Endlich Nichtraucher: Drei Erfolgsgeschichten und praktische Expertentipps

Redaktion
Oleksandra Silik

Es beginnt oft ganz harmlos: ein stressiger Tag, ein geselliges Treffen – schon steckt wieder eine Zigarette zwischen den Fingern. Rauchen wird schnell zur täglichen Routine. Doch Aufhören lohnt sich! Drei Menschen erzählen, wie sie es geschafft haben, ihren inneren Schweinehund an die Leine zu legen.

Nikotin greift den Körper an – ab dem ersten Zug. Dennoch zählt Rauchen neben unzureichender Bewegung und ungesunder Ernährung zu den größten Bedrohungen für unsere Gesundheit. Laut dem Bundesministerium für Gesundheit sterben in Deutschland jedes Jahr rund 127.000 Menschen an den Folgen des Tabakkonsums – mehr als durch Alkohol, Drogen und Verkehrsunfälle zusammen.

Deshalb findet jedes Jahr am 31. Mai der Weltnichtrauchertag statt. Er soll uns daran erinnern, wie ernst die Lage ist: Tabak schädigt fast jedes Organ, verursacht Krebs, Herzinfarkte und chronische Atemwegserkrankungen (COPD). Trotz der bekannten Risiken greift etwa jeder dritte Erwachsene in Deutschland regelmäßig zur Zigarette. Umso wichtiger ist es, Mut zur Veränderung zu machen – und Wege aufzuzeigen, wie der Rauch endgültig verfliegen kann. Der Ausstieg kann schwierig sein, doch es lohnt sich.

Waldemar, Rentner im Portrait

Gesundheit statt Gewohnheit: Der Herzinfarkt als Wendepunkt

Name: Waldemar (Rentner, ehemaliger Elektriker)
Letzte Zigarette: vor 24 Jahren

„Ich habe während meiner Lehrzeit als Elektriker mit dem Rauchen angefangen. Das war auf einer Baustelle gemeinsam mit Kollegen. Danach habe ich rund 30 Jahre lang ungefähr 15 bis 20 Zigaretten am Tag geraucht. Offen gestanden: Ich habe sehr gerne geraucht.

Wenn es mal zu viele Zigaretten beim Ausgehen wurden, haben sie mir nicht mehr geschmeckt. Der Morgen nach dem Aufstehen war sehr unangenehm, weil ich die Nachwirkungen gespürt habe. Am nächsten Tag ging es mir jedoch wieder gut. Weil ich immer viel Sport gemacht habe, habe ich damit auch kein Problem gesehen. Bis ich eines Tages einen Herzinfarkt hatte. Ich musste ins Krankenhaus und anschließend zur Reha. Dort habe ich verschiedene Seminare besucht, in denen erklärt wurde, was Zigaretten im Körper anrichten. Da wurde mir klar, dass das Rauchen für mich ab sofort vorbei ist.

Der beste Tipp ist, sich wirklich klarzumachen, was Zigaretten verursachen – und dass ohne Rauchen das Wohlbefinden und die Lebensqualität deutlich höher sind.“

Vom Facharzt für Pneumologie gecheckt: Die Lunge regeneriert sich immer

Ein Rauchstopp lohnt sich in jedem Alter, betont Prof. Dr. med. Carl-Peter Criée, Vorsitzender der Deutschen Atemwegsliga (DAL): „Lungenzellen erneuern sich ständig und die Lunge ist sogar in der Lage, sich zu einem gewissen Grad selbst zu reparieren.“ Durch den Rauchverzicht wird das Risiko für Krebs- und Lungenerkrankungen deutlich reduziert. „Ebenso lässt sich die Gefahr eines Myokardinfarkts oder Schlaganfalls durch die Tabakentwöhnung signifikant senken“, sagt Prof. Criée.

