Fehl­zeiten reduzieren mit einem gesunden Betriebs­klima

Redaktion
IKK classic

Ihre Mitarbeitenden sollen gesund und motiviert bei der Arbeit erscheinen? Dann spielt das Betriebsklima eine entscheidende Rolle. Es gilt: Wer sich wohlfühlt, meldet sich seltener krank. So können Betriebe durch eine positive Arbeitsatmosphäre Fehlzeiten reduzieren.

Gesunde und leistungsfähige Mitarbeitende bilden das Fundament eines Betriebs. Doch seit einigen Jahren macht sich ein leichter Aufwärtstrend krankheitsbedingter Fehlzeiten bemerkbar – das bestätigt auch die aktuelle IKK Krankenstand- und Fehlzeiten-Analyse. Demnach waren IKK-Versicherte im Jahr 2023 durchschnittlich insgesamt 25,3 Tage krankgeschrieben – 2019 lag dieser Wert noch bei 18,9 Tagen. Diese Krankheitstage verteilten sich auf 2 Krankheitsfälle mit einer durchschnittlichen Falldauer von 12,7 Tagen.

Mit 31,1 Prozent verursachen Muskel-Skelett-Erkrankungen die meisten Fehlzeiten, gefolgt von Krankheiten der Atmungsorgane – ihr Anteil liegt bei 18,7 Prozent. Verletzungen und Vergiftungen (14,8 %) sowie psychische Beschwerden (13,8 %) gehören ebenfalls zu den häufigsten Diagnosen auf dem gelben Schein.

Diese Entwicklung beunruhigt, denn: Melden sich Beschäftigte häufiger krank, hat das Auswirkungen auf den gesamten Betrieb.

Wegen des Fachkräftemangels fallen Fehlzeiten noch schwerer ins Gewicht, denn qualifizierter Ersatz ist nur schwer zu finden.

Hartmut Drexler

Fehlzeiten gefährden auch die wirtschaftliche Gesundheit

Die zunehmenden Fehlzeiten am Arbeitsplatz stellen Unternehmen vor große Herausforderungen. Fehlt einsatzfähiges Personal, mindert das die Ertragskraft – schlimmstenfalls können Aufträge nicht rechtzeitig oder gar nicht abgewickelt werden. Zudem bedeutet es für gesunde Mitarbeitende eine enorme Belastung, wenn sie die Arbeit ihrer erkrankten Kolleginnen und Kollegen miterledigen müssen. Nicht selten führt die erhöhte Arbeitsbelastung zu einer neuen Welle an Krankmeldungen ­– ein Teufelskreis, der langfristig das Betriebsklima vergiftet.

Hartmut Drexler, Geschäftsbereichsleiter Beratung der Handwerkskammer München, hebt außerdem die Problematik des Fachkräftemangels hervor: "Betriebe können es sich gar nicht mehr leisten ihre Mitarbeitenden lange im Krankenstand zu haben, denn qualifizierter Ersatz ist nur schwer zu finden." Auch wirtschaftlich haben hohe Fehlzeiten Konsequenzen: So müssen Arbeitgebende ihren krankgeschriebenen Angestellten bis zu sechs Wochen das Gehalt weiterzahlen. Dazu kommen die Ausgaben für anfallende Überstunden oder die Beauftragung kurzfristiger Aushilfskräfte, um den Ausfall zu kompensieren. Bei steigendem Krankenstand kommen so spürbare Mehrkosten zusammen.

Krankenstand- und Fehlzeiten-Analyse

Die Fehlzeiten-Analyse ist ein wichtiges Instrument des betrieblichen Gesundheitsmanagements. Denn wer die Ursachen für die Fehlzeiten in seinem Unternehmen kennt, kann durch entsprechende Maßnahmen systematisch für die Gesundheit seiner Mitarbeiter sorgen. Mehr erfahren

Stress und dicke Luft machen krank

Doch woran kann es liegen, wenn Ihr Betrieb einen hohen Krankenstand verzeichnet? Ein Grund ist der demografische Wandel: Denn dadurch steigt auch das Durchschnittsalter der Beschäftigten stetig, sodass vermehrt Verschleißerscheinungen und andere altersbedingte Krankheiten auftreten. Kommt es gehäuft zu Verletzungen oder Unfällen, hängt das möglicherweise mit einem unzureichenden Arbeitsschutz zusammen.

