Miss Handwerk 2023 im Interview: Maren Kogge über ihren Traumberuf

Redaktion
IKK classic

Maren Kogge ist Miss Handwerk 2023. Als Kirchenmalerin repräsentiert sie das kreative Spektrum an Handwerksberufen. Im Interview spricht Maren Kogge über die Sinnhaftigkeit ihrer Tätigkeit, das Thema Nachhaltigkeit bei der Arbeit an denkmalgeschützten Gebäuden und wie sie es geschafft hat, aus einer Leidenschaft ihren Beruf zu machen.

Die Freude war groß Anfang März auf der Internationalen Handwerksmesse, als die Kirchenmalerin Maren Kogge in München zu Miss Handwerk 2023 gekürt wurde. Für ein Jahr vertritt sie fortan das Handwerk und macht sich dafür stark. „Einfach unglaublich“, strahlte die frisch gekürte Siegerin bei der Verkündung.

Zum Malen geboren – das können wohl die wenigsten behaupten. Doch Maren Kogge schaffte es, ihre Leidenschaft zum Beruf zu machen: Die Miss Handwerk 2023 stieg direkt nach ihrem Abitur in die Kirchenmalerei ein. Wir sprechen mit ihr über ihren Beruf, was sie daran fasziniert und was der Nachwuchs mitbringen sollte.  

Traumberuf Kirchenmalerei: Was Maren Kogge daran fasziniert

Maren Kogge bemalt eine Kirchenwand © Inga Geiser
© Inga Geiser/Verlagsanstalt Handwerk

Der Einstieg ins Handwerk

  • Wie sind Sie ins Handwerk gekommen?

    Ich bin vor über zwölf Jahren nach Bayern gezogen, um hier die Kirchenmalerei zu lernen – in Freising. Nach drei Jahren Ausbildung habe ich dann vor Ort noch zwei Jahre als Gesellin verbracht, meinen Meistertitel draufgesetzt und arbeite inzwischen seit sechs Jahren im Chiemgau selbstständig in meiner eigenen Firma.  

  • Gab es einen Schlüsselmoment, der klar gemacht hat: Das Handwerk muss es sein? 

    Die meisten, die wie ich auf der Schule für Medien und Gestaltungstechnik waren, machen heute irgendwas mit Medien. Bei mir war das anders: Ich wollte schon immer etwas Praktisches machen, etwas mit meinen Händen schaffen. Diverse Praktika haben mich dann zur Kirchenmalerei geführt und ich war sofort verliebt.  

Sinn und Erfüllung in der Arbeit

  • Was reizt Sie an der Kirchenmalerei am meisten? 

    Dass wir Kunst und Kulturgut erhalten. Wir dürfen an wichtigen Orten Hand anlegen, an denen teils schon seit langer, langer Zeit niemand mehr gearbeitet hat. Das erfüllt einen mit viel Ehrfurcht und Respekt und führt zu einem magischem Gänsehautgefühl. Das ist etwas ganz Besonderes.  

  • Beschränkt sich Ihre Arbeit nur auf Kirchenmalereien? 

    Nein, wir arbeiten nicht nur am Sakralen. Letztes Jahr haben wir in einer Burganlage an einem alten Wehrturm gewerkelt, dann wiederum am Schloss Herrenchiemsee oder aber an normalen Fassaden, die unter Ensembleschutz stehen. Genauso gehört auch die Ausstattung von Altären, Bilderrahmen oder Figuren dazu. Dabei kann es sich um abgebrochene Fingerkuppen oder weggebrochene Stuckelemente handeln, die wir reparieren. Das ist unglaublich vielfältig. 

  • Welche Arbeit ist Ihr Favorit? 

    Die Baustelle im Schloss auf der Insel Herrenchiemsee war für mich etwas ganz Besonderes. Der sogenannte Märchenkönig Ludwig II. ließ das Gebäude vor über 140 Jahren nach dem Vorbild von Schloss Versailles bei Paris erbauen. Wir sind morgens mit dem Team im Sonnenaufgang mit der Fähre rüber auf die Insel gefahren, das war ein tolles Gefühl. Und an einem Ort zu arbeiten, den jede Person kennt – das erzählt man gerne weiter.  