Laut dem Experten haben rund 70 Prozent aller Raucherinnen und Raucher den Wunsch, nicht mehr zum Tabak zu greifen. Die meisten schaffen es jedoch nicht ohne entsprechende Unterstützungsangebote: „Wir beobachten dies vor allem bei Patientinnen und Patienten, die im Krankenhaus aufgenommen werden. Aktuelle Zahlen zeigen, dass rund ein Drittel von ihnen raucht“, so Prof. Criée. „Daher begrüßen wir es, wenn Krankenkassen vermehrt Nichtraucherkurse anbieten. Die Instrumente und Methoden sind da, um vielen Menschen ein rauchfreies – und damit in der Regel auch längeres, gesünderes Leben zu ermöglichen.“

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Julce, Schauspielerin im Portrait

Vom Nikotinflash zum Neuanfang: Rauchen in Verbindung mit Alkohol

Name: Julce (Schauspielerin)
Letzte Zigarette: vor mehr als 3 Jahren

 “Ich habe mit 14 mit dem Rauchen angefangen. Damals bin ich umgezogen, fand neue Freunde und wir tasteten uns gemeinsam ans Rauchen heran. Ich habe immer gesagt: 'Wenn ich keinen Nikotinflash mehr habe, dann höre ich auf.' Das Problem war, dass es schon zu spät war. So habe ich über sieben Jahre einfach immer weitergeraucht. Gleichzeitig habe ich auch andere Drogen genommen, bis ich Ende 2021 eine Überdosis hatte. Das war der Punkt, an dem ich gesagt habe: 'Bis hierhin und nicht weiter.' Das half mir, meinen inneren Schweinehund zu überwinden.

Seitdem habe ich mit allen Drogen aufgehört, einschließlich Alkohol. Ansonsten hätte ich es wohl auch nicht geschafft, mit dem Rauchen aufzuhören. Denn, wenn ich betrunken war, habe ich an einem Abend bis zu 30 Zigaretten geraucht.

Mit dem Rauchen aufzuhören, fiel mir extrem schwer. Ich habe wirklich alles versucht. Ich habe mir sogar Zigaretten gedreht und so getan, als würde ich sie rauchen. Das hat mir geholfen, den Suchtdruck zu lindern. Heute sage ich jedem: Man muss es einfach immer wieder versuchen, so lange, bis es klappt.”

Vom Suchtmediziner gecheckt: Im Kampf gegen die Sucht ist jedes Mittel recht

Warum fällt vielen das Aufhören so schwer und was kann wirklich helfen? „Die Sucht entwickelt sich individuell – sowohl biologisch als auch psychisch“, sagt Prof. Dr. Anil Batra, Leiter der Sektion Suchtmedizin an der Universitätsklinik Tübingen. Besonders kritisch ist ein früher Einstieg. „Je früher jemand anfängt zu rauchen, etwa mit 12 oder 13 Jahren, desto größer ist das Risiko, eine Abhängigkeit zu entwickeln. In dieser Phase befindet sich das Gehirn im Umbau, Nikotin oder Drogen haben einen stärkeren Einfluss als im späteren Alter“, erklärt der Suchtmediziner. „Frühzeitiges Rauchen kann Funktionen wie Stress- und Emotionsregulation übernehmen und die Neurobiologie beeinflussen.“

Im Kampf gegen die Sucht ist jedes Mittel recht, solange es nicht rückfällig macht: „In der Entwöhnung greifen viele zu Ersatzhandlungen: etwas in der Hand halten, das Rauchen imitieren, ohne Nikotinkonsum. Zuerst wird die körperliche Abhängigkeit überwunden, dann die Verhaltensmuster.“ Das kann sehr hilfreich sein. Dennoch ist Vorsicht geboten: Für manche können solche Methoden auch rückfällig machen.

Ratsam ist es, Freunde frühzeitig über die Entscheidung zu informieren. Ein weiterer Tipp des Experten: „Man sollte anfangs Orte oder Momente meiden, in denen man früher oft geraucht hat, etwa beim Ausgehen oder beim Trinken von Alkohol, da diese das Durchhaltevermögen schwächen können.“ Auch Feuerzeuge oder Aschenbecher sollten entsorgt werden.