Eine der wichtigsten Ursachen für besonders lange Fehlzeiten wird allerdings oft übersehen: Laut des Informationsdienstes des Instituts der deutschen Wirtschaft sind es besonders die psychischen Leiden, die lange Ausfallzeiten verursachen. Drexler nennt als eine Ursache den hohen Druck auf die Beschäftigten: "Es muss alles immer schneller gehen, immer perfekter und am besten sofort." Dieser dauerhafte Stress kann Körper und Geist zermürben, schlimmstenfalls endet er in einem Burn-out. Auch ein schlechtes Betriebsklima erhöht den Krankenstand: Trüben Streitigkeiten und mangelnder Respekt die Stimmung im Team, wollen Mitarbeitende diesen womöglich durch eine Krankmeldung aus dem Weg gehen.

Zwischenmenschliche Unstimmigkeiten können aber nicht nur Fluchtreflexe auslösen, sondern auch tatsächlich zu ernstzunehmenden psychischen und körperlichen Erkrankungen führen. Das gilt besonders, wenn die Konflikte in Mobbing und Diskriminierung ausarten. Fast drei Viertel der Menschen, die sich stark diskriminiert fühlen, leiden an Schlafstörungen und über die Hälfte der Betroffenen an Depressionen. Jeweils rund ein Drittel haben mit Magen-Darm-Erkrankungen und Angststörungen zu kämpfen. Zu den Ergebnissen kommt die repräsentative Grundlagenstudie der IKK classic, die das Kölner rheingold institut durchgeführt hat. Die Studie analysiert und verdeutlicht die Zusammenhänge zwischen Diskriminierungserfahrungen und deren Auswirkungen auf die Gesundheit.

Carmen Bender, Beraterin für Personal- und Organisationsentwicklung der Handwerkskammer Heilbronn-Franken, sieht gerade Mitarbeitende kleiner Betriebe gefährdet: "Sie wissen oft nicht, an wen sie sich in einer psychischen Krise wenden sollen. Da gibt es nicht so viel Auswahl. Ein Betriebsrat ist vielleicht auch nicht vorhanden". Bei schlechtem Betriebsklima stünde oft nur zur Wahl: Durchhalten oder gehen. Genau an diesem Punkt sollten Führungskräfte ansetzen und Präventionsmaßnahmen ergreifen.

Illustration des Deckblattes der Studie "Vorurteile und Diskriminierungen machen krank".

Vorurteile und Diskriminierung machen krank

Die IKK classic unterstützt Menschen dabei, einen gesunden Lebensstil zu führen. Dazu gehört auch ein gesunder Umgang miteinander – denn Diskriminierungserfahrungen führen zu Erkrankungen. Um das zu verhindern, gilt es die Ursache zu bekämpfen und Vorurteile abzubauen.

Mehr zur Studie

Betriebliches Gesundheitsmanagement entlarvt die Ursachen für Fehlzeiten

Nur wenn Sie die Ursachen für die Fehlzeiten in Ihrem Unternehmen kennen, können Sie mit passenden Maßnahmen die Gesundheit Ihrer Mitarbeitenden stärken. Im Rahmen des betrieblichen Gesundheitsmanagements (BGM) bietet die IKK classic verschiedene Analyseinstrumente, um die betriebliche Situation zu erfassen – darunter die Fehlzeitenanalyse.

Eine persönliche IKK-Gesundheitsmanagerin oder ein IKK-Gesundheitsmanager hilft Ihnen dabei, die richtige Analyseart für Ihren Betrieb zu bestimmen und durchzuführen. Anschließend werten Sie die Ergebnisse gemeinsam aus, um wirksame Maßnahmen zur Gesundheitsförderung zu erarbeiten. Ein gesünderes Arbeitsumfeld können Sie zum Beispiel mit Trainings und Seminaren für Beschäftigte und Führungskräfte gestalten. Zudem übernehmen die Gesundheitsmanagerinnen und -manager die Lotsenfunktion, um das Betriebliche Gesundheitsmanagement und den Arbeitsschutz zu verknüpfen. Neben einem Gesundheitsförderprogramm sollten Sie unbedingt auch in eine motivierende Unternehmenskultur investieren.

Sie haben Fragen? Die IKK Gesundheitsmanager beraten Sie!

