Frau sprüht Parfum auf zwei Teststreifen

Parfüms und Duftartikel: Wie schädlich sind ihre Inhaltsstoffe?

In einem einzigen Parfum können mehr als 100 verschiedene Substanzen stecken. Damit keine problematischen Inhaltsstoffe ihren Weg in die Duftprodukte finden, gibt es Richtlinien und Prüfungsverfahren. Doch sind Parfums und Duftartikel wirklich komplett unbedenklich?

Ob Geburtstage, Ostern, Muttertag oder Weihnachten: Zu den beliebtesten Geschenken gehören Parfums und Duftartikel wie Duftkerzen, Raumdüfte oder Bodylotions. Allerdings sollten die Inhaltsstoffe kritisch überprüft werden – nicht alle sind unbedenklich. Denn tatsächlich können sich in vermeintlich harmlosen Produkten schädliche Substanzen verstecken. Zum Beispiel schützen dich Aluminiumsalze in Deo-Sprays zwar vor Schweißflecken und -geruch, sie können allerdings das Risiko für Brustkrebs erhöhen. Ein anderes Beispiel: Konservierungsstoffe wie Parabene machen Shampoos länger haltbar, stehen jedoch im Verdacht, den Hormonhaushalt durcheinander zu bringen. Und die Duftstoffe, die in vielen Cremes und Co. stecken, können schwere allergische Reaktionen auslösen.

Risiken für Allergiker und Asthmatiker

Hautallergien und -reizungen sind die häufigsten Probleme, die durch Duftstoffe in Parfums oder parfümierten Produkten verursacht werden. Eine Hautallergie gegen Duftstoffe tritt ein, wenn die Haut einer Person einer gewissen Mindestdosis von Duftstoffallergen ausgesetzt ist, z. B. durch regelmäßige Verwendung von parfümierten kosmetischen Mitteln. Hat sich eine Allergie einmal ausgebildet, bleibt sie lebenslang bestehen.

Einige Menschen neigen auch dazu, auf bestimmte Düfte oder Gerüche – etwa bei Duftkerzen oder Raumdüften – überempfindlich zu reagieren. Menschen mit Asthma reagieren ebenfalls oft stark auf Duftstoffe in Produkten wie Parfums, Duftkerzen oder Raumdüften. Ob Asthma durch Duftstoffe entstehen kann, ist wissenschaftlich nicht belegt. Negative Folgen wie Herzrasen, Kreislaufstörungen, Atembeschwerden, Hustenreiz bis hin zu Asthmaanfällen kann es nach Angaben des Deutschen Asthma- und Allergikerbunds (DAAB) aber geben.

Zu den häufigsten Allergenen gehören Eichen- und Baummoos, Isoeugenol, Farnesol und Cinnamal. Bei Düften müssen laut Öko-Test derzeit allerdings nur 24 als Allergene aufgefallene Verbindungen, sobald sie bestimmte Einsatz-Konzentrationen überschreiten, auf Verpackungen genannt werden. Hinter dem Begriff "Parfum" können sich theoretisch hunderte mögliche Duftstoffe verbergen.

Das soll sich laut Öko-Test bald ändern. Dann muss die Kosmetik-Industrie 56 weitere allergene Duftstoffe auf ihren Verpackungen deklarieren. Das sind gute Nachrichten für Menschen mit Allergien – was immerhin etwa vier Prozent der Europäerinnen und Europäer betrifft. 

 

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Wie gelangen Duftstoffe in unseren Körper?

Duftstoffe können über verschiedene Wege in unseren Körper gelangen. Einer davon ist die Haut. Häufig sind die Stoffe Auslöser von Kontaktallergien, so der DAAB. Berühren sie die Haut, können sie allergische Reaktionen verursachen. Auch hier kommt es auf die Höhe der Konzentration an.

Darüber hinaus können eingeatmete Duftmoleküle über Bronchien und Lungen in den Blutkreislauf gelangen und sich über den ganzen Körper verteilen.

Sind Parfums und parfümierte Produkte mit natürlichen Inhaltsstoffen besser?

Bei Naturprodukten, wie beispielsweise sogenannten „Clean Parfums“ oder natürlich hergestellten Bienenwachskerzen, wird auf künstliche Farbstoffe, Konservierungsmittel, UV-Filter, Phthalate und künstliche Duftstoffe verzichtet. Allergene können aber sowohl synthetische als auch ätherische Öle sein. Naturkosmetik ist also nicht automatisch frei von Allergenen. Es kommt auf die persönliche Veranlagung an. 

„‚Natürliche‘ Inhaltsstoffe sind auch chemische Verbindungen, insofern gibt es keinen grundsätzlichen Unterschied zu ‚konventionellen‘ Inhaltsstoffen“, so das Bundesinstitut für Risikobewertung. Das BfR schreibt weiter: „Potente Allergene (egal ob synthetisch oder natürlich) – also solche, die häufiger eine allergische Reaktion verursachen – müssen auf der Inhaltsstoffliste eines kosmetischen Produktes gelistet werden, damit Allergikerinnen und Allergiker gegebenenfalls diese Produkte meiden können.“

Tipp: Daher gilt auch bei Naturprodukten: Die Hautverträglichkeit erstmal an einer kleinen Hautstelle testen.