Fakten über das Rauchen: 5 Gründe für den Rauchstopp

Lerne, wie du deinen inneren Schweinhund überwinden kannst!

Caro, Rechtsanwaltsgehilfin im Portrait

Mut zum Rauchstopp: Wie Unterstützung hilft

Name: Carolin (Rechtsanwaltsgehilfin)
Letzte Zigarette: vor 8,5 Jahren

„Das erste Mal habe ich mit 11 Jahren an einer Zigarette gezogen. In meinem Freundeskreis war das normal. Als ich nach vielen Jahren als Raucherin später in einem neuen Hotel war und gemerkt habe, wie stark meine Kleidung nach altem Rauch riecht, fand ich das so schlimm, dass ich beschlossen habe, nicht mehr rauchen zu wollen.

Den inneren Schweinehund habe ich überwunden, indem ich zusammen mit meinem Freund aufgehört habe. Gemeinsam haben wir ein Entwöhnungsseminar besucht. Das hat unfassbar geholfen, weil wir uns gegenseitig unterstützt haben. Zudem habe ich mein komplettes Umfeld darüber informiert, um auch von außen Support zu bekommen.

Als Nächstes habe ich mir eine App installiert, in die man eintragen kann, wie viel man geraucht hat – und wann man damit aufgehört hat. Sie zählt die Tage mit und zeigt, was sich im Körper verändert. Das ist zwar ein bisschen spielerisch, hilft aber ungemein.“

Vom Psychotherapeuten gecheckt: Zusammenhalt ist wichtig

„Es kann sehr stärken, wenn man gemeinsam mit dem Rauchen aufhört. Jede Sucht beruht immer auf einer inneren Schwäche und insofern ist der Zusammenhalt in einer Partnerschaft sehr wichtig“, erklärt Psychotherapeut und Buchautor Dr. Wolfgang Krüger.

Dennoch kann eine Entwöhnungsgruppe manchmal der bessere Ort sein: „Das liegt daran, dass der Versuch, mit dem Rauchen aufzuhören, zu kurzfristigen Rückfällen führen kann. Das kann die Partnerin oder den Partner irritieren.” Außerdem bringt die Auseinandersetzung mit dem Rauchen oft persönliche Rauch-Rituale ans Licht, wie die Zigarette nach dem Sex oder als Stressbewältigung. Um der Versuchung aus dem Weg zu gehen, ist es besser, solche intimen Themen in einer Gruppe zu besprechen.

Raucht der Partner weiter, sollte das zumindest außerhalb der gemeinsamen Räume geschehen – etwa auf dem Balkon oder auf der Terrasse. Das verringert Konfliktpotenzial.

Zu Beginn des Rauchstopps lohnt sich die ehrliche Frage: Warum rauche ich? In seinem Buch „Glück ist das beste Medikament“ weist Dr. Krüger eindeutig auf die Fakten hin: Zigarettenkonsum verkürzt das Leben – bis zu 9 Jahre bei einem Päckchen täglich. Doch selbst ein später Rauchstopp mit 60 oder 70 Jahren bringt mehr Lebenszeit und Lebensqualität. Es ist hilfreich, anstelle des Rauchens bewusst positive Ersatz-Rituale zu entwickeln: einen Tee genießen, einen Apfel essen, frische Luft schnappen, Gymnastik machen. „Wir geben das Rauchen auf, wenn wir das Nichtrauchen als Gewinn empfinden“, betont der Experte.

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Der Ausstieg ist alles andere als leicht – lohnt sich jedoch immer

Alle drei Personen aus unseren Erfolgsgeschichten leben mittlerweile rauchfrei – mit mehr Luft, mehr Energie und vor allem mehr Lebensqualität. Ihre Geschichten zeigen: Der Ausstieg war alles andere als leicht, doch selbst nach Jahren der Abhängigkeit ist ein Neuanfang möglich, wenn der Wille stark genug ist. Es gibt nicht den einen perfekten Moment, um aufzuhören – aber viele gute Gründe, es zu tun.

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Veröffentlicht am 26.05.2025

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