Probezeit im Handwerk bestehen: Die besten Tipps und Infos

Redaktion
Oleksandra Silik

Der Start ins Berufsleben ist oft aufregend – besonders im Handwerk. In der Probezeit zählt jeder Eindruck: Pünktlichkeit, Einsatz, Teamgeist. Doch mit den richtigen Strategien kannst du von Anfang an überzeugen. In unserem Artikel erfährst du, worauf es wirklich ankommt, welche Rechte und Pflichten bei der Probezeit gelten und wie du typische Stolperfallen vermeidest.

Für viele entscheidet sich in den ersten Wochen, ob sie bleiben dürfen oder nicht – alles steht auf dem Prüfstand. In dieser Zeit geht es nicht nur darum, dein Können zu zeigen, sondern auch, dich ins Team einzufügen, Arbeitsabläufe zu verstehen und Engagement zu beweisen.

Auch der Druck ist hoch: Fast jeder Zweite (49 Prozent) empfindet die Probezeit als stressig. Das ergab eine Umfrage unter rund 1.000 Berufstätigen in Deutschland aus dem Jahr 2024. Ein Drittel (34 Prozent) hat sogar schon einmal selbst während der Probezeit gekündigt. Aber keine Panik! Mit der richtigen Einstellung und Vorbereitung kannst du diese Phase nicht nur überstehen, sondern auch glänzen.

Tipps für die Probezeit: So überzeugst du von Anfang an

Die Probezeit ist nicht nur eine Bewährungsphase für dich, sondern auch für deinen Arbeitgeber, erklärt Walter Feichtner, beruflicher Berater, Coach und Inhaber von „Karrierecoach München“: „Die ersten Monate sind besonders prägend, da Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber in dieser Zeit genau analysieren, ob die Anforderungen erfüllt werden und die Zusammenarbeit langfristig passt. Gleichzeitig bietet die Probezeit Angestellten die Chance, herauszufinden, ob die Aufgabe Spaß macht und ob man seine Fähigkeiten wirklich einbringen kann.“

Mit den folgenden Strategien kannst du von Anfang an positiv auffallen – fachlich wie menschlich.

Zeige Eigeninitiative und Engagement

In der Probezeit punktest du, wenn du nicht nur darauf wartest, dass dir Aufgaben zugeteilt werden. Der Karrierecoach empfiehlt: Zeige Eigeninitiative im Job. Frag aktiv nach, wenn du freie Kapazitäten hast, biete deine Unterstützung an und denk mit. Das bedeutet auch, offen zu kommunizieren. Wenn du beispielsweise sagst: „In dieser Aufgabe bin ich besonders gut“ oder „Ich würde gerne mehr in diesem Bereich machen“, kannst du den Job besser nach deinen Stärken und Interessen ausrichten.

Bring eine positive Einstellung mit

Der Experte rät dazu, freundlich zu bleiben, eine offene Haltung zu zeigen und aktiv auf andere zuzugehen: „Kommunikation spielt eine große Rolle – sei es mit Kolleginnen und Kollegen, Vorgesetzten oder Kundinnen und Kunden. Eine positive Ausstrahlung und Freundlichkeit sind im Handwerk genauso wichtig wie in anderen Bereichen. Es wird viel mehr geschätzt, wenn die Person Spaß bei der Arbeit hat und nicht stets genervt wirkt.“

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Hol dir aktiv Feedback

Warte nicht bis zum Ende der Probezeit auf ein Feedbackgespräch. Bitte frühzeitig um Rückmeldung – etwa nach der Einarbeitung oder einem abgeschlossenen Projekt. Das zeigt, dass du deine Entwicklung ernst nimmst und wachsen möchtest. Karrierecoach Feichtner empfiehlt, nach etwa vier bis sechs Wochen ein erstes Feedbackgespräch zu führen und dann noch einmal vier bis sechs Wochen vor Ende der Probezeit. So bleibt genug Zeit für Verbesserungen.

Setze Ziele und dokumentiere Erfolge

Die Probezeit ist deine Chance, zu zeigen, was du kannst. Setze dir klare Ziele: Welche Fähigkeiten möchtest du entwickeln? Welche Aufgaben willst du übernehmen? Das gibt dir Orientierung und hält dich auf Kurs. Notiere außerdem deine Erfolge – von gemeisterten Herausforderungen bis hin zu positivem Feedback. Das hilft dir beim Probezeitgespräch oder deinem nächsten Karriereschritt. „Es geht darum, diese Zeit nicht nur zu überstehen, sondern aktiv und erfolgreich zu gestalten”, erklärt der Experte.

No-Go’s: Diese Fehler solltest du in der Probezeit vermeiden

  • Fehlendes Pflichtbewusstsein

    Pünktlich erscheinen, Absprachen einhalten und Aufgaben ordentlich erledigen – das sind Basics, die im Arbeitsalltag den Unterschied machen. Genauso wichtig ist eine gewisse Flexibilität. Heißt: Wenn etwas fertig werden muss, lieber kurz etwas Zeit dranhängen, statt um Punkt 17 Uhr den Hammer fallen zu lassen.