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Sind Parfums und Duftartikel krebserregend?

Offenbar enthalten einige parfümierte Produkte zudem sogenannte endokrine Disruptoren (ED). Diese können laut Umweltbundesamt die natürliche biochemische Wirkweise von Hormonen stören und so bestimmte Arten von Krebs auslösen, das Wachstum und die Entwicklung stören, das Immunsystem schwächen, die Fortpflanzung negativ beeinflussen oder die Anfälligkeit für spezielle Erkrankungen erhöhen.

Kommen solche schädlichen EDs in Parfums, Duftkerzen, Raumduft und Co. vor? Und falls ja: Wie bedenklich sind die Konzentrationen, in denen sie auftauchen? Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR), das als Behörde für die wissenschaftliche Risikobewertung von Substanzen zuständig ist, beruhigt. Es schreibt auf Anfrage: „Jeder Inhaltsstoff eines kosmetischen Mittels sowie das Fertigprodukt müssen eine gesetzlich vorgeschriebene Sicherheitsbewertung durchlaufen, bevor sie in Verkehr gebracht werden.“

Diese Bewertung schließe alle Bevölkerungsgruppen mit ein, auch Schwangere. Für die gesundheitliche Unbedenklichkeit der Produkte haftet der Hersteller beziehungsweise der „In-Verkehr-Bringer“, so das BfR weiter.

Was sind endokrine Disruptoren?

Zahlreiche Funktionen unseres Körpers werden über Hormone gesteuert: ob Temperatur, Wasser- und Salzhaushalt, Blutdruck, Stoffwechsel, Nervensystem oder auch Fortpflanzung und Entwicklung. Dieses System wird auch als endokrines System bezeichnet. Verändert nun eine körperfremde Substanz oder eine Mischung daraus die Funktionsweise unseres Hormonsystems in negativer Weise, spricht man von einem endokrinen Disruptor (ED). 

Endokrine Disruptoren stören die natürlichen hormonellen Signalwege und können damit Wachstums- und Entwicklungsprozesse beeinflussen. Aufgrund ihrer Wirkweisen können sie schwerwiegende Effekte wie irreversible Schädigungen in der Entwicklung von Organismen oder die Förderung bestimmter Krebsarten beim Menschen hervorrufen.

Endokrine Disruptoren können beispielsweise in Nahrungsmitteln (als Konservierungsstoff), Kosmetika (als Weichmacher, z. B. bestimmte Phthalate), Baumaterialien (als Flammschutzmittel) oder Pflanzenschutzmitteln (bestimmte Pestizide) enthalten sein. 

Wie werden Parfums und Duftartikel geprüft?

Produkte, die die Gesundheit schädigen oder gar krebserregend sein können – und dazu zählen auch Produkte mit endokrinen Disruptoren –, dürfen in der EU also nicht auf den Markt gebracht werden. Es gibt aber auch Produkte mit EDs, die als sicher gelten und daher auch vertrieben werden dürfen.

Generell muss jedes Kosmetikum in der EU eine vollständige Liste der Inhaltsstoffe auf seine Verpackung drucken. Vorsichtig sollten Sie jedoch bei Urlaubsmitbringseln oder Parfums aus Nicht-EU-Ländern sein, denn dort gelten oft andere Richtlinien. 

Kosmetikhersteller berufen sich bei der Zusammensetzung ihrer Produkte vor allem auf festgeschriebene Grenzwerte in der Kosmetikverordnung der EU und die Risikobewertung durch das Scientific Committee on Consumer Safety (SCCS). In der Kosmetikverordnung sind verbotene Stoffe und Stoffe, die Einschränkungen unterliegen, gelistet. Auch andere existierende Grenzwerte werden bei der Bewertung potenzieller Risiken berücksichtigt. Ob ein Produkt auf den Markt gebracht werden darf, entscheidet schließlich die Person, die den Sicherheitsbericht erstellt. 

In einer bestimmten, geringen Konzentration dürfen auch als potenziell gefährlich eingestufte Inhaltsstoffe vorkommen – zum Beispiel als Konservierungsstoffe. Für diese, aber auch für UV-Filter oder Farbstoffe, gibt es Positivlisten in der Kosmetikverordnung. Nur in der Verordnung aufgenommene Stoffe dieser Gruppen dürfen verwendet werden.

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Welche Inhaltsstoffe sind schädlich?

Folgende Inhaltsstoffe gelten als potenziell schädlich und werden trotzdem immer wieder in Duftprodukten nachgewiesen. Meist gelten sie in kleinen Dosen aber als nicht giftig:

  • Phthalate
    Sie werden oft als Weichmacher verwendet. In Duftprodukten helfen sie, Düfte länger haltbar zu machen. Das Verbrauchermagazin Öko-Test konnte die Chemikalien in einer Untersuchung im Jahr 2018 in vielen Parfums nachweisen. Nicht alle Phtalate haben das gleiche Risikoprofil. Ein häufig eingesetzter Weichmacher ist beispielsweise Diethylphthalat (DEP). Er gilt als sicher. Es gibt aber auch Phtalate, die endokrin wirken – diese kommen aber nur in sehr geringen Konzentrationen in Parfums vor.

