Verband richtig anlegen: Schritt-für-Schritt-Anleitung und Tipps

Redaktion
Sven von Thülen

Ob in der Werkstatt, im Büro oder unterwegs – Unfälle passieren schneller, als man denkt. Erste Hilfe kann Leben retten. Ein richtig angelegter Verband ist dabei oft der erste wichtige Schritt. In diesem Beitrag lernen Sie, wann ein Verband nötig ist, wie Sie ihn sicher anlegen und welche Materialien Sie dabei benötigen. Mit etwas Übung sind Sie für den Ernstfall bestens gewappnet.

Ein sauber und korrekt angelegter Verband kann im Notfall entscheidend sein – sei es im Betrieb, zu Hause oder in der Freizeit. Er stillt Blutungen, schützt Wunden und stabilisiert verletzte Körperteile. Für alle, die im Alltag Verantwortung übernehmen möchten, ist es daher wichtig, die Grundlagen der Wundversorgung zu beherrschen.

Bei 55 Prozent der Befragten einer Umfrage des Deutschen Roten Kreuzes liegt der letzte Erste-Hilfe-Kurs allerdings mehr als 10 Jahre zurück. Auch wenn meist schnell notfallmedizinische Hilfe vor Ort ist (bei schwereren Verletzungen), ist eine regelmäßige Auffrischung der Erste-Hilfe-Kenntnisse sehr empfehlenswert.

„Wir verfügen in Deutschland heute über eine recht gut ausgebaute Struktur in der notfallmedizinischen Versorgung. Die Erste-Hilfe-Ausbildung trägt dem Rechnung: Die dort vermittelten Maßnahmen stellen eine Erstversorgung sicher, die darauf ausgerichtet ist, dass in kurzer Zeit eine weitergehende Versorgung erfolgen kann. Verkürzt kann man sagen, dass die Erste-Hilfe-Maßnahmen die ersten acht bis zehn Minuten nach einem Notfall abdecken", erklärt Stefan Markus, Abteilungsleiter im Malteser Hilfsdienst.

In diesem Ratgeber erfahren Sie, wann ein Verband nötig ist, wie Sie ihn richtig anlegen und was Sie tun können, wenn kein Verbandmaterial zur Hand ist.

Wann sollte ein Verband angelegt werden?

Ein Verband ist immer dann sinnvoll, wenn eine Verletzung versorgt, geschützt oder stabilisiert werden muss. Typische Situationen sind:

Blutende Wunden

Stillen der Blutung und Schutz vor Keimen

Offene Verletzungen

Schutz der Wunde vor Infektionen und Schmutz

Verstauchungen oder Prellungen

Kühlung und Stabilisierung des betroffenen Bereichs

Verbrennungen

Schutz vor weiterer Reibung oder Keimen

Nach dem Entfernen eines Fremdkörpers

Abdeckung der offenen Stelle

Wichtig:

Ein Verband ersetzt keine ärztliche Behandlung, kann aber die Zeit bis zum Eintreffen professioneller Hilfe überbrücken.

Kostenübernahme des Gesundheits-Check-ups

Durch eine regelmäßigen Kontrolle können z. B. Herz-Kreislauf-Erkrankungen sowie Nierenerkrankungen frühzeitig erkannt werden.

Die richtige Vorbereitung: Was Sie beachten sollten

Bevor Sie mit der Versorgung beginnen, sollten Sie einige wichtige Punkte beachten. Sauberkeit hat oberste Priorität. Waschen Sie sich nach Möglichkeit die Hände oder verwenden Sie Desinfektionsmittel. Noch besser ist es, wenn Sie Einmalhandschuhe tragen – viele Verbandskästen enthalten diese bereits. Anschließend sollten Sie die Verletzung sorgfältig begutachten: Blutet sie stark? Kam Schmutz in die Wunde? Oberflächliche Wunden können Sie vorsichtig mit sauberem Wasser oder einer sterilen Lösung ausspülen.