  • Wie sieht als Kirchenmalerin Ihr klassischer Tagesablauf aus? 

    Das kommt auf den Auftrag an. Aktuell richten wir eine Kirche und einen Kirchturm her. Dafür muss ein Gerüst aufgestellt und abgenommen werden. Bei der Erstbegehung sehen wir dann die Putzschäden, die wir davor nur von unten beurteilen konnten. Und dann stellen sich die ersten Fragen: Wie sieht das Ziffernblatt aus? Wie der Bestand? Wie sieht der Schaden genau aus?  

Vorsorge

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  • Und dann geht es endlich los?  

    Zuerst säubern wir mit einer Reinigungskrake – eine Reinigungsbürste mit unglaublich vielen Schläuchen, daher der Name – die Fassade. Das schmutzige Wasser gelangt dabei nicht wieder ins Grundwasser, sondern wird von uns in einem Kanister aufgefangen, geklärt und fachgerecht entsorgt. Nach der Reinigung kommt es zu den Verputzarbeiten – das heißt, wir flicken alles, wo Löcher drin sind. Das machen wir mit einer eigens hergestellten Handmischung aus Sand, Trassmehl und Kalk und nicht mit einer Fertigmischung.  

  • Geht es anschließend ans Streichen?  

    Ja. Aber nicht mit Walze und Rolle wie im Wohnzimmer daheim, sondern mit einer großen Quaste, einem großen Pinsel im Kreuzschlag. Zu den Lehrlingen sage ich immer: „Achten oder Unendlichkeitszeichen schlagen.“ In diesem Duktus streichen wir dann gemeinsam die Kirche, fangen oben an und treffen uns mittags unten.  

  • Das kann körperlich belastend sein. Tätigen Sie dafür einen Ausgleich?

    Die Frage stellen mir besorgte Eltern oft. Ich antworte dann, dass wir natürlich nicht nur in den Armen, sondern auch in der Schultermuskulatur sehr stark sind. Man kann sich ziemlich gut schulen, den linken Arm genauso gut wie den rechten zu nutzen. Das muss man eh – sonst hat man auf der einen Seite plötzlich Supermuskeln und auf der anderen nicht. Das allein reicht aber natürlich nicht aus. Ich persönlich mache Yoga, Pilates und Crossfit, unsere Auszubildene geht ins Fitnessstudio. Das kann jeder machen, wie er möchte – fit bleiben sollte man so oder so. 

Kursangebote

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Der Weg zur Kirchenmalerei

  • Kann jeder in der Kirchenmalerei arbeiten? Was muss der Nachwuchs mitbringen? 

    Eine Affinität zu Kunst und Kultur, ein Talent zum Malen und Zeichnen sind wichtig. 

    Ein ebenfalls wichtiger Punkt ist eine Farbsehtüchtigkeit. Das klingt einfach, ist es aber nicht. Mit einer Rot-Grün-Schwäche wird es leider schwierig. Man sollte auch schwindelfrei sein. Wir arbeiten von weit oben, da weht der Wind schon anders. Ansonsten – es ist eine Lehre: Wenn die Ambition stimmt, regeln wir den Rest locker in der Ausbildung. 

  • Haben Sie sich schon immer für Kunstgeschichte interessiert? 

    Ja, von klein auf. Familienausflüge in Museen fand ich nie langweilig. Und dieser Moment, wenn man das erste Mal in eine Kirche geht, diese innere Ruhe und Faszination – das ist mir geblieben. 

  • Inwiefern ist Kirchenmalerei eine sinnstiftende Arbeit für Sie? 

    Kirchenmalerei erfüllt mich jeden Tag mit Sinn. Es gibt für mich nichts Besseres als das Gefühl zu haben, man tut etwas Notwendiges, Nachhaltiges, und etwas, was bleibt. Wir verlassen die Baustelle abends anders, als wir sie morgens vorgefunden haben. Dieser sichtbare Fortschritt motiviert. Und wenn wir beispielsweise eine Kirche restaurieren, ist meist die ganze Gemeinde involviert und zeigt uns eine große Wertschätzung. Das fühlt sich gut an.  

