Orthopädie-OP: Diese Fragen sollten sie zu Risiken und Neben­wirkungen stellen

Ärzte sind verpflichtet, ihre Patienten vor einer Operation über die Risiken, Nebenwirkungen und Alternativen aufzuklären. Dies gilt selbstverständlich auch für orthopädische Eingriffe. Die wichtigsten Fragen an Ihren Arzt im Überblick und zum Download.

Es ist eine Entscheidung, die selten leicht fällt: Operieren? Oder doch eine konservative Behandlung wählen und hoffen, dass die Erkrankung oder Verletzung auch ohne chirurgischen Eingriff heilt? Laut Statistischem Bundesamt werden in deutschen Kliniken jährlich über sieben Millionen Operationen durchgeführt. Zu den häufigsten chirurgischen Eingriffen gehören Implantationen einer Endoprothese am Hüftgelenk oder auch Operationen an Mittelfußknochen oder den Zehengliedern des Fußes. Chirurgische Eingriffe also, die dem Fachbereich Orthopädie zugeordnet sind.

Dieser Fachbereich bezieht sich zuvorderst auf Krankheiten und Verletzungen, die den Bewegungs- und Stützapparat betreffen. Das Spektrum reicht von Erkrankungen der Wirbelsäule über Osteoporose bis hin zu Rückenschmerzen oder Arthrose. Auch hier gilt: Bevor Sie sich einer Operation unterziehen, sollten Sie erst einmal ganz grundsätzliche Fragen stellen und sie von Ihrem Hausarzt oder behandelnden Arzt beantworten lassen.

Im Regelfall gilt die Auskunftspflicht. Das heißt, Ärzte müssen die Fragen beantworten, die Patienten vor der Durchführung einer Operation umtreiben. So eröffnet sich dem Patienten nicht nur die gesamte Tragweite einer Operation, was die Vorbereitung auf eine OP, ihre Durchführung oder den Heilungsprozess betrifft. Auch die Entscheidung, ob eine Operation wirklich sinnvoll ist oder eine konservative Behandlung vielleicht die gleichen Erfolgsaussichten bietet, wird dadurch beantwortet. Um umfassend informiert zu sein, muss allerdings auch zielführend gefragt werden. Im Folgenden und zum Download daher die 15 wichtigsten Fragen, die Sie als Patient vor einem (orthopädischen) Eingriff stellen sollten. 

1. Wie lautet der genaue Name meiner Verletzung und was ist damit konkret gemeint?

Die erste Frage, die Sie Ihrem Arzt stellen sollten, ist diese: Wie lautet der genaue Name meiner Verletzung und was ist damit konkret gemeint? Der Grund: Nur, wenn Ihnen wirklich bewusst ist, was Ihnen fehlt, können Sie eine fundierte Entscheidung treffen. Sollten Sie nach dem ersten Erklärungsversuch immer noch unsicher sein, dann bitten Sie Ihren Arzt, seine Erläuterung zu wiederholen. Fragen Sie außerdem unbedingt nach, wenn Sie manche Fachbegriffe oder Fremdwörter nicht verstehen. 

2. Was kann ich sofort und aktiv beitragen, um den Heilungsprozess zu beschleunigen?

Zu den Schmerzen und Einschränkungen, die mit einer Erkrankung einhergehen können, gesellt sich bei vielen Patienten das unangenehme Gefühl, dem Leiden ausgesetzt zu sein. Gerade bei orthopädischen Erkrankungen und Verletzungen kann es aber gut sein, dass Sie aktiv etwas zu Ihrer Genesung beitragen können. Zum Beispiel, indem Sie unnötige Belastungen vermeiden oder bestimmte Übungen tagtäglich wiederholen. Sie können Ihren Arzt auch bitten, Internet-Quellen zu nennen, über die Sie sich noch intensiver über Ihr Krankheitsbild informieren können. Das hilft, aus dem Gedankenkarussell auszubrechen.

3. Welche Alternativen zu einer Operation gibt es und wer trägt die Kosten?

Jede Operation geht mit Risiken und Nebenwirkungen einher. Tatsächlich schätzen Experten, dass zwischen 20 und 30 Prozent aller Operationen aus medizinischer Sicht nicht alternativlos sind. Und verschiedene Studien zur Zweitmeinung zeigen, dass sich Patienten vor allem im Fachbereich Orthopädie häufig unnötig unters Messer legen. Lassen Sie sich von Ihrem Arzt daher ausführlich über die Möglichkeit einer konservativen Behandlung informieren. Klären Sie auch, wer die Kosten dieser Behandlung trägt.

Was ist eigentlich der Unterschied zwischen MRT und CT?