Legen Sie sich danach das benötigte Material zurecht – zum Beispiel Kompressen, Mullbinden oder Pflaster. Ebenso wichtig: Beruhigen Sie die betroffene Person. Besonders bei blutenden Verletzungen kann ein ruhiges und sicheres Auftreten helfen, Panik zu vermeiden. Je strukturierter und gelassener Sie handeln, desto besser können Sie unterstützen.

Ein aufgeräumter Erste-Hilfe-Kasten erleichtert schnelles Handeln – prüfen Sie regelmäßig den Inhalt!

Worauf sie dabei achten sollten: Ein Erste-Hilfe-Kasten muss nicht in festen Intervallen vollständig ausgetauscht werden. Vielmehr ist es wichtig, die enthaltenen Materialien regelmäßig zu überprüfen – insbesondere die sterilen Produkte, die direkt mit Wunden in Kontakt kommen. Diese sind in der Regel vier bis fünf Jahre haltbar, was von den meisten Herstellern auch so angegeben wird. Darüber hinaus können auch andere Bestandteile wie Pflaster ihre Klebekraft verlieren oder Einmalhandschuhe mit der Zeit porös werden. Daher sollte der Erste-Hilfe-Kasten in regelmäßigen Abständen kontrolliert und abgelaufene oder beschädigte Artikel ersetzt bzw. ergänzt werden.

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Verbandarten im Überblick: Welcher Verband für welche Verletzung?

Jede Verletzung erfordert eine angepasste Versorgung. Hier eine Übersicht:

Wundverband:

Zur Abdeckung kleinerer bis mittlerer Wunden. Ein Wundverband besteht meist aus einer sterilen Wundauflage (z. B. Kompresse) und einem Fixiermaterial (z. B. Mullbinde oder Pflaster). Er sorgt für ein feuchtes Wundklima, das die Heilung fördert und wird meistens nicht straff angelegt.

Druckverband:

Bei starken Blutungen, um den Blutfluss zu stoppen. Ein Druckverband besteht aus einer Wundauflage, einem Druckpolster (z. B. zusammengerollte Binde) und einer straffen Fixierung mit einer Binde. Ein Druckverband sollte sorgfältig überwacht werden, um Durchblutungsstörungen zu vermeiden.

Stützverband:

Zur Stabilisierung bei Prellungen, Zerrungen oder Verstauchungen. Ein Stützverband besteht aus elastischen Binden oder speziellen Bandagen. Er kann Schwellungen verhindern oder reduzieren. Wichtig: Ein Stützverband ist nicht zur Wundversorgung gedacht.

Verband mit Kühlkompresse:

Hilft bei Schwellungen und Entzündungen, z. B. am Knöchel oder Handgelenk.

Finger-/Handverband:

Spezielle Techniken und Materialien, oft mit Pflasterstreifen oder Fingerlingen.

Fixierverband:

Hält Wundauflagen an Ort und Stelle, ohne großen Druck.

Schritt-für-Schritt-Anleitung: So legen Sie einen Verband richtig an

Je nach Art der Verletzung kann der Ablauf leicht variieren, doch diese Grundschritte gelten für die meisten Situationen:

  • 1. Wunde abdecken:

    Legen Sie eine sterile Kompresse oder Mullauflage direkt auf die Verletzung.

  • 2. Fixieren:

    Umwickeln Sie die Stelle mit einer Mull- oder elastischen Binde, ohne zu viel Druck auszuüben, damit die Kompresse an Ort und Stelle bleibt. Achten Sie darauf, dass die Haut nicht blau oder kalt wird – bei Bedarf den Verband lockern.

