E-Zigaretten: Ist Dampfen weniger schädlich als Rauchen?

Redaktion
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Sie schmecken nach Erdbeere, Pfefferminz oder Tiramisu und gelten als weniger schädliche Alternative zu Zigaretten aus Tabak: E-Zigaretten sind mittlerweile kaum noch wegzudenken. Aber lebt es sich mit dem Dampf wirklich gesünder als mit klassischer Zigarette?

So funktioniert elektrisches Dampfen

Der Grundaufbau sieht bei den meisten Modellen so aus: unten ein Akku oder eine Batterie, darüber ein Tank für das Liquid mit angeschlossenem Verdampfer und zum Schluss ein Mundstück. Zieht man daran, erhitzt sich der Verdampfer und vernebelt die Flüssigkeit zu aromatisiertem Dampf – und der wird dann inhaliert. Der entscheidende Unterschied zur klassischen Zigarette: Es wird kein Tabak verbrannt.

Den Suchtstoff Nikotin enthalten die meisten Liquids trotzdem, je nach Zusammensetzung in unterschiedlich hohen Mengen. Es gibt aber auch nikotinfreie Varianten. Den Lifestyle-Faktor elektronischer Zigaretten machen die Geschmacksrichtungen der Liquids aus – von Minze über Früchte bis hin zu Fantasiekreationen.

Der Unterschied zwischen E-Zigaretten und Vapes:

E-Zigaretten:

Diese bestehen aus einem Verdampfer mit Heizelement und einem Tank für die zu verdampfende Flüssigkeit. Ein passender Akku dient hierbei als Energiequelle.

Vapes / Vaporizer:

Hier wird die Flüssigkeit über ein batteriebetriebenes Heizelement erwärmt und verdampft. Ein Austausch oder Aufladen der Batterie und der Flüssigkeit sind hierbei nicht möglich, weshalb Vapes auch oft als “Einweg-E-Zigaretten” bezeichnet werden.

E-Zigaretten versprechen gesundheitliche Benefits

Rauchen schädigt quasi jedes Organ des Körpers und verursacht nicht nur Krebs oder Verkalkungen der Gefäße, was ein erhöhtes Risiko für Herzinfarkt und Schlaganfall mit sich bringt – es begünstigt auch noch eine Vielzahl weiterer schwerer Erkrankungen. Die Hersteller von E-Zigaretten bewerben diese als weniger gefährliche Alternative für Raucherinnen und Raucher, die nicht aufhören wollen oder können. Die E-Variante soll das gleiche Erlebnis wie eine konventionelle Zigarette schaffen, dabei jedoch deutlich weniger schädliche Inhaltsstoffe freisetzen. Denn durch die Verbrennung des Tabaks flirren im Zigarettenrauch mehrere tausend chemische Stoffe umher: neben Nikotin mehr als siebzig potenziell krebserregende Substanzen wie Teer, Arsen oder Blei und diverse Gifte – darunter das hochtoxische Kohlenstoffmonoxid.

Weil elektronische Zigaretten das Liquid nur auf circa 300 Grad erhitzen, enthält ihr Dampf – auch Aerosol genannt – diese schädlichen Verbrennungsprodukte nicht oder nur in geringerer Konzentration. Deshalb glauben viele Nutzerinnen und Nutzer, dass sie durch den Umstieg aufs Dampfen ihre Lunge schonen. Allerdings zeigen Studien, dass auch beim Inhalieren erhitzter Substanzen gesundheitsschädliche Stoffe entstehen können – ganz gleich, ob es sich um Flüssigkeiten wie bei E-Zigaretten oder feste Stoffe wie Tabak beim Shisha-Rauchen handelt. Das Inhalieren von Aerosolen ist also nicht risikofrei.

Studie: E-Zigaretten sollen Herzkrankheiten begünstigen

Aktuelle Studien aus den USA zeigen, dass E-Zigaretten als gesundheitlich sehr bedenklich eingestuft werden können. Für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Schlaganfälle und Stoffwechselstörungen sind demnach die Risiken von E-Zigaretten ähnlich hoch wie die von Zigaretten, und für Atemwegs- und Erkrankungen des Mund-Rachenraums sind die Risiken zwar geringer als bei Zigaretten, aber immer noch erheblich.

Das Rauchen von E-Zigaretten erhöht das Risiko für die Entstehung einer Herzinsuffizienz, einer schweren Pumpfunktionsstörung des Herzens, um 19 Prozent. Zumindest gilt dies signifikant für eine bestimmte Form der Herzinsuffizienz, bei der der Herzmuskel zu steif wird, um die Herzkammern ausreichend mit Blut zu füllen. Die Auswirkung ist, dass das Herz nicht mehr ausreichend Blut durch den Körper pumpt, was zu schwerer Atemnot, Schwäche und Kreislaufproblemen führen kann.

