Sex mit dem Defibrillator
Ein sensibles Thema, das im Arztgespräch oft ausgeklammert wird: Sexualität. Nach einer Implantation sollte Überlastung verhindert werden – muss man daher mit Defibrillator auf Sex verzichten? Und wie wirkt sich die OP auf die Libido aus?
Die gute Nachricht: Für die meisten Patienten ist Sex nach der Implantation weiterhin möglich und kann sogar einen positiven Effekt haben. Wenn man sich nicht völlig verausgabt, ist die Anstrengung beim Geschlechtsverkehr vergleichbar mit Treppensteigen in den zweiten Stock. Wie belastbar Patienten nach dem Eingriff sind, sollten sie mit ihrem Arzt besprechen.
Wichtig ist außerdem, auf den eigenen Körper zu hören und eine Pause einzulegen, falls man sich unwohl fühlt. Mit einem ausgedehnten Vorspiel kann man sich langsam vortasten und den Körper auf Temperatur bringen. Auch eine entspannte Atmosphäre ist hilfreich. Sollte der implantierte Defibrillator beim Liebesspiel einen Schock auslösen, ist dieser unbedenklich für Partnerin oder Partner – einen Stromschlag können die Geräte nicht an andere verteilen.
Sexuelle Aktivität wenige Monate nach einem Herzanfall verlängert langfristig sogar die Lebenserwartung. Zu diesem Schluss kam Professor Yariv Gerber von der Universität Tel Aviv in einer 2020 veröffentlichten Studie. Ein Grund könnte laut Gerber sein, dass Sexualität ein Zeichen für größere Fitness, verlässliche Beziehungen und psychische Widerstandsfähigkeit sein könnte. Außerdem stärkt Sex das Immunsystem, hilft Stress abzubauen und wirkt wie ein leichtes Training: der Kreislauf wird angeregt, der Puls steigt.
Lediglich in manchen Fällen kann eine Pause als Vorsichtsmaßnahme sinnvoll sein. Bei schwerer Herzinsuffizienz etwa sollte man enthaltsam bleiben, bis sich der Gesundheitszustand verbessert hat. Doch auch wer sich noch nicht fit genug für Sex fühlt, kann die Belastbarkeit langsam erhöhen und moderat Sport treiben. Umarmen und Küssen geht jedenfalls immer.