Die Diagnose-Methoden Magnetresonanztomographie (MRT, MR oder auch Kernspin genannt) und Computertomographie (CT) unterscheiden sich zum einen in ihrer Funktionsweise, zum anderen in ihren Anwendungsmöglichkeiten: zum Beispiel nach zu untersuchender Region, diagnostischer Fragestellung oder der persönlichen Situation des Patienten.

Ein CT arbeitet mit Röntgenstrahlen, die den Patienten aus allen Richtungen „scannen“. Ergebnis ist ein hochauflösendes Querschnittsbild des jeweiligen Körperbereichs, das sich besonders zur Darstellung von knöchernen Strukturen und – aufgrund der Untersuchungsgeschwindigkeit – für Notfallsituationen eignet.
Vorteile: die kurze Untersuchungsdauer und die gute Bildqualität.
Nachteil: die Strahlenbelastung.

 

 

Im Gegensatz dazu stellt das MRT besonders Weichteilgewebe, Gelenkstrukturen, Brustgewebe, Gehirn und Nerven kontrastreich und damit besser beurteilbar dar. Es arbeitet mit Magnetfeldern, die sehr schnell an- und abgeschaltet werden.
Vorteile: die fehlende Strahlenbelastung, kein Einsatz jodhaltiger Kontrastmittel und die Möglichkeit, Aufnahmen in beliebigen Ebenen dreidimensional anzufertigen.
Nachteile: die längere Untersuchungsdauer von bis zu 30 Minuten in einer engen Röhre, das laute Klopfgeräusch während der Untersuchung und die empfindliche Bildgebung (metallische Gegenstände, Verwacklungsgefahr).

4. Wie gut sind die Heilungschancen, wenn ich auf eine Operation verzichte und mich für eine konservative Behandlung entscheide?

Unter Umständen ist Ihre orthopädische Verletzung oder Erkrankung auch ohne chirurgischen Eingriff heilbar. Dies kann zum Beispiel mit Hilfe von Physiotherapie, Krankengymnastik, Übungen zuhause und ausreichend Geduld sowie Durchhaltevermögen gelingen. Bevor Sie sich für eine konservative Behandlung entscheiden, sollten Sie sich informieren, wie gut die Heilungschancen verglichen mit einer Operation sind. Fragen Sie auch, ob das Ergebnis am Ende das gleiche sein wird.

5. Was sind konkret die Vorteile und Risiken einer Operation?

Jede Operation ist mit Risiken verbunden. Zu den häufigsten Folgen gehören: Übelkeit und Erbrechen, Schmerzen, Blutungen und Blutergüsse sowie Wundinfektionen, Wundheilungsstörungen oder Narbenbildungen. Hinzu kommt vielfach, dass die Operation die Grundbeschwerden gar nicht lindert. Informieren Sie sich daher vorab ausführlich über die Vorteile und Risiken einer Operation; auch verglichen mit einer konservativen Behandlung.

6. Wie erfolgreich ist eine Operation bei vergleichbaren Fällen?

Eine gute Orientierung, wie gut die Erfolgschancen sind, erhalten Sie, indem man Ihnen einen Vergleichswert liefert. Fragen Sie Ihren Arzt nach Personen, die aufgrund des gleichen Krankheitsbildes operiert wurden. Wichtig dabei kann sein, dass diese ähnliche Voraussetzungen wie Sie erfüllten. Also nicht nur die gleiche Verletzung hatten, sondern auch im gleichen Alter waren oder eine ähnliche körperliche Grundverfassung mitbrachten.

7. Wie lange wird der Heilungsprozess nach der Operation dauern?

Jeder Patient ist individuell, weshalb es schwer sein kann, Ihnen auf diese Frage eine konkrete Antwort zu geben. Bitten Sie Ihren Arzt einfach, einen ungefähren Zeitraum – zum Beispiel aufgrund seiner Erfahrungswerte – zu nennen. Immerhin bekommen Sie dadurch eine grobe Orientierung.

8. Wie gut sind die Chancen, dass meine Verletzung mit Hilfe einer Operation komplett verheilt?

Besonders bei orthopädischen Verletzungen und Erkrankungen gibt es oft keine Garantie, dass Ihr Leiden nach einem chirurgischen Eingriff und der entsprechenden Genesungszeit komplett verschwindet. Keine Garantie also, dass Sie hinterher wieder ganz der oder die "Alte" sind. Damit Sie keine falschen Erwartungen haben, die hinterher enttäuscht werden könnten, sollten Sie bereits vor einer Operation um eine Einschätzung bitten, in welchem Umfang Ihr Leiden dadurch gelindert werden könnte. Hier können Sie – falls Sie es nicht bereits getan haben – Ihren Arzt auch bitten, kurz zu erklären, inwieweit eine Operation die Aussicht auf eine komplette Genesung verbessert oder verschlechtert.

