
Was ist Kaufsucht?
Hinter dem pathologischen Kaufen steckt eine Sucht mit vergleichbaren Symptomen und Folgen einer substanzgebundenen Abhängigkeit. Allerdings ist Kaufsucht ebenso wie Arbeitssucht nicht eindeutig klassifiziert: In der Internationalen Klassifikation der Krankheiten ICD-10, die von der Weltgesundheitsorganisation WHO herausgegeben wird, ist sie nicht aufgeführt. Oft wird sie daher als Störung der Impulskontrolle diagnostiziert – substanzungebundene Abhängigkeiten gibt es im weltweit anerkannten Klassifikationsrahmen ICD-10 nicht.
Nicht die Einnahme von Rauschmitteln wie Alkohol, Nikotin oder anderen Drogen geben dabei den "Kick". Der Kauf an sich füttert das Belohnungszentrum im Gehirn. Dabei spielt es keine Rolle, ob man die neue Technik, die modische Kleidung oder die trendigen Möbelstücke wirklich braucht: Die Produkte bleiben nach dem Kauf oft verpackt und werden versteckt, landen im Müll oder werden zurückgeschickt. Manchmal finden Kaufsüchtige nach einiger Zeit Dinge, von denen sie nicht mehr wissen, dass sie diese Sachen besitzen. Im Extremfall entwickeln Kaufsüchtige das Messie-Syndrom.
Auch die Nachwirkungen des Kaufrauschs ähneln denen anderer Süchte: innere Leere, Scham, Enttäuschung, Selbstmitleid sowie das Gefühl von Hilflosigkeit und Kontrollverlust. Um diese negativen Gefühle wieder auszugleichen, gehen Betroffene erneut auf Shopping-Tour, und schnell befinden sich Kaufsüchtige in einer Abwärtsspirale und verlieren die Kontrolle. Sie müssen immer und immer wieder kaufen, um Probleme in anderen Lebensbereichen zu vergessen und Stress zu bewältigen – aber eben auch Rechnungen bezahlen.