Deutschland gehört neben den USA, Finnland und Österreich schon länger zu den Spitzenreitern, wenn es um Operationen geht. Doch jeder operative Eingriff – auch ein kleiner – ist mit Risiken verbunden. Dennoch wird in Deutschland immer häufiger operiert. Auch dann, wenn eine Operation gar nicht nötig ist. Häufigste Folgen: Übelkeit und Erbrechen, Schmerzen, Blutungen und Blutergüsse sowie Wundinfektionen, Wundheilungsstörungen oder Narbenbildungen. Hinzu kommt vielfach, dass die Operation die Grundbeschwerden gar nicht lindert.
5 Unnötige Operationen: Risiken und Statistik
In Deutschland wird immer häufiger operiert, doch viele Eingriffe sind schlicht überflüssig. Um unnötige Risiken zu vermeiden, ist das Einholen einer Zweitmeinung sinnvoll.
- Statistiken zu Operationen in Deutschland
- Warum es so viele unnötige Operationen gibt
- Ist eine Operation immer sinnvoll?
- Kein Klick zu viel: Fünf OP-Fakten für Deutschland
- Risiken bei unnötigen Operationen vermeiden
- Liste der fünf unnötigsten Operationen
- Die IKK classic unterstützt Sie beim Einholen einer Zweitmeinung
Statistiken zu Operationen in Deutschland
Eine Studie des Statistischen Bundesamtes im Jahr 2021 kam zu dem Ergebnis, dass seit der COVID-19-Pandemie ein deutlicher Rückgang bei planbaren Operationen wie der Implantation künstlicher Hüftgelenke (2021: minus 10 Prozent) oder der Entfernung der Gebärmutter bei gutartigen Erkrankungen (2021: minus 16 Prozent) zu verzeichnen ist. Allerdings stellt das Berliner IGES-Institut fest, dass nur bei 10 Prozent der jährlich 70.000 Schilddrüsenoperationen ein wirklich bösartiger Befund vorliegt. Die Frage liegt auf der Hand: Sind all diese Eingriffe wirklich notwendig? Die Antwort: Nein. Denn viele Operationen sind aus medizinischer Sicht unnötig. Aber der Reihe nach.
Warum es so viele unnötige Operationen gibt
Das Sprichwort „Viel hilft viel“ ist nicht immer ratsam. Schon gar nicht in der Medizin. Das Berliner Institut für Gesundheits- und Sozialforschung (IGES) stellt fest, dass bis zu 30 Prozent aller Medikamente, Untersuchungen und Operationen medizinisch nicht zwingend notwendig sind. Eine weitere Bertelsmann-Studie geht den Gründen für Überversorgung auf den Grund und beschreibt Ursachen, Einflussfaktoren und Lösungsansätze.
Neben Denk- und Verhaltensmustern der Patientinnen und Patienten spielen die Rahmenbedingungen des Gesundheitssystems eine entscheidende Rolle, warum so viele unnötige Operationen durchgeführt werden. Beispielsweise ist es für ein Krankenhaus lukrativer, eine Operation durchzuführen, als eine ausführliche Beratung mit Alternativen anzubieten. Somit stehen vor allem ökonomische Gründe im Vordergrund. Bei der sogenannten „Faulpauschale“ müssen die Krankenhäuser im Vorfeld eine Mindestzahl an Fällen oder Operationen einhalten.
Ist eine Operation immer sinnvoll?
Vor allem in Bayern, Hessen, Thüringen und Niedersachsen verzichten die Menschen gerne auf eine konservative Behandlung und legen sich stattdessen schnell unters Messer. Das zeigt eine Studie der Bertelsmann-Stiftung in Kooperation mit der Deutschen Gesellschaft für Orthopädie und orthopädische Chirurgie (DGOOC). Die Autoren sprechen von einem „Operations-Gürtel“, der sich über diese Bundesländer erstrecke. Die Bandbreite der Eingriffe reiche von Arthroskopien über Gelenkprothesen bis zu Revisionsoperationen am künstlichen Ersatz.
Tatsächlich widerspricht die steigende Zahl der Operationen eigentlich den Grundbedürfnissen der Patienten. Laut einer Forsa-Umfrage fürchtet sich fast jede dritte Frau (32 Prozent) und jeder vierte Mann (25 Prozent) vor einer stationären Behandlung im Krankenhaus. Hinzu kommt die Angst, dass eine Operation nicht gelingt und in der Folge wiederholt operiert werden muss. Diese Angst treibt sogar 80 Prozent der Patienten um. Befürchtungen, die nicht ganz unberechtigt sind.
Im Jahr 2021 hat der Medizinische Dienst in 3.665 Fällen Behandlungsfehler bestätigt. Zwei Drittel aller Behandlungsfehlervorwürfe der aktuellen Jahresstatistik betrafen Leistungen in der stationären Versorgung, vor allem in Krankenhäusern (8.690 Fälle). Ein Drittel betraf Arztpraxen (4.339 Fälle). 30 Prozent aller Vorwürfe betrafen die Orthopädie und Unfallchirurgie, rund 12 Prozent die Innere Medizin und Allgemeinmedizin, knapp 9 Prozent die Frauenheilkunde und Geburtshilfe sowie die Allgemein- und Viszeralchirurgie. 8 Prozent entfielen auf die Zahnmedizin und rund 6 Prozent auf die Pflege. Mehr als 26 Prozent der Vorwürfe betrafen 29 weitere Fachgebiete.