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Positiver Effekt: Ist Dampfen gesünder?

Fest steht: Als Nichtraucherin oder Nichtraucher – beziehungsweise ganz ohne Dampf – schlägt man den gesündesten Weg ein. Aber hilft der Umstieg auf die E-Zigarette zumindest, die gesundheitlichen Risiken einzudämmen? Dr. Katrin Schaller vom Deutschen Krebsforschungszentrum rät zur Vorsicht. "Ein vollständiger Umstieg reduziert die Schadstoffbelastung des Konsumierenden. Das Aerosol von E-Zigaretten ist jedoch bei Weitem nicht schadstofffrei und die langfristigen gesundheitlichen Folgen sind derzeit wegen fehlender Studien unbekannt", erklärt die Diplom-Biologin.

Bedenkliche Stoffe im Dampf von E-Zigaretten

Obwohl die meisten Stoffe in den Liquids – abgesehen von Nikotin – sogar in Lebensmitteln vorkommen, sind sie inhaliert nicht unbedingt ungefährlich.

  • Nikotin

    Nikotin macht nicht nur stark abhängig: Der Suchtstoff greift auch das Immunsystem an und begünstigt die Entstehung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes und Krebs.

  • Propylen­glycol und Glycerin

    Die Alkohole stecken unter anderem in Kunstnebel. Sie können die Atemwege reizen und beim Erhitzen potenziell krebserregende Aldehyde freisetzen.

  • Aromen

    Einige Aromastoffe wie Zimtaldehyd oder Kumarin lösen möglicherweise Allergien aus und reizen den Atemtrakt.

  • Partikel

    Wenn sie sich ablagern, schaden feine Teilchen der Lunge.

  • Metalle

    Teilweise lösen sich potenziell krebserregende Metalle wie Cadmium, Nickel oder Blei aus den Heizeinheiten der Verdampfer.

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Tier- und Zellversuche deuten laut Dr. Schaller darauf hin, dass Dampfen dem Körper schadet. Es fördere in diesen Versuchen unter anderem oxidativen Stress und Entzündungen und beeinträchtige das Immunsystem. Besonders Menschen mit bestehenden Herz-Kreislauf- und Atemwegserkrankungen sollten deshalb lieber nur Luft inhalieren. Lungenfacharzt Professor Dr. Wulf Pankow warnt: "Neuere Studien liefern Hinweise, dass sich chronische Bronchitis und Asthma durch E-Zigaretten verschlechtern."

Für das "Passivdampfen" gilt: Die von E-Zigaretten emittierten Aerosole enthalten Chemikalien und tragen zur Feinstaubbelastung (PM) bei. Feinstaub kann in die Gasaustauschbereiche der Lunge (Alveolen) eindringen. Chemikalien, die in diese Region gelangen, können die Lunge schädigen, aber auch in den Blutkreislauf gelangen und andere Teile des Körpers schädigen. Daher sollte man den Konsum von E-Zigaretten in Gesellschaft vermeiden. Dass Kinder und Schwangere weder aktiv noch passiv E-Zigaretten nutzen sollten, liegt auf der Hand ­­– auch nicht mit nikotinfreien Liquids. Denn auch ohne Nikotin riskieren sie eine vermeidbare Schadstoffbelastung.

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E-Zigaretten als Einstiegsdroge?

Eine zusätzliche Gefahr sieht Lungenarzt Professor Pankow in der "Renormalisierung des Rauchens". Denn die Nutzung von E-Zigaretten in der Öffentlichkeit verschaffe dem Rauchen wieder Trend-Status – gerade für Jugendliche. Auch die attraktiven Geschmacksrichtungen und Verpackungen animieren junge Menschen zum Ausprobieren. Einige Vorbilder von Jugendlichen, wie Rapperinnen oder Rapper oder Influencerinnen und Influencer, bringen inzwischen ihre eigenen Einmal-E-Zigaretten (Vapes) auf den Markt, zeigen sich vermeintlich lässig auf den Sozialen Medien und heizen den Trend weiter an.

Eine aktuelle DEBRA-Studie bestätigt die steigende Beliebtheit. Während der Anteil der Konsumentinnen und Konsumenten von E-Zigaretten im Jahr 2016 bundesweit noch bei 1,6 Prozent lag, stieg dieser bis 2023 auf rund 2,2 Prozent. 2024 lag der Konsum von E-Zigaretten gerade bei den jüngeren Befragten (18-24 Jahre) mit 4,6 Prozent auf dem bisherigen Höchstniveau. E-Zigaretten sind mit 2,9 Prozent bei Kindern und mit 13,9 Prozent bei Jugendlichen das am häufigsten genutzte Nikotinprodukt.

