Warum Angststörungen kein Tabu sein dürfen

Redaktion
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Wenn jemand regelmäßig starke Angstreaktionen in ungefährlichen Situationen hat, spricht man von einer Angststörung. Auch viele junge Menschen sind von einer Angststörung betroffen, trauen sich aber nicht, darüber zu sprechen. Denn Angststörungen sind oft noch ein Tabuthema. Daher erklären Vivi und Marco in Podcast-Folge #14, warum es so wichtig ist, mit Ängsten offener umzugehen.

Das Gefühl von Angst zu verspüren, ist für Menschen ganz natürlich und auch wichtig. Im Normalfall warnt uns dieses Gefühl vor Gefahren. Der Körper wird dabei in Alarmbereitschaft versetzt und wir beginnen, geeignete Maßnahmen zu treffen, um der gefährlichen Situation zu entkommen.

Doch das Gefühl bei einer Angststörung wird von anderen Dingen getriggert und die betroffenen Personen können meist nicht mehr rational handeln. Angststörungen sind eine ernst zu nehmende Erkrankung und vielleicht hast du auch Betroffene in deinem Freundes- oder Familienkreis oder bist sogar selbst davon betroffen.

Leider sind Angststörungen aber häufig noch ein Tabuthema in unserer Gesellschaft. Hier erfährst du, was Angststörungen sind, wie man sie behandeln kann und wie du mit einem Test feststellen kannst, ob du an Angststörungen leidest.

Folge #14 Warum Angststörungen kein Tabu sein dürfen

Der Puls rast, das Herz schlägt schneller, die Gedanken überschlagen sich – Angst ist zwar kein schönes Gefühl, aber ein wichtiger Schutzmechanismus. Sie sagt uns: Pass auf, dir könnte gleich etwas passieren! Ist die Bedrohung vorüber, lässt die Angst wieder nach. Für Menschen mit einer Angststörung ist sie jedoch ein ständiger Begleiter im Leben. Jetzt reinhören!

Was ist eine Angststörung?

Angststörungen sind weit verbreitete psychische Erkrankungen, die das Leben von Millionen Menschen weltweit beeinflussen. Aktuelle Studien zeigen, dass etwa 15 von 100 Menschen in Deutschland darunter leiden. Damit gehören Angststörungen zu den häufigsten psychischen Erkrankungen.

Sie gehen über normale Ängste hinaus und können den Alltag und die Lebensqualität erheblich beeinträchtigen. Dabei ist eine Angststörung eine psychische Erkrankung, bei der Angstgefühle übermäßig stark, anhaltend und störend sind. Diese Angst kann irrational oder unverhältnismäßig zu der tatsächlichen Bedrohung sein, die von der Situation ausgeht.

Auch wenn das Gefühl von Angst oft nicht in Beziehung mit einer gefährlichen Situation auftritt, erleben betroffene Personen dieses Gefühl psychisch und körperlich sehr intensiv.

Die Symptome sind dabei ganz unterschiedlich: Herzrasen, Schweißausbrüche und Schwindelgefühle sind typisch. Auch Übelkeit, Zittern, Atemnot und verschwommenes Sehen oder ein Druckgefühl in der Brust oder im Kopf können auftreten.

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Welche Arten von Angststörungen gibt es?

Grundsätzlich wird zwischen Angststörungen mit erkennbarem Auslöser, wie beispielsweise einer Phobie, und der generalisierten Angststörung mit keinem erkennbaren Auslöser, wie etwa bei Sorgen, unterschieden.

Das sind einige der häufigsten Arten von Angststörungen mit den jeweiligen Ursachen und Symptomen:

  • Generalisierte Angststörung: 
    Personen mit generalisierter Angststörung erleben übermäßige und anhaltende Sorgen und Ängste bezüglich verschiedener Aspekte ihres Lebens, oft ohne einen spezifischen Auslöser. Diese Sorgen sind schwer zu kontrollieren und können zu körperlichen Symptomen wie Muskelverspannungen und Schlafstörungen führen.

  • Soziale Angststörung: 
    Menschen mit sozialer Angststörung haben übermäßige Angst vor sozialen Situationen und befürchten, von anderen negativ beurteilt zu werden. Dies kann zu sozialer Isolation führen.

  • Panikstörung:
    Eine Panikstörung ist gekennzeichnet durch wiederkehrende und unerwartete Panikattacken. Diese Attacken sind von intensiven körperlichen und psychischen Symptomen begleitet.

