Burn-out im Betrieb: Was Arbeitgebende tun können

Redaktion
IKK classic

Es tritt in unserer modernen Gesellschaft häufig auf: das Burn-out-Syndrom. Es äußert sich durch mehrere Symptome, die oft schwer zu erkennen sind. Wir erklären, wie Sie einen Burn-out bei Mitarbeitenden und Azubis erkennen und welche Handlungsmöglichkeiten Sie haben.

Wer leistungsfähig sein und bleiben will, braucht Phasen der Regeneration. Dauerstress und Dauerbelastung können krank machen und zum Burn-out führen. Dann geht erst einmal gar nichts mehr. Betriebe haben eine Fürsorge- und Sorgfaltspflicht ihren Angestellten gegenüber. Dazu gehört es, die Gesundheit – auch die psychische – ihrer Arbeitnehmer sicherzustellen und geeignete Maßnahmen dafür zu treffen. Allein deshalb ist es wichtig, ein Ausbrennen der Mitarbeitenden zu verhindern. Neben der menschlichen Komponente gibt es aber auch betriebliche Gründe, weshalb Arbeitgebende einen Burn-out der eigenen Angestellten verhindern sollten – im eigenen Interesse.

Negative Folgen des Burn-outs von Mitarbeitenden

  • Leistungsfähigkeit

    Schon bevor Mitarbeitende in den Zustand völliger Erschöpfung – sei es durch private oder berufliche Probleme – geraten, leidet ihre Leistungsfähigkeit. Burn-out geht oft mit Schlafmangel und Konzentrationsstörungen einher. Wer damit über einen längeren Zeitraum zu kämpfen hat, kann im Job nicht mehr sein volles Potenzial ausschöpfen. Letztlich leidet darunter dann auch die Qualität der Arbeit.

  • Mehr Krankmeldungen

    Ein Burn-out entwickelt sich über einen längeren Zeitraum. In dieser Phase meldet sich der eine Mitarbeitende vermehrt krank, der andere beißt sich mit einem starken Verantwortungsgefühl weiter durch. Doch am Ende folgt meist ein längerer Ausfall, was gerade für kleinere Betriebe eine große Herausforderung darstellt. Die Gesundheit der Mitarbeitenden ist daher absolut schützenswert.

  • Jobwechsel oder Berufsunfähigkeit

    Mitarbeitende mit Burn-out sind mit ihren vielen privaten oder beruflichen Problemen oft derart überfordert, dass sie sich durch einen Jobwechsel Besserung erhoffen. In besonders schweren Fällen kann Burn-out sogar bis zur Berufsunfähigkeit gehen. Auf diese Weise verliert ein Unternehmen unwiederbringlich eine wichtige Fachkraft.

  • Arbeitgeberimage

    Welches Unternehmen will schon bekannt dafür sein, dass die eigenen Angestellten bis zur Erschöpfung arbeiten?

Burn-out erkennen

Gerade weil sich Burn-out in der Regel nicht plötzlich einstellt, ist es wichtig, die Vorzeichen frühzeitig zu erkennen. Häufig sind es gerade die besonders ehrgeizigen und verantwortungsbewussten Menschen, die vom Burn-out betroffen sind. Regelmäßige Feedback-Gespräche mit den Angestellten helfen, Veränderungen wahrzunehmen und anzusprechen. Doch viele Menschen bemerken es selbst nicht, wenn sie in einen Burn-out hineinrutschen. Selbst wenn sie den Verdacht haben, ist die Hürde groß, über das Thema zu sprechen.

Das Burn-out-Syndrom als psychische Erkrankung ist für viele Menschen noch immer ein Tabuthema. Es gibt jedoch ein paar Hinweise auf einen anstehenden Burn-out, die Außenstehende im Blick haben sollten. Wer in so einer Situation das Gespräch sucht, kann einen wichtigen Beitrag zur Burn-out-Prävention leisten. Voraussetzung ist selbstverständlich, dass das Gespräch im vertrauensvollen Rahmen stattfindet und dem oder der Betroffenen keine Vorwürfe gemacht werden.

Betriebliches Gesundheits­management

Im Rahmen des Betrieblichen Gesundheitsmanagements (BGM) werden auch psychische Belastungen ermittelt und Maßnahmen zur Verbesserung entwickelt. Mehr Infos zu BGM

Burn-out-Symptome

Folgende Veränderungen sollten Kolleginnen und Kollegen sowie Vorgesetzte aufhorchen lassen, auch wenn die Diagnose nur ein Spezialist stellen kann. Diese Symptome können ein Anzeichen für einen drohenden Burn-out sein:

Mehr zu Symptomen, Ursachen und Behandlung eines Burn-out
  • Körperliche und geistige Erschöpfung

    Burn-out geht häufig mit Problemen beim Abschalten, Ein- und Durchschlafen einher. Das macht sich irgendwann auch am Arbeitsplatz bemerkbar.

  • Gereiztheit

    Wer dauerhaft über die eigenen Grenzen geht, Stress ausgesetzt ist und vielleicht unter Schlafmangel leidet, ist häufig weniger geduldig und reagiert gereizt.