Kein Klick zu viel:
Fünf OP-Fakten für Deutschland
Wovor haben Patienten am meisten Angst, welche Operationen kommen in Deutschland besonders häufig vor und welche davon sind unnötig? Klicken Sie sich durch und finden es heraus!
Kopf
Laut einer Forsa-Umfrage fürchtet sich fast jede dritte Frau (32 Prozent) und jeder vierte Mann (25 Prozent) vor einer stationären Behandlung im Krankenhaus.
Hüfte
Die Zahl der Implantationen künstlicher Hüftgelenke in deutschen Kliniken ist von 2005 bis 2017 um 22 Prozent gestiegen. Dies dokumentiert das Statistische Bundesamt.
Rücken
Studien zu Zweitmeinungsverfahren haben gezeigt, dass rund 85 Prozent der Operationen am Rücken aus medizinischer Sicht nicht alternativlos waren.
Hand
Die „Distale Radiusfraktur“ (körperferner Speichenbruch) ist der häufigste Knochenbruch beim Menschen. Das Risiko, beim Sturz auf die ausgestreckte Hand eine Radiusfraktur zu erleiden, steigt mit zunehmendem Lebensalter.
Knie
Laut einer Umfrage der IKK classic wollen rund 72 Prozent aller Patienten eine Knie-Endoprothese so lange wie möglich vermeiden.
Risiken bei unnötigen Operationen vermeiden
Verschiedene Studien kommen zu dem Ergebnis, dass zum einen sogenannte „sozioökonomische Faktoren“ Einfluss auf die Häufigkeit von Operationen haben, ebenso wie persönliche. Darunter die Versorgungsdichte (also die Anzahl der Krankenhäuser in der Region), ärztliche Empfehlungen, die steigende Nachfrage nach operativen Eingriffen und die Erwartungen, die mit einer OP einhergehen. Viele Patienten hoffen etwa, dass ein operiertes Knie oder ein operierter Rücken schneller wieder genesen. Hinzu kommen auf seiten der Ärzte mangelnde Kenntnisse zu neuen Behandlungsansätzen sowie mangelnde Erfahrung aufgrund zu weniger Operationen zu einer bestimmten Diagnose.
Zum anderen, sagen Kritiker, liege die steigende Zahl der Operationen – auch jener, die nicht medizinisch notwendig sind – an falschen finanziellen Anreizen. Eine Operation infolge einer Verletzung etwa ist deutlich teurer als eine konservative Behandlung. Ein Eingriff an der Wirbelsäule zum Beispiel kostet etwa 10.000 Euro, ein Gelenkersatz am Knie bereits um die 12.000 Euro. Eine Operation kostet damit in etwa so viel wie 30 Behandlungsjahre ohne Operation. Der Grund ist, dass das Gesundheitssystem OP-Leistungen deutlich stärker bewertet als Behandlungsmethoden ohne Skalpell.
Um dem Trend hin zu unnötigen Operationen etwas entgegen zu setzen, trommeln die gesetzlichen Krankenkassen daher verstärkt für die sogenannte Zweitmeinung durch einen weiteren Arzt oder Facharzt. Denn klar ist: Obwohl in Deutschland immer häufiger operiert wird, ist die Lebenserwartung nicht höher als in vergleichbaren Ländern.
Studien zu Zweitmeinungsverfahren haben stattdessen gezeigt, dass zum Beispiel rund 85 Prozent der Operationen am Rücken aus medizinischer Sicht nicht alternativlos waren. Die Beschwerden hätten auch ohne Operation abgenommen. In der Folge heißt dies: 85 Prozent der Patienten, die am Rücken operiert wurden, gingen unnötige Risiken ein – und haben ihrer Gesundheit eventuell mehr geschadet als genutzt.
Die IKK classic unterstützt Sie beim Einholen einer Zweitmeinung
Patienten sollten öfter eine zweite Meinung einholen. Doch viele Versicherte sind verunsichert – und wissen nicht, dass sie dabei von der IKK classic unterstützt werden.
Die Meinung eines zweiten Arztes oder Facharztes kann unnötige Operationen und damit Risiken vermeiden. Wie eine repräsentative Umfrage der IKK classic unter 1.227 Teilnehmern zeigt, sind viele Versicherte beim Thema Zweitmeinung unsicher oder zu wenig informiert: Über die Hälfte aller Befragten (55 Prozent) gaben etwa an, dass sie noch nie eine Zweitmeinung eingeholt haben.
Hinzu kommt: Nur 44,6 Prozent der Teilnehmer wussten, dass die IKK classic beim Einholen einer Zweitmeinung unterstützt:
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