  • 3. Druckverband bei starker Blutung:

    Legen Sie eine zweite Kompresse direkt auf die erste Kompresse, also auf die bereits abgedeckte Wunde. Wickeln Sie anschließend die Binde straff, aber kontrolliert über die zweite Kompresse. Die erste Kompresse liegt direkt auf der Wunde und hat die Aufgabe, die Blutung aufzufangen und die Wunde keimfrei abzudecken. Die zweite Kompresse dient als Druckpolster, das durch den straffen Verband gezielt Druck auf die Wunde ausübt – dadurch kann die Blutung gestoppt oder deutlich verringert werden.

  • 4. Ende befestigen:

    Mit Verbandklammern, Heftpflaster oder Klettverschluss sichern.

Merke:

Der Verband soll gut halten, darf aber nicht abschnüren!

Die häufigsten Fehler beim Verband anlegen

Auch mit besten Absichten können Fehler passieren. Achten Sie auf folgende Punkte:

  • Zu fester Verband:

    Kann die Blutzufuhr abschnüren, was sehr gefährlich sein kann.

  • Unsteriles Material:

    Erhöht das Infektionsrisiko. Verwenden Sie immer sauberes Material.

  • Wunde vorher nicht gereinigt:

    Verschmutzungen können Entzündungen verursachen.

  • Verband rutscht oder hält nicht:

    Führt dazu, dass die Wunde nicht richtig geschützt ist.

  • Betroffene Person beobachten:

    Bei Anzeichen von Schock oder starker Blutung immer ärztliche Hilfe rufen!

Aber keine Angst, beruhigt Stefan Markus und fasst noch einmal zusammen: „Grundsätzlich gibt es hier kaum Fehler, die gemacht werden. Wichtig ist, dass der Verband lediglich die Wundauflage fixieren soll, der Verband also nicht zu stramm angelegt werden sollte. Werden die nachfolgenden Körperbereiche (Hände/Füße) blass oder kalt, sollte der Verband gelockert werden. Außer bei bedrohlichen Blutungen: Hier muss soviel Druck auf die Wunde ausgeübt werden, dass die Blutung zum Stillstand kommt."

 

Erste-Hilfe-Tipps: Was tun, wenn kein Verbandmaterial zur Hand ist?

Nicht immer ist ein Erste-Hilfe-Kasten in der Nähe. Worauf es im Notfall am meisten ankommt, erklärt Stefan Markus: „Handelt es sich um bedrohliche Blutungen, ist der Druck auf die Wunde und damit das Stillen der Blutung entscheidend. Die kann auch mit bloßen Händen (idealerweise mit Handschuhen) erfolgen. Als Druckpolster eigenen sich nachgiebige, nach Möglichkeit nicht saugende Gegenstände (wie eine Packung Papiertaschentücher oder ähnliches). Nicht bedrohliche Wunden können aber auch zunächst abgedeckt werden, zum Beispiel mit einem sauberen Stück Stoff oder einem Handtuch."

Andere improvisierte Mittel für den Fall, dass kein Erste-Hilfe-Kasten greifbar ist:

  • Sauberes Tuch oder Taschentuch:

    Kann als Kompresse dienen.

  • Schal oder Gürtel:

    Eignet sich zur Fixierung oder als Druckverband.

  • Kleidung aufschneiden:

    Ein Stück Stoff aus dem T-Shirt kann im Notfall helfen.

  • Plastiktüte oder Folie:

    Kann bei Verbrennungen als Schutzschicht dienen (nicht luftdicht!).

Achtung:

Diese Lösungen sind nur für den Notfall gedacht. Eine Verletzung sollte immer schnellstmöglich professionell versorgt werden.

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Einen Verband richtig anzulegen ist keine Zauberei – mit etwas Übung und Vorbereitung können Sie im Ernstfall schnell und effektiv helfen. Wer Erste Hilfe leisten kann, zeigt Verantwortungsbewusstsein und trägt aktiv zur Sicherheit anderer bei. Dieses Wissen kann im Ernstfall entscheidend sein – für andere und für Sie selbst.

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Sven von Thülen

Veröffentlicht am 10.09.2025

Quellenangaben

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