9. Verursacht meine Operation Schmerzen?

Es lässt sich nie komplett ausschließen, dass es infolge einer Operation zu Schmerzen kommen kann. Um darauf besser vorbereitet zu sein, sollten Sie sich vorab über das Thema informieren. Ihr Arzt kann Ihnen bei dieser Gelegenheit auch erläutern, welche Maßnahmen oder Medikamente nach der Operation helfen könnten, mögliche Schmerzen zu lindern.

10. Wie wird meine Operation voraussichtlich durchgeführt? Brauche ich eine Vollnarkose?

Es kann wichtig sein, zu erfahren, wie eine bestimmte Operation in etwa ablaufen wird. Dadurch können zum Beispiel unbegründete Ängste abgebaut werden. Vor allem, wenn es sich – wie in der Orthopädie häufiger – um sogenannte Routine-Eingriffe handelt. Neben dem chirurgischen Eingriff an sich – Wer führt die OP durch? Wie lange wird sie dauern? Was geschieht genau? – ist auch die Frage, ob eine Vollnarkose benötigt wird oder nicht, für viele Patienten eine drängende. Entscheiden Sie einfach selbst, welche Fragen Ihnen rund um den Ablauf Ihrer Operation besonders am Herzen liegen. Notieren Sie diese Fragen vorab.

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11. Wie lange werde ich im Krankenhaus bleiben müssen?

Besonders bei Patienten mit privaten Verpflichtungen, etwa bei Eltern von kleinen Kindern, ist Planungssicherheit unabdingbar. Aber auch Freunde, Bekannte und Verwandte, die Sie im Krankenhaus besuchen möchten, müssen planen können. Erkundigen Sie sich daher, unter welchen Umständen Sie wie lange im Krankenhaus bleiben müssen. Entsprechend können Sie auch Ihre Kleidung für den Aufenthalt packen oder ein bisschen Unterhaltung wie ein gutes Buch oder Ihr Tablet mitnehmen.

12. Mit welchen Einschränkungen muss ich nach der Operation rechnen?

Sie haben einen eigenen Garten? Ein Haustier, um das Sie sich kümmern müssen? Oder niemanden zuhause, der für Sie Einkäufe erledigen kann? Klären Sie vorab, mit welchen Einschränkungen Sie nach der Operation rechnen müssen, auch dann, wenn Sie bereits wieder daheim sind. So können Sie alle nötigen Vorbereitungen für eine weitgehend stressfreie Rückkehr treffen. Denn weniger Stress hat bekanntlich auch einen positiven Einfluss auf die Genesung.

13. Welches Krankenhaus kann meine Operation gut durchführen? Haben Sie eine Empfehlung für eine Klinik in meiner Nähe? Kann ich die OP dort auch ambulant durchführen lassen?

Krankenhäuser sind wie Unternehmen, in denen zum Beispiel ganz bestimmte Spezialisten tätig sind oder Leistungen angeboten werden, mit denen sich eine Klinik von der anderen abhebt. Erkundigen Sie sich daher, welches Krankenhaus Ihre Operation besonders gut durchführen kann und Ihren individuellen Bedürfnissen am besten gerecht wird. Lassen Sie sich ruhig konkrete Empfehlungen geben. Sie können sich im Nachhinein auch direkt bei den infrage kommenden Kliniken erkundigen, welche Vorteile und Rahmenbedingungen dort auf Sie warten.

14. Übernimmt meine Krankenkasse die Kosten für die Operation?

Auf diese Frage sollte Ihr Arzt normalerweise antworten können. Für Versicherte der IKK classic gilt: In der Regel werden die Kosten für Ihre Operation sowie die Ausgaben für Behandlung und Pflege im Krankenhaus übernommen. Zu den Leistungen gehören zum Beispiel die ärztliche Behandlung, die Krankenpflege, die Versorgung mit Arznei-, Heil- und Hilfsmitteln sowie die Unterkunft und Verpflegung. Die Behandlung kann vollstationär, teilstationär, vor- oder nachstationär sowie ambulant erfolgen. Welche davon für Sie am geeignetsten ist, entscheiden Ihr behandelnder Arzt sowie das Krankenhaus. Mehr Informationen dazu finden Sie hier.

15. Gibt es im Zusammenhang mit der Operation noch Anmerkungen oder Ergänzungen, die Sie für wichtig halten?

Gehen Sie abschließend auf Nummer sicher und fragen Sie Ihren Arzt, ob es über die genannten Punkte hinaus noch weitere Ergänzungen oder Anmerkungen seinerseits gibt. So können Sie sicher gehen, dass Sie über alle relevanten Informationen verfügen, um auf Ihre Operation bestmöglich vorbereitet zu sein.

Im Folgenden haben Sie die Möglichkeit, alle wichtigen Fragen als PDF herunter zu laden.

Hier die wichtigsten Fragen downloaden

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