Betriebliches Gesundheitsmanagement (BGM)

Das betriebliche Gesundheitsmanagement (BGM) reduziert Belastungen der Beschäftigten und stärkt deren Ressourcen. Auch psychische Belastungen werden ermittelt und Maßnahmen zur Verbesserung entwickelt. Zu den IKK BGM-Angeboten

Maßnahmen für ein gesünderes Betriebsklima

Diese sechs Maßnahmen zahlen auf ein gutes Betriebsklima ein und helfen Fehlzeiten langfristig zu reduzieren:

  • 1. Einen motivierenden Führungsstil pflegen

    Transparenz und offene Kommunikation wirken Wunder. Beziehen Sie Mitarbeiter so oft wie möglich in Entscheidungen mit ein. "In den Austausch zu gehen und sich selbst als Chef oder Chefin zu reflektieren – darauf kommt es an", betont HR-Expertin Carmen Bender.

  • 2. Vertrauen und Identifikation fördern:

    Kommunizieren Sie offen, pflegen Sie einen positiven Umgangston und hören Sie aktiv zu. So schaffen Sie ein vertrautes Klima, das die Verbundenheit und Identifikation mit dem Betrieb festigt.

  • 3. Eine gute Work-Life-Balance unterstützen

    Laut Hartmut Drexler legen viele qualifizierte Fachkräfte großen Wert auf ein "warmes Nest". Das heißt: Familie, Freizeit und Arbeit müssen unter einen Hut gebracht werden. Setzen Sie hier an und richten Sie die Arbeitsbedingungen danach aus.

  • 4. Entlastende Arbeitsbedingungen schaffen

    Planen Sie für Aufgaben besser etwas mehr Zeit ein und gestehen Sie Ihren Mitarbeitenden ruhige Arbeitsphasen zu. Hoher Zeitdruck und ständige Unterbrechungen während der Arbeit treiben den Stresspegel in die Höhe. Folglich steigt auch der Krankenstand, weil Stress sich negativ auf Stimmung und Gesundheit auswirkt.

  • 5. Wertschätzung & Akzeptanz leben

    Führen Sie wertschätzend und würdigen Sie den Einsatz Ihrer Mitarbeiten – ein aufrichtiges Lob bewirkt oft ebenso viel wie monetäre Anerkennung. Zu einem Respektvollen Umgang gehört aber auch, Probleme offen anzusprechen. So können Konflikte nicht lange schwelen, sondern direkt aus der Welt geschafft werden.

  • 6. Psychische Gefährdungsbeurteilungen durchführen

    Um psychischen Krankheiten vorzubeugen, sollte eine psychische Gefährdungsbeurteilung mögliche Trigger am Arbeitsplatz identifizieren. Diese ist verpflichtend, gerät aber manchmal in Vergessenheit.

    Alle Infos zur psychischen Gefährdungsbeurteilung
Tanja Bleicher und Alexander Sachsenmaier von der Sachsenmaier GmbH © privat
Verantwortlich für das Betriebliche Gesundheitsmanagement bei Sachsenmaier: Tanja Bleicher, Leiterin Personal/BGM und Geschäftsführer Alexander Sachsenmaier.

Praxisbeispiel Sachsenmaier GmbH

Mit gutem Betriebsklima Mitarbeitende halten

Herr Sachsenmaier, können Sie Ihren Betrieb kurz charakterisieren? Was zeichnet ihn aus?

Alexander Sachsenmaier (Geschäftsführer): Wir sind ein kleiner mittelständischer Betrieb und achten darauf, dass es jedem Mitarbeitenden gut geht. Als Geschäftsleitung muss man eine gute Grundlage schaffen, damit die Beschäftigten bleiben und gerne bei uns arbeiten. Fachkräftebindung ist ein wichtiges Thema. Deshalb tun wir sehr viel dafür, dass sich die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bei Sachsenmaier wohl fühlen und Spaß bei der Arbeit haben. Bei uns wird das Motto gelebt: Der Mitarbeitende ist uns wichtig. Wir haben zum Beispiel flexible Arbeitszeiten, das heißt, wenn jemand private Herausforderungen hat, sind wir immer bemüht, eine Lösung mit ihm und für ihn zu finden und ihn zu unterstützen.