Über die E-Zigarette geraten Jugendliche schnell in eine Nikotinsucht – und greifen dann auch eher zur Zigarette aus Tabak.

Prof. Wulf Pankow, Pneumologe

Mit Umstieg auf die E-Zigarette langfristig das Rauchen aufhören?

Wie sieht es umgekehrt aus: Erleichtert Dampfen den Ausstieg aus dem Rauchen? Eine systematische Übersichtsarbeit untersuchte die Wirksamkeit von nikotinhaltigen E-Zigaretten bei der Rauchentwöhnung. Dabei wurden erwachsene Raucherinnen und Raucher zufällig in zwei Gruppen eingeteilt:​

  • Nutzung von nikotinhaltigen E-Zigaretten​

  • Nutzung von nikotinfreien E-Zigaretten​

Nach sechs bis zwölf Monaten zeigte sich, dass nur zehn von 100 Personen, die nikotinhaltige E-Zigaretten verwendeten, rauchfrei blieben. In der Gruppe mit nikotinfreien E-Zigaretten waren es sogar nur sechs von 100 Personen. Wichtig zu beachten: Bei beiden Gruppen traten ähnliche Beschwerden und Nebenwirkungen auf, etwa Mund- und Rachenreizungen, Husten, Kurzatmigkeit und Kopfschmerzen. Eine gesunde Art und Weise, rauchfrei zu werden, sind diese Wege also keineswegs. E-Zigaretten werden von den medizinischen Fachgesellschaften zum Rauchstopp nicht empfohlen. Geprüfte Medizinprodukte wie kombinierter Nikotinersatz in Form von Pflastern und Lutschtabletten oder die suchthemmenden Medikamente Vareniclin und Cytisin sind ebenso wirksam wie E-Zigaretten.

Professor Pankow bemängelt zusätzlich: "E-Zigaretten füttern die Nikotinsucht weiter und halten das Rauchritual aufrecht. Viele Menschen rauchen daher weiter parallel Zigaretten – und dieser Dual Use ist schädlicher als der Einzelkonsum." Eine professionelle Verhaltenstherapie ergänzt um suchthemmende Medikamente verspräche daher noch immer die höchsten Erfolgschancen.

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Verbot von Einweg-E-Zigaretten ab 2026: Das müssen Sie beachten

Eine EU-Verordnung sieht inzwischen ein Verbot von Einweg-E-Zigaretten bis Ende 2026  vor. Einige Länder gehen bereits mit gutem Beispiel voran, so hat Frankreich den Verkauf von Vapes bereits untersagt, in Großbritannien ist ein Verkaufsstopp ab Sommer 2025 angekündigt. Nicht nur die gesundheitlichen Auswirkungen haben die neue Verordnung auf den Plan gerufen, auch Problematiken wie Umweltverschmutzung durch den vermehrten Müll und Ressourcenverschwendung durch verbaute Batterien, die nicht ausgetauscht werden können, sprechen für Expertinnen und Experten für ein offizielles Verbot.

Doch bereits vor dem offiziellen Verbot von Vapes in der EU können Verbraucherinnen und Verbraucher mithelfen, zumindest Ressourcen zu schonen und Müll zu vermeiden. Nutzen Sie statt Einweg-E-Zigaretten langlebige und nachfüllbare Modelle, um Einweg-Müll zu sparen. Besitzen Sie bereits eine Einweg-Zigarette, entsorgen Sie diese bitte nicht über den Hausmüll, sondern geben Sie sie bei Sammelstellen für Elektroschrott oder im Handel zurück, um eine umweltgerechte Entsorgung zu gewährleisten.

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Veröffentlicht am 15.04.2025

Quellenangaben

  • Study Links E-Cigarette Use with Higher Risk of Heart Failure - American College of Cardiology: Zur Studie
  • DEBRA study – Deutsche Befragung zum Rauchverhalten | German Study on Tobacco Use: Zur Befragung
  • Kann die nikotinhaltige E-Zigarette bei der Rauchentwöhnung helfen?: Zum Text
  • Frankreich macht Schluss mit Wegwerf-Vapes: Zum Artikel
  • Erhöhung Herzinsuffizienz: Zur Studie
  • Das am häufigsten genutze Nikotinprodukt: Zu den Ergebnissen

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