  • Ablenkung durch private Angelegenheiten

    Ob ständiges Scrollen in den sozialen Medien oder private Telefonate – wer häufiger aufs Handy schaut als auf die Arbeit, wirkt unprofessionell und desinteressiert.

  • Ungeduld bei Urlaubsanträgen

    „In den ersten zwei bis drei Monaten sollte man mit Urlaubsanträgen eher zurückhaltend sein“, rät der Jobcoach. Diese Phase dient dem Kennenlernen. Falls ein wichtiger Termin ansteht oder eine Reise schon gebucht ist, sprich dies rechtzeitig an – idealerweise schon im Vorstellungsgespräch.

  • Kritik persönlich nehmen

    Führungskräfte schätzen Menschen, die offen für Rückmeldungen sind und daraus lernen können. Nimm es als Chance zur Entwicklung: „Es geht darum, gemeinsam Lösungen zu finden und den eigenen Lernprozess zu verbessern.“

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Probezeit bestehen: Darauf achten Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber besonders

In der Probezeit achten Vorgesetzte nicht nur auf dein Fachwissen, sondern auch auf deine Soft Skills. Diese Eigenschaften solltest du im Blick behalten, wenn du wirklich überzeugen willst:

Pünktlichkeit und Verlässlichkeit

Pünktlichkeit und Zuverlässigkeit sind absolute Klassiker. Jede Kleinigkeit zählt doppelt, und ein unpünktlicher Start oder verpasste Termine können schnell negativ auffallen. Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber erwarten, dass du rechtzeitig beginnst und deine Aufgaben zuverlässig erledigst.

Lernbereitschaft und Motivation

Es wird darauf geachtet, ob du offen für neue Aufgaben bist und dich engagierst. Es geht jedoch nicht darum, dass du in der Probezeit alles genauso gut erledigen musst wie deine erfahrenen Kolleginnen und Kollegen. „Man darf am Anfang auch mal Fehler machen – niemand erwartet Perfektion vom ersten Tag an. Wichtig ist, dass man zeigt, dass man lernbereit ist und sich verbessern möchte", sagt Walter Feichtner.

Selbstständigkeit und Selbstorganisation

Gerade im Handwerk wird erwartet, dass du Verantwortung übernehmen kannst. „Man sollte versuchen, Aufgaben eigenständig zu lösen. Dabei sollte man jedoch rechtzeitig Unterstützung holen, wenn etwas nicht klappt“, empfiehlt der Coach.

Präzision und Qualität

In vielen handwerklichen Berufen, wie beispielsweise in der Tischlerei oder Metallverarbeitung, in denen die Ergebnisse direkt sichtbar sind, zählt jeder Handgriff. Fehler fallen sofort auf und können teuer werden. Deshalb sind Sorgfalt, Präzision und ein gutes Zeitgefühl wesentliche Bestandteile deiner Arbeit, wie der Experte betont: „Die Qualität steht dabei immer im Vordergrund, sei es bei der Herstellung von Produkten oder bei Dienstleistungen.“

Teamfähigkeit und Kundenkontakt

Neben fachlichen Fähigkeiten achten Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber darauf, wie gut du dich ins Team einfügst und offen kommunizierst: „Wer nur auf sich selbst fokussiert ist oder kein Interesse an Teamarbeit zeigt, wird Schwierigkeiten haben“, stellt der berufliche Berater fest. Im handwerklichen Servicebereich ist auch der freundliche Umgang mit Kundinnen und Kunden ein Muss, selbst in stressigen Situationen.

Sauberkeit und Ordnung

Ein aufgeräumter Arbeitsplatz ist genauso entscheidend wie saubere Arbeitsergebnisse. Legst du deine Werkzeuge nach dem Gebrauch zurück? Reinigst du deine Arbeitsflächen direkt und nicht erst irgendwann später? Ein ausgeprägter Ordnungssinn wirkt bei Arbeitgeberinnen und Arbeitgebern und unterstreicht deine Professionalität.

Man darf am Anfang auch mal Fehler machen – niemand erwartet Perfektion vom ersten Tag an. Wichtig ist, dass man zeigt, dass man lernbereit ist und sich verbessern möchte.

Walter Feichtner

Coach und beruflicher Berater

Häufige Gründe für das Nichtbestehen der Probezeit

Woran liegt es eigentlich, wenn Neulinge die Probezeit nicht bestehen? Die Gründe sind vielfältig, aber oft vermeidbar.

  • Unzuverlässigkeit und häufige Fehlzeiten

    Verspätungen, verpasste Deadlines, häufige Ausfallzeiten – all das summiert sich und kann Arbeitgeberinnen und Arbeitgebern signalisieren, dass dies auch in Zukunft ein Problem sein könnte.

  • Schwierige Integration ins Team

    Fachliche Kompetenz allein reicht nicht aus: „Die häufigsten Gründe für das Scheitern in der Probezeit liegen oft in persönlichen Faktoren“, erklärt Feichtner. Oft fehlen Soft Skills wie Teamfähigkeit, Zielstrebigkeit, Sorgfalt oder eine positive Einstellung.