  • Leistungsabfall

    Wenn Mitarbeitende plötzlich mehr Zeit für Routineaufgaben benötigen, kann das ein Warnzeichen sein.

  • Isolation

    Der soziale Rückzug ist ebenfalls ein Alarmzeichen, auf das aufmerksame Kolleginnen und Kollegen sowie Vorgesetzte reagieren sollten.

  • Arbeit auch im Urlaub

    Wenn das Abschalten zum Problem wird und das Leben nur noch aus Arbeit besteht, fällt es Patienten häufig schwer, im Urlaub die Arbeit ruhen zu lassen. Wenn Mitarbeitende regelmäßig während ihres Urlaubs im Betrieb auftauchen, sollten Vorgesetzte das Gespräch suchen.

Burn-out kennt kein Alter: Besonderheiten bei Azubis

Ein Burn-out kann jeden treffen, unabhängig vom Alter oder der familiären und sozialen Situation. Auch Azubis können unter Burn-out leiden. Die Jugendorganisation des Deutschen Gewerkschaftsbundes etwa hat in den Corona-Jahren eine Zunahme der psychischen Erkrankungen unter Azubis registriert. Vor allem Zukunftsängste, Prüfungsstress, Überforderung, aber auch Unterforderung, Probleme mit Kolleginnen und Kollegen können sich negativ auf die psychische Gesundheit auswirken.

Dazu kommt, dass nicht alle junge Menschen schon persönlich so gefestigt sind, dass sie gut mit Stress und Druck umgehen können. Wenn dazu noch fehlende Anerkennung kommt, weil sie ja "nur" Azubis sind, können sie genauso in einen Burn-out rutschen wie ältere Menschen.

Die Rolle der Führungskräfte

Die Kultur in einem Unternehmen hat einen großen Einfluss auf die Psyche der Menschen, die dort arbeiten. Deshalb können Führungskräfte mit einem guten Klima, Transparenz und Anerkennung viel erreichen, um ihre Team-Mitglieder vor einem Burn-out zu bewahren.

Was Führungskräfte gegen Burn-out in ihrem Team tun können

  • Vorbild sein

    Wichtig für die Burn-out-Prophylaxe ist es, zwischen Arbeits- und Regenerationsphasen zu unterscheiden. Wer möchte, dass sein Team diese Abgrenzung vornimmt, sollte nicht selbst Mails um 22 Uhr abends oder im Urlaub verschicken. 

  • Zeit- und Selbstmanagement fördern

    Wer seine Kräfte gut einschätzen kann, ist weniger gefährdet, über die eigenen Grenzen hinwegzugehen. Als Führungskraft können Sie Ihre Mitarbeitenden dabei unterstützen, eigenverantwortlich mit ihren Ressourcen umzugehen. 

  • Realistische Ziele vereinbaren

    Ein wenig Überforderung mag vielleicht anspornend sein, dauerhaft führt Überforderung aber zu einem Gefühl von Versagen. Regelmäßige Feedback-Gespräche helfen, die richtige Balance zu finden.

  • Anerkennung geben

    Würdigen Sie die Leistungen Ihres Teams! Positives Feedback lässt die Endorphine im Körper tanzen, steigert die Motivation und kann kleinere Belastungen abfedern. 

Krankenstand und Fehlzeiten-Analyse

Die Fehlzeiten-Analyse ist ein wichtiges Instrument des betrieblichen Gesundheitsmanagements. Denn wer die Ursachen für die Fehlzeiten in seinem Unternehmen kennt, kann durch entsprechende Maßnahmen systematisch für die Gesundheit seiner Mitarbeiter sorgen.

Zur Fehlzeiten-Analyse

Gesetzliche Vorgaben

Wie bei jeder anderen Krankschreibung auch, muss ein Angestellter zwar eine Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung vorlegen, ist aber nicht verpflichtet, den Arbeitnehmer über die Art der Krankheit zu informieren. Weil Burn-out aber häufig mit einer zu großen Arbeitsbelastung und Stress einhergeht, kann es auch für den Betroffenen selbst nützlich sein, den Arbeitgeber zu informieren, vor allem wenn es später um eine Wiedereingliederung geht.

Allerdings ist die Zurückhaltung, am Arbeitsplatz von den eigenen psychischen Problemen zu reden, durchaus verständlich. Zwar kann man als Arbeitgeber nicht einfach aufgrund der Krankheit kündigen, wohl aber wegen einer hohen Anzahl an Fehlzeiten und wegen der Prognose, dass weitere Arbeitsausfälle zu erwarten sind. Knifflig wird es aber, wenn es zu einem Rechtsstreit kommt und der oder die Gekündigte dem Arbeitgeber eine Mitschuld an dem Burn-out zu geben versucht. Etwa durch schlechte Organisation und Vernachlässigung der Fürsorgepflicht.

Es gibt also gute Gründe, nicht nur die körperliche, sondern auch die psychische Gesundheit der Mitarbeitenden im Blick zu haben. Ein Burn-out schadet schließlich beiden Seiten.

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IKK classic

Veröffentlicht am 14.04.2022

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