  • Agoraphobie: 
    Agoraphobie ist oft mit Panikstörung verbunden und bezieht sich auf die Angst vor Orten oder Situationen, in denen es schwer ist, zu fliehen oder Hilfe zu erhalten. Dies führt oft zu Vermeidungsverhalten.

  • Spezifische Phobien: 
    Bei spezifischen Phobien handelt es sich um übermäßige Ängste vor bestimmten Objekten oder Situationen, wie Flugzeugen, Spinnen oder Höhen.

  • Posttraumatische Belastungsstörung: 
    Eine posttraumatische Belastungsstörung tritt auf, nachdem jemand eine traumatische Erfahrung gemacht hat. Die Symptome umfassen Flashbacks, Albträume und extreme Angst.

Wie entsteht eine Angststörung?

Angststörungen sind komplexe psychische Erkrankungen, die sich aus einer Vielzahl von Ursachen und Faktoren entwickeln können. Es gibt keine einzelne Ursache, die allein für das Auftreten verantwortlich ist.

Stattdessen resultieren sie oft aus einem komplexen Zusammenspiel mehrerer Einflüsse von umweltbedingten als auch genetischen Faktoren. Hierzu lassen sich unter anderem genetische Veranlagungen, Urängste, die das Überleben in der menschlichen Geschichte gesichert haben, herausfordernde Lebenssituationen wie hoher Stress sowie ungünstig angeeignete Verhaltensmuster zählen.

Weitere Auslöser können eine psychische Veranlagung oder körperliche Erkrankungen wie Diabetes, aber auch (starker) Alkohol- oder Drogenkonsum sein.

Das Gefühl von aufkommender Angst zieht in vielen Fällen eine Panikattacke mit sich. Denn Menschen mit Angststörungen nehmen harmlose Situationen als Bedrohung wahr. Die Angst kann sich bis zur Panikattacke steigern. 

Selbsttest Angststörung

Der Selbst-Check: Wie kann ich eine Angststörung an mir selbst erkennen?

Mit Hilfe des Angststörung-Test GAD-7 (Generalized Anxiety Disorder 7) kann eine erste Selbstbeurteilung mit sieben Fragen durchgeführt werden. Mit dem Selbsttest kannst du überprüfen, wie oft du im Laufe der letzten 2 Wochen durch die folgenden Beschwerden beeinträchtigt warst:

Nachdem du den Fragebogen ausgefüllt hast, musst du die Punkte (0-3) der Antworten addieren. Der Gesamtwert kann dabei zwischen 0 und 21 liegen:

0–4 = Keine/kaum Angststörung

5–9 = Geringe Angststörung

10–14= Moderate Angststörung

15–21= Starke Angststörung

Bei akuten Problemen solltest du auf jeden Fall eine Fachkraft aufsuchen, um die benötigte Hilfe zu erhalten. 

Angststörungen: erkennen und behandeln

Wann wird aus Angst eine Angststörung? Erfahre hier mehr über unterschiedliche Formen der Erkrankung und Behandlungsmöglichkeiten. Mehr zum Thema Angststörungen

Angststörung behandeln

Oftmals befinden sich Betroffene bei einer Angststörung in einer Art Teufelskreis der Angst, in der es für einzelne sehr schwierig sein kann, aus diesem auszubrechen.

Zusätzlich kann es zu Isolation und auch Diskriminierung führen. In beiden Fällen solltest du dir externe Hilfe suchen. Im ersten Schritt kann der Weg zur Hausärztin oder zum Hausarzt schon hilfreich sein, um mögliche organische Ursachen abklären zu lassen.

Bei nicht ausreichender Erklärung sollte im weiteren Schritt eine Überweisung an eine psychotherapeutische oder psychiatrische Fachkraft erfolgen, um die Angststörung und dessen Ursachen erfolgreich behandeln zu können. Diese stellt nach einer Untersuchung dann gegebenfalls die Diagnose einer Angststörung und empfiehlt verschiedene Therapien.

Hier findest du Hilfe

Wenn du das Gefühl hast, selbst von einer Angststörung betroffen zu sein, kannst du dich an folgende Anlaufstellen wenden:

  • NAKOS

    NAKOS: Die Nationale Kontakt- und Informationsstelle zur Anregung und Unterstützung von Selbsthilfegruppen (NAKOS) ist die zentrale bundesweite Anlaufstelle für Selbsthilfe in Deutschland. Hier kannst du nach einer Selbsthilfegruppe in deiner Nähe suchen.

  • DASH: Der Deutsche Angst-Hilfe e.V. bietet viele Informationen zu Angsterkrankungen sowie eine Telefon- und Online-Beratung

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Veröffentlicht am 18.12.2023

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