Persönlichkeits­tests in Ausbildung und Beruf

Redaktion
IKK classic

Was in England und den USA längst zur gängigen Praxis gehört, liegt inzwischen auch hierzulande im Trend: Persönlichkeitstests im Bewerbungsverfahren. Wenn du dich bewirbst, kann es also vorkommen, dass ein Unternehmen dich bittet, ein paar Fragen über dich zu beantworten. Aber keine Angst – wir klären auf, worum es Arbeitgebern bei Persönlichkeitstests geht und wie sie zu bewerten sind.

Eine Umfrage der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung unter DAX-Unternehmen zeigt, dass mittlerweile ein Drittel einen Persönlichkeitstest bei Neueinstellungen oder Beförderungen einsetzt, um die richtige Besetzung zu finden. Heutzutage wird allgemein angenommen, dass Wissen und fachliche Kompetenz vermittelt werden können – die Persönlichkeit hingegen von Anfang an zum jeweiligen Unternehmen passen sollte, da man sie nicht so ohne weiteres ändern kann und natürlich auch nicht sollte. Also suchen Unternehmen Kandidaten, deren Soft Skills am besten zu ihnen und der ausgeschriebenen Stelle passen. Und die hofft man im Vorfeld durch Persönlichkeitsanalysen zu ermitteln.

Was sind Soft Skills?

Soft Skills sind fachübergreifende Fähigkeiten, wie beispielsweise soziale Kompetenz, die eher den Charakter eines Menschen beschreiben. Nur ein paar Beispiele dafür sind:

  • Selbstreflexion

  • Kritikfähigkeit

  • Teamfähigkeit

  • Empathie/Einfühlungsvermögen

  • Menschenkenntnis

  • Problemlösekompetenz

  • Stressresistenz

  • Auffassungsgabe

  • Motivation

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Persönlichkeitstests bieten keine absolute Wahrheit

Aber: Trotz ihrer steigenden Beliebtheit sind Persönlichkeitstests alles andere als unumstritten. Auf die Stichwörter Ungenauigkeit und Kategorisierung wirst du wahrscheinlich immer wieder stoßen, sobald du dich eingehender mit dem Thema befasst. Es ist offensichtlich, dass sich Menschen nicht rigoros in 16 Typen oder vier Kategorien einteilen lassen. Falls ein Persönlichkeitstest also komplett dem widerspricht, wie du dich dein Leben lang gesehen hast, liegt das sehr wahrscheinlich nicht daran, dass du dich falsch eingeschätzt hast, sondern dass der Test deinen Charakter nur ungenau erfasst hat.

Hast du einen Test abgeschlossen, sollte dir klar sein, dass das Ergebnis keine Prophezeiung für deine Zukunft darstellt. Denn: Ein Online-Test kann dein Potenzial nie in seiner Gänze erfassen. Dafür sind Menschen zu individuell und ihre Persönlichkeiten zu vielschichtig. Schließlich sind auch die Musik, die du hörst, die Bücher, die du liest und sogar die Kleidung, die du trägst Teil deiner Persönlichkeit. 

Ein Test kann dir jedoch dabei helfen, dich besser kennenzulernen und deine Stärken und Schwächen realistisch einzuschätzen. Selbstverständlich musst du nicht gleich Architekt werden, bloß weil du strukturiert arbeiten kannst und ein gutes räumliches Vorstellungsvermögen besitzt.

Fragen, die du dir im Vorfeld eines Persönlichkeitstests stellen solltest

  • Wo liegen meine Stärken?

  • Wo liegen meine Schwächen?

  • Welche Eigenschaften und Werte sind mir für mich persönlich, bei anderen oder in einem Unternehmen wichtig?

  • Wie verhalte ich mich unter Druck oder Stress? 

  • Wie verhalte ich mich in Konfliktsituationen? 

Vorbereitung auf einen Persönlichkeitstest

Im Vorfeld einer Bewerbung bietet es sich also an, ein paar Tests im Internet durchzuführen. So kannst du einige Erkenntnisse über dich selbst sammeln, bevor du im Assessment-Center eines potenziellen Arbeitgebers sitzt und nicht weißt, was du auf die Fragen antworten sollst.

Wenn du weißt, welcher Test angewandt wird, kann es hilfreich sein, einige Informationen über das generelle Verfahren der Analsyse einzuholen.

Das sind die bekanntesten Persönlichkeitstests

  • Myers-Briggs-Typenindikator (MBTI): Dieser Test unterscheidet zwischen 16 verschiedenen Persönlichkeitstypen und kommt im Personalwesen häufig zum Einsatz. Von der wissenschaftlichen Psychologie wird er aber kritisiert. 

  • Big-Five-Persönlichkeitstest (B5T): Laut diesem Modell existieren fünf Hauptdimensionen der Persönlichkeit, nämlich Offenheit für Erfahrungen, Gewissenhaftigkeit, Extraversion (wie extrovertiert oder nach außen gewandt man ist), Verträglichkeit (wie "nett" man mit anderen umgeht) und Neurotizismus (wie ängstlich, nervös oder unsicher man ist).  Diese Faktoren sind in jeder Persönlichkeit unterschiedlich stark ausgeprägt.

  • Bochumer Inventar zur berufsbezogenen Persönlichkeitsbeschreibung (BIP): Dieses Verfahren erfasst vor allem relevante Persönlichkeitsmerkmale in Bezug auf einen bestimmten Beruf. Es gilt aufgrund seiner hohen Messgenauigkeit und zeitgemäßen Ausrichtung als verlässlich und valide. 

  • Freiburger Persönlichkeitsinventar (FPI): Dieses Analyseverfahren wird vor allem in der klinischen Psychologie und psychologischen Forschung angewendet. Es besteht aus 138 Fragen, die anhand von 12 Faktoren wie Lebenszufriedenheit oder Offenheit ausgewertet werden. 

  • Minnesota Multiphasic Personality Inventory (MMPI): Auch dieser Test wird vor allem in der klinischen Psychologie durchgeführt und untersucht die Persönlichkeitsstruktur. Er dient haupsächlich als unabhängiges Hilfsmittel zur Diagnose psychischer Störungen. 

Tipps für einen Persönlichkeitstest

Grundsätzlich solltest du darauf achten, ehrlich zu antworten, ohne dabei den Ausgang des Tests in deinem Sinne beeinflussen zu wollen. Genauso solltest du vermeiden, dich immer für eine neutrale Antwort zu entscheiden. Der Arbeitgeber will erfahren, wer du wirklich bist und was du kannst und nicht, wer du gerne wärst und was du gerne könntest. Das weckt falsche Erwartungen, die du im Nachhinein nicht erfüllen kannst. Dabei gewinnst weder du, noch dein Arbeitgeber etwas. 

Die eigentliche Herausforderung ist es also nicht, den Job zu bekommen, den du willst, sondern du selbst zu sein. Dann kriegst du vielleicht nicht immer die Stelle, die du gerne hättest, aber auf jeden Fall die, die wirklich zu dir passt.

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IKK classic

Veröffentlicht am 19.11.2019

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