Handysucht: Warum übermässige Smartphone-Nutzung krank macht

Redaktion
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Chatten, surfen, telefonieren – das Smartphone ist unser ständiger Begleiter im Alltag. Aber ab wann spricht man eigentlich von Handysucht? Und welche Krankheiten kann sie auslösen? Wir verraten dir, an welchen Symptomen du Smartphone-Abhängigkeit erkennst und wie du sie bekämpfen kannst.

Könntest du das Haus ohne dein Handy verlassen? Nein? Damit bist du nicht allein: Viele Smartphone-Nutzerinnen und -Nutzer leiden mittlerweile an einer Handy-Trennungsangst. Für diese Angst, etwas zu verpassen oder nicht erreichbar zu sein, gibt es sogar einen medizinischen Fachbegriff: Nomophobie (von „No-Mobile-Phone-Phobia“).

Verständlich, denn mittlerweile ist das Smartphone mit seinen nahezu unbegrenzten Funktionen und Möglichkeiten ein fester Bestandteil unseres Alltags. Aber Vorsicht: Wenn du zu oft und zu lange am Smartphone hängst, kann das schnell zur Handysucht führen. Und die kann sich auch negativ auf deine körperliche und psychische Gesundheit auswirken.  

Woran erkenne ich eine Handysucht?

Genau genommen ist Handysucht keine offiziell anerkannte Krankheit – Smartphones fördern aber suchtähnliches Verhalten: Jedes Mal, wenn du eine Nachricht auf dem Display siehst, schüttet dein Gehirn das Glückshormon Dopamin aus und du fühlst dich besser. Der Effekt: Du willst mehr davon und greifst immer öfter zum Smartphone.

Fünf Symptome, die auf eine Handysucht hinweisen:

  • Entzugserscheinungen

    Wenn du dein Handy zuhause vergessen hast oder der Akku leer ist, reagierst du mit extremer Unruhe, Schweißausbrüchen oder aggressivem Verhalten.

  • Wenig Interesse an anderen Aktivitäten

    Du vernachlässigst Schule, Arbeit, Hobbys oder Freunde, weil du lieber mit deinem Handy spielst.

  • Flucht vor negativen Gefühlen

    Wenn es dir schlecht geht oder du Probleme hast, greifst du zum Handy, um davor zu fliehen.

  • Erfolglose Einschränkungsversuche

    Du weißt selbst, dass du zu viel Zeit am Handy verbringst, schaffst es aber nicht, länger als ein paar Minuten aufs Smartphone zu verzichten.

  • Steigerung der Häufigkeit

    Früher hast du nur ab und zu aufs Handy geschaut, jetzt hast du den ständigen Drang danach und es macht dich extrem unzufrieden, wenn das Smartphone mal nicht in Reichweite liegt.

Diese Handysucht-Symptome solltest du allerdings über einen längeren Zeitraum beobachten: „Um eine Handysucht festzustellen, müssen diese Verhaltensweisen über einen längeren Zeitraum von zwölf Monaten anhalten. Während bei einem Knochenbruch die Symptome eindeutig sind, lässt sich eine Handysucht nur aus langfristigen Beobachtungen schließen“, erklärt André Dobrig, Bildungsreferent bei der Arbeitsgemeinschaft Jugendfreizeitstätten Sachsen e.V. (AGJF) mit langjähriger Tätigkeit in der Suchtberatung.

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Welche Krankheiten kann eine Handysucht auslösen?

Übermäßige Smartphonenutzung kann zu Dauerstress führen, weil man ständig das Gefühl hat, immer erreichbar sein und sofort reagieren zu müssen. Auch psychische Störungen wie Angst, Depressionen, Schlafstörungen oder aggressives Verhalten können die Folge einer Handysucht sein.

Und damit nicht genug: Wer ständig aufs Handy schaut, tut auch seinem Körper nichts Gutes. Denn den ständigen Griff zum Handy hat die Evolution nicht eingeplant. „Je häufiger der Körper eine Haltung gegenüber dem Smartphone einnimmt, desto mehr gewöhnt er sich daran“, so Experte André Dobrig. Das kann beispielsweise zu Verkrümmungen von Genick, Kopf und Rücken führen, die sogar schmerzhaft enden könnten. Aber auch andere Körperteile können durch übermäßige Handynutzung beansprucht werden.

Die 5 häufigsten Handykrankheiten

Pickel auf der Wange oder Schmerzen im Daumen? Daran könnte auch dein Smartphone schuld sein. Hier findest du Symptome und Erste Hilfe für die häufigsten Handykrankheiten.

1. Smartphone-Akne

Vor allem im Wangenbereich zwischen Wangenknochen und Ohr plagen dich Pickel und Mitesser? Dann könntest du an der sogenannten Handy-Akne oder „Phacne“ (aus Phone und Acne) leiden. Denn nicht nur Türklingen und Oberflächen sind ein Bakterienherd, auch das Smartphone-Display bietet perfekte Lebensbedingungen für Keime, Schmutz und Bakterien, die über die Hände übertragen werden. Etwa jedes sechste Handy ist sogar mit Fäkalspuren kontaminiert. Das Abhören einer Sprachnachricht am Ohr oder Telefonieren reicht also schon aus, um diesen Smartphone-Schmutz auf die Haut zu übertragen. Die Folge: Hautunreinheiten.  

