Individuelle und gesellschaftliche Faktoren und Bedingungen
Aber welche Faktoren begünstigen eine Kaufsucht genau? Warum bringt den Betroffenen das Kaufen diesen Kick, und warum bessert dieser überhaupt ihr Selbstwertgefühl auf? In einem Beitrag für "Aus Politik und Zeitgeschichte", dem Magazin der Bundeszentrale für politische Bildung, sehen die Autoren die Ursachen in der Erziehung und in gesellschaftlichen Bedingungen.
Wer in der Kindheit oft keine emotionale Nähe erlebt, findet in Materiellem Alternativen, ohne die problematische Situation ändern zu können. Ein ungesunder Bezug zu Materiellem kann sich auch bei Personen entwickeln, die mit Konsumgütern überschüttet oder mittels Materiellem belohnt und bestraft werden. Das alles begünstigt eine Kaufsucht, denn Geschenke und Produkte erhalten für Betroffene einen überhöhten Stellenwert.
Eine Kaufsucht wird begünstigt, wenn Betroffene unzufrieden mit ihrer Situation sind, meinen diese nicht ändern zu können und Glücksgefühle nur in Form von Geschenken kennen und diese später auch über Selbstgeschenke empfinden lernen.
Kaufsucht kommt insbesondere in Gesellschaften vor, in denen Konsum ein wichtiger Bestandteil ist, die eigene soziale Position nach außen zu tragen. Wer zum Beispiel teure Uhren trägt und Autos fährt, vermittelt nach außen Stabilität. Denn Luxusprodukte können sich nur Personen in höheren Jobs, mit gutem Einkommen und in sicheren Lebensverhältnissen leisten.
Somit lädt der Erwerb dieser Dinge dazu ein, die eigene gesellschaftliche Position künstlich aufzuwerten: Denn mithilfe von bestimmten Produkten kann man einen Status demonstrieren, für den man gesellschaftliche Anerkennung bekommt – den man aber eigentlich gar nicht innehat.