Frauen im Handwerk: Mit einer Ausbildung erfolgreich die Karriere starten?

Immer mehr junge Frauen machen eine Ausbildung in klassischen Handwerksberufen. Und in Zeiten des Fachkräftemangels haben sie dort auch eine gute Perspektive, Karriere zu machen. Doch auf welche Herausforderungen treffen sie gerade im Handwerk? Und was ist das Besondere daran, in diesen Berufen zu arbeiten? Wir haben eine Auszubildende nach ihrer Einschätzung gefragt.

Madita Brauer ist 22 Jahre jung und hat vor zwei Jahren Kostüm gegen Blaumann getauscht: Nach ihrer Ausbildung zur Bankkauffrau stieg sie in den Installationsbetrieb ihres Vaters ein. Seither macht sie eine Lehre zur Anlagenmechanikerin für Heizungs-, Sanitär-, Klima- und Lüftungstechnik. Parallel studiert Madita im Studiengang Bachelor of Arts Handwerksmanagement. Im nächsten Jahr steht dann der Meistertitel auf dem Programm. Diese Art der Ausbildung wird auch als sogenanntes Triales System bezeichnet – doch dazu später mehr.

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Frauen im Handwerksberuf: eigenständig und tough

Ist es nach wie vor eine Herausforderung, als junge Frau in einem handwerklichen Betrieb zu arbeiten? Herrscht hier nicht immer noch ein stark männlich geprägtes Gefüge mit vielen Vorurteilen gegenüber dem vermeintlich schwachen Geschlecht? Madita Brauer gibt zu: "Anfangs gab es sicherlich Skepsis – vor allem bei den älteren Kollegen. Auch gut gemeinte Angebote wie: 'Soll ich dir helfen, das zu tragen?' hörte ich öfter als mir recht war. Doch ich habe ziemlich schnell klargestellt, dass ich mich melde, wenn ich Hilfe brauche. Das wurde dann auch akzeptiert."

Auch im Umgang mit den Kollegen anderer Gewerke auf der Baustelle müsse 'frau' sich anfangs sicher mehr behaupten als ein Mann. Brauers Tipp: "Immer souverän und offensiv auf das Gegenüber zugehen und von vornherein klarstellen, wer wo das Sagen hat." Das sei nicht immer einfach, schließlich habe jeder mal einen schlechten Tag. Aber es zahle sich aus: “Inzwischen merke ich, dass ich zu hundert Prozent akzeptiert werde, wie jeder andere Kollege auch." 

Dieser Umstand und die Freude an ihrem "neuen" Beruf bewegt die junge Frau dazu, auf Ihrem Instagram-Account @frauimhandwerk ordentlich Werbung fürs Handwerk zu machen und mit gängigen Vorurteilen aufzuräumen. Doch was ist jetzt so viel besser, als bei der Arbeit hinterm Bankschalter?

© WEITBLICK/Gottfried Schmidt OHG

"Das Tolle an Berufen im Handwerk ist einerseits, dass die Arbeit abwechslungsreich ist. Dazu kommt die Interaktion mit dem Kunden über viele Arbeitsschritte hinweg und schließlich das fertige Produkt, das man mit seinen eigenen Händen geschaffen hat. Und – das Beste: die Freude und Wertschätzung des Kunden am Ende des Auftrags."

Die nächste Generation: Sind Frauen im Handwerk die Zukunft?

Inzwischen wird fast ein Viertel der Ausbildungsverträge im Handwerk mit Frauen geschlossen (im Jahr 2017: 23,2 Prozent). Nur in gewerblich-technischen Ausbildungsberufen sind Frauen noch stark unterrepräsentiert. Ganz oben auf der Beliebtheitsskala stehen bei Frauen hingegen Handwerksbetriebe mit kreativem Potenzial wie:

(Quelle: Zentralverband Deutsches Handwerk, www.zdh.de)

  • Maßschneiderin (Frauenanteil: 81,9 Prozent)

  • Goldschmiedin (79,1 Prozent)

  • Konditorin (82,1 Prozent) oder

  • Augenoptikerin (68,9 Prozent)

Aber Frauen setzen sich neuerdings auch in Berufen durch, die einst als reine Männerdomänen galten: Als Dachdeckerin, Malerin oder Mechatronikerin überzeugen sie nicht nur mit Köpfchen, sondern auch durch handwerkliches Geschick und Können. Und tatsächlich sollen noch mehr junge Frauen zu einer Ausbildung im Handwerk ermutigt werden, denn die Perspektiven und Karrierechancen für Frauen sind dort hervorragend. Auch Madita Brauer unterstützt die Aufklärungsarbeit und fordert noch mehr davon, zum Beispiel an Schulen: 

Vorrangig müssen wir Schüler erreichen. Denn es halten sich noch immer viele Vorurteile über die 'harte Arbeit' im Handwerk, was dazu führt, dass viele junge Menschen einen Ausbildungsberuf im Handwerk für sich gar nicht erst in Erwägung ziehen.
Madita Brauer, Auszubildende

Kommunikation ist hier laut Brauer das A und O: Man müsse mit diesen Vorurteilen aufräumen, etwa durch Pflichtpraktika in Handwerksbetrieben. Und das nicht nur an Mittel- oder Realschulen, sondern auch am Gymnasium. Brauer selbst ist Abiturientin und fordert eine umfassende Aufklärung zu den Chancen und Weiterbildungsmöglichkeiten im Handwerk. Denn sie wäre nach eigener Aussage niemals auf die Idee gekommen, eine Ausbildung im Handwerk zu machen, hätte sie nicht das "Triale System" entdeckt, bei dem sie gleichzeitig ihren Meister und ein Studium absolvieren kann. Ihr Fazit: "Solche Chancen sind oft ausschlaggebend für die Berufswahl und sie sollten – zumindest theoretisch – allen jungen Menschen zugänglich gemacht werden." 

Lust auf eine Ausbildung im Handwerk?

Auf vielen verschiedenen Handwerksmessen in Deutschland kannst du dir einen guten Überblick über die einzelnen Berufssparten machen und erste Kontakte knüpfen. Hier eine kleine Auswahl:

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