Handwerk macht glücklich

Die IKK classic hat genau hingeschaut und überprüft, wie es mit der Zufriedenheit im Job in Deutschland aussieht, wie wertgeschätzt wir uns fühlen – wie glücklich wir sind. Eine Berufsgruppe sticht besonders positiv hervor: das Handwerk.

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Einsatz für Nachhaltigkeit und Gleichberechtigung

  • Wie spielt das Thema Nachhaltigkeit in Ihrem Beruf und für Sie persönlich eine Rolle? 

    Nachhaltigkeit ist der Fokus bei allem, was wir tun. Wir arbeiten nur mit natürlichen und ressourcenschonenden Materialien wie zum Beispiel Kalk und Leinöl. Im privaten Wohnungsbau und Denkmalschutz stellt Lehm aktuell die wichtigste Ressource dar. Lehm ist deshalb bei uns so beliebt, da er niemals ein Abfallprodukt ist, sondern immer wiederverwertet werden kann. Er ist aktivierbar, reversibel, recyclebar und schadstofffrei. Kalk zum Beispiel ist für Allergiker geeignet und reinigt sich auch noch selbst. Lehm hat hervorragende Eigenschaften im Bereich der Wärmeleitfähigkeit. Ich kläre meine Kundinnen und Kunden diesbezüglich gerne auf und rate ihnen, sich für naturschonende Materialien zu entscheiden.  

  • Wie wollen Sie Ihre Rolle als Miss Handwerk 2023 gestalten? 

    Ich freue mich, dass ich Miss Handwerk geworden bin und stoße deshalb aktuell verschiedene, unter anderem soziale Projekte an. Ich werde dieses Jahr das erste Mal als Schirmherrin mit Handwerkerinnen einen Truck auf dem Christopher Street Day in München und Köln haben und ein Zeichen für Gleichberechtigung, Menschenrechte und Toleranz setzen. Im Handwerk gibt es für jeden einen Platz. 

Übrigens: Maren Kogge sucht für ihren Betrieb "Kain & Kogge" aktuell Auszubildene. Mehr Informationen finden Sie auf ihren sozialen Plattformen, besonders auf Instagram unter @koggeundcrew_malermeister.

Miss und Mister Handwerk 2023: Mehr zur Wahl

Zahlreiche Handwerkerinnen und Handwerker hatten an dem Wettbewerb um die Titel Miss und Mister Handwerk teilgenommen. Schlussendlich ergab sich das Endergebnis der Wahl aus dem Online-Voting, dem anwesenden Publikum und der zuständigen Jury. Diese bestand unter anderem aus Hans Peter Wollseifer, ehemaliger Präsident der  Handwerkskammer, sowie Kai Swoboda, Stellvertretender Vorstandsvorsitzender der IKK classic, und entschied so das Finale. 

Die Kirchenmalerin Maren Kogge wurde zur Miss Handwerk 2023 gewählt, Tarek Legat zum Mister Handwerk 2023. Der 25-jährige, in Coburg geborene Handwerker arbeitet im Familienbetrieb Zetzmann GmbH und möchte diesen später mit seiner Schwester Jannika weiterführen. Dass der Dachdeckerberuf für ihn das Richtige ist, sagte er kürzlich in einem Interview, habe er schnell gemerkt: Vor allem die Arbeit an der frischen Luft, handfeste Herausforderungen und der Kundenkontakt hätten ihn überzeugt. 

Alle Kandidatinnen und Kandidaten hätten gezeigt, wie facettenreich und unentbehrlich die Berufe im Handwerk seien, schwärmte Tarek Legat nach der Wahl. „Als Mister Handwerk werde ich jede Chance nutzen, das Handwerk fortan zu stärken.“  

 

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Veröffentlicht am 02.05.2023

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