  • Tatsächliche Leistung passt nicht zum Jobprofil

    Wenn die Leistung nicht den Erwartungen entspricht, zeigt sich das schnell. Ein Tipp des Experten: Lass deine Ergebnisse anfangs von Kolleginnen und Kollegen oder Vorgesetzten überprüfen. „Ein solcher Qualitätscheck zeigt, dass man verantwortungsbewusst ist und sicherstellen möchte, dass die Arbeit den Anforderungen entspricht.“

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Warnsignale: Woran du merkst, dass der Job nicht passt

Die Probezeit ist auch für dich eine Testphase. Fühlst du dich nicht ins Team integriert oder wirst du nicht wertgeschätzt, kann das ein Warnsignal sein. Überforderung durch zu schwierige Aufgaben, eine zu hohe Anzahl an To-Do's oder Unterforderung durch fehlende Verantwortung können ebenfalls schnell frustrierend werden. „Man sollte nicht zögern zu gehen, wenn man merkt, dass der Job langfristig nicht passt. Wichtig ist jedoch, nicht vorschnell zu handeln“, warnt Feichtner. Ein offenes Gespräch mit der Führungskraft kann helfen, Probleme frühzeitig zu klären.

Am Ende zählt: Die Probezeit ist nicht nur eine Herausforderung, sondern vor allem eine riesige Wachstumschance. Sie gibt dir die Möglichkeit, dich fachlich und menschlich zu beweisen, neue Erfahrungen zu sammeln und herauszufinden, ob du in der neuen Rolle dein Potenzial entfalten kannst. Mit der richtigen Einstellung, einer Portion Eigeninitiative und Offenheit kannst du diese Phase erfolgreich meistern.

FAQ

Wie lange dauert die Probezeit?

Die Probezeit kann im Arbeitsvertrag individuell geregelt werden. Das Gesetz erlaubt dabei maximal sechs Monate (§ 622 BGB). In dieser Zeit gilt: Beide Seiten können mit zwei Wochen Kündigungsfrist kündigen – ohne Begründung.

Nach der Probezeit wird es dann etwas verbindlicher: Die Kündigungsfrist verlängert sich auf mindestens vier Wochen.

Ausnahme bei der Ausbildung: Wenn du eine Ausbildung machst, ist die Probezeit kürzer geregelt – sie muss mindestens einen Monat und darf höchstens vier Monate dauern (§ 20 BBiG).

Habe ich Anspruch auf Urlaub in der Probezeit?

Ja, es geht auch in der Probezeit – aber nur anteilig. Das bedeutet: Für jeden vollen Monat, den du im Betrieb gearbeitet hast, bekommst du ein Zwölftel deines Jahresurlaubs. Beispiel: Wenn dir 24 Tage Jahresurlaub zustehen, hast du nach einem Monat Anspruch auf zwei Tage Urlaub.

Den vollen Urlaubsanspruch – zum Beispiel 20 Tage bei einer Fünf-Tage-Woche – darfst du jedoch erst nach einer Wartefrist von sechs Monaten genießen (§ 4 BUrlG).

Kündigung in der Probezeit bei Schwangerschaft: Geht das?

Nein, das geht nicht. Wenn du während der Probezeit schwanger wirst, bist du gesetzlich geschützt. Der Kündigungsschutz beginnt ab dem Moment der Schwangerschaft – und nicht erst nach der Probezeit (§ 17 Abs. 1 MuSchG).

Wichtig: Informiere deine Arbeitgeberin oder deinen Arbeitgeber rechtzeitig über die Schwangerschaft. Falls dir bereits gekündigt wurde, kannst du das innerhalb von zwei Wochen nachträglich mitteilen – dann wird die Kündigung unwirksam.

Kann die Probezeit verlängert werden?

Die Probezeit kann nur verlängert werden, wenn das extra im Vertrag steht oder wenn du und deine Arbeitgeberin bzw. dein Arbeitgeber euch darauf einigt. Aber aufgepasst: Insgesamt darf die Probezeit nicht länger als sechs Monate dauern – das steht so im Gesetz (§ 622 Abs. 3 BGB).

In der Ausbildung läuft das etwas anders. Hier kann die Probezeit grundsätzlich nicht verlängert werden (§ 25 BBiG). Nur wenn du z. B. länger krank warst oder aus anderen Gründen mehr als ein Drittel der Probezeit nicht arbeiten konntest, verlängert sich die Probezeit automatisch – und zwar genau um die Zeit, die du gefehlt hast.

Probezeit verkürzen: Geht das?

Ja, ihr könnt die Probezeit auch kürzer halten – vorausgesetzt, du und deine Führungskraft seid beide damit einverstanden.

Aber Achtung: Der gesetzliche Kündigungsschutz greift trotzdem erst nach sechs Monaten im Betrieb. Das ist die sogenannte Wartezeit. Sie läuft unabhängig davon, wie lang (oder kurz) deine Probezeit ist.

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Oleksandra Silik

Veröffentlicht am 26.09.2025

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