzt Professor Pankow in der "Renormalisierung des Rauchens". Denn die Nutzung von E-Zigaretten in der Öffentlichkeit verschaffe dem Rauchen wieder Trend-Status – gerade für Jugendliche. Auch die attraktiven Geschmacksrichtungen und Verpackungen animieren junge Menschen zum Ausprobieren. Mehr als zwölf Prozent der 12- bis 17-Jährigen in Deutschland hatten 2018 angegeben, schon einmal gedampft zu haben.

Über die E-Zigarette geraten Jugendliche schnell in eine Nikotinsucht – und greifen dann auch eher zur Zigarette aus Tabak.
Prof. Wulf Pankow, Pneumologe der DGP

Wie sieht es umgekehrt aus: Erleichtert Dampfen den Ausstieg aus dem Rauchen? Einige Studien sprechen dafür. Professor Pankow bemängelt aber: "E-Zigaretten füttern die Nikotinsucht weiter und halten das Rauchritual aufrecht. Viele Menschen rauchen daher weiter parallel Zigaretten – und dieser Dual Use ist mindestens genauso schädlich". Eine professionelle Verhaltenstherapie ergänzt um Nikotinersatzprodukten verspräche daher noch immer die höchsten Erfolgschancen.

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Umsteigen: Das gilt es zu beachten

In Einzelfällen kann der Umstieg auf E-Zigaretten Sinn machen: Für starke Raucher, die es trotz professioneller Hilfe nicht schaffen aufzuhören. Sie senken ihr Erkrankungsrisiko so zumindest – vermutlich, denn langfristige Nebenwirkungen müssen noch erforscht werden. Dampfer sollten aber auf keinen Fall überkompensieren. Wer jede nicht gerauchte Zigarette mit drei elektronischen Raucherpausen ersetzt, gewinnt nichts. Außerdem raten beide Experten dazu, nur Produkte und Liquids zu nutzen, die für den europäischen Markt zugelassen sind – also keinesfalls selbst Liquids zusammenzumischen.

Von dem lifestyligen Image sollte man sich also nicht täuschen lassen: Im Vergleich zum tödlichen Tabak schneiden sie zwar nach heutigem Kenntnisstand besser ab – Nichtraucher leben aber in jedem Fall am gesündesten.

 

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