Das hilft: Das A und O ist Hygiene: Wasche deine Hände mehrmals pro Tag gründlich mit warmem Wasser und Seife. Ist das unterwegs einmal nicht möglich, benutze ein Händedesinfektionsgel. Außerdem solltest du möglichst jeden Abend dein Mobiltelefon desinfizieren, zum Beispiel mit einem Mikrofasertuch und speziellen Display-Reinigern, um das empfindliche Display nicht zu beschädigen. Um den Kontakt zwischen Handy und Haut weitestgehend zu vermeiden, verwende beim Telefonieren Kopfhörer oder die Freisprechfunktion.

2. SMS-Daumen

Ständiges Tippen von SMS sowie Scrollen auf dem Handy kann zu einer Überbelastung der Daumen und schlimmstenfalls zu einer Sehnenscheidenentzündung führen. Der sogenannte „SMS-Daumen“ macht sich durch ziehende und stechende Schmerzen im Daumengelenk bemerkbar, die bis in den Unterarm ausstrahlen können.  

Das hilft: Solltest du Schmerzen im Daumen feststellen, braucht deine Hand vor allem Ruhe. Wenn es dir schwerfällt, das Handy länger beiseite zu legen, steige vom Tippen auf Sprachbefehle oder Voicemails um.

3. Handy-Nacken

Schaust du ständig mit gesenktem Kopf aufs Smartphone? Deinen Nacken wird das kaum freuen. Unser Kopf wiegt nämlich durchschnittlich vier bis sechs Kilogramm – je weiter du deinen Kopf nach vorne neigst, desto stärker wird dein Rücken belastet. Wenn du deinen Kopf beim Blick aufs Display um 45 Grad nach unten neigst, wirken bis zu 27 Kilogramm auf deinen Rücken, die Halswirbelsäule muss dieser hohen Kraft entgegenwirken. Die Folge: Muskelverspannungen, Nacken- und Schulterschmerzen sowie Kopfschmerzen, die sogar chronisch werden können. 

Das hilft: Einem Handy-Nacken kannst du vorbeugen, indem du das Mobiltelefon näher vor dein Gesicht hältst. So senkst du eher die Augen als deinen Kopf. Solltest du bereits an Nackenschmerzen leiden, können Dehnübungen helfen: Setze dich aufrecht hin und verschränke die Hände hinter dem Kopf. Ziehe nun mit deinen Armen den Kopf zur Brust und halte diese Position ca. 5 Sekunden, bevor du den Kopf wieder zurückführst. Wiederhole die Übung am besten fünf Mal.

4. Handy-Ellbogen

Wer leidenschaftlich gern Tennis spielt, kennt den sogenannten Tennisarm. Dieses Phänomen gibt es auch beim Telefonieren: den Handy-Ellbogen. Die Sehnenscheidenentzündung im Ellbogen bekommt man nicht nur vom Dauer-Telefonieren, sondern auch vom übermäßigen Spielen am Handy oder Computer (Gaming-Ellbogen), da der Arm ständig abgewinkelt und überlastet wird. Den Handy-Ellbogen erkennst du an einem Kribbeln im Unterarm, einem steifen Ellbogengelenk oder einem Taubheitsgefühl im kleinen Finger.

Das hilft: Deinen Ellbogen entlastest du, indem du beim Telefonieren Kopfhörer, Headset oder Freisprechfunktion verwendest. Alternativ solltest du den Arm beim Telefonieren alle zwei Minuten wechseln. Mit einer einfachen Übung kannst du die Sehnen zwischendurch dehnen: Nimm deine Finger und überstrecke dein Handgelenk.

5. Kurzsichtigkeit

Intensive Handynutzung kann durch den geringen Abstand zum Auge und die kleine Schriftgröße auch das Risiko für Kurzsichtigkeit erhöhen. Anders als beim Lesen von Zeitschriften oder Büchern, die wir etwa 40 bis 50 Zentimeter vom Auge weghalten, beträgt dieser Abstand beim Smartphone nämlich nur etwa 30 Zentimeter.

Das hilft: Stelle eine gut lesbare Schriftgröße und einen angemessenen Kontrast ein. Sorge für ausreichend Licht und vermeide es, dein Smartphone intensiv im Dunkeln zu nutzen. Auch mit kleinen Pausen, in denen du gezielt blinzelst oder den Blick in die Ferne schweifen lässt, kannst du Kurzsichtigkeit vorbeugen.

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Du verbringst zu viel Zeit mit deinem Handy oder leidest an einer der genannten Handykrankheiten? Höchste Zeit für einen Smartphone-Entzug! Wie du einer Handysucht vorbeugen kannst, verrät dir Experte André Dobrig mit ein paar simplen Alltagstricks

  • Schalte Benachrichtigungen von Apps aus, um die Reizüberflutung möglichst einzudämmen.

  • Lagere Funktionen aus, für die du nicht unbedingt dein Handy brauchst, verwende beispielsweise einen herkömmlichen Wecker. So kommst du nicht in Versuchung, gleich nach dem Aufstehen Nachrichten zu checken.

  • Bestimme zentrale Orte, an denen du dein Gerät bewusst nutzt und richte feste, handyfreie Zeiten ein.

  • Transportiere dein Handy im Rucksack statt in der Hosentasche.

  • Außerdem gibt es viele hilfreiche Apps, mit denen du dein Mediennutzungsverhalten kontrollieren kannst. Du kannst beispielsweise individuell die tägliche Verwendungsdauer bestimmter Inhalte selbst bestimmen. Sobald die Zeit abläuft, ist ein Zugriff auf die Inhalte unmöglich.

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Veröffentlicht am 24.02.2022

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