Tanja Bleicher, Leiterin Personal/BGM: Es hat sich herumgesprochen, dass wir Wert auf ein gutes Betriebsklima legen. Das ist ein großer Wettbewerbsvorteil für uns.

  • Was sind aus Ihrer Sicht die wichtigsten BGM-Maßnahmen?

    Bleicher: Der Treppenlifter, der den Mitarbeitenden rückenschonenderes Arbeiten ermöglicht, wenn sie große Heizungsanlagen über mehrere Etagen tragen müssen, ist eine große Erleichterung. Er hilft, dass diese Prozesse einfach, motorisiert und rückenschonend ablaufen.

    Sachsenmaier: Die Schulungen der IKK classic – gerade zu Themen wie Stressvermeidung und Körperfitness – werden sehr gut angenommen. Insbesondere von unseren Azubis.

    Im Büro bieten wir darüber hinaus höhenverstellbare Schreibtische und eine gute EDV-Ausstattung an. Außerdem stellen wir frisches Obst und Getränke bereit. Das sind eigentlich rudimentäre Dinge, die aber nicht überall selbstverständlich sind. Für die Arbeit im Lager und auf den Baustellen haben wir zum Beispiel elektrische Treppensteiger und spezielle Hubwagen. Das alles verbessert die Arbeitssicherheit und unterstützt uns bei der täglichen Arbeit.

    Bleicher: Auch Team-Events wie Weihnachtsfeiern, Bowling oder Kartfahren sind bei uns an der Tagesordnung. Sie fördern das Gefühl der Zusammengehörigkeit und verbessern die Zusammenarbeit der Teams im Betrieb. Wir haben die letzten Monate versucht, dies auch coronakonform durchzuführen und umzusetzen.

    Sachsenmaier: Wir haben regelmäßig Events wie gemeinsames Grillen oder Pizzaessen – also einfache Teambuilding-Maßnahmen. Ansonsten laden wir jährlich zu Azubitagen ein. Dort lernen sich alle besser kennen und erfahren, was wichtig ist und besser gemacht werden kann – und das schon in der Ausbildung.

Mit BGM gewinnen alle

  • Kann man sagen, dass Sie beim BGM einen ganzheitlichen Ansatz verfolgen?

    Sachsenmaier: Ja, am Anfang unserer Überlegungen steht immer der Gesundheitsgedanke und die Frage, wie wir das Leben für unsere Mitarbeitenden erleichtern können. In den allermeisten Fällen hat das dann auch den positiven Effekt, dass wir produktiver arbeiten. So entsteht letztendlich eine Win-Win-Situation. Denn jedes arbeitserleichternde Hilfsmittel ist in der Regel auch ein Produktivitätsverbesserer. Ein Beispiel hierfür: Durch einen elektrischen Treppensteiger entlaste ich die Mitarbeitenden, aber zugleich bräuchte ich ohne dieses Hilfsmittel viel mehr Arbeitskräfte.

  • Woran merken Sie, dass die Mitarbeitenden Ihre BGM-Maßnahmen schätzen?

    Sachsenmaier: Wir hatten in den letzten Jahren sehr wenig Fluktuation. Außerdem haben wir eine hohe Arbeitsbereitschaft.

    Bleicher: Nehmen wir zum Beispiel die Krankheitszahlen – die sind im Branchenvergleich relativ niedrig bei uns. Mit unseren BGM-Maßnahmen wollen wir vermeiden, dass es beispielsweise zu chronischen Rückenschmerzen und damit längeren Ausfallzeiten kommt.

Nachhaltigkeit und Digitalisierung

Welche konkreten Maßnahmen verfolgen Sie in Sachen Nachhaltigkeit?

  • Welche konkreten Maßnahmen verfolgen Sie in Sachen Nachhaltigkeit?

    Sachsenmaier: Da wir in einer Branche tätig sind, die maßgeblich an der Umsetzung der Energiewende beteiligt ist, legen wir großen Wert auf Nachhaltigkeit. Beispiele hierfür sind die Beheizung des Betriebsgebäudes, Mülltrennung, Wildblumenwiesen oder Vogelhäuser auf dem Betriebsgelände.

    Bleicher: Wir sind auch gut aufgestellt im Bereich Digitalisierung und versuchen, so wenig Papier wie möglich zu verbrauchen.

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IKK classic

Veröffentlicht am 01.09.2021

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