  • Parabene
    Diese Konservierungsstoffe können in Parfums und anderen kosmetischen Produkten vorkommen. Es gibt unterschiedliche Arten, aber aufgrund ihrer einheitlichen Endung auf „-paraben“ sind sie für Verbraucherinnen und Verbraucher leicht zu identifizieren. Die Datenlage ist nicht eindeutig, doch Parabene sollen eine schwache östrogene Wirkung haben, die wiederum Einfluss auf die Entstehung von hormonell bedingten Krebsarten haben könnte. Die Wirkung ist jedoch um drei bis sechs Größenordnungen kleiner als die von Östrogen. Einige Parabene, für die eine Sicherheitsbewertung aufgrund fehlender Daten nicht durchführbar war (isopropyl-, isobutyl-, und phenylparaben), dürfen nicht verwendet werden.

  • Aldehyde
    Diese werden als Duftstoffe in unterschiedlichen Duftprodukten genutzt. Beispiele hierfür sind Vanillin, Benzaldehyd und Zimtalkohol. Manche Aldehyde haben eine potenziell reizende Wirkung und können offenbar Allergien auslösen.

  • Synthetische Moschusverbindungen
    Aufgrund ihrer chemischen Eigenschaften belasten sie die Umwelt. Einige Verbindungen stehen zudem im Verdacht, bestimmte Krebsarten auszulösen. Außerdem haben Tierversuche gezeigt, dass manche Verbindungen endokrin wirken und das Nervensystem schädigen können.

  • Kritische UV-Filter
    Diese chemischen Verbindungen heißen Ethylhexyl Methoxycinnamate und Benzophenone-3. Es gibt Hinweise darauf, dass die Stoffe endokrin wirksam sein könnten. Bei Benzophenone-3 sind diese aber nicht eindeutig; daher wurden Konzentrationsgrenzen in der Kosmetikverordnung eingeführt. Bei Ethylhexyl Methoxycinnamaten steht die finale Bewertung noch aus.

  • Potente Allergene
    Duftstoffe wie Eichenmoos, Baummoos, Isoeugenol und Cinnamal gelten als besonders potente Allergene. Sie können auch in geringen Mengen allergische Reaktionen auslösen. Auch der natürliche Duftstoff Limonen (v. a. in Naturkosmetika) steht im Verdacht, Allergien auszulösen oder durch die Reaktion mit Ozon in der Luft sogar krebserregend zu sein. 

Schädliche Inhaltsstoffe in Parfüms und Duftstoffen

Wie schädlich sind Parfums, Duftkerzen & Co. wirklich?

Kontrollmechanismen innerhalb der EU und die Kosmetikverordnung sorgen zunächst dafür, dass bedenkliche Stoffe in Parfums und parfümierten Produkten gar nicht erst vorkommen dürfen. Langzeitfolgen verschiedener Inhaltsstoffe sind im Normalfall schon aus Langzeitstudien an Tieren oder Erfahrungen in der Anwendung bekannt.

Seien Sie jedoch vorsichtig, wenn Sie Parfums und Duftartikel aus Nicht-EU-Staaten kaufen: Denn diese unterliegen den Bestimmungen des Herkunftslandes und dort sind die gesundheitlichen und ökologischen Anforderungen oft geringer als in Deutschland. Verzichten Sie also besser auf dubiose Online-Schnäppchen und lassen Sie sich lieber in einem Fachgeschäft beraten. 

Auch Gütesiegel können beim Parfum-Kauf Orientierung bieten: Naturkosmetik-Siegel wie „BDIH“ oder „Ecocert“ verbieten den Gebrauch von synthetischen Stoffen, problematischen Moschusverbindungen sowie potenziell hormonell aktiven Stoffen.

Wer bei Duftkerzen auf Nummer sicher gehen möchte, sollte auf das RAL-Gütesiegel achten. Mit diesem Siegel hat die deutsche Kerzenindustrie bestimmte Qualitätsmerkmale festgelegt, damit Kerzen möglichst schadstoffarm abbrennen. Produkte mit dem Label sind ruß- und raucharm. Darüber hinaus haben sich die Hersteller verpflichtet, keinerlei schadstoffbelastete Rohstoffe, Farben oder Lacke zu verwenden. 

Verwenden Sie Raumdüfte und Duftkerzen in Maßen und lüften Sie regelmäßig, besonders nach dem Löschen einer Duftkerze. So verringern Sie die Konzentration von Schadstoffen in der Luft.

 

 

Fachliche Unterstützung bei der Erstellung des Artikels erhielten wir außerdem von Dr. Stefanie Scheffler vom Fraunhofer Institute for Toxicology and Experimental Medicine.

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